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Sie sind weiblich, um die Vierzig, und zerfallen bei Tageslicht noch nicht zu Staub? Aber halt! Sie sind gelangweilt? Ihnen bringen die Frustkäufe bei Walmart mit dem notgeilen Kassierer nichts mehr?

Überlegen Sie doch mal ... nun? Ah, ja, stimmt. Sie erinnern sich dunkel, vor 20 Jahren irgendjemanden geheiratet zu haben. Wie hieß er noch? Egal, tut auch nichts zur Sache.

Jetzt sind wir schon beim Kernpunkt des Problems. Gähnende Langeweile. Innerhalb Millisekunden, welche jede Libelle ob ihres Flügelschlages vor Neid erblassen lässt, lösen Sie Ihr Problem. Ab auf die Piste!

Ihr Gatte, der Sie natürlich abgöttisch liebt und sowieso alles für Sie tut, fährt Sie in die richtige Gegend, um ein paar adäquate Opfer auszusieben. Ihrem Angetrauten entgeht nicht nur Ihr Vorhaben, sondern auch, dass Sie sich in einen Fummel zwängten, der schon in den Achtzigern Dolly Buster hätte schamrot werden lassen. Nachdem Sie Ihren Sponsor entlassen und die entsprechende Location betreten haben, achten Sie peinlichst genau auf weibliche Gesellschaft in Ihrer Nähe.

Es bringt ja nichts, sich kopflos ein Opfer herauszupicken. Weit gefehlt. Nur, wenn alles, was Lippenstift trägt, plötzlich die Hälse reckt, wird es interessant.

Innerhalb 10 Minuten ist es dann soweit. Die schwarzen Witwen um Sie herum verstummen. Ihr Stichwort. Sie bemerken, dass Ihr zukünftiger One-Night-Stand nicht von schlechten Eltern ist. Er steht sofort im Mittelpunkt, so dass Ihr Interesse wächst. Da Sie überdurchschnittlich intelligent sind, filtern Sie sofort heraus, dass Ihrem baldigen Hormonregler diese Aufmerksamkeit eher auf den ersehnten Senkel geht als dass es ihm gefällt.

Bingo.



Sie schalten sofort von baggern auf traurig und distanziert, allerdings nicht, ohne sich vorher geschickt eine Schneise bis zum Objekt der Begierde zu schlagen.

Ihr Pfefferspray leistet Ihnen dabei wie immer gute Dienste.


Nachdem Sie die Konkurrenz schärfstens ausgeschaltet haben, denken Sie an Ihre Telekom-Aktien, da Ihnen dieser Gedanke wieder einmal Tränen in Ihre perfekt geschminkten Augen treibt. Aha. Ihr Opfer bemerkt es.

Sie schalten Ihre Stoppuhr ein und warten. Rekord! Keine 20 Sekunden später spricht der Pickelbeseitiger Sie an. Sie beachten ihn anfangs nicht - das regt zur Neugier an und außerdem kommen Sie so zu einem neuen Drink. Obwohl Ihre Technik in Bezug auf gesteigerte Aufmerksamkeit etwas zu wünschen übrig lässt, schaffen Sie es trotzdem, dass Ihr Gegenüber sich nur noch für Sie interessiert.
Nochmal Glück gehabt, dass er Ihre ständige Suche nach ähnlichen Opfern - diese Gewohnheit können Sie noch nicht ganz ablegen - nicht bemerkt hat.

Nach 2 Minuten wollen Sie eigentlich schon das Handtäschchen werfen, da der Typ wohl mehr Probleme am Hals hat als Sie Pickel am Cellulite-Hintern. Doch Sie sind zu gelangweilt, als dass Sie sich ihn entgehen lassen würden. Außerdem brachte die Suche nach gleichgelagerten Linksträgern nicht viel.

Also ran - schließlich haben Sie nicht die ganze Nacht Zeit und Geduld war noch nie Ihre Stärke.

Nachdem Sie mit Ihrem Hausfrauentröster ein entsprechendes Restaurant aufsuchen, da Sie vorschlugen, beim Essen noch etwas zu reden, schränken Sie Ihre Hörfähigkeit ein. Da er nur von seinen Problemen erzählt, die Sie sowieso nicht interessieren, hören Sie lieber Ihrer Nachbarin zu, die von ihrem Wellness-Trainer schwärmt.

Zeit, den Spieß umzudrehen.
Sie berichten Ihrem künftigen Samenspender, dass Sie noch niemals mit einem Fremden ausgegangen sind. Sie kneifen sich unter dem Tisch in Ihre Hand, da Sie sonst mit einem verklärten Lächeln dort gesessen hätten, denn Sie denken gerade an Ihre letzte Eroberung - und dieses Grinsen zu erklären, würde jetzt schon wieder zur Denksportaufgabe werden.

Endlich hält er den Mund und Sie drehen richtig auf. Sie sind heute wirklich in Form! Es ist ein Wunder, dass Martin, denn so heißt dieses Weichei, seine Lasagne nicht in Tränen aufgelöst zurückgehen lässt.

Während er vor lauter Mitleid seinen Mund zwischen den Bissen nicht mehr schließen kann, überlegen Sie, dass Sie das gekündigte Abonnement der "Amica" rückgängig machen - schließlich hat der letzte Artikel über "Männer, die sich Sorgen machen", Ihnen doch jetzt gute Dienste geleistet. Und außerdem sieht dieser Typ einfach zu gut aus, um nicht mit ihm anzugeben.
Sie genießen die neidischen Blicke Ihrer Tischnachbarinnen und läuten das Finale ein.

Später, auf seiner Toilette, schicken Sie Ihrem Gatten eine SMS - natürlich mit dem Handy Ihrer Eroberung, da Sie Ihre Sparsamkeit dorthin gebracht hat, wo Sie jetzt sind -, dass Sie bei Ihrer Freundin übernachten, die für diese Fälle sehr gut instruiert und gerüstet ist. Leider ist dieser Idiot, der in seinem Wohnzimmer gerade die zweite Sektflasche öffnet, nicht so leicht herumzukriegen, da er kleinbürgerliche Moralvorstellungen in Bezug auf Ehen aufweist.

Also beginnen Sie mit Stufe 2. Sie versprechen ihm, Ihren Mann zu verlassen, da Sie es mit ihm schon lange nicht mehr aushalten. Außerdem schlägt er Sie.

Das bringt auch den größten Weichkäse zum Schmelzen. Er bietet seine Hilfe an, da Ihnen jetzt auch noch Ihr Kind einfällt - das zieht immer gut. Während er überlegt, wie er Sie durchbringt, denken Sie über Ihren nächsten Urlaub nach, der in Kürze ansteht.

Ihr Gatte, der in letzter Zeit immer später nach Hause kam, da er die Kohle für den Urlaub heranschaffte, wollte Ihnen ja endlich mal was bieten. Wurde auch langsam Zeit. Sie überlegen daher, ob Sie nicht lieber doch das exklusivere 5-Sterne-Hotel nehmen, da Ihr Mann ja schließlich aus diesem Grunde wieder öfter später nach Hause kommt, und Sie Ihren gutaussehenden One-Night-Stand zum More-Night-Stand machen könnten. Denn letztendlich hat Pia, Ihre Freundin, einen echten Adonis abgeschleppt und Sie können ihr mit diesem Typen endlich mal zeigen, was eine wirkliche Harke ist.

Nachdem dieser Langweiler, der mittlerweile das Aussehen eines zerfransten Nymphensittichs angenommen hat, endlich zur Sache gekommen ist, merken Sie, dass Ihre Konzentrationsfähigkeit doch arg nachgelassen hat.

Sie schicken schnell noch eine SMS an Ihren Verhaltenstherapeuten, in welcher Sie einen Termin ordern, um dieses Problem zu beseitigen. Das Lächeln, welches Sie zur Schau bieten, hält Ihr Betthase für postkoitischen Liebeszauber. Ihre Definition aber fällt anders aus: Sie freuen sich, dass Sie heute wieder viel geleistet haben.

Jetzt müssen Sie nur noch durch das übliche Procedere. Doch heute sind Sie exquisiter Laune, da Ihr Urlaub um eine Nacht nähergerückt ist. Deshalb versprechen Sie, dass Sie "alles" zu Hause klären und später mit Ihren Sachen zurückkommen. Hasi hängt an Ihren Lippen und schluckt den Mist, den Sie verzapfen, völlig problemlos. Gut gemeistert! Sie instruieren ihn noch schnell, dass Sie sich zwischendurch nicht melden könnten, da der schlagfertige Gatte Sie sonst ins Jenseits befördert und Sie jetzt schnell verschwinden müssten.

Voilá!


Während Sie sich später im warmen Bettchen an Ihren geliebten Ehemann kuscheln, fährt Martin zu seiner besten Freundin Sylvia, um ihr zu berichten, was passiert ist. Da er allerdings mit Sylvia ein mehr als freundschaftliches Verhältnis unterhält und er sofort in ein Gefühls-Chaos versinkt, bemerkt er nicht, dass seine beste Freundin im Geiste die Tabletten im Medizinschrank zählt, ob sie bei einem Suizid ausreichend sind.

Das Weichei würde sowieso nicht merken, wenn sie röchelnd vor ihm auf dem Boden liegen würde, da er viel zu beschäftigt ist, ihr zu erklären, wie schlecht es ihm doch geht.

Also, aufgepasst, Mädels: Selbst der größte Gourmetkäse mutiert irgendwann zum Harzer Roller …

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Tag der Veröffentlichung: 22.01.2010

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