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Christliche Meditationen

 

 

 

 

 

C h r i s t l i c h e      M e d i t a t i o n e n

 

 

 

 

 

 

 

Wortmeditationen

 

 

Meditationen der Stille

 

 

 

 

Ein persönlicher Begleiter durch den christlich gestalteten Alltag

 

Klaus Emmerich

 

 

C H R I S T L I C H E M E D I T A T I O N E N

 

Ü b e r b l i c k

 

 

 

 

W o r t m e d i t a t i o n e n

 

 

 

... behandeln Worte der Bibel und Worte christlicher Gottesdienste

 

... möchten über Auseinandersetzung mit dem Wort Gott Vater und Christus erschließen

helfen

 

... vermitteln zentrale Fragen des christlichen Glaubens und des Anliegens Christi an uns

Glaubende

 

... rufen uns Christen zu gläubiger Nachfolge auf.

 

 

 

M e d i t a t i o n e n    d e r    S t i l l e

 

 

 

 

 

... konzentrieren sich auf wenige Gedanken und Fragen

 

... helfen, Gott im alltäglichen Leben spürbar zu erfahren

 

... schaffen Vertrauen und Kraft für ein christliches Leben

 

... lassen verspüren, mit welcher Liebe Gott uns begegnet

 

... unterstützen dabei, Klarheit über den persönlichen Glauben zu gewinnen

 

... heben die Besonderheit des Augenblicks hervor, der zentral unser Zuhören,

Empfangen und Wirken bestimmt.

 

 

Wortmeditationen

 

W o r t m e d i t a t i o n e n

 

 

G o t t    u n d    V a t e r ,    w e r    b i s t    D u ?

 

 

Eine Meditation über die "Ich bin" - Worte Gottes im Alten Testament

 

Gebet

 

Gott und Vater, wer bist Du?

Immer wieder suche ich Dich.

Geheimnisvoll stehst Du vor mir,

manchmal groß und schier unerreichbar,

in deinem Willen kaum durchschaubar,

manchmal ganz nah,

mir ganz persönlich zugewandt,

voller Güte, voller Liebe, voller Barmherzigkeit.

Wer bist Du nun wirklich?

Woran kann ich mich halten?

 

- Stille oder Musik -

 

Hier ist meine Antwort, Du Fragender:

Ich bin für Dich da,

für Dich

für alle Menschen

für die ganze Schöpfung

Ich bin für Dich da.

 

Nimm mich an, so wie ich bin, denn ohne mich könntest Du nicht sein. Weil ich Dich liebe, bin ich Dir Weg, Ziel und noch viel mehr. Höre auf

meine Worte, und Dein Leben wird Sinn erfahren.

 

Ich bin der Herr, Dein Gott. (Jesaja 44, 5)

Ich bin der Erste, und ich bin der Letzte, außer mir ist kein Gott. (Jesaja 44, 6-7)

Ich bin der ich bin da. (Exodus 31, 15)

Ich, ich bin der Tröster. (Jesaja 51, 12)

 

- Stille oder Musik -

 

Ich bin der Herr, Dein Gott (Jesaja 44, 5)

 

... denn durch mich wurdest Du geschaffen. Gebe Dich meinen Worten ganz hin, wie der Diener den Weisungen des Herrn, und Dein Leben wird Erfüllung erfahren. Denn in mir ist die Wahrheit, das Licht und das Leben. Weil ich Dich liebe, möchte ich, dass auch Du mich und Deinen Nächsten liebst. Ich selber führe Dich in Deinem Leben, ich selber zeige Dir den Weg der Liebe. Hab Vertrauen und folge mir! Dein Leben wird gut und voller Freude sein.

 

- Stille oder Musik -

 

Ich bin der Erste, und ich bin der Letzte, außer mir ist kein Gott. (Jesaja 44, 6-7)

 

Als ich war, warst Du noch nicht auf Erden, und wenn ich sein werde, wird Dein Leben schon erloschen sein. Doch ich bin und bleibe bei Dir, wenn auch Du bei mir bleibst, in Deinem Leben, Denken, Lieben und Wirken. Du darfst Dir viel wünschen, Ehe, Haus, Erfolg und Besitz, aber fordere sie niemals ein! Mache sie niemals zum Ziel Deines Lebens , sonst versperren sie Dir den Blick zu mir! Dann gibt es andere Götter für Dich, dann wird Deine Liebe zu mir enden. Ich aber sage Dir: "... außer mir ist kein Gott." Hab Vertrauen und bleibe in mir! Wenn Du dies beachtest, wirst Du mich wiederfinden am jüngsten Tag.

 

- Stille oder Musik -

 

 Ich bin der ich bin da. (Exodus 31, 15)

 

Ich bin für Dich da, zu allen Zeiten, in Freude und Schmerz. Mag es Dir noch so schlecht ergehen, so habe doch die Gewissheit, dass ich Dich begleite. Ich habe Dich nicht geschaffen, um Dich zu bestrafen oder zu vernichten. Kein Leid soll Dir widerfahren, ohne dass es Dir Weg-weiser zu mehr Reife, Weisheit und Liebe sei. Wenn Dir etwas sehr weh tut, dann sage ich Dir:

 

Lausche auf meine Stimme.

Wache und bete.

 

Suche nach dem Grund Deines Schmerzes, und Dein Leben wird fruchtbar:

 

vom Ich zum Du

vom Du zum Sein

vom Sein zu Gott.

 

- Stille oder Musik -

 

Ich, ich bin der Tröster. (Jesaja 51, 12)

 

Ich weiß, dass Dein Weg steinig ist. Viele Erfahrungen der Trauer, der Anfeindung und des Scheiterns verfolgen Dich. Doch bitte ich Dich: Hab Vertrauen zu mir! Ich, Dein Gott, bin gekommen, um Dich zu trösten. Wenn Du von all Deinen Vorstellungen loslässt, wenn Du Dich einlässt auf das Schicksal, das ich Dir zugedacht habe, dann wird Frieden in Deine Seele einkehren. Zwar wird Dir nicht alles Leid genommen sein, doch ich gebe Dir die Kraft, es zu tragen. Dann wird auch die Zeit kommen, an der Du in Deinem Leiden gewinnst und es in Liebe überwindest. Dann kehrt ein Stück Himmel auf Erden ein, ein Himmel, den ich Dir aus ganzem Herzen wünsche. Aus Liebe bin ich bei Dir bis ans Ende Deiner Tage.

 

- Stille oder Musik -

 

 

J e s u s, W e r b i s t D u ?

 

 

Eine Meditation über die "Ich bin" - Worte Jesu im neuen Testament

 

 

Jesus, wer bist Du?

Wer bist Du für uns Christen,

wer bist Du für die ganze Menschheit,

wer bist Du für mich?

 

Immer wieder suche ich Dich,

im Alltag,

im Gottesdienst,

in meinem persönlichen Glauben.

Manchmal erscheinst Du mir sehr nahe,

dann vernebelt sich Dein Angesicht - ein ständiges Suchen und Ringen!

Sage mir, Jesus, wer bist Du?

 

- Stille oder Musik -

 

Hier ist meine Antwort, Du Fragender.

Du kennst sie bereits aus dem neuen Testament.

 

Ich bin das Brot des Lebens (Joh 6, 35)

Ich bin das Licht der Welt (Joh 8, 12)

Ich bin die Tür (Joh 10, 9)

Ich bin der gute Hirt (Joh 10, 11)

Ich bin die Auferstehung und das Leben (Joh 11, 25)

Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben (Joh 14, 6)

Ich bin der wahre Weinstock (Joh 15, 1)

Ich bin ein König (Joh 18, 37)

 

Schau auf meine Worte,

bewege sie in Deinem Herzen,

und Du wirst mich ein Stück tiefer erkennen!

 

- Stille oder Musik -

 

Ich bin das Brot des Lebens (Joh 6,35)

 

"Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, ich gebe es hin für das Leben der Welt. ... Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag." (Joh 6, 51 und 54)

 

Mein ganzes Leben lang habe ich meinen Leib hingegeben, um das Leben und die Liebe zu verkünden. Das war Liebe bis zum Äußersten, auch in Zeiten höchster Anfeindung, ja im Angesicht des Todes. Die Liebe wurde so unsterblich, nicht einmal der Tod kann sie noch antasten. Das ist die Gewissheit, die ich der ganzen Menschheit aus meinem Kreuzestod gegeben habe. Und so fordere ich Dich auf, an meinem Abendmahl teilzunehmen. Indem Du mich einlässt, sagst Du "Ja" zu meiner Liebe. Sehr bald wirst Du spüren, welches Brot ich einem persönlichen Leben werde, wenn Du mir nachfolgst:

 

Ausgeglichenheit, Sinngebung, Liebe und Erfüllung werden Dein Leben bestimmen. Das ist die Dimension des Brotes, das ich selber bin.

 

- Stille oder Musik -

 

Ich bin das Licht der Welt (Joh 8, 12)

 

"...Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis untergehen, sondern das Licht des Lebens haben." (Joh 8, 12)

 

Komm, öffne Deine Augen!

 

Kein Suchen soll Dich mehr plagen, keine Verzweiflung mehr verfolgen, keine Trauer mehr lähmen, keine Verletzung mehr niederdrücken. Dein Leben wird äußerlich nicht leichter werden, aber ich richte Dich auf. Mein Licht wird das Dunkel Deiner Seele erleuchten, damit Dein Weinen ein Ende hat. Dein Leben wird Sinn und Erfüllung erfahren, wenn Du mir nachfolgst - das ist die Botschaft meines Lebens.

 

- Stille oder Musik -

 

  

Ich bin die Tür (Joh 10, 9)

 

"Geht durch das enge Tor! Denn das Tor ist weit, das ins Verderben führt, und der Weg dahin ist breit, und viele gehen auf ihm. Aber das Tor, das zum Leben führt, ist eng, und der Weg ist schmal dorthin, und nur wenige finden ihn." (Mt 7, 13)

 

"Ich bin die Tür. Wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weide finden ... Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben." (Joh 10, 9)

 

Zweifelst Du an meiner Botschaft? Ringst Du mit meinen Ansprüchen? Warum nur?

 

Sicher sind meine Anforderungen an Dich groß, schier unermesslich groß. Denn ich habe gesagt:

 

"Leistet den, der Euch etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn Dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin". (Mt 5, 39)

 

Oder auch:

 

"Liebt Eure Feinde und betet für die, die Euch verfolgen." (Mt 5, 44)

 

Und schließlich:

 

"Liebt einander, so wie ich Euch geliebt habe. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt." (Joh 15,

12-13)

 

Aber habe ich nicht trotz dieser hohen Ansprüche angedeutet, dass deren Erfüllung Dir Heil und Leben schenken wird, und dass ich Dir Kraft auf Deinem Weg schenken werde?

 

"Macht Euch nicht Sorge und sagt nicht: Was werden wir essen, was werden wir trinken, womit werden wir uns bekleiden? ... Sucht zuerst sein Reich und seine Gerechtigkeit, und dies alles wird Euch dazugegeben werden." (Joh 6, 31-33)

 

Mir geht es nicht darum zu vernichten, sondern aufzurichten!

 

"Der Geist des Herrn ruht auf mir: denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht: damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe." (Lk 4, 18-19)

 

Komm, hab Vertrauen, öffne Dein Herz und lass Dich auf mich ein. Dein Lohn wird das Himmelreich sein.

 

- Stille oder Musik -

 

Ich bin der gute Hirt (Joh 10, 9)

 

Hast Du noch Zweifel an meiner Botschaft? Hast Du noch Angst, mir zu folgen? Dann halte still und höre zu, was ich Dir noch einmal sagen möchte:

 

"Der gute Hirte gibt sein Leben hin für seine Schafe." (Joh 10, 9)

 

 

Am Kreuz habe ich den Tod erlitten, aus Liebe zu Dir, aus Liebe zur ganzen Menschheit. Was kann ich noch tun, um Dein Vertrauen zu gewinnen?

 

Hab keine Angst, ich bin immer bei Dir!

 

- Stille oder Musik -

 

Ich bin die Auferstehung und das Leben (Joh 11, 25)

 

"Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben." (Joh 11, 25-26)

 

Ich habe Dir gesagt:

 

"Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen, und er wird noch größere vollbringen, denn ich gehe zum Vater." (Joh 14, 12)

 

Steh auf und folge mir nach! Dann wirst auch Du ein Licht in dieser Welt. Dann darfst auch Du - nach meinem Beispiel - heimkehren zu Gott.

 

- Stille oder Musik -

 

Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben (Joh 14, 6)

 

"Niemand kommt zum Vater außer durch mich. Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen." (Joh 14, 6-7) Viele Wege stehen Dir offen. Du hast die Wahl, doch nur ein Weg führt zum Vater. Es ist ein Weg des Gebens, auf dem Du nicht mehr danach fragen wirst, was Dir zurückgegeben wird. Diesen Weg habe ich Dir durch mein Leben vorgelebt, ein Leben, das Hingabe, Anteilnahme, Güte und Klarheit verkörpert.

 

Folge in Freiheit meinem Weg. Weil er wahrhaftig zum Vater führt, ist er Wahrheit und Leben zugleich. Er lässt Dein Leben an der Herrlichkeit Gottes teilhaben.

 

- Stille oder Musik -

 

Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Winzer (Joh 15, 1)

 

"... Ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt, und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht, denn getrennt von mir könnt Ihr nichts vollbringen ... Mein Vater wird dadurch verherrlicht, dass Ihr reiche Frucht bringt und meine Jünger werdet." (Joh 15, 5 und 8)

 

Auch ich wollte und musste reiche Frucht bringen, dem Willen meines Vaters gemäß. Dies war meine Bestimmung, der Sinn und Auftrag meines Lebens.

 

Und Du? Du suchst, weil auch Dein Leben nach Erfüllung strebt. Erfüllung aber wirst Du nur finden, wenn es Dir gelingt, den Willen Gottes zu erkennen und zu vollenden. Dann hat Dein Leben einen Sinn, dann werden Deine Sehnsüchte gestillt. Weil ich Dich liebe - wie jeden Menschen auf dieser Welt - habe ich Dir in meinem Leben ein Beispiel gegeben. Noch einmal reiche ich Dir die Hand, komm folge mir nach!

 

- Stille oder Musik -

 

Ich bin ein König (Joh 18, 37)

 

"Mein Königtum ist nicht von dieser Welt." (Joh 18, 36)

 

Täusche Dich nicht! Suche die Erfüllung nicht in Anerkennung, Macht und Wohlstand. Das sind die Reichtümer dieser Welt. Sie werden buchstäblich erkämpft - was Du erhältst, fehlt Deinem Nächsten.

 

Darum lasse los von den Ansprüchen und Vorstellungen dieser Welt! Strebe nach Höherem! Lebe bedingungslos die Liebe! Lebe sie auch, wenn Du ausgenutzt wirst, oder Menschen Dich als Träumer verachten. Dafür hat Deine Liebe Bestand. Deine Nachfahren werden sie weiterleben, bis ans Ende der Welt. Dann aber wird mein Königtum Wirklichkeit werden, dann werden wir beim Vater vereint sein, Du und ich. Dies wünsche ich Dir von Herzen, dafür habe ich gelebt.

 

- Stille oder Musik -

 

Meine Antwort war umfassend. Und doch lässt sie sich kurz und präzise ausdrücken. Vielleicht lässt Du meine Worte noch eine Weile in Dir ruhen und reifen. Werde einfach still, wenn ich Dir noch einmal sage:

 

Ich bin das Brot des Lebens (Joh 6, 35)

Ich bin das Licht der Welt (Joh 8, 12)

Ich bin die Tür (Joh 10, 9)

Ich bin der gute Hirt (Joh 10, 11)

Ich bin die Auferstehung und das Leben (Joh 11, 25)

Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben (Joh 14, 6)

Ich bin der wahre Weinstock (Joh 15, 1)

Ich bin ein König (Joh 18, 37)

 

 

A d v e n t s b e s i n n u n g

 

 

Dein Weg zu Christus

(Meditation in 10 Wegstrecken)

 

 

1. Wegstrecke : Freiheitsdrang

 

Glaube, warum ?

Hoffnung, wozu ?

Beten, weshalb eigentlich ?

Bin nicht ich selber es, der die Welt gestaltet und verändert? Kann ich nicht mit Recht stolz auf meine eigene Leistung sein, in Ausbildung, Beruf, Familie und Besitz?

Und wo ist denn unser Christus, wenn unschuldige Menschen in Kriegen sterben, wenn Kinder Hunger leiden, wenn Ausländer

ausgestoßen werden? Ist es da nicht besser, wenn die Menschen ihre Probleme selber in die Hand nehmen, anstatt auf Gottes Hilfe zu bauen ?

 

- Stille oder Musik -

 

Joh 1, 10 - 12

"Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannt ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu sein."

 

Warum bist Du nur so stolz? Warum weist Du Christus, Deinen Erlöser ab? Siehst Du denn nicht, wie er zu uns kam,

klein und ohne jeden Herrscheranspruch? Erkennst Du nicht an, dass er sich mit Deinem Leid solidarisierte, ja dass er selber bittere Armut annahm, um Dir in der Gestalt eines leidenden Menschen nahe zu sein?

 

- Stille oder Musik -

 

2. Wegstrecke : Verzweiflung

 

Mein Herz ist verzweifelt. Warum nur musste mein Freund sterben? Was habe ich getan, dass ich an einer so schweren Krankheit leiden muss? Wie konnte es geschehen, dass ich mich in eine so schwere Schuld verwickelte? Warum nur musste meine Partnerschaft scheitern?

 

Fragen über Fragen, und Du, Gott, lässt mich allein!

 

- Stille oder Musik -

 

Psalm 77, 7 -10

 

"Mein Herz grübelt in der Nacht, ich sinne nach, es forscht mein Geist. Wird der Herr mich denn auf ewig verstoßen und mir niemals mehr gnädig sein? Hat seine Huld für immer ein Ende, ist seine Verheißung aufgehoben für alle Zeiten? Hat Gott seine Gnade vergessen, im Zorn sein Erbarmen verschlossen?"

 

Wird das Leiden nie ein Ende haben? Haben wir überhaupt noch eine Zukunft? Entgleitet uns nicht alles, woran unser Herz hängt, aus den Händen? Stehen wir nicht machtlos dem Hunger, den Kriegen, der Umweltzerstörung, der Beziehungslosigkeit der Menschen gegenüber? Wo ist da noch ein Platz für Hoffnung, wo ein Platz für Licht in unserer Welt?

 

- Stille oder Musik -

 

3. Wegstrecke : Verheißung

 

Mein Herz brennt vor Unruhe, vor Sehnsucht nach Geborgenheit, Wärme und Liebe. Wo kann ich mich nur aufrichten, wo nur kann ich die notwendige Kraft für meinen Alltag tanken? Wer nur vermag meinem Leben eine Richtung zu geben, wer ein Licht in die Dunkelheit zu bringen?

 

- Stille oder Musik -

 

Jes 7, 14 - 15

"Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, sie wird einen Sohn gebären, und sie wird ihm den Namen Immanuel - Gott mit uns - geben. Er wird Butter und Honig essen bis zu der Zeit, in der er versteht, das Böse zu verwerfen und das Gute zu wählen."

 

Warum fällt es Dir so schwer, an diese Botschaft zu glauben : Es kommt einer, der versteht, "das Böse zu verwerfen und das Gute zu wählen". Bitte, Jesus, komm herbei! Komm in unsere verlassene und suchende Welt! Heile meine Wunden, stille Du meine Sehnsucht, bleibe ganz nahe bei mir!

 

- Stille oder Musik -

 

 

4. Wegstrecke : Berufung

 

Ausgebrannt ist meine Seele, leer und ohne Sinn. Täglich die gleichen Verrichtungen: Aufstehen, frühstücken, arbeiten oder Haushalt führen, heimkehren, fernsehen, schlafen - wo bleibt da noch Freiraum für Bewegung und Selbstverwirklichung? Welche Aufgaben gibt es, die meinem Leben Sinn verleihen, die mir das Gefühl geben, den Tag bewusst gestaltet zu haben?

 

- Stille oder Musik -

 

Lk 1, 30 - 31

"Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben."

 

Du ringst mit Deinem Leben? Sind Dir Deine Aufgaben nicht groß genug? Kannst Du Dir nicht vorstellen, dass Deine Arbeit gut für andere Menschen ist? - Wenn nein, dann ändere etwas daran, wenn ja, dann mache Dir Dein "Gutsein" bewusst Gott verlangt von Dir nichts Außergewöhnliches. Dort, wo Du stehst, sollst Du bewusst den Tag gestalten. Ist wirklich kein Freiraum in der Arbeitspause vorhanden, wenn jemand Dich anspricht und Dir sagt: "Du, ich bräuchte einmal Deinen Rat?". Ist keine Möglichkeit da, anderen Menschen zu helfen, einer alten Frau beim Besteigen der U-Bahn, einem erschöpften Arbeitskollegen beim Verrichten seiner Arbeit, den eigenen Kindern beim Erfragen des Glaubens oder einfach beim Basteln? Sind das nicht die Botschaften und Berufungen der heutigen Zeit? Hast Du wirklich keine Fähigkeit, die anderen Menschen helfen könnte, Zuhören, handwerkliches Geschick, musikalisches Talent, Redegewandtheit oder sonst irgendetwas? Warum setzt Du all diese Möglichkeiten zu selten ein? Warum klagst Du lieber über die Eintönigkeit des Alltags, als bewusst neue Wege zu gehen? Komm, steh auf! Komm und nutze alles, was Dir an Fähigkeiten und Talenten geschenkt wurde. Gestalte bewusst Dein Leben. Gehe Christus entgegen - er braucht Dein Wirken in dieser Welt!

 

- Stille oder Musik -

 

5. Wegstrecke : Bereitschaft

 

Nein, Besuchsdienste sind zu schwierig für mich. Auf Asylantenarbeit bin ich innerlich nicht vorbereitet. Vor der Begegnung mit Kranken habe ich Angst. Für einen Priester-, Diakonen- oder Ordensberuf bin ich zu unwürdig!

 

Lk 1, 38

"Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast."

 

- Stille oder Musik -

 

Meinst Du wirklich, Marias Leben war leichter als Deines? Hatte Maria etwa keine Angst, dass Jesus in seiner Armut nicht als der Messias erkannt würde - und sie als Mutter ihre Aufgabe nicht würde erfüllen können? Hatte sie etwa keine Bedenken, für die Rolle als "Gottesmutter" zu unwürdig zu sein? Warum konnte Maria bei all den schwierigen Fragen "Ja" sagen - trotz ihrer Bedenken, trotz ihrer Ängste, trotz ihrer Sorgen? Warum fehlt Dir dagegen die Kraft zu diesem uneingeschränkten "Ja"? Möchtest Du nicht genauso wie Maria Christus entgegeneilen, ihm mit ganzer Hingabe Dein Leben weihen? Steh auf und versuche es, Schritt für Schritt - jeden Tag ein wenig mehr! Hab Vertrauen! Christus weiß um Deinen guten Willen. Er wird Dir die notwendige Kraft dazu geben. Und Du wirst erkennen: Er geht mit Dir einen wahrhaft guten Weg.

 

- Stille oder Musik -

 

6. Wegstrecke : Offenheit

 

Ein größeres Glück hätte ich kaum haben können. Durch Zufall hatte ich noch ein leises Brummen vernommen, und so konnte ich dem unbeleuchteten Fahrzeug gerade noch ausweichen. Wie durch ein Wunder überstand ich unbeschadet den Sturz aus dem zweiten Stockwerk. Durch das Zusammentreffen glücklicher Umstände wurde das Blutgerinnsel im Kopf meines Freundes entdeckt - 10 Minuten später wäre es zu spät gewesen!

 

- Stille oder Musik -

 

Lk 1, 41 - 44

Als Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabeth vom Heiligen Geist erfüllt und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?"

 

 Du glaubst an keine Wunder? Traust Du Gott nicht zu, dass er in Dein Leben eingreifen kann, wenn Deine Seele es braucht? Ist in Deinem Leben alles wissenschaftlich oder technisch erklärbar geworden? Mag sein, dass es in Deinem Leben keine großen Wunder gibt - aber es bleibt doch die Frage, warum das Blutgerinnsel noch rechtzeitig entdeckt werden konnte, weshalb im entscheidenden Augenblick Deine Ohren hellhörig waren, während Du sonst so vieles überhörst! Gibt es dafür etwa auch eine wissenschaftliche Erklärung, oder könnte etwas Anderes dahinter stehen - eine wunderbare Führung vielleicht? Könnte es möglicherweise gewollt gewesen sein, dass gerade Du überlebst, während andere Menschen trotz Lebensversicherung und Aufprallschutz durch einen Unfall sterben müssen? Es müssen nicht immer überirdische Wunder sein, die ein Eingreifen Gottes sichtbar werden lassen. Elisabeth hat in dem Zusammentreffen von Maria und dem hüpfenden Kind einen Wegweiser Gottes entdeckt. Sie erkannte die Einmaligkeit des Augenblicks, weil Ihr Herz offen dafür war, weil sich alles in ihrer Seele nach dem Erlöser sehnte. So konnte Gott mit seinem schlichten Zeichen in Elisabeths Herz eindringen. Öffne auch Du endlich Deine Augen! Richte Dich ganz auf das, was Christus in Dir bewegen möchte. Mache Dich in Deinem Herzen für seine Ankunft bereit!

 

- Stille oder Musik -

 

7. Wegstrecke : Weg

 

Eine schwere Aufgabe liegt vor mir - eine anstrengende Arbeit, ein sorgenvolles Gespräch, der Gang in ein Aussiedler- oder Asylantenheim, die Bitte um Verzeihung für eine schwere Schuld. Ich möchte mich am liebsten drücken. Warum sollte gerade ich diesen Weg gehen? Es gibt kompetentere Menschen, die diese Aufgabe besser als ich bewältigen können!

 

- Stille oder Musik -

 

Lk 2, 1 - 4

"In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen. Dies geschah zum ersten Mal; damals war Quirinius Statthalter von Syrien. Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen. So zog auch Josef von der Stadt Nazareth in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Bethlehem heißt, denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids."

 

Warum wehrst Du Dich? Hast Du nicht verstanden? Es geht nicht darum, wer diese oder jene Aufgabe am besten erledigen kann. Es geht um Dich! Es geht um Deine Bereitschaft! Lasse Dich nicht fallen. Nimm Dein Leben in die Hand. Lebe es bewusst, mit aller Intensität. Fasse Mut und geh Deinen Weg. Er wurde Dir zugedacht - sonst niemandem. Er passt genau zu Dir.

 

- Stille oder Musik -

 

8. Wegstrecke : Abweisung

 

Schon wieder ein Spendenaufruf. Schon wieder eine Aufforderung zur Mitarbeit. Schon wieder die Bitte um ein dringendes Gespräch. Was soll ich denn noch alles tun? - Immer die selber Menschen, auf die man zugeht! Meine Grenzen sind erreicht - es ist genug !

 

- Stille oder Musik -

 

Lk 2, 5 - 7

"Er (Josef) wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete. Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war".

 

Warum entsetzt Du Dich so über die Abweisung der Wirtsleute, die der schwangeren Maria keine Unterkunft gewährten? Hättest Du etwa anders reagiert? Stelle Dir nur einmal vor, ein Landstreicher oder ein mittelloser Arbeitsloser schellte in einer bitterkalten Nacht an Deiner Türe und bäte um eine Unterkunft - nur für diese eine Nacht! Welche Ängste würden Dich wohl befallen und von einem "Ja" abhalten, wohl wissend, dass es dem ungebetenen Gast sehr schlecht geht? Oder Du wirst um eine großherzige Spende gebeten, die Dir nur durch den Verzicht auf eine geplante Anschaffung möglich wäre! Könntest Du da unbeschwert "Ja" sagen? Doch es ist kein Zufall, dass Du angesprochen wurdest. Sei doch nicht so abweisend und kalt! Es geht um Dein Herz, das Christus anrühren möchte! Es geht um Deine Seele, die heilen soll. Es geht um Deine Liebe, die im Herzen wachsen könnte. Menschen mit ihren Sorgen, Fragen und Nöten möchten einen Platz in Deinem Herzen einnehmen. Und letztlich will Christus selber eine Heimat bei Dir finden. Gib ihm eine Chance! Sage bedingungslos "Ja"! Lass Licht werden in Deiner Seele! Öffne Dein Herz für Christus!

 

- Stille oder Musik -

 

9. Wegstrecke : Geschenk

 

Was sollte dieses Geschenk schon wieder? Warum hat mir mein Nachbar Hilfe angeboten? Ich brauche weder Hilfe noch ein Geschenk! Das verpflichtet nur, das schafft Abhängigkeiten, die ich nicht gebrauchen kann.

 

- Stille oder Musik -

 

Lk 2, 15 - 20

"Als die Engel sie verlassen hatten und in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zueinander: Kommt wir gehen nach Bethlehem, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr verkünden ließ. Sie eilten und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag. ... Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach. Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie gehört und gesehen hatten ..."

 

 

Warum nimmst Du nicht an, dass Gott sich in Christus Dir ganz und gar verschenkte? Warum berührt es Dich nicht, wie sehr sich Gott mit uns suchenden und ringenden Menschen solidarisierte? Hätte er es wirklich nötig gehabt, Dir in absoluter Armut und Hilflosigkeit zu begegnen? Was fehlt denn noch, damit Christus Dein Herz öffnen kann, damit seine ganze Liebe in Dir greifbar werden kann? Sag es doch, schrei es laut heraus! Drücke Deine ganze Hilflosigkeit gegenüber diesem unbegreiflichen Weihnachtsgeschehen aus! Nur weise Christus nicht ab! Jesus braucht Dich! Heute hat Christus nur Dich und Deine Mitmenschen, um in der Welt ein Licht auszustrahlen. Heute hat er nur Deine Hände, um Kranke zu heilen, nur Dein Geld, um Hunger zu stillen, nur Deinen Mund, um seine Botschaft zu verkünden nur Dein Herz, um Liebe zu schenken. Du selber hast es in der Hand, dass ein wenig mehr Friede in diese Welt kommt. Du kannst ein Stück weit Weihnachten aufstrahlen lassen, wenn Du bereit bist, Wegbereiter für Christus zu werden.

 

- Stille oder Musik -

 

10. Wegstrecke : Freude

 

Dein Herz hat sich geöffnet. Deine Sehnsucht lässt sich auf Dauer nicht unterdrücken. Deine Liebe hat über alle Zweifel und Vorbehalte gesiegt. Komm, Herr Jesus, stille mein Verlagen nach Dir. Bleibe mir ganz nahe!

 

- Stille oder Musik -

 

Röm 13, 11b - 12

"Die Stunde ist gekommen, sich vom Schlaf zu erheben. Denn jetzt ist das Heil näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden. Die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe. Darum lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts."

 

Jetzt kann Weihnachten beginnen! Jetzt ist all Dein Ringen aufgehoben in den gütigen Händen Gottes. Christus hat eine Wohnung gefunden - ganz tief in Deiner Seele. Du bist Wegbereiter für das Licht der Welt geworden. Darum darfst Du Dich mit Recht Kind Gottes nennen.

 

A d v e n t m e d i t a t i o n

 

Gott solidarisiert sich mit uns Menschen

 

Einer kam in die Welt,

der wollte wissen, was es heißt,

geboren zu werden.

Der wollte hilflos sein,

angewiesen auf die Umsorgung seiner Eltern,

ihrem Willen ausgeliefert.

Der wollte Menschsein erfahren,

vom ersten Tag an.

Einer, der die Welt erschaffen hatte,

der ließ sich selber hineinlegen.

Sein Name war Christus.

 

 

Einer kam in die Welt,

der wollte erfahren, was es bedeutet,

arm zu sein.

Der wollte hungern,

wie heute Menschen auf der ganzen Welt Hunger leiden.

Der wollte sich solidarisch mit ihnen zeigen und sagen:

Ich kenne Eure Not!

Ihr seid in Eurer Armut nicht allein!

Ich selber habe sie durchlitten,

als kleines Kind im Stall,

in bitterer Kälte in einem Viehtrog geboren.

 

 

Einer kam in die Welt,

der wollte die Herzen der Menschen bewegen,

der wollte sich von den Leiden dieser Welt anrühren lassen.

Der wollte ein Zeichen dafür setzen,

dass niemand allein krank sein oder sterben darf.

Der wollte Zeit für sie haben

und ihnen neue Hoffnung schenken.

Der wollte der Menschheit zusprechen:

Habt auch Ihr Zeit für andere Menschen:

als Ärzte, als Pflegekräfte, als Seelsorger, als Freunde.

Sorgt für sie, wie ich für sie gesorgt habe.

Setzt Euch für sie ein, bis an die Grenzen Eurer Existenz.

 

 

Einer kam in die Welt,

dessen Liebe war unerschöpflich.

Der hatte Zeit für Suchende nach dem Sinn des Lebens.

Der hatte ein offenes Ohr für ihre Fragestellungen.

Der suchte eine Antwort auf die Frage:

Warum bin ich?

Wofür lebe ich?

Was ist der Sinn meines Lebens?

Der konnte die Herzen der Menschen aufrütteln

und ihnen neue Wege aufzeigen.

Der erschloss ihnen die Botschaft vom Reiche Gottes.

 

 

Einer kam in die Welt,

der war ohne Furcht.

Der verkündete unbeirrt die Wahrheit,

der entschied sich bedingungslos für die Liebe.

Der tastete das Recht des Stärkeren an

und setzte sich dadurch Gefahren aus.

Der blieb trotz aller Anfechtungen unbeirrt bei der Botschaft:

„Liebt einander!“

 

 

Einer kam in die Welt,

der ging auf´s Ganze.

Der wollte mehr leiden, als jeder Mensch erleidet

und nahm das Kreuz auf seine Schulter.

Der wollte wissen, was es bedeutet, wenn jemand schreit:

„Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“

Der wollte uns zusprechen:

„Ich bin in jeder Not ganz nah bei Euch.“

 

 

Einer kam in diese Welt,

die er selber geschaffen hatte.

Der wollte,

dass wir uns anrühren lassen,

aufrütteln lassen,

wach werden,

und aus tiefster Seele lieben.

Denn er wollte nicht umsonst zu uns kommen.

Er wollte, dass jedes Jahr ein neues Weihnachten geschieht,

in den Herzen der Menschen, die ihm folgen.

 

 

 

 

 

A d v e n t m e d i t a t i o n

 

Angewiesenheit auf Gott

 

 

Wer sind wir?

Wofür leben wir?

Welchen Sinn hat unser Leben?

Was ist die Erde, in der unendlichen Größe des Universums?

Was ist der Mensch, der ohne diese Erde nicht leben kann, ...

... angewiesen auf Sonne, Wasser, Luft, und Leben?

 

 

Welche Ziele verfolgen wir?

Woran halten wir uns fest?

Warum gibt es uns Menschen überhaupt?

Worauf begründet sich unser Wert, unsere Würde?

Wer sagt uns: Gut, dass es Dich gibt?

 

 

Unsere Projekte sind durchdacht aber doch begrenzt.

Unsere Werke sind gut und doch vergänglich.

Sie können unser Leben überdauern, und doch werden sie einmal enden.

Und unsere guten Absichten,

unser soziales Engagement,

unser Einsatz für kranke und sterbende Menschen?

Irgendwann wird alles Leben vergehen!

Wofür also all unser Anstrengung?

Warum all die Mühen und all der gute Wille?

Ist letztlich alles umsonst?

 

 

Mitten in all unsere Fragen hinein,

mitten in unser begrenztes Menschsein,

geschieht das ganz Unglaubliche:

Gott berührt die Erde.

Gott wird Mensch.

Gott wird kleiner als die meisten unter uns:

Ein Kind im Viehstall,

wehrlos, mittellos, verfolgt,

hinabgestiegen in nackte Armut.

 

 

In seiner Menschwerdung,

in seinem Dasein in unserer Welt,

ruft Gott uns zu:

Ich kenne Euer Leid,

ich weiß um Eure Fragen,

ich durchleide sie selber,

ich teile sie mit Euch,

ich erlebe sie Abgrund tief:

als einer von Euch

als einer mit Euch,

einfach aus Liebe!

 

 

Und plötzlich ist alles anders:

Wir können nicht mehr weiter machen wie bisher.

Wir können nicht mehr zur Tagesordnung zurück kehren.

Die Botschaft: „Gott wird Mensch“

führt uns ganz nah heran an Gott,

lässt uns ihm ähnlicher werden,

fordert uns geradezu auf wie er zu sein:

greifbar,

fassbar,

erfüllt von Hoffnung und Liebe.

 

 

D a s    A b e n d m a h l

 

 

Meditation über Brot und Wein

 

 

Gebet

 

Jesus, das Abendmahl ist ein intensives Vermächtnis Deines Wirkens und Sterbens. In ihm kommt Deine ganze Liebe zu Gott und zu uns Menschen zum Ausdruck. Hilf mir, das Geheimnis dieses Mahls tief in mich aufzunehmen und besser zu verstehen.

 

- Stille oder Musik -

 

Nehmt und esst alle davon

 

Jesus, Du rufst die Menschen dieser Welt an. Jeder unter uns ist angesprochen, ja Dein Wort gilt ganz persönlich auch mir.

 

Du sagtest "Nehmt", das ist Geschenk und Aufforderung zugleich. Das, was Du mir schenken möchtest, ist so groß und einzigartig zugleich, dass ich nicht das Recht habe, es abzulehnen. Dein Geschenk, ja Dein Geheimnis, soll ganz tief in meine Seele eindringen. Wie eine Speise soll es mich nähren. Du möchtest, dass es geradezu die Quelle meines Lebens wird, dass ich aus dem Geschenk dieses Mahles heraus lebe und wirke.

 

Du sagtest einmal: "Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm. Wie mich der Vater gesandt hat, und wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der mich isst, durch mich leben. ... Wer aber dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit." (Joh 6,56-58). Das ist Glaube, Hoffnung, uns Menschen anvertraute Unendlichkeit.

 

Im Mahl teilen wir Brot und erleben so die tiefe Gemeinschaft mit anderen Glaubenden. Du bietest mir an, ewiges Leben zu erlangen. Indem Du mich so durchdringst, werde ich unsterblich.

 

- Stille oder Musik -

 

das ist mein Leib

 

Deinen Leib soll ich annehmen - ja, welch grenzenlose Liebe muss hinter diesem Angebot stehen, Dein Leben ganz uns Menschen hinzugeben, als sei es Dir nicht mehr verfügbar! Nicht Du sondern Gott bestimmt, was Du wirkst, zum Wohle der Menschen, zum Wohle auch von mir.

 

Jesus, Dein Angebot ist kaum zu fassen! Habe ich richtig verstanden, Deinen Leib soll ich annehmen? Wie häufig ist er mir in den Evangelien begegnet, in der irdischen Geburt zu Bethlehem, in dem Tröstenden und Heilenden, in dem, der Wunder wirkt. Dein ganzes Leben wird in der Gestalt Deines Leibes sichtbar - Mensch gewordener Sohn Gottes. "Der Geist des Herrn ruht auf mir: denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht: damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe." (Lk 4,18-19)

 

"Gerechter Vater, die Welt hat Dich nicht erkannt, ich aber habe Dich erkannt, und sie haben erkannt, dass Du mich gesandt hast. Ich habe Deinen Namen bekannt gemacht und werde ihn bekannt machen, damit die Liebe, mit der Du mich geliebt hast, in ihnen ist, und damit ich in ihnen bin." (Joh 17,25-26)

 

Dein ganzes Leben hast Du dieser Verkündigung hingegeben, bis zur Selbstaufgabe. Am Ende Deines Lebens stand sogar der Tod, der Tod am Kreuz. Jesus, wie hättest Du uns Deine Liebe und die des Vaters eindrucksvoller bezeugen können als durch Deinen Tod? Fassungslos stehe ich vor Deinem Leben, verkörpert durch Deinen Leib, voller Hingabe zu Gott und den Menschen.

 

- Stille oder Musik -

 

der für Euch hingegeben wird.

 

Uns Menschen hast Du Deinen Leib geweiht. Es ging Dir nicht um Deine Reifung, Deine Erhöhung, Deine Vollendung. Dein Auftrag war viel niedriger. Dienen wolltest Du, den Willen Deines Vaters erfüllen. Dein Dienst bedeutete völlige Aufgabe des eigenen Willens, eine schier unbegreifliche Dimension des Loslassens. Bittere Armut, Fasten, Einsamkeit, Verspottung und Tod verfolgten Dein Leben. All dies tatest Du aus Liebe zu uns Menschen, aus Liebe zu mir!

 

Was kann ich darauf eigentlich erwidern? Ich spüre, dass jedes Wort zu viel wäre, und doch bleibt mir ein Satz: "O Herr, ich bin nicht würdig, dass Du eingehst unter mein Dach."

 

- Stille oder Musik -

 

 

Nehmt und trinkt alle daraus

 

Jesus, es reicht nicht, dass ich Deinen Leib annehme, Dein ganzes Wirken hier auf Erden. In Gemeinschaft mit anderen Gläubigen soll ich Wein trinken, Zeichen des Festes und der Freude. Du selber sagst zu diesem Trank: "... wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt." (Joh 4,14) Herr, ich bitte Dich, stille meinen Durst, meine schier grenzenlose Sehnsucht nach Liebe, Frieden und Glauben. Lass mich ganz nah bei Dir sein. Du sagtest einmal: "Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen." (Math 18,20)

 

- Stille oder Musik -

 

das ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes

 

Wenn ich von Deinem Kelch trinke, Jesus, dann gedenke ich Deiner Hingabe, Deiner ganzen Angst und Not. Du knietest und betetest: "Vater, wenn Du willst, nimm diesen Kelch von mir! Aber nicht mein, sondern Dein Wille soll geschehen." (Lk 22,42) Aber Du musstest den Kelch trinken, Jesus, um uns Menschen das Geheimnis des neuen und ewigen Bundes begreiflich zu machen - kein Weg ging daran vorbei.

 

"Ein neues Gebot gebe ich Euch: Liebt einander! Wie ich Euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt." (Joh 13,34-35)

 

Zu der Gesetzmäßigkeit der Zehn Gebote Gottes fügst Du also die Liebe hinzu. Aus ganzer Liebe soll ich wirken und helfen, aus Anteilnahme und Liebe.

 

Damit ich die Liebe von zweckgebundener Zuwendung unterscheiden kann, hast Du uns Menschen den Maßstab genannt, an dem wir die Liebe erkennen können: "Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich Euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe. Dies habe ich Euch gesagt, damit meine Freude in Euch ist und damit Eure Freude vollkommen wird. ... Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt." (Joh 15,9-11; Joh 9,13) Unmissverständlich sagst Du mir, dass die Liebe bis ans Äußerste geht, dass sie vor keiner Anfeindung und keiner Gefahr halt macht.

 

- Stille oder Musik -

 

mein Blut, das für Euch und für alle vergossen wird

 

Jesus, Du hast genau gewusst, dass Du sterben musstest Du selber hast es Deinen Jüngern mehrfach angekündigt. "Wir gehen nach Jerusalem hinauf; dort wird der Menschensohn den Hohepriestern und den Schriftgelehrten ausgeliefert; sie werden ihn zum Tode verurteilen und den Heiden übergeben; sie werden ihn verspotten, geißeln und töten. Aber nach drei Tagen wird er auferstehen." (Mk 10,32-34)

 

Dein Blut wurde für alle Menschen vergossen - damit bist Du auch für mich persönlich gestorben. Jesus, fassungslos weint meine Seele. Betroffenheit, ja unbeschreiblicher Schmerz erfassen mich. Meine Vorstellungskraft gerät an Grenzen, wenn ich begreifen soll, worin die Erlösungstat Deines Todes bestehen soll. Wo nur liegt der Grund, dass Du für mich sterben musstest?

 

- Stille oder Musik -

 

zur Vergebung der Sünden

 

Jesus, gestorben bist Du für mich am Kreuz, gestorben zur Vergebung meiner Sünden! "Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird." (Joh 3,16-17)

 

Deine Vergebung hat zwei Dimensionen: Die eine Dimension ist Dein Wirken, Jesus! Du hast uns Menschen, und damit auch mir, gezeigt, dass ein völlig schuldloses Leben möglich ist, trotz aller Zweifel Deiner Weggefährten, trotz aller Anfeindungen, trotz aller Gefahr des Todes. Dein Leben war getragen von der Liebe. Immer wieder wurdest Du auf die Probe gestellt, doch geschieht dies nicht auch bei uns Menschen?

 

Dass die Liebe aber im Angesicht des Todes bestehen kann, macht sie unsterblich. Das ist die Botschaft, die in Deinem Kreuzestod liegt, dass die Schuldlosigkeit möglich ist bis zum Tod. Niemand konnte Dich daran hindern zu lieben, und damit wurde die Liebe Sieger über den Tod. "Die Liebe ist gütig ... Sie erträgt alles glaubt alles, hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf." (Kor 1 13,4 ... 13,7)

 

Nur dadurch, dass die Liebe unsterblich ist, haben wir Hoffnung auf ein Leben im Guten. Und schon erkenne ich die zweite Dimension der Vergebung:

 

Deine Erlösungstat reicht zur Vergebung meiner Sünden nicht aus - sie ist ein Angebot an mich und bedarf der Erwiderung.

 

Du hast mir den Weg meiner Vergebung vorgezeichnet: Über allem steht die Liebe! Für kein Vergehen gibt es eine Entschuldigung! Weder böse Blicke, noch der Griff nach meinem Geld, noch der Griff nach meinem Arbeitsplatz, nicht einmal die Gefahr des Todes rechtfertigen irgendeine Sünde oder irgendeine Verleugnung meines Glaubens. Die Vergebung meiner Sünden greift erst, wenn ich durch meine eigene Liebe und Nachfolge die Umkehr in meinem Leben bezeuge. Du sagtest zu Deinen Jüngern: "Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen. Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt? Um welchen Preis kann ein Mensch sein Leben zurückkaufen? Der Menschensohn wird mit seinen Engeln in der Hoheit seines Vaters kommen und jedem Menschen vergelten, wie es seine Taten verdienen." (Mt 16,24-27)

 

- Stille oder Musik -

 

Tut dies zu meinem Gedächtnis.

 

Jetzt, Herr, begreife ich ein wenig von dem Geheimnis des Abendmahles. Dein ganzes Wirken, noch mehr aber Dein Leiden und Sterben hast Du in dieses Zeichen hineingelegt. Indem wir es zu Deinem Gedächtnis immer wieder neu feiern, erinnern wir uns an dieses Vermächtnis. Nehmt und esst, nehmt und trinkt, das bedeutet für mich: ich verinnerliche Dich! Indem ich Dir Wohnung bei mir gebe, sage ich "Ja" zu Deinem Leben, zu Deiner Hingabe und zu Deinem Tod. "Ja" sage ich aber auch zu meinem Auftrag, Dir bedingungslos zu folgen. Hier liegt meine Bestimmung, hier liegt der Sinn meines Lebens.

 

- Stille oder Musik -

 

Gebet

 

Jesus, ich danke Dir, dass Du für mich gestorben bist.

Jesus, ich danke Dir, dass Du mich aufrufst, Dir zu folgen.

Jesus, ich bitte Dich, gib mir Kraft auf meinem Weg,

damit die Teilnahme an dem Abendmahl seine Wirkung hat.

Mein Leben soll das ausstrahlen, was Du ihm zugedacht hast!

Dazu beschütze und behüte Du mich.

Amen!

 

 

K r e u z w e g :    C h a n c e    z u m    A u f b r u c h

 

 

Ein Aufruf zu Besinnung und Umkehr

 

 

Gebet

 

Herr,

Dein Leiden und Sterben löst tiefe Betroffenheit in uns aus.

Fassungslos stehen wir vor dem Geschehen Deines Kreuzestodes.

Wir spüren unsere Ohnmacht angesichts dieser Ungerechtigkeit.

Und dann die drängende Frage:

Wozu musste dies alles geschehen?

Was hat uns Dein Leiden heute noch zu sagen?

Im Gebet möchten wir darüber nachdenken.

 

- Stille oder Musik -

 

1. Station: Angst

Jesus wird zum Tode verurteilt

 

Jesus, für die Hohepriester und Schriftgelehrten bist Du eine Gefahr geworden. Du hast eine Lehre verkündet, eine Lehre von Gerechtigkeit, von Liebe und vom Dienen. Jetzt ist es zu viel! Sie wollen Dich anklagen und Dir das Leben nehmen. Und Du hast Angst, Todesangst. Abbau, Vater, alles ist Dir möglich, nimm diesen Kelch von mir, doch nicht, was ich will, sondern was Du willst." (Mk 14, 36) Geh doch, lauf fort, ehe es zu spät ist! Noch kannst Du Deinen Feinden entrinnen. Du aber entscheidest anders, dem Willen Deines Vaters gemäß. Du trittst Deinen Peinigern entgegen und stellst Dein Wort gegen die Gewalt und die Macht eines ganzen Heeres. Doch nun geschieht das Entsetzliche: Unschuldig nehmen sie Dich gefangen, unschuldig geißeln sie Dich, unschuldig verurteilen sie Dich zum Tode. Vater, "Dein Wille geschehe." (Mt 6, 9-11)

 

Herr, auch wir haben Angst, Angst vor dem Bestehen großer Aufgaben, Angst vor dem Verlust unseres Arbeitsplatzes, Angst vor Krankheit und Leiden. Schweigend möchten wir unsere Sorgen und Ängste sammeln und zu Dir tragen. Du, der viel tiefer gelitten hat, wirst sie verstehen.

 

 

2. Station: Ergebenheit

Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern

 

Warum wehrst Du Dich nicht, Jesus? Warum schreist Du nicht, angesichts des ungerechten Urteils? Du bist doch unschuldig! Du hast doch nie einem Menschen geschadet! Du hast die Liebe verkündet, und nun verachten und verhöhnen Dich die Menschen. Welch eine Ungerechtigkeit, welch ein Schicksal! Du aber schweigst und nimmst selber Dein Kreuz, das Kreuz, das Deinen Tod besiegelt. Vater, Dein Wille geschehe.

 

Herr, warum entsetzen wir uns so über das Verhalten Jesu? Fühlen wir uns nicht manchmal selber ungerecht behandelt, nicht verstanden? Oder erkennen wir den Sinn eines Leidens nicht? Ja, Vater, anders als Du wehren wir uns. Wir schimpfen, klagen die Welt an, und letztlich auch Dich! Selbst bei Nichtigkeiten geraten wir schnell außer Fassung. Verzeih uns, wenn wir ungnädig mit dem uns zugedachten Schicksal sind, wenn wir Dich gar für unser Leid schuldig sprechen. Im Schweigen möchten wir unsere Ungerechtigkeiten und Verletzungen zu Dir tragen und versuchen, sie anzunehmen. Nur Du, Vater, kennst ihren Sinn.

 

3. Station: Versagen

Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz

 

Das schwere Kreuz drückt in Deine Schultern hinein. Schweißgebadet und außer Atem trägst Du es, Meter für Meter. Aber dann kommen die Schläge, die Stöße, die Anspeihungen. Ein Stein steht im Wege - Du fällst. Wieder Gelächter, wieder Schläge, Du aber lässt Dich nicht beirren, trotz aller Schmerzen, trotz aller Wunden. Du stehst auf, nimmst Dein Kreuz und gehst weiter, Deinem Tod entgegen. Vater, Dein Wille geschehe.

 

Etwas ist schief gegangen - ein zerbrochener Gegenstand, eine misslungene Arbeitsleistung. Was kann uns schon passieren - eine Strafpredigt vielleicht, oder eine Beschimpfung? Vielleicht müssen wir unseren Schaden wiedergutmachen? Aber wir haben Angst. Wir stehen nicht auf sondern wir fliehen. "Nein, ich war es nicht!" Herr, verzeihe unsere Schwachheit. Nimm unser Gebet an. Schweigend und voller Traurigkeit tragen wir Dir unsere Vergehen vor. Nur Du kannst sie vergeben.

 

4. Station: Mitleid

Jesus begegnet seiner Mutter

 

Deine Mutter begleitet Dich auf Deinem Weg nach Golgotha. Voller Angst und Schmerzen sieht sie, wie Du leidest, und wie Du unvermeidlich Deinem Tod entgegengehst. Aber auch Du leidest mit den Tränen Deiner Mutter. Eigentlich hast Du alle Hände mit Deinen eigenen Schmerzen zu tun, und doch bleibt Dir das Leid der Dir begegnenden Mutter nicht verborgen. Du nimmst es auf und tröstest, in Liebe zu den Menschen, in Liebe zu Gott.

 

Wie oft, Vater, begegnen wir leidenden Menschen: einem weinenden Kind, einem Bettler. Wie oft aber haben wir dieses Leid einfach übersehen. "Was geht mich das an!" Dabei hätte manchmal schon ein aufmunterndes Wort gereicht, um zu trösten. Du, Gott, willst, dass wir

 

betroffen sind, dass wir mitfühlen, mitleiden und mittrösten. Wir möchten still werden, über unsere versäumten Tröstungen nachdenken, und sie zu Dir tragen. Bitte mache unser Herz bereit für das Leid, das uns umgibt.

 

5. Station: Liebe

Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen

 

Simon von Cyrene trägt nun Dein Kreuz. Du darfst kurz Luft holen, Jesus. Aber ist die aufgezwungene Last des Simon wirklich eine Hilfe? Du sagtest einmal: "Ein neues Gebot gebe ich Euch, dass ihr einander lieben sollt, wie ich Euch geliebt habe." (Joh 13, 34.35) Nein, geliebt hat Dich Simon von Cyrene bestimmt nicht! Sie haben ihn gezwungen, Dein Kreuz zu tragen. Wenn es irgendwie möglich gewesen wäre, hätte er Dich trotz Deiner Wunden und Schmerzen weitertragen lassen. Und so wird aus der Entlastung eine weitere Demütigung. Im Herzen dieses Menschen bist Du ein Ärgernis, ein lästiger Stolperstein, an dem man sich stößt.

 

Herr, auch wir sind häufig nicht aufgeschlossen für die Unterstützung anderer Menschen. Sei es die Bitte um eine Arbeit, für die wir nicht zuständig sind, die Bitte um eine Besorgung oder anderes - Bitten sind uns oft einfach lästig. "Wenn es unbedingt sein muss, dann mache ich es schon!" Liebe aber verlangt mehr als das bloße Erfüllen einer Bitte. Liebe kommt aus dem Herzen. Sie bedingt Anteilnahme, Güte und Hilfsbereitschaft. Schweigend tragen wir unsere Lieblosigkeit zu Dir, mit der wir viele Aufgaben und Bitten erfüllen. Bitte schenke Du uns ein verständiges Herz. Hilf uns, mit ehrlicher Gesinnung zu helfen.

 

6. Station: Mut

Veronika reicht Jesus das Schweißtuch

 

Schweißgebadet und blutüberströmt trägst Du Dein Kreuz weiter. Wieder ein Stoß, wieder ein Peitschenhieb! Da, völlig unerwartet erreicht Dich eine Hand, die Dir ein Schweißtuch entgegen hält Dankbar nimmst Du es an und bedeckst Dein Antlitz damit. Die Soldaten hätten Veronika ebenfalls verhaften und auspeitschen können, aber das hat in diesem Augenblick nicht gezählt. Veronika hat Dein Leid und Deine Schmerzen gesehen. Ohne zu zögern und mit dem Mut der Betroffenheit hat sie alle Ängste überwunden und Hilfe geleistet. Das ist Anteilnahme, das ist Begegnung, das ist Liebe.

 

Herr, wie oft verlässt uns der Mut. Zwei Menschen streiten und bräuchten einen Schlichter. Eine unbekannt Person bittet um ein Gespräch. Wer weiß, in was wir da hineingezogen werden? Vielleicht bekommen wir am Ende Schwierigkeiten, wenn wir uns auf diese Situation einlassen! Vater, oft fehlt uns einfach der Mut, auf unbekannt und schwierige menschliche Situationen einzugehen. Dabei wäre unsere Hilfe so notwendig. Schweigend tragen wir unsere Mutlosigkeit zu Dir. Stärke unseren Mut, damit wir zu spontaner Begegnung und Friedensstiftung fähig werden.

 

7. Station: Verletzung

Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz

 

Deine Kraft lässt nach. Zu steil ist der Weg, zu schwer das hölzerne Kreuz, zu grob die Schläge, denen Du andauernd ausgesetzt bist. Und doch gibst Du nicht auf. Mit letzter Kraft erhebst Du Dich wieder und gehst weiter, Deinem Tod entgegen.

 

Ein zweites Mal haben wir versucht, uns mit unseren Eltern zu verständigen, mit unseren Arbeitskollegen, mit unseren Kindern. Aber es geht nicht! Zu unterschiedlich sind die Standpunkte, zu verschieden die Sprache. Wir werden verletzt, lassen uns fallen und stehen nicht mehr auf. Warum noch ein Versuch des Friedens? Wir haben genug gelitten - jetzt mögen wir einfach nicht mehr! Und das Ergebnis? - Ungeklärte Vorwürfe, Trauer, Bitterkeit! Herr, zu oft sind wir verletzt. Es fehlt uns einfach die Kraft zur Versöhnung. In Stille tragen wir nun unsere Verletztheit zu Dir im Vertrauen, dass Du uns stärkst.

 

8. Station: Bekenntnis

Jesus begegnet den weinenden Frauen

 

Jesus, warum klagst Du die weinenden Frauen nicht an? Hätten sie und das ganze Volk sich deutlich zu Dir bekannt, dann hätten die Hohepriester und Schriftgelehrten nicht den Mut gehabt, Dich zu verurteilen. Dann stünde Dir nicht der Tod bevor. Aber das Volk war nicht stark genug, sich trotz drohender Anfeindungen hinter Dich zu stellen. Und so können Deine Peiniger Dich ohne Widerstand kreuzigen. Das ist die Schuld der Frauen und des ganzen Volkes. Du aber sagst nur: "Weint nicht über mich, sondern weint über Euch selbst und Eure Kinder." (Lk 23, 28)

 

Herr, auch wir bekennen uns zu wenig zu Dir. Wer wagt es heute noch, im Gespräch Ungläubiger für Dich Partei zu ergreifen? Wer redet heute noch in der Arbeit über Gott? Resigniert verfolgen wir, wie immer mehr Menschen Deine Kirche verlassen. In dieser von Leistungsdruck und Konsum geprägten Gesellschaft fehlt uns der Mut zu einem überzeugenden Glaubensbekenntnis. Schweigend und voller Trauer tragen wir zu Dir, Vater, unsere Sprachlosigkeit in Glaubensfragen. Bitte hilf uns, Dein Wort mutig und überzeugend zu verkünden und danach zu leben.

 

9. Station: Schwachheit

Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz

 

Du kannst nicht mehr! Selbst bei größter Willensstärke fehlt Dir einfach die Kraft - das Kreuz entgleitet Dir. Aber Du willst weiter, Du willst Deine Aufgabe erfüllen. Noch ein Durchatmen, noch eine Konzentration, noch eine Anstrengung. Mit der Sammlung aller noch verfügbaren Kraftreserven hebst Du das Kreuz ein letztes Mal. Nun ist es geschafft, nun hast Du Dein Ziel erreicht, den Gipfel von Golgotha.

 

Herr, auch wir sinken häufig unter unserer Schwachheit nieder. Dabei sind unsere Vorsätze oder Aufgaben viel kleiner, viel unwesentlicher: ein Tag ohne Alkohol, eine Woche ohne Fernseher, ein Monat ohne Süßigkeiten. Wir möchten unsere Bereitschaft zum Verzicht zeigen, aus Solidarität mit Deinem Leiden, aus Solidarität mit dem Leid anderer Menschen, als Zeichen unserer Unabhängigkeit von Wohlstand und Anerkennung. Aber es gelingt nicht! Einmal brechen wir unseren Vorsatz, zweimal, dreimal, und dann geben wir auf. Herr, erbarme Dich unserer Schwachheit. Schweigend tragen wir sie zu Dir. Du bist immer wieder aufgestanden. Hilf uns, standhaft zu bleiben.

 

10. Station: Diebstahl

Jesus wird seiner Kleider beraubt

 

Nun reißen die Soldaten Deine Kleider vom Leib. Schweiß, Blut und Striemen werden sichtbar. Mehr könnte man Dich nicht demütigen, als Dir das letzte Zeichen Deiner Würde zu rauben. Nackt stehst Du nun da - entblößt vor allen Peinigern und Schaulustigen.

 

Vater, auch wir berauben unsere Mitmenschen. Täglich beuten wir die Dritte Welt aus, indem wir sie zu unseren Preisbedingungen ihrer Rohstoffe, ihrer Wälder und ihrer Nahrung berauben. Täglich bauen wir Roh- und Energiestoffe im Übermaß ab, und nehmen unseren Mitmenschen ihren Anteil. Täglich rauben wir der Natur durch Umweltverschmutzung ihre Lebensgrundlage. Immer mehr, immer größer, immer billiger - das sind die Bedingungen, mit denen wir der Welt unseren Wohlstand diktieren. Und allen Ausflüchten zum Trotz ist jeder unter uns für diesen Diebstahl verantwortlich. Wir selber fördern die Ausbeutung unserer Mitmenschen durch unsere eigenen Ansprüche. Wir selber sehen zu, wie Millionen von Menschen verhungern, ohne in ausreichendem Maß zu teilen. Wir selber klammern uns an unseren Wohlstand, gierig nach mehr und mehr. Herr, wir tragen schweigend unsere Maßlosigkeit zu Dir. Hilf Du uns, ein wenig von unserem Wohlstand loszulassen und zu teilen. So könnten wir ein Zeichen dafür setzen, dass jeder Mensch unter menschenwürdigen Bedingungen leben sollte. Als Einzelne würden wir die Mitverantwortung für die Ausbeutung dieser Welt durchbrechen.

 

11. Station: Gewalt

Jesus wird ans Kreuz genagelt

 

Die Soldaten werfen Dich zu Boden. Sie zerren Dich über das Kreuz - Splitter dringen in Deinen nackten Körper. Und nun durchbohren sie Deine Hände und Füße mit Nägeln. Du lebst noch, aber riesige Schmerzen musst Du ertragen. Zum Krüppel haben sie Dich geschlagen. Nie wieder werden Deine Füße Dich tragen können, nie wieder werden Deine Hände etwas ergreifen. Das ist nackte, sinnlose Gewalt. Fest-genagelt haben sie Dich, festgenagelt, um zu sterben. Nun wird in Erfüllung gehen, was Dein Vater Dir zugedacht hat. Vater, Dein Wille geschehe.

 

Herr, wie oft haben wir unseren Mitmenschen Gewalt zugefügt, durch Schläge, durch seelische Verletzung. Aber Gewalt zeigt sich auch anders. So nageln wir Asylanten an das Klischee des Nichtstuers, Kranke an den Vorwurf des Drückebergers, alte Menschen an das Bild des Unverständigen, Jugendliche an den Vorwurf des Neinsagers. Was sind diese Pauschalierungen anderes als Gewalt? Hilflos muss der Angeklagte oft zusehen, wie er in Verruf kommt, wie er gemieden wird, wie ihm Wohnung oder Arbeit verweigert werden. Vater, schweigend tragen wir Dir alle körperliche und seelische Gewalt zu. Bitte verzeih uns unsere Schuld.

 

12. Station: Hingabe

Jesus stirbt am Kreuz

 

Jesus, Deine Todesstunde ist gekommen. Die Arme und Beine spürst Du nicht mehr, aber Dein Herz und Dein Atem ringen noch. Ein letzter Schmerzstich noch, ein letzter Atemzug, ein letztes Wort aus Deinem Munde. "Es ist vollbracht." (Joh 19,30) Nun ist Dein Leid beendet, der Wille Deines Vaters ist erfüllt.

 

Betroffen, Herr, stehen wir vor dem Tod Deines Sohnes. Alles hat er uns geweiht: sein ganzes Denken, sein ganzes Wirken, seine Verkündigung und seine Liebe. Doch nun gibt er auch noch sein Leben, das Kostbarste, was er besitzt. Wie klein ist dagegen unsere Bereitschaft zur Hingabe: zu egoistisch zum helfen, zu kleinlich zum teilen, zu wenig Zeit zum zuhören, zu schwach zum durchhalten, zu ängstlich, um auf Zeichen der Zuwendung einzugehen. Vater, im tiefsten Herzen sehnen wir uns nach Dir. Schweigend tragen wir zu Dir, was wir aus ganzer Liebe hingeben würden. Bitte schenke uns die Zuversicht, um dieses Abenteuer begehen zu können, damit wir wieder mehr Mensch werden und Jesus nachbeten können: Vater, Dein Wille geschehe.

 

13. Station: Trauer

Jesus wird vom Kreuz abgenommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt

 

Dein Leiden, Jesus, ist beendet. Deine Mutter aber hält Dich in ihren Armen und leidet weiter. Tränen tiefster Trauer benetzen Deinen Leib. Deine Todesstunde wird Maria nie vergessen. Aber sie wird trotz ihrer Trauer alle Kräfte sammeln, um Dein Werk fortzusetzen und die christliche Urgemeinde zu begründen. Und so kannst Du, Jesus, in den Herzen der Menschen weiterleben. So wird Dein Wille, der der Wille des Vaters ist, erfüllt. So wird auch Dein Name geehrt, geheiligt und gepriesen.

 

Herr, zu häufig sind wir mit uns selber beschäftigt, unseren eigenen Wünschen und Sorgen. Wie schnell vergessen wir unsere lieben Verstorbenen, in guten Gedanken, in der Fortsetzung ihrer guten Werke, im Gebet. Nur keine Schmerzen, nur keine Trauer, nur keine Sehnsucht! Vater, schweigend tragen wir zu Dir unser Vergessen und unsere Abstumpfung. Bitte gib uns den Mut, unsere Verstorbenen im Herzen weiterleben zu lassen, für sie zu beten und ihnen in der Fortsetzung ihrer guten Werke zu dienen.

 

14. Station: Nachfolge

Der heilige Leichnam wird in das Grab gelegt

 

Alles umsonst - Dein Beten, Dein Verkünden, Deine Liebe? Nun liegst Du im Grab, Jesus. Jetzt fehlen der Welt Deine Hände, die segnen können, Deine Ohren, die verstehen können, Dein Mund, der verkünden kann, Dein Herz, das lieben kann. Und so brauchst Du uns Menschen, unsere Hände, unsere Ohren, unseren Mund und unser Herz. Wir Menschen sind es, die heute Dein Reich verkünden und verwirklichen können. Es liegt in unserer Verantwortung, was aus Deinem Vermächtnis wird.

 

Herr, das große Vermächtnis, das Jesus uns hinterließ, ist die Liebe. "Das ist mein Gebot, dass Ihr einander lieben sollt, wie ich Euch liebe. Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde." (Joh 15, 12-14) Voll Dankbarkeit schauen wir auf das Werk Jesu. Voll Mut und Vertrauen wollen wir Jesus nachfolgen, soweit es in unseren Kräften steht. Dazu hilf uns, guter Gott, im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen!

 

 

K r e u z w e g :    W i r    l e i d e n    m i t

 

 

Gebet

Herr Jesus Christus, Du bist für uns den Weg zum Kreuz gegangen. Heute möchten wir ihn mit Dir gehen. Wir wollen uns anrühren lassen von Deinem Leid, betroffen werden durch Deinen Schmerz. Du bist den Kreuzweg nicht grundlos gegangen. Hilf uns, aus Deinem Leid zu lernen, und unser Leben zu verändern. Darum bitten wir Dich, unsern Herrn und Bruder.

 

  1. Station, Wahrheit

Jesus wird zum Tode verurteilt

 

Ausgegrenzt, verlassen stehst Du Deinen Gegnern gegenüber:

Schweißperlen in Deinem Gesicht.

Tiefe Angst erfüllt Dich, die Angst von Gethsemani.

Umbringen wollen Sie Dich.

Gekreuzigt sollst Du werden – der schändlichste aller Tode.

Du hast die Wahl:

Wahrheit und Tod?

Unwahrheit und Freispruch?

Du entscheidest Dich für die Wahrheit.

 

Herr Jesus Christus, uns fällt es oft schwer, bei der Wahrheit zu bleiben, besonders dann, wenn uns Unbequemlichkeiten drohen. Wir fürchten die Konsequenzen unserer Schuld oder unseres Schwimmens gegen den Strom. Wir entscheiden uns statt dessen für die Lüge. Stärke uns in der Bereitschaft zu uneingeschränkter Wahrheit.

 

  1. Station Konsequenz

Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern

 

Geißelung, Erniedrigung, Spott – der Lohn für Deine Wahrheit!

Du hast die Liebe und Deinen Glauben nicht preis gegeben.

Nun reichen sie Dir das Kreuz!

Du klagst nicht. Du nimmst es geduldig entgegen.

Du weißt: Die Wahrheit und die Liebe sind wichtiger als Dein Leben.

 

Herr Jesus Christus, manchmal haben wir den Mut, uns der Wahrheit und unserem Glauben zu verpflichten, auch gegen die Meinung unserer Mitmenschen. Doch die Konsequenzen wollen wir nicht spüren. Wir ernten Spott und Widerspruch. Jetzt klagen wir Gott und die Welt angesichts dieses Unrechts an. Stärke unsere Bereitschaft, konsequent für Glauben und Liebe in dieser Welt einzutreten.

 

Station: Lasten

Jesus fällt zum ersten Mal unter dem Kreuz

 

Das Kreuz drückt in Deine Schultern. Die Last ist schwer: Steine im Weg!

Du fällst.

Die Wunden Deiner Geißelung beginnen von neuem zu bluten.

Doch Du kennst Deine Bestimmung: Dein Weg ist das Kreuz.

Du stehst entschlossen auf und gehst weiter.

 

Herr Jesus Christus, die Lasten unseres Alltags sind oft schwer zu ertragen: Verantwortung in der Arbeit, im Verein, für unsere Mitmenschen. Wir wollen aufgeben. Sollen Andere die Verantwortung tragen! Stärke unsere Bereitschaft, den Lasten unseres Lebens nicht auszuweichen und ihre Bedeutung für unser Leben zu erkennen.

  1. Station: Mitleid

Jesus begegnet seiner weinenden Mutter

 

Bultende Wunden, ein schmerzverzerrtes Gesicht:

Deine Mutter sieht Dich an. Sie ahnt die seelischen und körperlichen Qualen, denen Du ausgesetzt bist. Bitterlich beginnt sie zu weinen.

Als Sohn Gottes bist Du jetzt einer von uns: verbunden in Angst und Leid!

Du nimmst das Mitleid Deiner Mutter dankbar an.

 

Herr Jesus Christus, wir möchten keine Schwäche zeigen. Wir sind zu stolz dazu. Nur kein Mitleid erregen! Nur keine Blöße zeigen! Schenke uns den Mut, den Mitmenschen offen unsere Grenzen zu zeigen. Hilf uns, Mitleid und Hilfsangebote dankbar anzunehmen.

 

  1. Station: Erniedrigung

Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen

 

Körperlich ist Dir Simon von Cyrene eine Hilfe – moralisch nicht! Mit der erzwungenen Hilfe eines Feldarbeiters fügen sie Dir eine weitere Demütigung zu. “Du schaffst es nicht alleine!”, so lautet die Botschaft. “Du brauchst die Hilfe eines Anderen. Ein Versager bist Du!”

 

Herr Jesus Christus, oft trauen wir unseren Ehepartnern, Kindern oder Arbeitskollegen nichts zu. Wir mischen uns ein und zeigen unsere Überlegenheit: Wir, die Großen, jene, die Kleinen! Was bleibt, sind Erniedrigung und Verletzung. Hilf uns, die Freiheit unserer Mitmenschen zu achten und dort zu helfen, wo es wirklich gewünscht ist.

 

  1. Station: Mut

Veronika reicht Jesus das Schweißtuch

 

Unübersehbar: Deine Anstrengungen, Dein tiefer Schmerz!

Veronika bricht das Herz! Sie leidet mit. Aber dabei darf es nicht bleiben!

Mutig tritt sie Dir entgegen und reicht Dir ein Schweißtuch.

Keine Angst vor Spott, vor eingreifenden Soldaten, vor einer möglichen Bestrafung:

All das spielt keine Rolle! Mut und Anteilnahme siegen über die Furcht.

 

Herr Jesus Christus, wir kennen die Ungerechtigkeit in unserer Nähe. Ein Mitarbeiter wird ausgegrenzt. Einem Asylbewerber droht die Abschiebung. Jetzt wäre es Zeit, sich zu erheben! Doch wir schweigen. Wir haben Angst. Wir wollen nicht selber ausgegrenzt werden. Schenke uns mehr Mut, für Gerechtigkeit und Liebe in dieser Welt einzutreten.

 

  1. Station: Am Boden zerstört

Jesus fällt zum zweiten Mal unter dem Kreuz

 

Die Schmerzen werden schlimmer! Die Kräfte schwinden!

Die Peitschen der Soldaten treiben Dich an.

Du möchtest weiter, aber in einem winzigen Augenblick reicht die Kraft nicht mehr.

Du liegst am Boden. Du bist ganz unten.

Einmal tief durch atmen! Alle Kräfte Deines geschundenen Körpers sammeln!

Du stehst auf, und gehst weiter, dem Willen Deines Vater entsprechend.

 

Herr Jesus Christus, auch wir sind manchmal am Boden zerstört. Ein harter Schicksalsschlag hat uns nieder geworfen: Arbeitslosigkeit, Trauer, eine schwere Krankheit. Wir möchten nicht mehr weiter kämpfen. Wir bleiben liegen und klagen unser Schicksal an. Hilf uns, in schweren Zeiten auf Deine liebende Begleitung zu vertrauen. Du findest stets einen Ausweg für uns.

 

  1. Station: Trost

Jesus begegnet den weinenden Frauen

 

Entsetzen in den Gesichtern der Frauen – zerstörte Hoffnung:

Warum nur soll dieser Jesus sterben?

Warum klagen sie einen Propheten an, der Anteil nahm, der heilte, der die Liebe Gottes überzeugend verkündete. Sie weinen bitterlich.

 

Herr Jesus Christus, wir kennen so viele trauernde und weinende Menschen. Wie können wir ihnen helfen? Es gibt doch keinen Trost in dieser schweren Stunde! Ratlos stehen wir da! Besser, wir gehen ihnen aus dem Weg! Schenke uns ein gütiges Herz, an dem sich andere Menschen ausweinen können.

 

  1. Station: Ausgebrannt

Jesus fällt zum drittem Mal unter dem Kreuz

 

Alles hast Du der Welt gegeben:

Deine Zeit, Deine Liebe, Deine Kraft, Deine Hoffnung, Deinen Glauben.

Nicht Dein Wille zählte, nur der Wille des Vaters.

Doch jetzt der unendlich schwere Weg!

Es ist zu viel! Es geht nicht mehr!

Du fällst zum dritten Mal, so tief, wie nie zuvor.

Und doch Du gibst nicht auf.

 

 

W o r t m e d i t a t i o n e n

 

Herr Jesus Christus, wir haben uns engagiert. Wir haben es gut gemeint. Doch wir kamen anderen Helfern mit unseren Erfolgen in die Quere! Sie haben uns ausgegrenzt! Nun sind wir ausgebrannt. Wir wollen nicht mehr. Wir lassen uns fallen. Gib uns die Kraft, aus den Niederlagen unseres Lebens zu lernen. Vielleicht hast Du andere gute Wege mit uns vor.

 

  1. Station: Bloßstellung

Jesus wird seiner Kleider beraubt

 

Das Ziel, der Berg Golgotha, ist erreicht.

Doch Dir bleibt keine Atempause.

Sie nehmen Dir das Kreuz ab, reißen Dir die Kleider vom Leib und stellen Dich bloß.

Ein nackter Körper vor den Augen der Schaulustigen:

Für sie bist Du ein unbedeutendes “Nichts!”

 

Herr Jesus Christus, wie oft reden wir am Arbeitsplatz, in Vereinen, unter Freunden über andere Menschen. Schutzlos sind sie unseren Gerüchten und Anschuldigungen ausgesetzt. Wir bitten um ein Miteinander, das niemanden grundlos verletzt.

 

  1. Station: Ausweglosigkeit

Jesus wird an das Kreuz genagelt

 

Festgenagelt an das Kreuz!

Hände und Füße durchbohrt: Schmerzen in unerträglicher Intensität!

Nie wieder wirst Du Dich frei bewegen können. Es gibt keinen Ausweg mehr.

Die Stunde Deines Todes ist unausweichlich.

 

Herr Jesus Christus, ein schweres Krebsleiden, eine unheilbare Erkrankung – da gibt es nichts mehr zu beschönigen! Wir müssen hilflos zusehen, wie sich der Zustand eines lieben Menschen tagtäglich verschlechtert. Schenke uns die Kraft, diese Ausweglosigkeit auszuhalten. Hilf uns, trotzdem da zu sein, wenn ein Sterbender uns braucht.

 

  1. Station: Verlassenheit

Jesus stirbt am Kreuz

 

Die schlimmste Stunde Deines Lebens:

All Dein Wirken umsonst?

Alle Worte der Liebe und des Glaubens vergebens?

Dein Atem wird schwächer. Die Schmerzen erdrücken Dich.

Ein letzter Aufschrei aus Deinem Munde:

“Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen!” (Mt. 27, 46)

 

Herr Jesus Christus, wir wissen um das Gefühl der Verlassenheit. Wir kennen Augenblicke tiefer Hoffnungslosigkeit. Doch irgendwie ging es weiter – mit Deinem Beistand! Öffne unser Herz für Menschen in tiefer Ausweglosigkeit und Verlassenheit. Lass uns ein guter Begleiter für sie sein.

 

  1. Station: Trauer

Jesus wird vom Kreuz abgenommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt.

 

Tränen im Gesicht Deiner Mutter:

Nie wird sie diese Stunde vergessen!

Ihr einziger Sohn ist ihr genommen.

Ein letztes Mal hält sie Dich in ihren Armen.

Ein letztes Mal streicht sie Deine Wangen. Dann gilt es, Abschied zu nehmen: ein Abschied für immer?

 

Herr Jesus Christus, wir kennen die Augenblicke tiefer Trauer und Verlassenheit. Familienangehörige, Verwandte und Freunde, die uns viel bedeuteten, sind von uns gegangen. Erhalte in uns die Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit mit ihnen. Lass uns ewig mit ihnen verbunden bleiben.

 

  1. Station: Aufbruch

Der heilige Leichnam Jesu wird ins Grab gelegt

 

Alles umsonst?

Jede Hoffnung auf das Reich Gottes vergebens?

Deine Liebe mit einem einzigen Grabstein verschlossen?

Das Leben haben sie Dir genommen!

Aber Deine Seele konnten sie nicht beugen.

Gegen Liebe, Glaube und Wahrheit waren sie machtlos.

Sie leben weiter in den Christen dieser Welt.

 

Herr Jesus Christus, Deine Liebe ist unbesiegbar. Seit Deinem Kreuzweg wissen wir, dass niemand unseren Glauben und unsere Liebe zerstören kann. Es liegt an unserer Bereitschaft, sie gegen Widerstände des Alltags zu verteidigen. Schenke uns die Bereitschaft, Dir auf Deinem steinigen Weg zu folgen, so weit es unsere Kraft ermöglicht.

 

Gebet: Herr Jesus Christus: Bewegt blicken wir auf Deinen Leidensweg. Wie groß muss Deine Liebe zu uns Menschen sein, um solche Qualen zu erdulden! Wir möchten Dir aus ganzem Herzen zurufen: Dein Kreuzweg war nicht vergebens. Wir haben Deine Liebe verstanden. Wir werden die Verantwortung auf uns nehmen, dass Deine Botschaft vom Reiche Gottes nie endet. Wir werden in Wort und Beispiel Zeugnis für diesen Glauben abzulegen. Dies wollen wir mit Deinem Beistand tun, Amen. 

 

Gott in einer glaubensfernen Zeit

 

 

Trotz aller Gleichgültigkeit

trotz aller Glaubensferne

trotz aller leeren Kirchen

- die kein Christ mehr übersehen kann -

trotz aller Fragen und Zweifel:

"Wo ist unser Gott heute ?"

 

 

Ich sage Dir : "Gott ist da!"

Und Du bist Gott treu geblieben

- trotz der Glaubensferne unserer Zeit -

gestern, heute, solange Du lebst.

 

 

Darum hat Gott auch heute noch eine Wohnung,

lebt er auch heute unter uns.

So war es schon zu Lebzeiten Jesu

So war es bei seiner Kreuzigung

So war es in seiner Urgemeinde

So war es zu Zeiten der Christenverfolgung

So war es zu den Glanzzeiten der Kirche:

 

 

Gottes Liebe blieb immer lebendig,

in den treuen Christen ihrer Zeit!

 

 

Heute bist Du es.

Heute empfängst Du seine Botschaft.

Heute verschenkst Du seine Liebe.

 

 

So wird Gottes Botschaft niemals enden,

heute nicht und auch nicht in der Zukunft.

Gott braucht Dich !

Du aber wirst zu einer Seite

im unerschöpflichen Weltenplan Gottes

ein kleines Stück Unendlichkeit.

 

 

Das ist Deine Bestimmung,

die Du so treu erfüllst,

und die Dir niemand nehmen kann

- trotz aller Glaubensferne dieser Zeit !

Was willst Du mehr ?

 

B r o t    d e s    L e b e n s

 

 

Kommunionmeditation

 

 

Damals vor 2000 Jahren, so wird erzählt,

kamst Du völlig wehrlos auf diese Welt, um Dich ganz mit uns einzulassen,

um unsere Sorgen, Nöte und Ängste mitzutragen.

 

Und heute ?

Bist Du heute etwa weniger hilflos - Brot des Lebens ?

Heute hast Du nicht einmal Hände, die sich wehren können,

einen Mund, der schreien kann,

Ohren, die Gefahren rechtzeitig wahrnehmen.

Jeder, wirklich jeder, hat Zugang zu Dir:

arm oder reich,

traurig oder fröhlich,

gläubig oder ungläubig,

andächtig oder gleichgültig,

standhaft oder zweifelnd,

gutmütig oder schuldbeladen.

 

Du wirst getragen

bis in die verwahrloste Wohnung eines alten Menschen, der sich nicht mehr selber helfen kann,

bis in das Krankenzimmer eines Sterbenden,

bis in das Haus eines Behinderten, der sonst keinen Besuch mehr erhält.

 

Du verschenkst Dich jedem, der nach Dir sucht,

vorbehaltlos, schutzlos,

ohne Blick auf seine Schuld und sein Verlangen.

 

Deine Liebe kennt keine Grenzen.

Danke, Jesus

Meditationen der Stille

M e d i t a t i o n e n    d e r    S t i l l e

 

W e r d e    e i n    L i c h t

 

 

Meditation über die persönliche und gemeinschaftliche Begegnung mit Gott

 

 

(Diese Meditation kann nur in der Gemeinschaft erfahren werden.)

 

- Alle Teilnehmer sollten einen sitzenden oder knienden Kreis bilden. -

- Jeder Teilnehmer benötigt eine Kerze, kleine Teilnehmerkreise können sich um eine Kerze scharen. -

 

Stelle in die Mitte des Raumes eine Kerze. Entzünde sie in der Dunkelheit des Abends. Beobachte, wie die winzige Flamme dieser Kerze den ganzen Raum erfüllt. Mache Dich bereit für dieses Licht.

 

Im Schöpfungsbericht steht geschrieben, dass Gott das Licht schuf (Gen 1, 3-5). Gottes Geist wohnt in diesem Licht und erfüllt es mit Sinn.

 

Beobachte die Strahlkraft und die Bewegungen dieser Flamme. Empfange die Wärme des Feuers. Beobachte, was Gott Dir durch dieses Licht mitteilen möchte.

 

Erlebe, wie die Flamme zärtlich um Dich wirbt. So wie dieses Licht wirbt auch Gott täglich neu um Dich und spricht Dich an. Verbleibe einige Minuten im Schweigen bei diesem wunderbaren Licht.

 

- Stille -

 

Das Licht hat Dich nun durchdrungen. Spüre, wie der Geist Gottes nun in Dir wohnt. Gott hat speziell Dich angesprochen.

 

Du bist selber ein Licht, durchdrungen von der Kraft und vom Geist Gottes. Spüre diese Kraft in Dir, sei dankbar für die Gnade dieses Augenblicks. Trage diese Dankbarkeit schweigend zu Gott zurück - im Anblick dieser Kerze. Verbleibe einige Minuten schweigend bei Gott.

 

- Stille -

 

Sammle noch einmal mit ganzer Intensität das Licht der Kerze in Dir. Bewahre das Bewusstsein, dass Gottes Geist und Kraft Besitz von Dir genommen haben.

 

Ergreife nun die Hand Deines Nächsten. Gib Gottes Geist mit aller Liebe an Deinen Nachbarn weiter. Lege Deine ganze Empfindung hinein - versuche es durch eine zarte Berührung der Hand oder durch einen kraftvollen Händedruck. Werde Dir bewusst, wie auch Dein Nachbar Dir mit aller Intensität seine Empfindung mitteilt. Empfange, was er Dir schweigend ausdrücken möchte.

 

 

Wir alle sind vereint durch das Licht Gottes in uns. Wir alle sind von Gott angenommen. Gemeinsam haben wir den Auftrag, das Licht und seine Botschaft in diese Welt hinauszutragen.

 

Gehen wir nun in Frieden hinaus, ein jeder an seinen Platz. Bewahren wir den Geist Gottes tief in unserem Herzen. Werden wir ein Licht für unsere Mitmenschen.

 

- Stille -

 

 

 

S c h r e i b m e d i t a t i o n

 

 

Meditation über unseren persönlichen Lebenssinn

 

 

(Diese Meditation kann nur in der Gemeinschaft erfahren werden.)

 

- Wir brauchen: Apfelkerne, aus eigenen Apfelkernen gewachsene Jungpflanzen, Äpfel, zwei Plakate -

 

Apfelkerne

 

Ich liege in Deiner Hand, ein kleiner, unscheinbarer Apfelkern. Meine ganze Bestimmung ist zu sterben, mich selber preiszugeben. Nur durch mein Sterben wird ein neues, größeres Leben entstehen können, das Leben eines Apfelbaumes. Könnte ich etwas Bedeutenderes tun, als zu sterben, im Dienst an ein anderes Leben?

 

"Amen, amen, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein, wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht." (Joh 12, 24)

 

Auch in uns soll täglich etwas sterben, Sünde, das Streben nach Besitz, der Kampf um Aufstieg und Anerkennung. Bewahren wir einige Minuten der Stille. Schreiben wir nieder, was in unserem Herzen sterben sollte!

 

(Plakat ausbreiten: "IN MIR SOLL STERBEN:")

 

Apfelbäume

 

Ich steh vor Dir, ein junger Apfelbaum. Aus ganzer Seele werde ich meine Größe und Schönheit entfalten, zu Deiner Freude und zum Lobpreis Gottes. Von Gott bin ich geschaffen, um Jahr für Jahr Früchte für Dich zu tragen, die Dich nähren. Früchte tragen - dies ist mein ganzer Gott gewollter Sinn. Aus ganzer Liebe will ich diesen Auftrag erfüllen.

 

"Da sprach Gott: `Die Erde lasse Grünes hervor sprießen, samentragende Pflanzen sowie Fruchtbäume, die Früchte bringen nach ihrer Art, in denen Samen ist auf Erden!` Und es geschah so. Die Erde brachte Grünes hervor, samentragende Pflanzen nach ihrer Art und Bäume, die Früchte bringen, in denen ihr Same ist nach ihrer Art." (Gen 1, 11-12)

 

Gott hat auch uns dazu geschaffen, Früchte zu tragen. Früchte tragen, das kann bedeuten, zuhören, teilen, Anteil nehmen, jemanden glücklich machen. Schreiben wir schweigend nieder, welche Früchte wir tragen möchten.

 

(Plakat ausbreiten: "ICH TRAGE FRÜCHTE")

 

Äpfel

 

Als reifer Apfel liege ich in Deiner Hand. Wie der Apfelbaum bin ich bestimmt zu sterben, damit Du Nahrung hast. Aber ich habe einen Wunsch. Ich möchte, dass Du intensiv wahrnimmst, mit welcher Liebe ich dieses Opfer darbringe. Ich möchte, dass ich in Dich eindringen kann, dass mein Opfer Dein Bewusstsein wandelt. Ich stelle mir vor, dass auch Gott in Dich eindringen und Dich verwandeln will. Mein Werk hat seinen Sinn erfüllt, wenn Du Gott in Dich eindringen läßt, wenn Du in Deinem Mahl seine Liebe erfährst, wenn wir gemeinsam dankbar sind vor Gott, Du und ich.

 

"Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen? Denn um all das geht es den Heiden. Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht. Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben." (Mt 6, 31-33)

 

Trage das Opfer des Apfels tief in Deinem Herzen. Stelle Dir vor, mit welcher Liebe Dir Gott täglich dieses Opfer darbringt, um Dich zu nähren. Trage diese Liebe schweigend zu Gott zurück.

 

- Stille -

 

- Abschlusslied -

 

 

 

G o t t    i n    d e r    N a t u r

 

 

Meditation über die Stimmen der Vögel

 

 

- Gehen Sie in die stille Natur hinaus, oder verwenden Sie eine Kassettenaufnahme. -

 

Schließe Deine Augen.

Werde still in Deinem Herzen.

Höre auf die Stimmen der Vögel.

Nimm wahr, wie die Vogelstimmen in unterschiedlichsten Klängen ertönen, werbendes Pfeifen, fröhliches Musizieren, angstvolles Piepsen. Konzentriere Dich ausschließlich auf die Gesänge der Vögel.

Gebe Dich ganz ihren Klängen hin.

 

- Stille -

 

Versuche ganz bewusst, die Vielfalt der Gesänge wahrzunehmen: Pfeifen ist nicht Pfeifen, Zwitschern nicht Zwitschern, Piepsen nicht Piepsen. Klang, Dauer und Lautstärke unterliegen einem ständigen Wandeln. - Jede Sekunde ein anderer Laut - . Nimm das Singen der Vögel mit der Seele wahr. Nimm Abschied von Begriffen, mit denen Du die Gesänge der Vögel nur einengen würdest. Lasse sie einfach auf Dich wirken, wie eine schöne Musik. Nimm den Frieden wahr, den das Singen der Vögel auf Dich ausstrahlt. Allein in dem Singen der Vögel an diesem Ort ist jeder Augenblick einmalig. Nie werden sich die Gesänge der Vögel so wiederholen, wie Du es heute und jetzt hörst. Darum achte die Natur als etwas Kostbares, und mit der Natur die Geräusche, die Gott uns schenkt. Dieser Augenblick verdient Deine ganze Aufmerksamkeit, denn die Natur ist im Werden und ändert sich bereits wieder. Bleibe still und lausche weiter den Liedern der Vögel.

 

- Stille -

 

Du hast Dich intensiv den Gesängen der Vögel hingegeben. So wie ihre Musik, so sind auch die anderen Geräusche der Natur in ständiger Bewegung. Es ist egal, auf welche Klänge der Natur Du Dich einlässt, das Plätschern des Baches, das Rauschen der Bäume im Wind, das Summen der Bienen: Immer wieder begegnest Du der Einmaligkeit der Natur. Gott schenkt Dir die Natur in unerschöpflicher Vielfalt und grenzenloser Bewegung. Du brauchst nur still zu werden. Es kommt auf Dich an, wie viele Zeichen Gottes Du wahrnehmen kannst. Nimm Dir Zeit für Gottes Schöpfung. Sei wachsam für die unzählig vielen Sprachen, die sie in sich birgt. Sei dankbar für alles, was Gott Dir durch die Schöpfung mitteilt, was er Dir schenkt. Die Natur ist auch ein Geschenk Gottes für Dich.

 

- Stille -

 

Gebet

 

Gott, Deine Quellen, so rein und klar

gewaltig die Berge, ganz wunderbar

Endlose Wälder hast Du Dir erdacht

Herrliche Blumen, ergreifende Pracht

Meere und Wolken, mit Liebe gemacht

Alles zeugt Güte, zeugt Größe, zeugt Macht

 

 

 

 

G o t t    i n    d e r    N a t u r

 

 

Meditation über das Rauschen des Wassers

 

 

- Gehen Sie zu einem Bach in der Natur hinaus, oder verwenden Sie eine Kassettenaufnahme. -

 

Schließe Deine Augen.

Werde still in Deinem Herzen.

Höre auf das Rauschen des Baches.

Nimm wahr, wie das Wasser in unterschiedlichsten Klängen ertönt,

Sprudeln, gelegentliches Plätschern, unaufhörliches Rauschen.

Konzentriere Dich ausschließlich auf die Geräusche des Wassers.

Gebe Dich ganz seinen Klängen hin.

 

- Stille -

 

Versuche ganz bewusst, die Vielfalt der Geräusche wahrzunehmen: Rauschen ist nicht Rauschen, Sprudeln nicht Sprudeln, Plätschern nicht Plätschern. Klang, Dauer und Lautstärke unterliegen einem ständigen Wandeln. - Jede Sekunde ein anderer Laut - . Nimm die Geräusche mit der Seele wahr. Nimm Abschied von Begriffen, mit denen Du die Geräusche des Wassers nur einengen würdest. Lasse sie einfach auf Dich wirken, wie eine schöne Musik. Nimm den Frieden wahr, den das Wasser auf Dich ausstrahlt. Allein in den Geräuschen dieses Wassers aus diesem Bach ist jeder Augenblick einmalig. Nie wird das Rauschen dieses Baches sich so wiederholen, wie Du es heute und jetzt hörst. Darum achte den Augenblick als etwas Kostbares, als etwas, das Deine ganze Aufmerksamkeit verdient. Bleibe still und lausche weiter den Tönen des Wassers.

 

- Stille -

 

Du hast Dich intensiv den Geräuschen des Wassers hingegeben. So wie die Klänge, so sind auch die Wellen des Baches in ständiger Bewegung - jeder Augenblick eine einmalige Darstellung der Wellen. Es ist egal, auf welche Zeichen der Natur Du Dich einlässt, das Rauschen der Bäume im Wind, die Stimmen der Vögel im Wald, die Bewegung der Wolken am Himmel: Immer wieder begegnest Du der Einmaligkeit des Augenblicks. Gott schenkt Dir seine Schöpfung in unerschöpflicher Vielfalt und grenzenloser Bewegung. Du brauchst nur still zu werden. Es kommt auf Dich an, wie viele Zeichen Gottes Du wahrnehmen kannst. Nimm Dir Zeit für Gottes Schöpfung. Sei wachsam für die unzählig vielen Sprachen, die sie in sich birgt. Sei dankbar für alles, was Gott Dir durch die Schöpfung schenkt.

 

- Stille -

 

 

Gebet

 

 

Tiefste Stille, Zeiten der Unendlichkeit

In diesen Augenblicken sprichst Du, Gott zu mir

Und jede Zeit mit Dir

ist eine Kostbarkeit

nach der ich strebe

von der ich lebe

Da herrscht Geborgenheit

Da schwingt Wahrhaftigkeit

Da keimt Ergebenheit

in das, was Du mir schenkst

dort hin, wo Du mich lenkst

Dein Sein durchdringt mein Herz in tiefster Herrlichkeit

 

 

 

 

M e i n    G l a u b e

 

 

Auf der Suche nach meiner Lebensmitte

 

 

- Lassen Sie sich eine ganze Stunde persönlich Zeit. -

- Stellen Sie sich persönlich in Stille folgende Fragen: -

 

* Was bedeutet Gott für mein Leben?

* Wann wurde diese Bedeutung mir offenbar, welches Ereignis

meines Lebens erschloss mir diese Bedeutung?

* Was ist die tragende Mitte meines Lebens?

 

1.) Was bedeutet Gott für mein Leben?

 

Gott, der ewig Fragende in mir? Gott, das Licht?

der ewig Dürstende? die Wahrheit?

der Unbegreifliche? die Liebe?

der mit mir Gehende? das Leben?

der wunderbar Lenkende? oder: ......

die Zuflucht, die tragende Hand?

der nicht Erreichbare?

 

 

 

 

 

 

 

2.) Welches Ereignis erschloss mir auf diese Weise Gott?

 

 

 

 

 

 

 

3.) Was ist die tragende Mitte meines Lebens?

 

 

 

 

 

 

 

Abschlussgebet

 

Gott, wunderbar ist Deine Lenkung.

Meine Seele füllst Du mit Sehnsucht,

und neue Räume eröffnest Du mir,

Tag für Tag.

Durchschreite ich sie, werde ich gnadenhaft beschenkt.

Bleibe ich stehen, reichst Du mir trotzdem die Hand.

Denn auch meine Umwege sind Deine Wege.

Wie sonst könnte ich Dich je erreichen?

Bin ich von Dir beschenkt,

so darf ich als Licht erleuchten

und Deine Liebe ausstrahlen.

Aber nicht ich bin es, sondern Du in mir.

Dir, Vater, möchte ich aus ganzem Herzen danken.

 

D i e    W ä r m e    D e i n e s    K ö r p e r s

 

 

Wahrnehmungsmeditation über das Wunder Deines Körpers

 

 

Schließe Deine Augen. Atme langsam ein und aus. Lege Deine ganzen Gedanken und Sinne in Deine Schultern. Spüre die Verspannungen in Deinen Schultern. Stelle Dir vor, wie bei jedem Ausatmen ein Teil Deiner Verspannung in die Tiefe sinkt und schließlich Deinen Körper verlässt Du spürst langsam, wie Deine Schultern locker werden - entspannen.

 

- kurze Stille -

 

Wandere nun mit Deinen Gedanken in die Oberarme. Wiederhole die Übung. Du atmest ein und aus. Beim Ausatmen spürst Du, wie ein Teil Deiner Verspannung schwindet, mehr und mehr.

 

- kurze Stille -

 

Du konzentrierst Dich jetzt auf Deine Unterarme, atmest ein und aus, spürst die aufkommende Entspannung und freust Dich darüber.

 

- Stille -

 

Auch Deine Hände sind verspannt. Du öffnest Deine Hände, legst sie auf Deinen Schoß und richtest sie wie eine offene Schale nach oben. Atme wieder ein und aus. Konzentriere Dich ganz auf die Entspannung Deiner Hände. Lasse bei dieser Übung nicht nach: einatmen, ausatmen und mit dem Ausatmen die Hände entspannen. Deine Hände sind nun ganz locker. Lege nun Deine ganze Empfindung in die Innenfläche Deiner Hände. Spüre die Luft an den Innenflächen Deiner Hände. Es ist wie eine zarte Berührung. Die Luft kühlt sorgfältig und liebevoll Deine Hände. Bleibe eine Weile bei dieser Empfindung. Gott hat uns jede Empfindung unseres Körpers geschenkt. So wie Gott sich in unserem täglichen Leben nicht aufdrängt, so tun dies auch nicht die Sinne unseres Körpers. Wir selber sind aufgerufen, sie wahrzunehmen, offen zu werden, für das Kleine des Alltags. Diese kleinen Wahrnehmungen sind oft schöner, als die lautstarken Reize, denen wir Menschen täglich ausgesetzt sind.

 

- Stille -

 

Forme nun Deine Hände zu einem geschlossenen Ball. Hierzu kannst Du die Innenflächen der zur Schale geformten Hände gekreuzt aufeinander legen. Konzentriere Dich nun ganz auf die Lufttemperatur an den Innenflächen Deiner Hände. Spüre, wie sie ständig steigt. Verbleibe mit Deinen ganzen Sinnen bei der Empfindung der Lufttemperatur. Was empfindest Du bei dieser Wärme, Zärtlichkeit, Geborgenheit oder vielleicht Beklemmung angesichts der hohen Wärme?

 

- kurze Stille -

 

Bedenke: Die Wärme an Deinen Händen stammt aus Deinem eigenen Körper. Gott hat Deinem Körper Wärme gegeben, Wärme die Dich am Leben erhält. Diese Wärme ist wie durch ein Wunder immer da, solange Du lebst. Sie kann in kürzester Zeit die Luft eines engen Raumes erwärmen, so wie in der Kugel, die Du mit Deinen Händen geformt hast. Sei dankbar für dieses Geschenk Gottes. Lege Deine ganze Dankbarkeit und Liebe Gott dar. Gott hat Dir Dein Leben geschenkt, Deine Wärme, Deine ganzen Empfindungen. Gott berührt Dich auch jetzt, bei dieser Meditation, mit seiner ganzen Liebe, mit einer wunderbaren Zärtlichkeit und Intensität.

 

- Stille -

 

Öffne nun Deine Hände wieder zu einer Schale. Spüre, wie die Luft erneut die Innenflächen Deiner Hände kühlt. Was empfindest Du jetzt? Ist es das gleiche Gefühl, das Du vorhin hattest, als Du zum ersten Mal eine Schale formtest? Was hat sich geändert? Vielleicht erlebst Du, dass Kühle keine Kühle ist. Vielleicht tritt Erleichterung auf, vielleicht auch ein fröstelnde Kühle, die Du vorhin noch nicht empfunden hast. Der Wechsel der Temperaturen bestimmt Deine Empfindungen ebenso wie die Temperatur selber.

 

- kurze Stille -

 

Du bist ein wunderbarer Teil der Schöpfung Gottes. Gottes Zeichen in Dir sind vielfältig und unermesslich reich. Die Temperaturempfindung Deines Körpers ist nur ein ganz kleiner Bereich davon. Sie will Dir wie alle anderen Empfindungen zeigen, dass Gott Dich ernst nimmt und aus ganzem Herzen liebt. Gott ist immer bei Dir. Er spricht Dich täglich, stündlich, minütlich über die Empfindungen Deines Körpers an. Danke Gott in einem stillen, schweigenden Gebet für den Reichtum, mit dem er Deinen Körper ausgestattet hat.

 

 

 

D e i n e    B e g e g n u n g    m i t    C h r i s t u s

 

 

Vorstellungsmeditation über die Heimkehr zu Christus

 

 

=> Der Raum ist verdunkelt.

=> In der Mitte des Raumes steht eine einzige Kerze.

=> Alle Teilnehmer sitzen im Kreis um die Kerze herum.

 

 

Werde still. Suche Dir eine bequeme Sitzhaltung, in der Du einige Minuten verbleiben kannst. Lasse alle Gedanken los, die Dich in diesem Augenblick bewegen. Konzentriere Dich auf die Dunkelheit des Raumes und auf die Stille, die Dich umgibt - keine Gedanken, keine Geräusche, keine Bewegung, kein helles Licht. Verbleibe einige Minuten in dieser bewegungslosen Stille. Sollte doch ein Gedanke auftauchen, so soll er Dich nicht entmutigen. Lasse ihn einfach wieder fallen und versuche erneut die Stille. Setze Dich bewusst ganz dieser Stille aus. Es gibt nur Dunkelheit, Leere und Stille, Dunkelheit, Leere und Stille !

 

- kurze Stille -

 

Was empfindest Du in diesem Augenblick? Bist Du ganz auf die Leere konzentriert, oder wirst Du häufiger abgelenkt? Bedrückt Dich die Stille, oder verleiht sie Dir inneren Frieden? Kannst Du die Stille und Leere geschehen lassen, kannst Du sie ertragen?

 

- längere Stille -

 

Schließe Deine Augen. Nimm wahr, dass es nun noch finsterer geworden ist. Auch jetzt sollen keine Gedanken Dich ablenken, kein Räuspern, keine Veränderung Deiner Sitzhaltung, einfach nichts! Setze Dich mit ganzer Seele dem Zustand des Nichts aus. Was spürst Du dabei? Hat sich etwas an Deinen Empfindungen geändert?

 

- kurze Stille -

 

Du hast Dich nun einige Zeit ganz der Dunkelheit ausgesetzt. Stelle Dir vor, dass es am Ende Deines Lebens ähnlich dunkel sein wird: Wenn Du stirbst, hat alles Erleben ein Ende: kein Licht, keine Geräusche, keine Gedanken, keine Gefühle, - einfach Nichts! Du bist darauf angewiesen, dass Du aus dieser Dunkelheit erlöst wirst, angewiesen auf Christus. Christus, so schildert das neue Testament, wird Dir gegen-überstehen. Er wird Dir begegnen, wenn alles irdische Dasein ein Ende hat. Er wird Dich aus der Dunkelheit in das Licht führen. Er ist selber das Licht. Kannst Du Dir eine Begegnung mit Christus vorstellen? Kannst Du Dich darauf freuen - hast Du vielleicht Angst davor? Warum hast Du Angst?

 

- kurze Stille -

 

Stelle Dir nun eine riesige, helle Wolke vor, die ein unbeschreibliches Licht ausstrahlt. Das Licht befindet sich ganz in Deiner Nähe, es er-wärmt Deine Seele. Du ahnst, dass Dir in dieser Wolke Christus gegenüber steht. Christus überlässt Dir die Entscheidung: Wenn Du Christus Deine Hand entgegenstreckst, wird Dein Leben ein Ende haben, dann wird Christus Dich in eine unbekannte, neue Welt führen.

 

- kurze Stille -

 

Was empfindest Du bei der Vorstellung, dass Dir nun eine neue Welt bevorsteht? Kannst Du Christus vertrauensvoll entgegengehen? Was fehlt Dir, damit Du diesen Schritt vollziehen kannst? Was könntest Du tun, um auf Christus mit Vertrauen zuzugehen?

 

- Stille -

 

Besinnung

 

Loslassen

kein Wünschen mehr

kein Haben mehr

kein Streben mehr

Ganz fallen lassen

 

Nur Leere, unendliche Leere

nur Stille, durchdringende Stille

nur Tiefe, unglaubliche Tiefe

und Du, Gott, allein.

 

 

B e g e g n u n g    m i t    e i n e m    O b d a c h l o s e n

 

 

Vorstellungsmeditation über die Bereitschaft zu helfen

 

 

Lese zunächst aus der Bibel: Mt 25, 31 - 46

 

- Stille -

 

Schließe Deine Augen. Stelle Dir einmal folgende Situation vor:

 

Ein Anhalter steigt in Dein Auto. Er wirkt freundlich und sehr aufgeschlossen. Du unterhältst Dich mit ihm, über seine Erfahrungen beim Stoppen, über Begegnungen mit den Menschen in den Autos, über den Grund seiner Reise.

 

Der Anhalter erzählt Dir, dass er seit mehreren Jahren nur noch reist, von einem Ort zum anderen. Haus und Familie hat er infolge von Arbeitslosigkeit und Depression verloren. Nun hilft er im Sommer bei der Ernte und verdient sich ein paar Mark. Im Winter, wenn keine Gelegenheitsarbeit möglich ist, übernachtet er in U-Bahnschächten oder in der Sozialstation des Ortes. Gerne wünschte er sich einmal eine Nacht wieder in der Geborgenheit einer privaten Wohnung - nur für eine Nacht.

 

Welche Gedanken kommen Dir bei der Vorstellung, diesen Fremden zu beherbergen ?

 

Kannst Du sofort und uneingeschränkt "ja" sagen ?

 

Welche Vorbehalte oder Ängste schränken Deine Bereitschaft ein ?

 

- Stille -

 

Stelle Dir nun nochmals den Fremden vor. Schaue ihm in Deiner Vorstellung bewusst tief in die Augen. Stelle Dir traurige Augen vor, Augen, die Sehnsucht nach Geborgenheit ausstrahlen. Hat sich Deine Einstellung durch sein Anliegen geändert? Ist dieser Mensch nun weniger angenehm als vorher? Ist sein Wunsch vielleicht eine Anmaßung ?

 

Stelle Dir nun Jesus mit seiner Anforderung vor: Ich war bei Euch, und Ihr habt mich nicht gespeist. Warum nur fällt es uns so schwer, das Vertrauen zu Jesu Anrufung zu haben. Warum stellen wir uns in unseren Ängsten so viele Gefahren vor, anstatt dem vor uns stehenden Menschen bedingungslos zu begegnen ? Warum fehlt uns das Vertrauen, dass Gott uns behütet, wenn wir seinem Wegweiser folgen ?

 

- Stille -

 

Besinnung

 

Solange nur ein Mensch täglich betrunken durch die Straßen unserer Stadt geht,

weil er das Leben nicht ertragen kann,

möchte ich hellhörig bleiben für die Nöte unserer Zeit.

 

Solange es nur einen psychisch kranken Menschen gibt,

der schwere Depressionen erduldet , unter Wahnvorstellungen leidet, oder sich das Leben nehmen will,

möchte ich dasein, einfach dasein und mitleiden.

 

Solange nur ein asylsuchender, arbeitsloser oder wohnungsloser Mensch in dieser Stadt gemieden wird,

möchte ich mich solidarisieren, ihm ein Freund sein

und Stellung nehmen gegen die Ungerechtigkeit dieser Welt.

 

Solange nur ein Jugendlicher in unserer Stadt sein Äußeres verstümmelt,

als Aufschrei, dass etwas geschehen muss,

möchte auch meine Seele aufschreien und nach Antworten suchen.

 

Denn die Seele des Menschen ist darauf ausgerichtet,

die grenzenlose Liebe Gottes in diese Welt auszustrahlen, sich einzulassen auf die Tränen dieser Welt,

und ihnen eine neue Hoffnung zu schenken.

 

 

 

 

 

V o r s t e l l u n g s m e d i t a t i o n:

 

Mut zum Bekenntnis

 

Stelle Dir die Situation des Jüngers Petrus nach der Verhaftung Jesu vor. Er wurde als einer der Jünger Jesu erkannt. In der daraus entstandenen Gefahr verleugnete er seinen Glauben: "Da sagte die Pförtnerin zu Petrus: Bist du nicht einer von den Jüngern dieses Menschen? Er antwortete: Nein. ... Simon Petrus stand am Feuer und wärmte sich. Sie sagten zu ihm: Bist du nicht einer von seinen Jüngern? Er leugnete und sagte: Nein. Einer von den Dienern des Hohenpriesters, ein Verwalter dessen, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte, sagte: Habe ich dich nicht in dem Garten gesehen? Wieder leugnete Petrus, und gleich darauf krähte der Hahn."

(Joh 18; 17, 25 - 27)

 

Schließe Deine Augen. Atme tief ein und aus. Versuche bei jedem Ausatmen, etwas Verspannung aus Deinem Körper zu entlassen. Atme ein und aus - immer wieder, bis Du ganz ruhig in Deinem Herzen geworden bist. Wie denkst Du über das Verhalten des Petrus? Hast Du Verständnis dafür, dass er in der Bedrängnis seine Gefolgschaft abstritt? Bist Du vielleicht er verärgert oder betroffen über dieses Verhalten?

 

- Stille -

 

Stelle Dir vor, dass Du einen Bekannten auf der Straße antriffst. Ihr redet über das Wetter, über Eure Arbeit, über das, was Ihr in der Freizeit unternehmt. Plötzlich wendet sich das Gespräch. Dein Bekannter erzählt über einen Zeitungsartikel, in dem über einen Kirchenskandal berichtet wird. "Es ist doch immer das Selbe: die Christen sind kein bisschen besser als andere Menschen. Und überhaupt: Wer glaubt denn heute noch an Gott?"

 

Wie lautet Deine innere Antwort. Glaubst Du an Gott? Kannst Du dieses Bekenntnis ohne Einschränkung vor Deinem Bekannten offenlegen? Was hindert Dich daran, Farbe zu bekennen? Hast Du Angst? Möchtest Du nicht belächelt werden? Wäre es nicht ein Zeichen unserer Liebe zu Gott, ihm in Zeiten der Anzweiflung die Treue zu bewahren?

 

- Stille -

 

Stelle Dir nun eine Besprechung am Arbeitsplatz vor. Es hat Ärger zwischen verschiedenen Mitarbeitern gegeben, nachdem einer unter ihnen, nämlich ein Kollege aus der gleichen Abteilung, eine falsche Entscheidung getroffen hat. Dieser Kollege bittet Dich nun, ihm zu helfen und seine Entscheidung abzustreiten. Du erzählst ihm, dass Du Gewissensbisse hast, dass Du lügen müsstest "Ach, was ist schon eine Lüge! In einer schwierigen Situation ist das doch wohl erlaubt. Und überhaupt: Was soll diese Moral noch in unserer modernen Zeit?" Kannst Du zu Deiner Einstellung stehen? Kannst Du Deinem Kollegen erklären, dass es sich um eine Frage des Glaubens und der Verantwortung handelt? Wärst Du in der Lage etwa folgenden Satz zu sagen: "Das widerspricht dem Willen Gottes."? Was hindert Dich daran, Dich zu Gott zu bekennen? Warum bist Du in Fragen des Glaubens so zurückhaltend?

 

- Stille -

 

Versetze Dich nun in die Lage eines an Gott Zweifelnden. Du möchtest gerne mit einem Gläubigen über die Existenz Gottes diskutieren und streitest sie zunächst provozierend ab. Dein Gesprächspartner geht nicht auf dieses Gespräch ein sondern wechselt verlegen das Thema. Wirkt dies Haltung auf Dich glaubwürdig? Was hättest Du von einem Gläubigen erwartet, damit Du Dich für seinen Glauben interessierst? Kannst Du jetzt verstehen, wie wichtig Dein Bekenntnis ist? Dein Bekenntnis ist nicht nur wichtig für Deinen Mut, es ist auch Spiegel der Kirche und seiner Gläubigen insgesamt.

 

Herr, mir fehlt manchmal der Mut, mich offen zu Dir zu bekennen. Ich habe Scheu davor, von anderen Menschen wegen meines Glaubens belächelt zu werden. Bitte schenke Du mir die Kraft, Dir zu jeder Zeit die Treue zu bewahren und mich als Christ zu offenbaren, Amen.

 

 

 

S c h u l d    u n d    V e r g e b u n g

 

 

Wie stehe ich zu meiner Schuld?

 

 

Schließe Deine Augen. Werde still in Deinem Herzen. Versuche, Dich an eine schwere Schuld zu erinnern, an das Verletzen eines Menschen, an einen Vertrauensbruch, an eine Jugendsünde. Lasse das Geschehen in Stille vor Deinen Augen ablaufen. Stelle Dir dabei besonders die Wirkung auf den geschädigten oder verletzten Menschen vor. Bleibe einige Minuten in Gedanken bei dieser Schuld.

 

- Stille -

 

Was empfindest Du in Erinnerung an diese Schuld? Verspürst Du Scham angesichts Deines Verhaltens? Tut Dir Deine Sünde leid? Versuchst Du, eine Begründung oder Entschuldigung zu finden? Fühlst Du Trauer über den Schmerz, den Du dem geschädigten Menschen zugefügt hast? Hast Du vielleicht Angst davor, dass Gott Dir diese Schuld anrechnet? Welches Gottesbild herrscht in Dir vor, das eines strafenden oder eines barmherzigen Gottes?

 

- Stille -

 

Totschlag aus Zorn - in Deutschland würde der Täter zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt. "Die Jahre vergingen, und Mose wuchs heran. Eines Tages ging er zu seinen Brüdern hinaus und schaute bei der Fronarbeit zu. Da sah er, wie ein Ägypter einen Hebräer schlug, einen seiner Stammesbrüder. Mose sah sich nach allen Seiten um. Als er sah, dass sonst niemand da war, erschlug er den Ägypter und verscharrte ihn im Sand." (Ex 2, 11 - 12) Was tat Gott angesichts dieser großen Schuld? Er berief Mose dazu, das Volk Israel aus Ägypten herauszuführen. "Ich sende dich zum Pharao. Führe mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten heraus." (Ex 3, 10). Paulus erging es ähnlich. Er war bei der Steinigung des Stephanus anwesend: "Die Zeugen legten ihre Kleider zu Füßen eines jungen Mannes, der Saulus hieß." (Apg 7, 58b) Mit aller Macht versuchte er, "... die Kirche zu vernichten; er drang in die Häuser ein, schleppte Männer und Frauen fort und lieferte sie ins Gefängnis ein." (Apg 8, 3). Um so bewegender, ja bestürzender, ist angesichts der Schuld des Saulus die Reaktion Jesu, der ihn zu seinem Apostel "Paulus" berief: "Saulus wütete immer noch mit Drohung und Mord gegen die Jünger des Herrn. Er ging zum Hohepriester und erbat sich von ihm Briefe an die Synagogen in Damaskus, um die Anhänger des (neuen) Weges, Männer und Frauen, die er dort finde, zu fesseln und nach Jerusalem zu bringen. Unterwegs aber, als er sich bereits Damaskus näherte, geschah es, dass ihn plötzlich ein Licht vom Himmel umstrahlte. Er stürzte zu Boden und hörte, wie eine Stimme zu ihm sagte: Saul, Saul, warum verfolgst du mich? Er antwortete: Wer bist du, Herr? Dieser sagte: Ich bin Jesus, den du verfolgst. Steh auf und geh in die Stadt; dort wird dir gesagt, was du tun sollst." (Apg 9, 1 - 6).

 

- Stille -

 

Hast Du das Vertrauen, dass Gott Dir Deine Schuld vergibt? Kannst Du Dir das vorstellen: als Sünder bist Du trotzdem würdig und damit berufen zum Dienst an Gott? Fühlst Du Dich durch diese Vorstellung innerlich erleichtert, ja befreit? Ist es nicht eine großartige Vorstellung, dass Du jederzeit neu anfangen kannst? Bist Du bereit, Dich auf den Dienst an Gott, auf Deine Berufung, einzulassen? Jesus spricht zu Dir wie damals zur Ehebrecherin: "Auch ich verurteile Dich nicht. Geh hin und sündige von jetzt an nicht mehr." (Joh 8, 11) Einer der beiden Verbrecher, die gemeinsam mit Jesus gekreuzigt wurden, sprach: "Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten; ... Dann sagte er: Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst. Jesus antwortete ihm: Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein." (Lk 23, 41 - 43)

 

- Stille -

 

Besinne Dich nochmals auf Deine schwere Sünde. Bist Du in der Lage, Deine Schuld einzugestehen? Kannst Du Deine Sünde bittend und flehend vor Gott tragen, in der Zuversicht, dass er Dir verzeiht? Bist Du bereit, Dein Leben zu verwandeln, täglich ein Stück weit einen Neuanfang zu versuchen?

 

Gebet:

 

Herr, es ist nicht einfach, ein von Sünde weitgehend gereinigtes Leben zu führen. Es ist noch schwieriger, zur eigenen Schuld zu stehen. Bitte schenke mir Kraft zur Umkehr von Sünde und Schuld. Schenke mir aber auch den Mut für einen ungeteilten Dienst, denn Du berufst auch mich in Deine Nachfolge, trotz meiner Schuld. Danke für das Vertrauen, das Du mir durch Deine Berufung schenkst. Ohne dieses Vertrauen - das spüre ich - wäre eine Umkehr nicht möglich, Amen.

 

 

 

V o r s t e l l u n g s m e d i t a t i o n:

 

Liebst Du mich, Deinen Gott?

 

Schließe Deine Augen. Atme tief ein und aus. Versuche, Dich von allen Gedanken zu lösen, die Dich momentan beschäftigen. Stelle Dir vor, dass mit dem Ausatmen Deine Gedanken schwinden. Deine Seele wird innerlich leer und frei. Du atmest die Gedanken einfach aus, immer wieder aus.

 

- Stille -

 

Versetze Dich nun in die wunderschöne Zeit Deiner innigsten Liebe. Erinnere Dich ganz intensiv an das Glück, das Du empfunden hast. Bleibe einige Minuten bei dem Menschen, dem diese tiefe Liebe galt. Versuche, Dich mit ganzer Kraft in die damalige Situation des Verliebtseins hineinzuleben. Stelle Dir vor, Du seist in der Nähe des Geliebten. Durchlebe innerlich die Gefühle der Liebe und des Glücks, so, wie Du sie in jener Zeit erlebt hast.

 

- Stille -

 

Welche Empfindungen bewegen Dich in der Umgebung des geliebten Menschen? Verspürst Du Sehnsucht nach ihm? Bewegt Dich der Wunsch nach Nähe, nach Aussprache mit dem Geliebten? Empfindest Du Geborgenheit und Schutz, Verständnis oder Angenommensein? Möchtest Du, dass sich die Begegnung mit dem geliebten Menschen wiederholt, dass Du immer bei ihm bleiben kannst? Möchtest Du ihm Deine innere Verbundenheit und Nähe zeigen? Was könntest Du tun, damit Deine Liebe dem Partner verspürbar wird?

 

- Stille -

 

Auch Gott sucht Deine Liebe! In Christus fragte er stellvertretend seinen Jünger Petrus ganz eindringlich: "Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese? Er antwortete: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. ... Er fragte ihn abermals: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. ... Er fragte ihn zum dritten mal: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?" (Joh 21, 15 - 17

 

- Stille -

 

Versuche selber ganz ehrlich eine Antwort auf die Frage: Liebst Du Gott Vater? Liebst Du Jesus, seinen Sohn? Empfindest Du Geborgenheit und Schutz durch die Anwesenheit Gottes? Wünscht Du Dir seine Nähe: im Gebet, in persönlicher Aussprache mit ihm? Empfindest Du Sehnsucht nach ihm, Sehnsucht, die Dich buchstäblich in den Gottesdienst drängt, um Gott ganz nahe zu sein? Was hindert Dich daran, ihm aus Liebe täglich, ja stündlich, Deine Zeit zu schenken und zu beten? Müsstest Du - als Liebender - nicht jede erdenkliche Gelegenheit ergreifen, um Gott im Gebet oder gar in einem Gotteshaus aufzusuchen, auch an Werktagen? Müsste es nicht Dein innigstes Bedürfnis sein, im täglich neu zu begegnen, in allem was Du tust, gut zu sein? Liebst Du Gott wirklich?

 

- Stille -

 

Gebet

 

Herr, rühre meine Seele an. Erschüttere mein Herz bis an die Grenze des Möglichen. Laß mich von Deiner Frage: "Liebst Du mich?" tief betroffen sein. Erwecke eine Sehnsucht in meinem Herzen, die mich ganz in Deine Nähe führt, Amen.

Impressum

Texte: Klaus Emmerich
Bildmaterialien: Klaus Emmerich
Tag der Veröffentlichung: 30.11.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Meiner lieben Frau Ingeborg gewidmet

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