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Kapitel 1

Blonde, hüftlange Locken, blaue Augen und ein einzigartiger Charakter - das war der Teufel höchstpersönlich. Ich, ich bin der Teufel höschspersönlich.
Ich lebte früher ganz normal mit Vater, Mutter und einer Schwester und einem kleinen Bruder. Ein ganz normaler Alltag. Vater war nie zuhause, und war froh, wenn er abends mit einer Bierflasche vor dem Fernseher saß - was weiß ich, was er sich da noch stundenlang ansah. Aber ich war mir sicher - er schaute bestimmt keine Soap, oder eine Dokumentation.
Mum arbeitete halbtags und war immer zuhause, wenn wir kamen. Das Essen war schon abgekühlt, es dauerte ja auch 2 Stunden von uns zuhause bis zur Schule. Mit dem Bus.
Wenn sie uns das Mittagessen auftat, stritten sich Dominik und Melissa und Mum bittet mich, sie auseinandezuhalten.
Ein Schritt vorwärts, beide auseinander schieben. Ducken, um nicht Dominiks Schlag abzubekommen. kurz nach rechts weichen und dann wieder ein Stück nach links - ja, so ging das immer.
Nach dem Mittagessen machten wir alle Hausaufgaben, und deshalb war es dann von 4 Uhr bis 4:30 Uhr totenstill. Das nutzte Mum aus, um sich ihre Doku-Soap, mit Teenagern die Probleme haben, anzusehen. Wahrscheinlich will sie die Teenager verstehen - aber war sie nicht selbst mal einer?

Ja, die guten, alten Zeiten. So friedlich. Aber hey - das Leben besteht aus Veränderungen. So natürlich auch meins. Aber ich weiß jetzt, dass meins die dramatischte und unglaubwürdigste Wendung nahm, wie es je ein anderes Leben tat.


Kapitel 2

11.Oktober- mein Tod. Oktober. Oktober. Oktober.
Ich weiß nicht, wieso alle den Oktober so schön finden.
Es kam so. Als ich abends nach hause kommen wollte, sah ich Männer Geld inihre Koffer stopfen - es war viel Geld. Ja, mehr als 100 ¤. Ich schätze 1.000.000 ¤. Ein maskierter Mann sah mich ansscheinend und zog mich in eine Gasse. Ich schrie und hatte Todesangst wie noch nie , doch er hielt mir den Dolch an den Hals und meine Stimme verstummte schlagartig. Ich spürte mein Blut den Hals herrunterlaufen.
Andere Männer kamen mit schwarzen Koffern. "Hast du das Geld?", fragte einer. Der zweite nickte. Sie wollten verschwinden, aber der eine Mann nahm seine Maske ab. Ich hielt inne. "Ron, was machst du da?", schrie der andere Mann, "Jetzt müssen wir sie kalt machen!" Ron seufzte und zog seine Pistole.
Ich zitterte und man konnte mein Herz schlagen hören. Adrenalin. Adrenalin. Adrenalin.....
Ein Schuss. Vielleicht auch zwei. Ich hörte nur einen, dann wurde ich ohnmächtig. Und ich spürte nichts mehr. Nichts.
Ich denke heute noch lange über meinen Tod nach, wieso es überhaupt so gekommen war. Wäre ich zuhause geblieben, und hätte auf Dominik und Melissa aufgepasst, wäre das alles nicht pasiert. Ich wäre noch da unten, und würde irgendetwas studieren wollen. Aber das kann ich nun nicht mehr. Diese Killer haben mir mein Leben zerstört.
Auf irgendeine Art und Weise, konnte ich trtzdem sehen, was weiterhin geschah. Die Tränen meiner Eltern, meinen Sarg. Alles konnte ich sehen. Nur meine Leiche nicht.
Vielleicht wollte ich sie ja auch gar nicht sehen.

Auf meiner Beerdigung trugen alle Schwarz. Selbst Melissa und Dominik, obwohl sie nicht dabei waren. Sie waren noch zu jung und saßen zuhause. Sie stritten sich nicht. Sie wussten wahrscheinlich noch gar nicht,was passiert war. Ich denke, dass Mum es ihnen noch nicht sagen wollte, deshalb sagte sie jedes Mal, wenn Dominik oder Melissa fragte:"Marie kommt nicht wieder. Sie ist weit weg. Sie musste das tun. Aber sie wird immer bei dir sein." Werde ich das wirklich?

Ich war sehr nervös und meine Beine zitterten, als der Sag in die Grube gelassen wurde. Jetzt sehe ich meine eigene Beerdigung. Aber wieso? Was ist eigentlich los hier?
Plötzlich - es waren gerade mal 3 Tage vergangen - war ich nicht mehr auf der Erde. Oder war die Erde nicht mehr bei mir?
Ich war in einer düsteren Stadt, die zugleich auch hell war. Ich fragte mich: wie kann das sein? Heute weiß ich die Andwort.
Lauter Menschen waren hier, alte Menschen, junge Menschen und sogar Babys. Überwiegend aber alte Menschen. Wo war ich?
Laute und leise Musik wurde gespielt als ich mich umsah. Alle Menschen starrten mich an und ich ging vorwärts. Meine Beine hatten ihren eigenen Willen und führten mich in eine neutrale Kammer. Ich wurde begrüßt, gesegnet, und mir wurde erklärt, was los war.
Ich war tot.
Tot.Tot.Tot.
Ich war tot und in dem Palats der Entscheidung. Hier musste ich beweisen, ob ich in den Himmel, oder in die Hölle gehörte. Eine Frage verbreitete sich lautlos und schnell in mir: Wie? Wie woll ich mich beweisen? Und wieso?
In diesem Augenblick vermisste ich Mum, Dad - auch wenn wir ihn kaum sahen-, Dominik und Melissa. Sie waren mir nah, aber doch ganz fern.
War ich gut, oder böse?
Etwas durchzuckte mich, als ich die fade und hohle Stimme hörte. Ich wollte weg. Nach hause. Und bei meiner Familie sein.
Ein Gedanke wurde mir klar: Ich werde alles dafür tun, um mich bei Ron und seinem Kollegen zu rächen.

Mein erster Tag in der Schule - ja es gibt eine Schule! - verlief nicht schlecht, abgesheen davon, dass es mein Erster war. Grafiti bemalte Wände, laute Musik - die Schule. Einerseits war die Schule außergewöhnlich, und ich vermisste die ''normale Schule'' mit den ''normalen Lehrern'', andererseits war das hier doch ein wenig cooler. Lässige Lehrer, Musik hören - mitten im Unterricht! - und keine Hausaufgaben. Der Himmel - oder doch die Hölle?
Ich wusste nicht, wann ich mich entscheiden musste, oder was ich tun musste, um in den Himmel zu kommen. Das machte mir alles ein wenig schwerer. Auf dem Rückweg in mein Zimmer - ich wohnte auf einem Internat, die Zimmer waren riesengroß, und doch klein - sah ich Mr. Fitzroy, einer aus unserer Straße, der letzten Monat gestorben war.

Die Tage vergingen wie im Flug, und obwohl ich meine Familie immer mehr vergaß, dachte ich, es sei besser so. Vergessen ist Gold wert - vergessen ist Leben wert.
Ich hatte eine Freundin gefunden - Danni. Ich hatte sie nie bemerkt, unscheinbar wie sie war, aber sie ging auf meine ehemalige Schule. Desto mehr wir uns anfreundeten, und desto größer das Band zwischen uns wurde, umso mehr brach mir das Herz bei dem Gedanken, dass sie in den Himmel kommen könnte und ich in die Hölle. Das wir uns nie wiedersehen würden. Nie wieder.
Ich hätte sie fragen können, ob sie weiß, was man tun muss, um in den Himmel zu kommen, immerhin wurde sie von einem Serienkiller getötet, der sein Unwesen trieb, und deswegen war sie ein paar Wochen früher hier, als ich. Aber ich tat das nicht - ich traute mich nicht.

Damals konnte ich noch nicht ahnen, was alles geschehen würde, nach meinem Tod. Aber das Leben besteht aus Veränderungen. Das Leben liebt Veränderungen.
Danni und ich gingen oft durch die „Stadt“, machten uns über die Leute lustig, die hierherkamen. Obwohl wir die Stadt gut genug kannten, etwas anderes konnte man hier nicht machen - dachte ich. Und obwohl es mir schwerfiel, meine Familie und mein Leben zu vergessen, schien es doch die einzige Möglichkeit zu sein, die nicht schmerzhaft war.
Danni und ich hatten hier viel Spaß. Besonders mit „Monster-Hunter“ war es hier oben sehr witzig. Überall tobten kleine Monster herum, die man fangen konnte. Das war Dannis Lieblingsbeschäftigung.

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Tag der Veröffentlichung: 06.10.2011

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