"Nein, nein, nein, wie kannst du mir das nur antun?", mit weit aufgerissenen Augen sah ich sie an. "Hey, na komm schon Maya, es ist ja nur für ein Jahr".
Erschrocken und wütend zugleich starrte ich auf das Papier, das uns nun für ein ewig langes Jahr trennen würde. Ich konnte einfach nicht glauben dass meine beste Freundin nach England abhauen wollte. Okay, das wäre ja schon in Ordnung, aber ohne mich! Wir beide, getrennt für ein Jahr!
Lolitta setzte sich zu mir aufs Bett. Sie strich mir eine feine rote Strähne aus dem Gesicht. "Du wirst schon ohne mich auskommen. Und in Kontakt bleiben wir eh egal wie viele tausend Kilometer uns trennen", redete sie mir schonend ein. Aber mir war gar nicht nach getröstet zu werden zumute. Ich sah in ihre liebevollen grossen wunderschönen Augen und der Knoten in meinem Bauch löste sich allmählich ein wenig. Doch der Gedanke, dass ich ihn für ein ganzes Jahr nicht mehr zu Gesicht bekommen würde, liess den Knoten wieder zusammenziehen. Doch es war nicht nur diesen Blick, sie war es die meinem Leben den gewissen Tritt in den Hintern gegeben hat. Hätte ich sie nicht getroffen wäre ich wahrscheinlich immer noch die schüchterne Brillenschlange die alle übersehen und niemandem wirklich auffällt. Es waren schon sechs Jahre vorbei als Lolitta neu in meine Klasse kam sich zufällig neben mich setzte. Wobei sie immer behauptete es wäre kein Zufall gewesen und es schon vor langer Zeit so bestimmt sei. Auf jeden Fall verstanden wir uns auf Anhieb gut, sodass daraus und natürlich durch die vielen Friseur- und Stylistenbesuche die grosse Freundschaft und eine linsentragende modebewusste junge Frau wurde, mit einem neuem Haarschnitt, durch den mein feines rotes Haar nun voluminös war. Ich hatte ihr vieles zu verdanken und wollte sie auf keinen Fall verlieren, nein! Wut stieg in mir auf. "Ja natürlich!", erwiderte ich sarkastisch. "Ich weisch schon wie das herauskommt du wirst neue Freunde finden und Partys feiern, während ich hier ganz allein auf deine nicht kommenden E-mails warte. Nein danke!" Ich schnappte mir meine braune Henkeltasche und verliess ihr Zimmer erhobenen Hauptes und stapfenden Schrittes.Soll sie doch gehen ist mir doch egal. Ich brauch sie nicht! Ich brauch sie nicht! Tief in meinem Innern aber schrie es das Gegenteil.
Wie immer nach einem Streit kam die Versöhnung. Doch anders als sonst fiel sie eher trocken aus, denn nun war wirklich klar, dass nach der Versöhnung die Trennung kam. Wir telefonierten noch lange an diesem Abend, diskutierten über das schlechte Wetter in England und wie wir Tag und Nacht in Kontakt bleiben könnten. Nach endlosem Gerede und vielen Ermahungen meiner Mutter zur hohen Handyrechnung, legte ich schliesslich, den Trost von meiner Sehle geredet, den Hörer auf.
Am nächsten Morgen stand ich müde auf. Ich hatte schlecht geschlafen und dunkle Augenringe zeichneten sich auf meiner hellen Haut. Kurzerhand griff ich zur Puderdose, schmierte mir ein bisschen ins Gesicht und blickte zufrieden in den Spiegel. Ich hatte zwar keine Ahnung von Make-up und auch nicht was man im Falle von Augenringen benutzt, war deshalb umso überraschter als ich ein zufriedenstellendes Ergebniss im Spiegel vorfand. Erleichtert verliess ich das Haus und lief richtung Schule. Pünklich wartete Lolitta stand schon da und wartete auf mich. Bei meinem Anblick begann sie schpn zu lachen. "Schätzchen, Puder ist nicht da, um Augenringe zu kaschieren" Ich schaute sie erschrocken an und sie antwortete mir sogleich das es aber nicht schlimm aussähe. Schliesslich musste auch ich über mein Missgeschick lachen und betrat gemeinsam mit Lolitta das Schulgebäude.
Tag der Veröffentlichung: 16.08.2011
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