Sie sitzt in der Ecke und weint leise vor sich hin. Die Knie hat sie ganz fest an ihren Körper angezogen und die Hände umschließen sie. Den Kopf hat sie an der Tür angelehnt und weint mit ausdrucksloser Miene stumm vor sich hin. Die Musik, die sie aufgedreht hat, schmerzt in meinen Ohren. Es schmerzt genauso sehr, wie sie hier alleine weinen zu sehen. Immer wieder wird ihr Körper von Schluchzern durchgeschüttelt. Die Fliesen sind kalt, ich kann sehen wie sie anfängt zu frösteln und dennoch steht sie nicht auf. Sie bleibt einfach sitzen und weint immer weiter. Vor nicht allzu langer Zeit, war sie noch ein fröhliches Mädchen, hat mit ihrer Art immer alle verzaubert und zum Lachen gebracht. Ihr glockenhelles Lachen, habe ich immer geliebt. Doch wo ist es jetzt abgeblieben? Wann hat sie das letzte Mal so frei und unbeschwert gelacht? Sie ist kein kleines Mädchen mehr und dennoch werde ich sie immer so in meinem Herzen behalten. Die Zeit ist viel zu schnell vergangen, jetzt ist sie schon eine anmutige und reife junge Dame, schon fast erwachsen ist sie. Doch wohin ist ihr Lachen verschwunden? Ich sehe in ihre Augen und erkenne, dass ihre schönen braunen Augen matt und glanzlos wirken. Wo ist das Strahlen hingegangen?
Plötzlich steht sie auf, wischt sie unwirsch über beide Wangen, schaltet den Radio aus und öffnet die Badezimmertüre. Sie geht hinaus. Ich atme erleichtert auf. Kein Kind sollte alleine vor sich hin weinen. Doch ich erstarre, als ich erkenne, dass sie nicht zu ihrer Mutter geht, sondern in ihr Zimmer verschwindet. Eilig laufe ich ihr nach. Was ist hier nur passiert?
Im Zimmer wirft sie einen Ball wütend und mit aller Kraft gegen eine Wand. Sie wird immer schneller und immer fahriger. Bis sie schließlich auf den Boden sinkt und wieder anfängt zu weinen. Ich eile zu ihr hin, knie mich neben sie und streichle sie ganz sanft. Doch sie bemerkt es nicht. Sie ist gefangen in ihrer Trauer. Sie steigert sich immer mehr hinein, bis schlussendlich die letzte Träne auf ihrer Wange versiegt.
Mit neuer Kraft steht sie auf. Ruckartig wischte sie die Tränen von ihrer Wange weg. Sie wirkt fahrig. Sie zittert immer noch leicht. Schon fast hastig marschiert sie aus dem Zimmer und hinein in das Büro ihrer Mutter. Sie blicken sich gegenseitig schweigend an. Beide haben den Glanz in den Augen verloren. Keiner kommt auf die andere Person zu. Zwischen ihnen ist eine Barriere, die es verhindert, dass die Kleine in den Armen ihrer Mutter liegt und sich dort ausheult.
Die Kleine dreht sich um und geht wieder in ihr Zimmer. Diesmal schafft sie es nicht zum Bett und lässt sich an der Tür nach unten gleiten. Die Hände schlägt sie vor das Gesicht und wieder wird ihr ganzer Körper durchgeschüttelt.
„Mami, ich hab‘ dich doch lieb“, flüstert sie kaum hörbar.
Es zerreißt mir mein kaltes Herz, als ich diese Worte höre. Wie gerne würde ich dich jetzt trösten, doch mir war es nicht vergönnt, dich kennenzulernen. Der Tod hat mich zu früh geholt und dennoch wirst du immer in meinem Herzen meine glückliche Enkelin bleiben.
Danke schnulzenlady für das wundervolle Cover! Du hast es mir wiedereinmal wirklich schwer gemacht mich zu entscheiden. :))
Auch danke ich Dana, die mir mit ihrem Feedback wirklich eine Hilfe war. Ob es eine Fortsetzung gibt, weiß ich noch nicht. Ich habe sie jetzt nicht online gestellt, da sie einfach nicht wirklich dazu passt. :)
Texte: Lucy Tailor
Bildmaterialien: http://www.sxc.hu/photo/1080946 bzw. schnulzenlady
Lektorat: Dana
Tag der Veröffentlichung: 15.07.2013
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Also die Bilder stammen von schnulzenlady --> http://www.sxc.hu/photo/1080946
Ich widme diese Geschichte an meine Mutter, die ich über alles Liebe.