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Es ist ein Morgen, wie jeder andere. Der Wecker klingelt gegen neun, das Zimmer wird von schwachem Licht erhellt, die Auto´s auf der Straße bieten die gewohnte Geräuschkulisse und der kleine Dackel von nebenan bellt auch wie immer.
Melinda setzt sich verschlafen in ihrem Bett auf und reibt sich mit den Händen über´s Gesicht. Sie hat wieder schlecht geschlafen und ist froh, die gewohnten Geräusche zu hören, die ihr ein Gefühl von Sicherheit geben. Sie schlägt die Bettdecke zur Seite und steht auf. Wie jeden Morgen geht sie zum Fenster rüber, um die Jalousien hochzuziehen. Es ist ein klarer, kühler Morgen. Als sie das Fenster öffnet, weht ihr eine erfrischende Brise entgegen. Melinda streckt sich gähnend und geht durch den Flur rüber in´s Bad.
Während sie sich die Zähne putzt, geht sie in Gedanken durch, was sie heute dringend erledigen muß. Da wäre zum Beispiel der Gang zur Post, um ein Paket abzuschicken. Einkaufen muß sie auch noch. Sie spuckt aus und spült sich den Mund. Dann frisiert sie ihre Haare zu einem Zopf, der ihr bis zu den Schulterblättern reicht. Sie wäscht ihr Gesicht und cremt es dann mit einer Lotion ein, die einen feinen Duft von Vanille verteilt. Nach einem erneuten Blick in den Spiegel nickt sie zufrieden und geht zurück in ihr Schlafzimmer. Sie schüttelt das Kissen und die Bettdecke auf, streicht alles schön glatt und geht in die Küche, die eine Tür weiter links neben dem Schlafzimmer liegt.
Frühstücken tut sie eigentlich kaum etwas, weil sie morgens immer spät dran ist, aber da sie jetzt erstmal Urlaub hat, macht sie es sich mit Toast, Marmelade und Kaffee am Tisch bequem. Das Radio läuft im Hintergrund und sie hört sich den Wetterbericht an. Es wird ein kühler Tag, größtenteils trocken und mit etwas Sonne. Herbstwetter eben.

Nachdem Melinda in aller Ruhe gefrühstückt hat, geht sie sich umziehen. Es ist inzwischen kurz vor elf und sie hat noch eine Menge Dinge zu erledigen. Sie zieht sich ihre Schuhe und ihren Mantel an, sieht in ihrer Handtasche nach, ob sie alles wichtige dabei hat, klemmt sich das kleine Paket, das sie zur Post bringen muß, unter den Arm, zieht ihren Schlüssel aus dem Türschloß und öffnet die Haustür.
Als sie auf den Flur raussieht, bleibt sie plötzlich wie angewurzelt stehen. Ihr Herz hämmert laut und schnell in ihrer Brust. Melinda atmet tief durch. Vor ihren Augen tanzen kleine Sterne und ihr wird schwindelig. Sie schließt die Tür wieder und geht zurück in die Küche, wo sie sich auf einen der Stühle setzt. Schlagartig geht es ihr besser. Du meine Güte, was war das denn ...!?
Ein paar Minuten verstreichen. Dann steht Melinda auf und geht wieder zur Haustür. Sie öffnet die Tür und tritt auf den Flur. Die Tür stößt leicht gegen ihren Rücken, als sie hinter ihr in´s Schloß fällt. Melinda sieht sich um. Es ist alles normal, es geht ihr gut. Sie seufzt erleichtert und macht sich auf den Weg.

Sie geht zur Post und schickt das Paket ab. Danach geht sie in die Innenstadt, um ihre Einkäufe zu erledigen. Sie kommt gerade aus einer kleinen Nebenstraße, als ihr Herz wieder anfängt schnell und laut zu schlagen. Melinda bleibt stehen und lehnt sich gegen einen Fahrradständer, der vor einer kleinen Bäckerei steht. Sie sieht die Leute an, die an ihr vorbeigehen. Plötzlich hat sie das Gefühl, das alle sie anstarren würden. Ein älteres Paar sieht sie an. Die Frau wendet sich ab und spricht kurz mit dem Mann. Dann sehen beide zu Melinda und lächeln amüsiert. Melinda umklammert mit ihrer Hand fest den Ständer. Sie versucht ruhig zu atmen, aber ihr Herz pocht so, das sie regelrecht schnaufen muß, um überhaupt Luft zu bekommen.
" Ist mit ihnen alles in Ordnung ?"
Melinda sieht erschrocken neben sich. Eine junge Frau steht neben ihr und sieht sie fragend an.
" Ich ..."
Melinda´s Stimme zittert.
" Nein, ich fühle mich ... mir ist ganz ..."
" setzen sie sich doch einen Moment, dann geht es ihnen sicher besser "
die junge Frau nimmt Melinda´s Arm und führt sie in die Bäckerei. Sie setzen sich an einen der Tische. Melinda ist überrascht und vollkommen verstört. Sie versteht nicht, was mit ihr los ist. Sie atmet immer noch sehr schnell und sieht sich in dem kleinen Laden um. Sie hat das Gefühl, als würden die Wände immer dichter kommen. Es scheint so, als würde der Laden immer kleiner werden. Melinda springt erschrocken auf und läuft zurück auf die Straße. Die Rufe der jungen Frau hört sie, aber sie will nur noch weg von hier.

Sie läuft durch die Straßen und rempelt in ihrer Panik viele Leute an, die ihr teilweise richtig wütend hinterherrufen. Melinda nimmt das jedoch kaum wahr. Sie ist wie im Fieber, alles flackert vor ihren Augen, ihr Herz hämmert, kleine Schweißtropfen laufen ihr über´s Gesicht.
Mein Gott, warum hilft mir denn niemand ?! Ich muß hier raus, ich will nach Hause!
" hey, passen sie doch auf !"
Ein Mann sieht Melinda böse an. Sie starrt ihn fragend an. Dann sieht sie die Frau, die zu ihren Füssen liegt und mit schmerzverzerrtem Gesicht ihren Arm festhält. Melinda muß sie umgestoßen haben, ohne es zu bemerken.
" es tut mir Leid, ich ..."
der Mann unterbricht sie wütend " machen sie gefälligst ihre Augen auf, wenn sie schon wie ein aufgeschrecktes Huhn durch die Gegend laufen !"
Melinda sieht den Mann an. Ihr steigen Tränen in die Augen. Sie kann sich kaum noch auf den Beinen halten und geht mit zitternden Knien weiter. Sie sieht sich dabei suchend nach einem Ausweg um. Wo geht es hier raus - ich will nach Hause ...
Plötzlich bleibt Melinda stehen. Sie lehnt sich an eine Mauer und sinkt weinend in die Knie. Als sie auf dem Boden liegt, rollt sie sich schluchzend zusammen. Um sie herum wird es dunkel, Stimmen hallen in ihrem Kopf, ihr Herz pocht so stark gegen ihre Brust, als wolle es zerspringen. Sie ruft mit atemloser Stimme immer wieder " Warum hilft mir denn keiner !?"

" Melinda! Melinda! Sieh mich an!"
Melinda ist schweißgebadet, als sie die Augen öffnet und ihren Mann ansieht, der neben ihr im Bett sitzt und sie besorgt ansieht.
" was ist denn passiert ...?"
" Du mußt geträumt haben ... du hast geschrien"
Melinda setzt sich auf und atmet tief durch " ja, ich habe wohl schlecht geträumt ..."
Sie sieht auf den Wecker. Es ist Zeit zum aufstehen. Sie schlägt die Bettdecke zur Seite und steht auf. Wie jeden Morgen geht sie zum Fenster rüber, um die Jalousien hochzuziehen. Es ist ein klarer, kühler Morgen. Als sie das Fenster öffnet, weht ihr eine erfrischende Brise entgegen. Melinda streckt sich gähnend und geht durch den Flur rüber in´s Bad ...

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Tag der Veröffentlichung: 06.03.2011

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