Sonja Fuchsreiter
Nach der Verdammnis
Alterworld 01
Roman
LESEPROBE
© 2013 AAVAA Verlag
Alle Rechte vorbehalten
Alle Personen und Namen innerhalb dieses Romans sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
„Das kannst du nicht bringen, Tess!“
„In Situationen wie diesen, ist sich jeder selbst der Nächste, Zack!“, erwiderte die linke Schnalle affektiert.
Eine Handschelle klickte an Zacks Hand und ruckzuck auch am Geländer der Dachterrasse. Er ruckelte fest daran, aber selbstredend rührte sich nichts. „Du kannst mich doch nicht einfach hier zurücklassen, als Futter für die Viecher!“
Dieses linke Miststück ließ ihn hier eiskalt zurück und opferte ihn.
„Ich kann dich nicht tragen.“ Tatsächlich schien sie Wehmut zu empfinden. Wären nicht die Handschellen gewesen, hätte er es ihr auch beinah abgenommen. „Was brichst du Idiot dir auch das Bein?“
Zack knirschte wütend mit den Zähnen. Er hatte dem Miststück zum zigsten Mal den Arsch gerettet und das war ihm diesmal zum Verhängnis geworden. Auch wenn er dank seiner angeborenen Fähigkeiten schnell genesen würde, ein paar Tage würde auch ein Werwolf zum Heilen benötigen.
Tess schnappte sich seinen Rucksack und holte sich heraus, was sie gebrauchen konnte. Ja nichts verschwenden! Das Essen, die Karten, den Schlüssel seiner Harley und auch die Waffen samt Munition.
„Lass mir eine Waffe“, flehte er inständig. Zack hatte seine verloren, als er sich hier hoch gerettet hatte.
Die hübsche Frau – Tess war eine Schönheit, blond, blauäugig, schlank und sie war wie er ein Werwolf – packte in aller Ruhe seine Sachen in ihren Rucksack. Sie nahm einen alten Revolver und lud ihn mit einem einzelnen Silberprojektil. „Ich sichere die Tür erneut, dann können sie nicht durchbrechen. Du dürftest genug Zeit zum Heilen haben und wenn nicht …“ Tess legte die Waffe gute drei Meter von ihm entfernt auf den Boden, ebenso seinen fast leeren Rucksack. Eine Notration hatte sie ihm gelassen, wie nett! Dumm nur, dass das alles außer seiner Reichweite lag.
„Und wie soll ich … Du willst mich doch wohl verarschen!“ Zack geriet in Panik und brüllte sie zornig an.
Tess missachtete ihn sträflich, überprüfte die Tür noch einmal und schlenderte anschließend lässig zu ihm. „Es tut mir leid, dass es so enden muss.“ Der Knauf ihrer Waffe traf ihn mit voller Wucht an der Schläfe. Der Schlag war nicht ausreichend, um ihn auszuknocken. Seine Sicht verschwamm und er nahm sein Stöhnen nur noch entfernt war. Tess schlug erneut zu. Diesmal jedoch mit einer Wucht, die mehr als ausreichend war, um ihm endgültig auszuknocken.
Die Sonne stand hoch am Himmel, als er mit dröhnendem Schädel erwachte. Kein nettes Erwachen, aber wenigstens hatte Tess so viel Anstand gehabt und ihn von den Handschellen befreit.
Es war still geworden. Viel zu still. Die Monster hatten aufgegeben durch die Tür hier rein zu kommen, was prinzipiell gut war. Aber so schnell gaben die Viecher dann doch nicht auf. Sie suchten nach einem anderen Weg auf das Dach.
Zack rutschte zum Rucksack … Sein rechtes Bein war definitiv vollkommen hinüber. Jetzt, da er sich bewegte, spürte er, dass von seinen Unterschenkelknochen nur noch ein Haufen loser Knochenfragmente übrig war. Das war kein gerader Bruch, den er alleine heilen konnte. Ohne ärztliche Hilfe war er völlig aufgeschmissen. Er könnte Wochen hier liegen und würde trotzdem nicht von der Stelle kommen. Als ob er Wochen auf dem Dach überleben könnte, nur mit einer läppischen Notration und einer Flasche Wasser. Zack nahm den Revolver, seine einzige Alternative, wollte er nicht elendig verrecken oder gar eines der Monster werden, die dort draußen nur auf ihn warteten. Vielleicht war es nicht einmal so übel, dem Ganzen hier ein für alle Mal ein Ende zu setzen und dem Elend zu entfliehen. Eine Kugel und alles Leid wäre vergessen.
***
Was zur Hölle tat dieser Idiot? Tia kletterte hastig die letzten Sprossen der Feuerleiter hoch, stolperte über den Dachsims und landete mit den Händen voran im Kies. Verärgert rappelte sie sich auf und rieb sich die Hände sauber. Wenigstens hatte sie seine Aufmerksamkeit und er den verflixten Lauf der Waffe aus dem Mund genommen. Der Schönling starrte sie feindselig an.
„Sich das Hirn wegzublasen ist ganz sicher nicht die Lösung aller Probleme … na ja, schon! Du hast danach jedoch ein weitaus größeres Problem, bist du mausetot.“
„Lohnt es sich am Leben zu sein in dieser Welt?“
Keine tiefsinnigen Debatten, nicht hier und nicht jetzt! „Dafür haben wir jetzt keine Zeit, Wolf! Die Raider kraxeln gerade die Wand hoch, und wenn du nicht vorhast, dir das Hirn wegzublasen, solltest du den Arsch hoch …“
Der Werwolf rappelte sich auf und stand unsicher auf einem Bein. Er saß hier oben fest, deswegen wollte er sich mit der Silberkugel den Gnadenschuss verpassen. Sein Bein sah gar nicht gut aus. Es war merkwürdig verdreht und da war jede Menge Blut. Kein Wunder, dass die Raider es so eilig hatten, hier rauf zu kommen. Sie rochen sein Blut! Elendes mutiertes Vampirpack! Dann musste sie die Sache wohl anders angehen. Tia schlüpfte schnell aus ihren Kleidern, packte sie in ihren Rucksack und warf ihn dem Fremden entgegen. Völlig nackt stand sie vor ihm. Für sie kein Problem, aber er … Der Wolf senkte schamhaft den Blick, hatte er Probleme mit ihrer Nacktheit. Sehr seltsam für einen Wandler.
„Es war hoffentlich keines der Biester, oder? Wurdest du infiziert?“ Vielleicht hätte sie die Frage stellen sollen, bevor sie blankzog.
„Nein, ich bin die Treppe runtergestürzt. War ziemlich hoch.“ Er riss das Hosenbein oberhalb des Knies ab.
Kein Biss. Ein ziemlich übler, offener Bruch war verantwortlich für die Blutung.
„Autsch! Ich bin übrigens Tia. Würdest du dich meines Rucksacks annehmen, schöner fremder Mann?“ Ja, schön war er, selbst so zerrupft, wie er im Moment war. Wölfe hatten eine unbeschreibliche animalische Ausstrahlung. Man sah ihnen das Tier sofort an. Dieses Exemplar war äußerst ansprechend. Ein gutes Stück größer als sie, was keine Kunst war. Wesen ihrer Gattung war klein und kompakt, das brachte ihr Tier mit sich. Dieser Wolf war weit über 1,90, muskulös und nicht übertrieben trainiert. Sein Haar … intensiv rotbraun und sehr lang, selbst für einen Wolf. Die meisten Wölfe trugen ihr Haar lang, aber aus praktikablen Gründen meist nie länger als bis zu den Schultern. Sein gewelltes, sehr dickes Haar war zu einem Zopf zusammengebunden, der weit unterhalb der Mitte des Rückens endete. Seine Gesichtszüge waren sehr markant und im Moment spiegelte sich in ihnen deutlich Schmerz wider. So wie sein Bein aussah, hätte sie wahrscheinlich schreiend am Boden gelegen. Er biss die Zähne zusammen, stieß nur gelegentlich ein Ächzen aus. Nach außen konnte er sich recht gut beherrschen. Doch seinen beschleunigten Puls und die stoßweise Atmung zeugten klar von seinem desolaten körperlichen Zustand.
„Ich bin Zack. Was hast du vor, Tia?“, fragte er skeptisch, hatte sich jedoch schon ihrem Rucksack angenommen. Er packte den spärlichen Inhalt seines in ihren und nahm ihn auf den Rücken. „Du bist eine Wandlerin, oder?“
***
Die Frau mit den außergewöhnlich hellen Augen, den schwarzen … nein, ihre Haare waren nicht schwarz. Eher ein dunkles Grau, sehr matt und es ging ihr bis zu den Schultern. Sie war recht klein, hatte aber für eine Frau sehr breite Schultern und muskulöse Arme.
„Ich spendiere dir einen Freiflug.“ Sie lächelte breit. „Eher Gleiten. Mit Last auf meinem Rücken kann ich nicht fliegen, aber ich kann uns so einige Kilometer wegbringen und damit raus aus der Stadt.“
„Du bist was?“, hakte er argwöhnisch nach.
„Falco peregrinus, Wanderfalke. Willst du reden oder mich begleiten? Ich kann die Raider schon hören. Sie sind gleich oben!“, zischte sie ungeduldig. „Entweder kommst du mit mir oder du bleibst hier. Dann kannst du dir aber auch gleich die Birne wegblasen, willst du sicherlich nicht zum Raider werden!“
Sie fand sehr deutliche Worte und nahm kein Blatt vor den Mund. Zack hüpfte einbeinig auf sie zu. „Was muss ich tun?“
„Hände um meinen Hals und Augen zu. Halt dich fest, gut fest. Wenn du fällst, kann ich dich nicht auffangen.“
Zack hasste es Schwäche zuzugeben, aber er bezweifelte, dass er sich auf ihrem Rücken halten konnte.
„Du befürchtest abzurutschen? Dann machen wir es, wie mit den kleinen Falken und fliegen Tandem. Ich muss mich im Sturz wandeln. Anders könnte ich das Zusatzgewicht nicht stemmen, aber so sollte es gehen.“ Sie holte ihren Gürtel aus dem Rucksack. „Dann bekommt der Falke Zaumzeug. Ich mach mich hier vollends zum Affen! Wehe du lachst!“
Ihm war nicht zum Lachen. Was hatte er zu verlieren? Selbst wenn er am Boden zerschellte, alles war besser, als hier zu bleiben.
„Ich lass nicht los, versprochen! Das Ding sitzt felsenfest in meinem Schnabel. Bereit?“ Sie nahm den Gurt in ihren Mund und biss darauf. „Festhalten, jetzt!“, nuschelte sie kaum verständlich.
Zack packte nach dem Gurt, und ehe er groß nachdenken konnte, sprang sie auch schon. Wenn er jetzt starb, dann im Rausch der völligen Freiheit. Der freie Fall war atemberaubend! Es kostete den Falken einige Mühe, aus dem Sturzflug in eine stabile Gleitposition zu gelangen. Doch letztendlich gelang es ihm. Am improvisierten Zaumzeug hängend, glitt er auf ihrem imposanten gefiederten Rücken über die Häuserschluchten der Großstadt. Tia war um einiges größer, als ein gewöhnlicher Falke, schließlich war es ein Eins-zu-eins-Wandel. 60 Kilo Mensch wurden auch 60 Kilo Falke.
Sie sanken langsam, aber kontinuierlich. Zu früh, wie es schien. Der Falke schlug angestrengt mit den Schwingen und schaffte es dadurch, nicht allzu schnell abzusinken. Doch es musste strapaziös für das Tier sein. Tia war nicht sonderlich groß, geradezu zierlich in ihrer Menschengestalt. Es war beeindruckend, dass sie seine fast 90 Kilo tragen konnte.
Die Landung war ein wenig ruckelig. Gute zwei Meter über dem Boden musste sie das Zaumzeug loslassen. Zack realisierte gar nicht, wie ihm geschah, so schnell landete er auf dem Boden. Zwei Meter waren Peanuts für einen Werwolf, aber sein verletztes Bein protestierte und er fiel schreiend zur Seite. Der Schmerz war so heftig, dass es ihm mit einem Schlag die Lichter ausschoss.
***
„Endlich wach, Dornröschen? War gar nicht so leicht dich ins Auto zu schaffen ohne deine Mithilfe.“ Tia sah über den Rückspiegel zu ihm.
Er befand ich auf der Rückbank eines Wagens. Sie hatte sein Bein notdürftig versorgt und den Bruch geschient. Dann war es wohl ganz gut gewesen, dass er die Chose verpennt hatte.
„Du hast Fieber. Nimm die!“ Tia warf ihm leise kichernd eine Tüte mit Tablettenröhrchen nach hinten. „Nicht alle, natürlich! Nimm dir das Doxycyclin und das Novalgin raus. Das Doxy hilft gegen die Infektion – und ja, auch wenn du ein Werwolf bist, dein Bein ist infiziert. Kein Wunder bei all dem Dreck. Das Novalgin senkt das Fieber und hilft recht gut gegen die Schmerzen.“
„Arzt?“ Zack hörte sich an, als hätte er ein paar Drinks zu viel intus und genauso benommen fühlte er sich auch.
„Nein, Laborassistentin und Krankenschwester. Ich habe den Medikamentenschrank meines ehemaligen Arbeitgebers ausgeräumt. Er braucht sie nicht mehr. Thomas ist tot.“ Tia reichte ihm eine Flasche Wasser nach hinten. „Wenn du die Tabletten genommen hast, kannst du was Knabbern. Keine Haute Cuisine, doch sehr kalorienreich.“
„Danke.“ Er aß die Packung Schokoriegel im Rekordtempo und leerte die Flasche Wasser komplett hinterher. Für den Anfang musste es genügen. Zack hatte einige Fragen und das starke Gefühl, dass sie die Antworten darauf wusste. Eine bescheuerte hellsichtige Eingebung seiner mütterlichen Nicht-Wandler-Seite. „Du nanntest sie Rider, warum?“
„Raider, nicht Rider. Das ist der Projektname. Die offizielle Bezeichnung für das Virus, das verantwortlich ist für die Apokalypse, lautet JCWR539. Raider ist sehr passend, wenn du mich fragst.“
„Das letzte, was ich mitbekam war, dass die Vampire die Überträger seien. Der Virus mutierte und suchte sich einen neuen Wirt. Das Sterben begann. Danach rissen alle Informationen ab.“ Jeder hasste die Vampire. Sie wurden auf der helllichten Straße niedergeschlachtet. Doch die Seuche war nicht mehr einzudämmen und breitete sich wie ein Strohfeuer aus.
„Die Vampire sind ebenso Opfer wie wir.“ Tia stieß einen abfälligen Ton aus. „Sicher, wären sie im Verborgenen geblieben und nicht an die Öffentlichkeit gegangen, wäre das alles nicht geschehen. Dass es geschehen würde, war aber nur eine Frage der Zeit. Der Mensch darf nicht in den Genen pfuschen.“
„Und woher weißt du das?“ Er war skeptisch, aber es hörte sich plausibel an. Warum sollte urplötzlich und ganz spontan ein Virus auftreten, das die Vampire dahinraffte, nachdem sie Tausende von Jahren unerkannt unter den Menschen gelebt hatten? Es konnte kein Zufall sein, dass kurz nach ihrer Offenbarung eine Seuche auftrat, die sie fast alle tötete.
„Ich bin nur ein kleines Licht. Doch mein Boss Thomas, der arbeitete an der Sache. Wir arbeiteten beide für die Firma, die das Virus entwickelt hat. Ich wusste nichts davon, bis es losging.“
Zack knirschte gefährlich mit den Zähnen.
„Warum entwickelt man ein Virus, um Vampire zu töten?“ Er konnte seinen Zorn nur mühsam verbergen.
„Es sollte nicht töten. Die Wissenschaftler wollten den Vampirismus heilen, weil sie dachten, es sei eine Krankheit.“
„Vampirismus ist ebenso wie Theriantrophie, eine genetische Mutation und keine Erkrankung. Wir werden so geboren und viele Kinder der Vampire ebenfalls. Es ist eine Sache der Gene.“
„Man pfuscht nicht in den Genen rum, sag ich doch!“ Tia legte den Kopf schräg und stieß einen leisen Seufzer aus. „Jefferson Clark war da anderer Meinung. Seine Tochter Cassandra war ein Vampir, freiwillig. Sie hat sich wandeln lassen von ihrem Ehemann. Der dummen Pute gefiel jedoch die Begabung nicht, die der Vampirismus mit sich brachte. Du weißt, dass Vampire … sicherlich weißt du von den übersinnlichen Fähigkeiten, die sie besitzen. Kurzum, sie bereute es und wollte wieder ein Mensch sein. Da musste Daddy halt forschen. Er fand heraus, dass man das für den Vampirismus verantwortliche Gen ausschalten kann, wenn man es mit einem simplen Grippevirus infiziert. Wie wir beide wissen, können Vampire nicht krank werden. Also musste Clark das Virus so modifizieren, dass es die Vampire infizieren konnte. Es ist ihm gelungen. Es fanden sich tatsächlich einige freiwillige Vampire als Probanden. Auch seine Tochter nahm an den Experimenten teil. Der Blutdurst verschwand und die anderen Attribute ebenfalls. Die Probanden schienen wieder menschlich zu sein. Nach einem Monat in Quarantäne entließ man die Testpersonen in Hausgewahrsam. Drei Monate später kehrte der Vampirismus bei dem ersten Probanden zurück und um einiges schlimmer als zuvor. Nach und nach verwandelten sich die Vampire in reißende Bestien, die nur auf eines aus waren: Blut! Das Bewusstsein trat in den Hintergrund. Moralische Instanzen und Intelligenz machten den primitiven Trieben Platz. Die Testpersonen hatten nur noch zwei Dinge im Kopf: Sich zu nähren und fortzupflanzen, die Krankheit zu verbreiten. Sie brachen aus und infizierten Ihresgleichen. Das Virus mutierte und et voilà, wir haben die Apokalypse.“
„Ich denke, wenn es ein Virus ist …“
„Ein Heilmittel? Ein Impfstoff? Sicher! Wenn noch jemand da wäre, um daran zu forschen.“ Tias Stimme brach. „Mein Boss, Thomas, er hat bis zu seinem letzten Atemzug daran gearbeitet. Er wollte in Ordnung bringen, was sein Vater angerichtet hatte. Thomas Clarke wurde vor zwei Monaten mit dem Raidervirus infiziert. Er hat trotzdem noch einen vollen Monat überlebt, dank der Fortschritte, die er in der Forschung nach einem Gegenmittel gemacht hatte. Infizierte versterben in der Regel innerhalb von drei Tagen oder werden zu Monstern. Er hatte bis zuletzt gehofft, dass es ihm gelingen würde. Aber das Gegenmittel zögerte das Unvermeidliche nur heraus. Es half ihm solange Mensch zu bleiben wie möglich. Vor einem Monat war es vorbei mit der Herrlichkeit und er wurde zum Raider. Thomas besaß jedoch noch so viel Willenskraft, um sich selbst ein Ende zu setzen.“ Tia wischte sich die Tränen aus den Augen. Der Mann war mehr gewesen als ein Arbeitgeber. Dieser Thomas war ihr Geliebter gewesen, vielleicht sogar ihr Gefährte.
„Dann war er nah dran an einem Heilmittel?“ Seit Monaten verspürte Zack wieder Hoffnung.
„Bestenfalls ein guter Anfang. Jemand müsste weiterforschen, doch ich wüsste nicht wer.“ Tia Verzweiflung war beinahe greifbar, so schwer wog der Kummer über ihren Verlust. Sie schniefte laut und versuchte nicht mehr ihre Tränen zu verbergen.
„Ich wüsste jemanden. Mein Schwager ist Genetiker und arbeitet in Deutschland, in Marburg.“
„Und du bist sicher, dass er noch lebt? Wie sollen wir nach Deutschland kommen? Mit ner Nussschale? Flüge gibt es keine mehr, wenn ich dich erinnern darf.“ Er hatte sie erfolgreich abgelenkt von ihrem Kummer.
„Ich bin nicht auf den Kopf gefallen! Auch dafür habe ich eine Lösung. Ein Kumpel von mir hat ne Cessna 2008, da haben 14 Leute drin Platz und du kannst fliegen“, erinnerte er sie.
„Ja, aber der Ärmelkanal hat 34 Kilometer, selbst an der schmalsten Stelle. Ich habe meine Hausaufgaben gemacht und ich muss leider auch zugeben, dass ich nicht gut im Futter bin.“
War sie nicht. Ihre Arme mochten muskulös sein, aber ihre Wangenpartie war eingefallen. Tia war erschöpft und ausgemergelt. Sie hätte ein paar Kilos mehr auf den Rippen vertragen können, wie fast jeder Überlebende.
„Wo fährst du eigentlich hin?“
Tia lächelte. Sie hatte ein hübsches Lächeln, sehr offen und hinreißend. „Wir haben eine kleine verlassene Bunkeranlage an uns gerissen. Sie ist riesig und wir leben dort seit gut drei Monaten.“
„Wir?“, hakte Zack misstrauisch nach. Vertrauen war gut, doch in solch widrigen Zeiten, war auch ein wenig gesunde Paranoia unentbehrlich.
„Vier andere aus meinem Schlag. Werfalken, wie du sicherlich schon bemerkt hast.“ Sie zwinkerte keck in den Rückspiegel. „Vier Menschen, darunter eine Kinderärztin und drei Soldaten. Bevor die ‚armer schwacher Mensch’- Debatte aufkommt: Sie sind wichtig für unsere Gemeinschaft, jeder von ihnen. Wie auch unser Vampir Spence. Er ist sauber und nicht infiziert. Thomas hatte ihn übel zugerichtet in London aufgegabelt. Spence wurde vom Mob gefoltert und halb totgeschlagen. Danach haben sich die Raider auf ihn gestürzt, fanden aber wenig Geschmack an ihm. Thomas fand heraus, dass je unreiner das Vampirblut ist, desto öfters starben die Infizierten und wurden nicht zu Raidern. Je mehr Mensch in ihnen war, desto höher war die Mortalitätsrate. Du weißt, dass sich das unterscheidet? Bei Menschen ist es ungefähr ausgeglichen. Die eine Hälfte stirbt, die andere wird zu Raidern. Keiner unseres Schlages wurde zum Raider. Alle Angegriffenen starben einen schnellen Tod. Bei Werleoparden und den Meeressäugern ist es ähnlich. Bei den Wölfen …“
„Wir sind nah am Vampir. Die Chancen stehen ungefähr 50:50. Ich habe miterlebt, wie ein Wolf unseres Rudels starb. Der andere wurde zu einer reißenden Bestie, die ich selbst mit Silber kaum zur Strecke bringen konnten.“ Es fiel ihm schwer, darüber zu sprechen. Der Wolf, der sich wandelte, war sein kleiner Bruder gewesen. 18, fast noch ein Kind! Es ging ihm verdammt nah. Zack blinzelte die Tränen aus den Augen. Juha zu töten … er musste es tun und dennoch fühlte er sich schuldig. Seinem Alpha und Vater hatte er geschworen, auf Juha zu achten. Doch er hatte kläglich versagt.
„Verstehe.“ Tia schluckte laut. „Du hast einen interessanten Dialekt, bist nicht von hier. Woher kommst du?“
„Finnland, Vaasa“, antwortete er.
„Dann ist dein Name sicherlich auch nicht Zack?“
Die Kleine war ganz schön neugierig, aber was hatte er zu verlieren? „Zacharias Toppinen.“
„Tiana Schreiber. OK, Zack. Warum bist du in England? Wirklich ein bescheuerter Zeitpunkt für Urlaub. Du warst hier, als es losging?“
„Kein Urlaub! Ein Treffen des Rates der Alphas. Und wenn die Welt untergeht, ist es scheißegal, wo man gerade ist. Wäre ich zuhause gewesen … Es hätte das Unvermeidliche nur hinausgezögert.“
„Du bist Alpha?“ Tia zog die Augenbraue perplex hoch.
„Nein, mein Vater war Alpha. Ich bin nur seine Nummer Zwei und mein kleiner Bruder war die Nummer Drei. Sie sind beide tot.“ Es war ihm immer noch unbegreiflich.
„Du sagtest zwei Wölfe aus deinem Rudel seien …“, bemerkte Tia mitempfindend. „Es waren dein Vater und dein Bruder, die infiziert wurden.“ Keine Frage, eine Feststellung.
„Jeder hat jemanden verloren. Du doch auch, oder? Deinen Gefährten, diesen Thomas?“ Er wollte nicht darüber sprechen, nicht einmal daran denken. Vielleicht bekam er sie ja so zum Schweigen.
„Sicher. Thomas war mein Lebenspartner, doch nicht mein wahrer Gefährte. Dennoch habe ich ihn geliebt. Mein Bruder Josh wurde von einem Raider verletzt. Er war der Erste, den wir nach Tag X verloren. Und meine kleine Schwester Sara wurde mit gerade mal 13 Jahren, von irgendwelchen idiotischen Menschen vom Himmel geholt. Sara ist ins Meer gestürzt und ertrunken. Meine Stiefmutter Meta wollte sie retten und starb ebenfalls in den Fluten. Von meinem Schlag sind inklusive mir nur noch fünf übrig. Wir waren 104 Falken. Tanten, Onkel, Cousinen, Freunde … sie sind alle tot! Aber ich will hoffen. Ist das denn so falsch?“
Sie weinte und sie dazu zu bringen, hatte nicht in seiner Absicht gelegen. Am liebsten hätte er sie tröstend in den Arm genommen und sich bei ihr entschuldigt, doch ihre Körpersprache signalisierte unmissverständlich Abwehr.
„Nein, ist es nicht. Meine Mutter blieb zuhause. Meine Schwester lebt mit ihrem Mann und ihrem 16jährigen Sohn in Deutschland und ich glaube fest daran, dass sie noch leben. Mari war schon immer eine Überlebenskünstlerin. Meine Mutter hat sich sicherlich in den Norden nach Lappland zurückgezogen. Man sagt, dass die Raider die Kälte meiden.“
***
Tia nickte. „Das stimmt. Das Virus kann Kälte nicht gut ab. Thomas Grundlage der Forschung basierte darauf. Als er infiziert wurde, hat er sich in eines der Kühlhäuser zurückgezogen.“ Und sie alleine gelassen. Sie war schuld, dass es ihn erwischt hatte. Tia war seine Rückendeckung gewesen und hatte gepfuscht. Sie hatten Equipment besorgt, das er für seine Forschung benötigte und dabei hatte ihn einer der Infizierten erwischt. Tia hätte einfach besser auf ihren Menschen achten müssen. Thomas hatte ihr nie Schuld gegeben an der Sache. Er wäre unvorsichtig gewesen und hätte den Raum erst sichern müssen, bevor er ihn betrat. Gegen ihr schlechtes Gewissen half es nichts. Sie sah durch das Fenster des Kühlraums zu, wie er langsam starb, das Unvermeidliche nur herauszögerte und am Ende doch verlor. Sie klärte sich den Hals. „Thomas sagte, dass der Schlüssel die Kälte sein. Aber um das Virus zu töten, musste er in Temperaturbereiche gehen, die auch den Wirt töteten. Er setzte all seine Hoffnungen auf etwas anderes: Spence. Der Vampir ist die Grundlage für Thomas neueste Forschungsansätze. Es gibt noch mehr wie ihn. Die wenigen schreien aber sicher nicht laut ‚Hier!‘, damit der Mob sie lynchen kann.“
„Verständlich. Und dieser Spence …“
„Ist wirklich nett für einen Vampir, aber ziemlich arm dran. Als Thomas in brachte, wollte unsere Ärztin Manja das Handtuch schon werfen. Ein Mensch hätte das nicht überlebt. An ihm war so ziemlich alles kaputt, was kaputtgehen konnte. Die Menschen hatten ihm ALLE Zähne gezogen, sämtliche Gliedmaßen gebrochen und sein Gesicht zu Brei geschlagen. Nachdem der Mob ihn halbtot liegen ließ, haben die Raider ihn auch noch als Kauknochen benutzt.“
***
„Wer noch? Das sind doch nicht alle, oder?“ Reden lenkte Zack von den Schmerzen ab, die ihm auch das Novalgin nicht nehmen konnte. Sein Bein war hinüber. Wenn er Pech hatte, für immer. Ein Killkriterium in der feindlichen Welt, in der sie zu überleben versuchten.
„Zwei Walwandler, drei Werleoparden und ein Wolf. Dass wir unsere Tarnung aufgeben mussten, dass brauch ich dir wohl nicht zu sagen. Es ist inzwischen egal, was wir sind. Einige Menschen denken sogar, dass wir sie als Werwesen besser vor den Vampiren schützen könnten. Wir gelten laut ihren Mythen als Todfeinde der Vampire.“
„Ein Wolf?“
„Er ist ein Stinkstiefel und ein schrecklicher Eigenbrötler. Keiner kommt mit ihm klar. Doch er ist ein Ass im Kämpfen und ist in der Regel für das Auffüllen unserer Vorräte zuständig. Heute war ich dran, brauchten wir Frauenartikel. Die fasst er nicht einmal mit der Kneifzange an.“
„Vielleicht kenn ich ihn ja. Sein Name?“
„Auch wenn du mich jetzt für völlig durchgeknallt hältst, den weiß ich nicht. Jeder nennt ihn nur Wolf, die Kinder im Scherz auch mal Wolverine. Bei Kindern ist er lammfromm, aber ich reiß meine Klappe ihm gegenüber nicht auf. Wolf geht verdammt schnell hoch und kennt dann weder Freund noch Feind.“
„Manche Wölfe sind eigen", erwiderte Zack beschwichtigend.
Tia lachte. „Ich habe bisher keinen Wolf kennengelernt, der sich anders aufführte. Alles griesgrämige Gesellen, wortkarg und eigenbrötlerisch. Willst du das Bild aufpolieren, das ich von Wölfen habe?“
„Ich bin kein Clown. Gelegentlich kann ich ein wenig mürrisch sein. Sorry, es gibt in diesen Zeiten auch nicht viel zu lachen“, knurrte er anklagend.
„Stimmt! Und als ich dich gerettet habe - ja, Wolf, das habe ich. Ich werde es nicht an die große Glocke hängen, ist das Ego eines Wolfes, meistens noch größer als seine Klappe. Es bleibt unter uns, dass du den Lauf deiner Knarre im Mund hattest und dir das Licht ausknipsen wolltest. Wahrscheinlich hätte ich es nicht anders getan. Die Tussi, mit der du unterwegs warst, ist wohl ein ganz schönes Biest. Du bist nicht die Treppe hinuntergefallen. Sie hat dich gestoßen, habe ich recht? Sie wollte dich den Raidern zum Fraß vorwerfen, damit sie ihren feigen Hintern aus der Gefahrenzone schaffen konnte. Eine Gefährtin tut …“
„Sie ist nicht meine Gefährtin. Meine Gefährtin starb, als es losging. Sie haben sie gelyncht, weil sie anders war. Vicky war ein Feenblut, das sich mit den Vampiren geoutet hatte. Dem Mob war es egal. Sie haben sie totgetrampelt. Tess war nur eine Bettgeschichte und Rückendeckung. Eine Schlechte, wie ich schmerzhaft feststellen musste. Sie wird alleine nicht zurechtkommen und sich einen neuen Dummen suchen. Ich habe das Gefühl, dass sie die Nummer schon öfters durchgezogen hat.“
„Diese Tess ist ein Wolf, nicht? Ich habe sie gerochen. Idioten gibt es bei allen Rassen durch die Bank. Aber wir sind jetzt da.“
Tia manövrierte den Wagen in ein kleines Waldstück, gut versteckt vor neugierigen Blicken.
„Die letzten 500 Meter müssen wir zu Fuß zurücklegen, ist das Gelände unwegsam. Ich könnte einen der Männer zu Hilfe holen, wenn dir …“
„Ich schaffe das“, unterbrach er sie harsch.
Tia zog den Schlüssel. „Mann – Wolf - aber sicher doch. Wie konnte ich das vergessen! Nimmst du meine Hilfe an? Habe ich Körperprivilegien, außer um dich abzuschleppen?“
Zack griente schief. „Sicher doch, auch wenn ich mich für gewöhnlich nicht so schnell abschleppen lasse.“
„Es bleibt unter uns, Zack.“ Tia warf ihm ein verschwörerisches Augenzwinkern zu und zog seinen Arm um ihre Schultern.
„Tia, du sollst keine Streuner anschleppen!“, knurrte der alte griesgrämige Wolf sie an.
„Ein Hundewitz von dir, Wolf?“, erwiderte Tia schlagfertig.
„Nick, der Wolf heißt Nicholas.“ Zack griente verschlagen, als der Mann Zacks Gewicht von Tias Schulter nahm.
„Ich sagte dir doch, dass diese Schlampe von Tess dir irgendwann noch zum Verhängnis werden würde.“
„Und ich dachte, du seist tot, alter Mann!“ Zack umarmte den Wolf kameradschaftlich. Alte Freunde, ganz sicher!
„Totgesagte leben länger! Bringen wir dich zu Manja. Standardcheck, muss sie nach Bisswunden suchen. Unsere Militärfuzzies verlangen das von jedem, der draußen war. Tia, folgen!“ Der Ton von Wolf war unverschämt, aber dennoch folgte sie und trottete hinter den beiden Männern her.
„Haaransatz im Nacken, Tia“, erinnerte die Ärztin sie geflissentlich. Manja strich behutsam über Tias Schultern und massierte mit geschickten Händen über die Verspannungen in ihrem Nacken. „Du musstest dich verwandeln? Wurde es so brenzlig?“
„Sie musste mich aus der Schusslinie schaffen.“ Dass Zack dies freiwillig zugab, war schon verblüffend.
„Aha! Ein Freiflug. Dabei hat er sich aber nicht das Bein gebrochen, hoffe ich doch.“ Manja bedachte Tia mit einem tadelnden Blick über den Rand ihrer Brille.
„Nein, das war es schon vorher. Sie hat mir aus einer brenzligen Situation geholfen. Ich saß auf einem Dach fest, ein Dutzend hungrige Raider vor der Tür. Tia hat mir zur Flucht verholfen.“
„OK. Du bist sauber, Tia. Der Herr …“, sagte die Ärztin.
Er hatte sich schon seines Shirts entledigt und wand sich seiner Hose zu. Es war kaum mitanzusehen, wie er sich damit herumquälte. Tia griff flink zur Schere und machte kurzen Prozess mit seinen Hosen, in dem sie die Seitennaht aufschnitt. „Wolf besorgt dir neue Klamotten, nicht?“ Selbstbewusst nickte sie dem alten, mürrischen Wolf zu.
„Sicher doch, Tiana“, knurrte der bärtige Mann und verzog sich aus der Krankenstation. Er war der Einzige hier, der sie beharrlich bei ihrem vollen Namen ansprach. Irgendwie war es nett.
„Du hast eine seltsame Art mit Nick umzugehen.“ Zack kicherte leise vor sich hin. „Jeden anderen hätte er dafür übers Knie gelegt. Du, ihr wisst wirklich nicht, wer er ist?“
Tiana schüttelte den Kopf. Woher sollte sie es wissen? Der alte Mann hatte selbst seinen Namen zum Staatsgeheimnis erklärt.
„Nicolas Thompson. Oberhaupt des Rates der Alphas. Er steht über allen Alphas und ist somit der Obermotz der Lykaner“, erklärte Zack respektvoll.
„OK. Doch er ist nicht mein Alpha. Ich bin kein Wolf“, erwiderte Tiana gelassen.
Zacks Körper war übersät mit Narben. Viele alte Bissverletzungen und ein paar neuere Kratzer, doch erfreulicherweise keine Verletzungen von Raidern.
„Sie sind sauber, Zacharias, aber ihr Bein … Ich habe hier zwar alle nötigen Instrumente und Utensilien zum Versorgen des Bruches, aber mir sind die Narkotika vor einem Monat ausgegangen. Wolf und die anderen suchen bei ihren Streifzügen nach Medikamenten. Sie finden auch immer einiges. Die richtig guten Stöffchen hingegen …“ Die Ärztin schüttelte den Kopf. „Morphium, das ist alles, was ich ihnen anbieten kann. Ich weiß, dass Wandler nicht gut darauf reagieren. Es wirkt sehr stark, doch dafür viel zu kurz.“
„Morphium und Alkohol.“ Nick war zurückgekehrt in den Raum. „So haben wir es immer gemacht.“ Der alte Wolf hatte eine Pulle mit Selbstgebrannten in der Hand.
„Die Alten vielleicht.“ Zack sah ihn zweifelnd an. „Meine Schwester ist Ärztin und griff immer auf zivilisiertere Methoden zurück.“
„Haben wir nicht! Trink, ich bin dein Alpha!“, befahl Nick und schlug dabei einen Ton an … selbst Tia war geneigt, ihm zu gehorchen. Sie hatte schon gehört, dass Alphas das konnten. Dass es allerdings so drängend und mächtig war … Zack gehorchte und kippte fast die Hälfte der Flasche auf Ex herunter. „Mist, das schmeckt wie Nagellackentferner!“
Nick griente katzenhaft. „Hab ich gebrannt. Gut, nicht?“
Zack prustete wild und nahm einen weiteren Schluck aus der Pulle.
„Wenn ich nicht wüsste, dass der Wolf das abkann …“ Manja schüttelte den Kopf und zog Morphium aus einer Durchstechflasche auf. Ehe Zack protestieren konnte, hatte sie ihm die Nadel schon in den Arm gerammt. Eine viel zu hohe Dosis, die den Wolf sofort wegschoss. Doch es würde nicht lange genug anhalten. Aus diesem Grund begann Manja Zacks Arme zu fesseln und auch sein intaktes Bein. Das verhieß nichts Gutes!
„Eine Stunde brauche ich, Wolf. Kannst du ihn solange unter Kontrolle halten? Das Morphium wird trotz des Alkohols keine Stunde anhalten.“
„Sicher doch und wenn nicht schlage ich ihn k. o.“, antwortete das alte Raubein zuversichtlich.
„Das wird nicht nötig sein.“ Tia ging neben Zack in die Hocke und nahm seine Hand. „Leg schon los, Manja und verplempere keine Zeit!“
***
Der Schmerz war heftig, daran konnte auch die Frau nichts ändern, die sanft auf ihn einredete und über seine Stirn streichelte. „Gleich fertig, versprochen! Drück meine Hand, wenn es nicht mehr geht, Zack.“
Er wand sich unter Schmerzen und wollte nur hier weg. Doch er war festgebunden an dem OP-Tisch. Dass es übel werden würde, das hatte er geahnt, aber das …
„Soll ich ihm die Lichter …“
„Nein, Wolf!“, unterbrach Tiana den rüden Mann. „Es ist gleich vorbei, halte durch. Manja, gib ihm noch ein wenig Morphium.“
Das Medikament brannte in seiner Armbeuge. Es hüllte ihn in eine dumpfe Wolke und milderte den Schmerz ein wenig ab, doch es schaltete sein Bewusstsein nicht völlig aus. Für seinen Wolf war dieser Zustand schlimmer als der Schmerz selbst. Sein Tier bäumte sich auf und wollte ausbrechen. Ein denkbar schlechter Moment, um die Kontrolle über seinen Wolf zu verlieren.
„Zacharias Toppinen …“ In der Art, wie Tia seinen Namen aussprach, lag eine ganz besondere Magie. Sie hielt seinen Wolf fest und verankerte ihn im Menschsein. Das war Alphamagie, wie sein Vater sie genutzt hatte. Diesem Befehl konnte sich Zack nicht widersetzen. Nur dass Tiana kein Alpha war!
„Schlaf!“, wisperte sie in sein Ohr. Ihr Ton lullte ihn noch stärker ein, als das Morphium, aber sein Tier begehrte nicht dagegen auf. Es ergab sich und ließ ihn in einen tiefen und traumlosen Schlaf sinken.
***
„Nein, nein und nochmals nein!“, echauffierte sich Tiana. Wenn sie so schrie, konnte sie Tote damit wecken. Er war nicht tot, auch wenn er sich richtig mies fühlte.
„Ich sag dir noch einmal, dass ich einen Haufen Dreck auf das gebe, was dieser Militärfuzzi von sich gibt. Es mag sein, dass es ein ehemaliger Bunker des britischen Militärs ist, aber sie sind drei und wir … wir sind in der Überzahl!“
„Ich weiß, Tia“, antwortete ihr unbekannter Gesprächspartner, den Zack nur von hinten sah. Die schwarz gekleidete Gestalt stützte sich schwer auf einen Stock. „Ich habe Tyler gesagt, dass er uns nützlich sein könnte. Ein Mann mehr, der nach Vorräten suchen und zu unserem Schutz beitragen kann. Tyler meinte, dass er in der Zeit in der er nicht raus kann, uns die Haare vom Kopf frisst.“ Der Mann mit den schwarzen schulterlangen Haaren sprach mit einem ausgeprägten gälischen Dialekt und er roch nach Vampir.
„Dann gehe ich halt öfters raus. Wolf meinte auch, dass er kein Problem darin sieht, wenn die feigen Militärtypen nicht genug Mumm haben. Spence, das nimmt langsam beängstigende Züge an. Sie wollten schon Nicole und ihre Kleinen wegschicken, weil sie Werkatzen sind. Der kleine Sam ist gerade mal drei Jahre alt!“ Tiana regte sich auf und Zack konnte es gut nachvollziehen. Wer kam auf die Idee, eine Mutter mit Kindern wegzuschicken? Werkatzenkinder waren ebenso hilflos, wie Menschenkinder es waren.
„Keiner hätte zugelassen, dass Tyler sie wegschickt. Manja wäre ihnen aufs Dach gestiegen. Sie hatte sich mit den Dreien bereits hier verschanzt.“
„Ich lasse nicht zu, dass sie ihn wegschicken! Auch nicht nach einer Woche! Warum kapieren diese Flachpfeifen nicht, dass wir zusammenhalten müssen? Der Bunker wäre groß genug, dass drei Gruppen unserer Größe hier leben könnten, ohne dass wir uns gegenseitig in die Quere kommen. Wolf hatte ja schon überlegt …“
„Wir sollten keinen Streit mit ihnen vom Zaun brechen. Sicher sind sie in der Unterzahl. Sie sind nur zu dritt und wir deutlich mehr, aber …“ Der Vampir lachte. „Es liegt wohl an uns, den Idioten den Rücken frei zu halten.“
Tiana seufzte laut. „Du hast recht, wie immer! Wie kann jemand auch nur an dir zweifeln, du böser, böser Vampir. Wie war dein Date gestern?“
„Oh man, nenn das nicht Date! Ich komme mir echt schäbig vor, Manja so auszunutzen.“
„Du nutzt sie nicht aus. Manja tut es freiwillig. Sie mag dich oder hast du das noch nicht bemerkt?“ Tia kicherte mädchenhaft. „Dass sie dir einen halben Liter pro Monat abdrückt, schadet ihr nicht. Man darf nicht wählerisch sein in solchen Zeiten. Die Blutspender sind rar geworden. Oder möchtest du lieber an Tylers Hals gehen? Mich wundert es ja schon, dass dir Miller und Temple im Wechsel zusätzlich einen halben Liter abdrücken, natürlich heimlich. Tyler würde toben, wenn er spitz bekommen würde, dass sie den Vampir durchfüttern. Er ist sich einfach nicht deiner Besonderheit bewusst.“
Der Vampir schnaubte abfällig. „Besonders zu sein, ist nicht nett. Vor allem nicht, wenn Raider an dir rumkauen. Es mag sein, dass ich ihnen nicht geschmeckt habe. Die Biester hat es aber nicht davon abgehalten, dass jeder von ihnen mal zubiss, um sich davon selbst zu überzeugen. Bei 20 Raidern …“
„Ich weiß.“ Tiana schlang den Arm um den Mann.
Zack missfiel der enge Kontakt zu dem Vampir, wenn er auch nur freundschaftlich war. Tiana versuchte, dem Mann Trost zu spenden.
„Nicht jetzt, Kleines. Ich wittere eine gewaltige Portion wölfisches Testosteron. Unser Patient ist wach und aus irgendeinem Grund ziemlich mies drauf. Und das liegt nicht nur an den Schmerzen. Ich hoffe doch, du hegst keinen Groll auf Vampire.“ Der Mann wand sich zu Zack, lächelte ihn offen an.
Arm dran war noch recht zurückhaltend ausgedrückt. Der Vampir stützte sich schwer auf einen Stock mit der linken Hand, fehlte ihm rechts die Hand und der halbe Unterarm. Sein Gesicht war übersät von tiefen Narben, eine besonders hässliche über seinem linken Auge. An jenem Auge war keine Iris mehr vorhanden, nur der blanke weiße Augapfel. Der Vampir drehte den Kopf leicht seitlich, damit er Zack ins Gesicht sehen konnte. Er war den Umgang mit Wölfen gewohnt und machte nicht wie viele Menschen den Fehler, seinen Blick zu senken. „Das Morphium ist widerlich, macht einen ganz kirre. Ich kenne das, aber es ging nicht anders. Manja ist Kinderärztin und hat es nicht so mit dem Umgang mit anderen Gattungen, streng genommen nicht einmal mit Erwachsenen.“ Der Vampir griente schief. „Mich muss man vollpumpen mit Morphium bis zur Vergasung. Bei Wölfen muss man sehr vorsichtig dosieren. Werfalken reagieren so gut wie gar nicht darauf und Werkatzen gehen selbst bei der kleinsten Dosis fast drauf. Viel für einen Menschen umzusetzen. Ich habe sie instruiert, wie sie mit deinem Bein vorgehen muss. Kein Metall, sonst könntest du dich nicht wandeln. Sie hat es nur gerichtet und wie verrückt eingezurrt, damit du es nicht bewegen kannst. Deinen Wolf wird das sicherlich ungemein stören, aber es ist nur für eine Woche.“ Die Nierenschale war vor Zacks Gesicht, bevor er überhaupt merkte, dass er sich übergeben musste.
„Empath?“, fragte Zack, nachdem sich sein Magen endlich beruhigt hatte und er sich nicht mehr übergeben musste.
„Aber sicher doch! Nicht dass mir diese Fähigkeit im Moment viel nützen würde. Das Elend um mich herum …“ Der Vampir zog die Schultern hoch. „Es ist nicht gerade eine Wohltat empathisch veranlagt zu sein in solch widrigen Zeiten.“
„Irland?“
„Korrekt. Killarney, um genau zu sein. Und du kommst aus Finnland. Der Dialekt ist nicht zu überhören.“
Vampir hin, Vampir her, dieser Spence schien recht nett zu sein, wie die meisten Blutsauger, die Zack bisher kennenlernen durfte.
„Wo bleibt mein Anstand.“ Spence reichte ihm umständlich die linke Hand, lehnte den Stock ans Krankenbett. „Spencer Morrigan, der Zweite. Ich bevorzuge Spence, auch wenn mich einige hier auch als Blutsauger, Zecke, Freak oder als Missgeburt betiteln. Sie denken, ich sei die Quelle alles Übels.“
Zack nahm die Hand ohne Vorbehalte. „Zacharias Aleksi Toppinen. Lass mich raten? Die Militärtypen haben sich die netten Spitznamen für dich ausgedacht.“
„Sicher doch!“ Spence lachte einnehmend. „Manja konnte sie gerade noch davon abhalten, dich ins Kreuzverhör zu nehmen. Doch du wirst nicht drum herum kommen. Tyler fühlt jeden auf den Zahn. Willst du hier bleiben …“
„Ich weiß nicht, Spence, ob er …“
„Er ist ein Wolf, und auch wenn es ihm widerstrebt …“ Der Vampir zeigte auf den Rollstuhl in der Ecke. „Von den Typen im Bett liegend verhört zu werden …“ Spence begriff recht gut, wie Wölfe tickten. „Dann wählen wir den Ort lieber selbst. Wir haben Abendessenszeit und alle sind in der Cafeteria. Er kann sich dort ihren Fragen stellen und lernt die anderen kennen. Manja wird mir zwar in den Hintern treten …“
„Ich mach es, Spence. Leg du dich lieber nicht mit deiner herzallerliebsten Leibärztin an.“ Tiana schlug dem Vampir lachend auf den Oberarm. „Geh du nur, damit du deine Hände in Unschuld waschen kannst. Wir sehen uns in fünf Minuten in der Cafeteria.“
„Danke!“ Spence küsste Tia auf die Schläfe und bewegte sich obgleich seines Handicaps, recht schnell aus dem Raum.
„So … dann machen wir dich chic und du lernst alle kennen. Sie sind im Großen und Ganzen recht nett. Lass dich nicht unterbuttern, aber mach auch keinen auf Revoluzzer, verstanden?“
Zack nickte nur. Er ließ zu, dass sie ihm in die sitzende Position und in ein Hemd half. Kaum geschehen, packte sie ihn unter den Achseln, hievte ihn in den Rollstuhl und klappte die Beinstütze hoch. Der Vampir hatte recht. Sein Bein tat höllisch weh und der Druck, dank der festsitzenden Schiene …
„Ist unangenehm, ich weiß. Aber besser als Metall im Bein. Das hätte Manja wieder entfernen müssen nach einiger Zeit. Eine zweite Operation läge sicherlich noch weniger im Sinne deines Tieres.“ Tia strich sanft über seine Wange. „Ne Hose sparen wir uns, die dicke Decke tut es auch. Keiner wird Anstoß daran nehmen.“
Es war ein bunt zusammengewürfelter Haufen, der sich eingefunden hatte in dem kargen Raum. An einer großen Tafel saßen die Wandler beisammen. Die Werkatzen, eine Mutter mit ihren beiden Kleinkindern, waren allesamt dunkelhäutig, zierlich und sehr grazil. Er tippte am ehesten noch auf Leopardenwandler. Ja, sie rochen wie Leopard, obgleich sie nur feine Nuancen von Geparden unterschieden. Die beiden Walwandler waren entsprechend ihres Werwesens riesige Muskelberge. Aber trotz ihrer massigen Gestalt waren Walwandler die friedfertigsten Wandler überhaupt. Einer der Männer war asiatischer Herkunft. Der andere stammte wohl ebenfalls aus Afrika, wie die Katzen. Die vier Werfalken … die Ähnlichkeit zu Tia war nicht von der Hand zu weisen. Von der Statur klein, die drei Männer um einiges muskulöser als Tia und die andere Frau. Die Frau hatte kurzes Haar und war plumper als die grazile Tia. Einer davon war General des Schlags und Vater der jungen Werfalkenfrau. Die Regeln in einem Schlag waren um einiges straffer als in einem Rudel und militärisch durchorganisiert. Die drei Männer hätten auch einer Elitemilitäreinheit angehören können, nicht nur wegen ihres Outfits. Die Falken stierten Zack kritisch an und nicht nur die. Alle Augenpaare lagen auf ihm. Nur der Vampir, der sich lebhaft mit der Ärztin unterhielt, nahm keine Notiz von ihm. Warum auch? Er hatte ihn ja bereits zu Gesicht bekommen. Für die anderen war er neu. Die Blicke der drei Militärmenschen waren alles andere als freundlich. Abrupt endete das Gespräch, in das sie vertieft gewesen waren.
„Unser neuer Gast“, knurrte einer der Männer.
„Nur vorübergehend“, fuhr der wohl Ranghöchste der Drei, mit dem straßenköterblonden Bürstenschnitt, dem anderen über den Mund. Über den Stühlen hingen die khakifarbenen Jacken, schön ausstaffiert mit den Abzeichen der britischen Army. Jepp, Mister Bürstenschnitts Jacke zierte den Schriftzug Tyler und die Krone, die ihm den Rang eines Majors zuwies. Der dunkelhaarige, verdammt junge Mann, dem er so harsch über den Mund gefahren war, war nur Corporal. Er hörte auf den Namen Tempelton. Nummer drei, ein ziemlich fies dreinguckender Glatzkopf namens Miller, war immerhin Staff Sergeant.
„Auf wessen Mist ist das denn wieder gewachsen?“, mischte sich die Ärztin ein. Sie schien überhaupt nicht erfreut. Spence machte sich kleiner unter ihrem starrenden Blick. „Eine falsche Bewegung, ein Rempler und der Scherbenhaufen in seinem Bein ist wieder hinüber.“
„Er sitzt und wir passen schon auf“, verteidigte Tiana ihre Vorgehensweise und nahm ihn vor dem recht beharrlichen Menschen in Schutz.
„Okay … aber wenn was passiert, dann operier ich ihn ohne Morphium!“, drohte Manja und stampfte zu Spence zurück. Entgegen ihrer aufbrausenden Art blieb sie aber ruhig. Sie lächelte den Vampir liebevoll an und tätschelte seine Schulter.
„Sie könnte jeden haben, gibt es hier drei echte Männer. Aber nein, sie fährt auf den Toten ab“, lästerte der Glatzkopf mit gedämpfter Stimme. Er war nicht leise genug, hatten Zack und auch Tiana seinen diffamierenden Kommentar vernommen. Sie krallte ihre Hände von hinten fest in Zacks Schultern und knirschte laut mit den Zähnen. Ihr gingen die Typen gegen den Strich und er konnte es ihr vollkommen nachfühlen. Er roch den bitteren Hauch ihrer aufgestauten Wut. Bevor sie etwas Falsches sagen konnte, würde er ihr zuvorkommen.
„Punkt eins: Vampire und die meisten Wandler haben sehr gute Ohren. Ihr seid nicht in der Lage so leise zu reden, dass sie euch nicht hören würden. Das Geflüster könnt ihr euch sparen. Der Tote hat euch gehört.“
Der junge Soldat zuckte ertappt zusammen, während die anderen beiden Zack nur trotzig anstierten.
„Punkt zwei: Spencer ist nicht tot. Sein Herz schlägt und er atmet.“
„Und Punkt drei …“ Jetzt fiel ihm Manja ins Wort. „Ich habe vielleicht nicht so gute Ohren, wie die anderen Wesen hier, aber ich weiß, was ihr über Spence und die anderen denkt. Ihr seid der Meinung, sie sind Freaks, Abnormitäten wider die Natur. Doch bevor ich etwas mit einem von euch Hirnlosen anfange, würde ich es vorziehen lesbisch werden und was mit Susan anfangen.“ Aufgebracht zeigte sie auf die Werfalkin mit den kurzen Haaren, die gar nicht erfreut war, in die Sache involviert zu werden.
„Ich bin nicht …“
„Das ist egal, Susan“, brachte der General der Werfalken sie zum Schweigen. „Wir genießen die Gastfreundschaft unserer menschlichen Kameraden. Wobei ich in letzter Zeit immer öfter bemerke, dass die Harmonie beträchtlich gestört ist. Ich denke, dass es an der Zeit ist, weiterzuziehen für meinen Schlag. Wir suchen unser Glück woanders. Früher oder später nehmen die Raider unsere Witterung auf. Ich möchte nicht in einem unterirdischen Bunker festsitzen, mit Hunderten von diesen hungrigen Biestern vor der Tür, um elendig zu verhungern oder von den Bestien zerrissen zu werden.“ Der grauhaarige Mann mit der Adlernase nickte zu Tiana. „Das Leben unter der Erde ist wider die Natur von Falken und nahezu jedes Wandlers. Wir bekommen einen Koller hier unten und ich weiß, dass ich auch im Sinne unserer beiden Walwandler spreche. Sie haben sich seit Monaten nicht mehr gewandelt und das ist eine Tortur. Mein Schlag und ich sind uns einig, dass wir zur Küste reisen und vor dort über den Ärmelkanal nach Frankreich, weiter nach Deutschland. Wolf weiß, wo wir ein Flugzeug finden, das bequem 14 Leute aufnehmen kann. Wenn wir eng zusammenrücken, auch mehr und er kann es fliegen. Unsere beiden Walwandler legen die Strecke auf dem Seeweg zurück und stoßen in Frankreich wieder zu uns. Wolf meinte, dass es in Marburg eine Forschungseinrichtung geben soll. Dort forschen sie exzessiv nach einem Heilmittel. Ist dem nicht so, Zacharias? Dein Schwager arbeitet daran.“
„Das tat er, doch der Kontakt zu meinem Schwager ist abgerissen. Ich wollte dort hin …“
„Dann gehen wir dort hin!“ Spence nickte enthusiastisch. „Sobald du dich dazu in der Lage siehst, werden wir unserem Interims-Domizil den Rücken kehren und unseren spendablen Gastgebern ‚Auf Wiedersehen‘ sagen.“ Seine Worte trieften vor Sarkasmus, aber scheinbar waren Tyler und Miller nicht sonderlich empfänglich dafür. Sie nahmen die Worte für bare Münze.
„Ich werde euch begleiten“, schoss es aus dem Mund des jungen Soldaten.
„Tempelton, darf ich daran erinnern, wer das Sagen …“
„Du tickst doch nicht ganz richtig, Tyler!“, keifte der junge Mann aufgebracht. „Es gibt kein Militär mehr! Niemand hat das Sagen! Ich schließe mich lieber ihnen an, als hier im Bunker darauf zu warten, dass mir ein Raider in den Hintern beißt!“
Der durchdringende Blick des Majors verfehlte seinen Zweck, stand der junge Mann auf und nahm neben der Werkatze am Tisch der Wandler Platz. Er distanzierte sich klar von den anderen Soldaten.
„Wir werden sehen“, blaffte Tyler, warf im Aufstehen den Stuhl um und verließ hastig den Raum. Miller folgte ihm auf den Fuß. Zack kannte solche Typen. Die beiden waren tickende Zeitbomben. Es war besser, wenn sich ihre Wege hier trennten.
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Texte: Sonja Fuchsreiter
Bildmaterialien: AAVAA Verlag
Tag der Veröffentlichung: 21.03.2013
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