Der Tod ist wunderschön.
Vermutlich hielte man mich für durchgeknallt, würde ich diesen Satz jemals laut aussprechen. Dazu sollte ich erklären, dass ich nicht den Tod selbst meine, sondern seinen ... Boten, denke ich, ist das richtige Wort.
Ungefähr seit heute Morgen beobachte ich ihn schon, wie er am Fußende meines Krankenbetts ausharrt. Regungslos. Emotionslos. Das spüre ich, weil von meiner Mutter, die rechts neben mir sitzt, ununterbrochen Wellen der Verzweiflung abstrahlen, die mein ohnehin schwaches Herz zu zerreißen drohen.
Doch von der Gestalt mir gegenüber kommt kein Funken von irgendetwas. Sie scheint gar nicht zu existieren, aber ich weiß, sie ist da. Sie wartet - auf mich.
Ich fürchte mich nicht vor dem Tod - nicht mehr. Ich erwarte ihn schon lange, bin bereit ihn zu akzeptieren und mich ins Jenseits führen zu lassen. Klingt merkwürdig, oder? Nun, dazu muss ich erklären, dass es nicht das erste Mal ist, dass ich auf ihn warte.
Das erste Mal traf ich den dunklen Engel mit sechzehn. Ich war mit meinem Dad im Auto spätabends auf der Landstraße unterwegs. Er hatte mich von einem Freund abgeholt. Es schüttete aus Eimern, ein Gewitter zog auf. Wie aus dem Nichts tauchte vor uns ein anderer Wagen auf, raste genau auf uns zu. Ich erinnere mich noch, dass mein Vater das Lenkrad herumriss, doch es war zu spät. Wir kollidierten frontal mit dem fremden PKW. Noch heute höre ich das Kreischen des Metalls. Und noch heute spüre ich den brennenden Schmerz, als eine Scherbe der zersplitternden Windschutzscheibe in meine Brust eindrang und mein Herz zerfetzte.
Ich erinnere mich daran, mich seltsam leicht gefühlt zu haben. Schwere- und emotionslos. Erst nach einer Weile merkte ich, dass ich schwebte, aber mein Körper saß immer noch auf dem Beifahrersitz. Angst machte mir das seltsamerweise nicht. Wohlige Wärme erfasste urplötzlich meine schwebende Form, durchdrang alle Zellen, gab mir ein Gefühl von Zufriedenheit. Dann nahm ich die Gestalt wahr, die neben mich glitt. Ein Geschöpf aus einer anderen Welt, gehüllt in einen bodenlangen schwarzen Mantel mit Kapuze.
Ich sah in ebenso tiefschwarze ausdrucklose Augen und wusste, ich sah den Tod vor mir. Und instinktiv war mir auch klar, dass er meinetwegen hier war. Eigentlich hätte ich Angst verspüren müssen, denn fürchtete man sich nicht vor dem Tod? Doch ich war so gebannt von der atemberaubenden Schönheit des dunklen Engels, dass keinerlei Furcht aufkam.
Erst seit Kurzem hatte ich gemerkt, dass ich nicht wie meine Kumpel den Mädels nachschaute und hinterherpfiff, sondern heimlich meine Freunde musterte. Sie zogen mich an, aber sie waren ... nun, eben Jungs.
Die Kreatur vor mir war vieles, ganz gewiss jedoch kein pickeliger, tollpatschiger Heranwachsender. Scharfe Gesichtszüge mit einem kantigen Kinn und einer schmalen geraden Nase. Hohe Wangenknochen und sinnlich volle Lippen, die samtweich aussahen. Doch es waren die pechschwarzen Haare, die in sanften Wellen das Gesicht umspielten, die dem Geschöpf neben mir etwas Menschliches verliehen. Eine Schönheit, die trotz ihrer Perfektion, nicht abschreckend wirkte.
Ich wusste, dass die meisten Leute den Tod niemals als schön ansehen würden. Dargestellt wurde er dementsprechend häufig als Skelett. Doch ich sah nur makellose weiße Haut. Und die betörenden dunklen Iriden, die mir Trost zuzusprechen schienen.
Wenn ich heute zurückdenke, erinnere ich mich daran, dass ich damals, wie auch jetzt, keine Angst verspürte. Vermutlich war ich so hingerissen von dem dunklen Engel, dass mir gar nicht auffiel, was mit meiner menschlichen Hülle geschah. Ein winziges Lächeln hob die Mundwinkel des Todes und er neigte den Kopf zur Seite, betrachtete mich eine Weile wie ich ihn.
Im silbrig schimmernden Mondlicht glänzten die schwarzen Locken wie Rabenfedern. Eine Windböe ließ sie tanzen. Wie jung die Kreatur aussah, obwohl sie vermutlich uralt war. Ich konnte ihn einfach nur regungslos anstarren, dieses unglaubliche Wesen.
Und der dunkle Engel erwiderte meinen Blick mit wissenden Augen.
„Fürchtest du dich nicht, mein Junge?“
Tief und melodisch erklang die Stimme des Todes, sie hypnotisierte mich, prägte meine Zellen. Dumpf dachte ich daran, dass allein der Klang ausreichte, um jede Angst zu betäuben. Und ich fühlte tatsächlich keine. Vermutlich eine Art Schock. Also schüttelte ich den Kopf.
„Ich bin nur traurig.“
Mein Blick fiel auf meinen Vater, der bleich und regungslos neben meinem eigenen leblosen Leib, auf dem Fahrersitz zusammengesunken war. Ob er auch von dem Engel des Todes ins Jenseits geleitet wurde? Erwartungsvoll drehte ich mich um die eigene Achse, was sich komisch anfühlte, denn ich schwebte ja.
Von meinem Dad fehlte jede Spur.
„Wo ist er?“, flüsterte ich und ahnte die Antwort schon.
„Er hat die Schwelle bereits überschritten. Und auch für dich ist es an der Zeit.“
Bildete ich mir das ein oder schimmerte da Traurigkeit in den schwarzen Tiefen seiner Augen? Unsinn. Die Kreatur war der Tod. Nein, das klang irgendwie falsch. Todesbote? Ich wusste es nicht. Was ich jedoch plötzlich wusste, war, dass ich nicht bereit war, zu gehen. Dass mein Leben nicht vorbei sein durfte, ich noch soviel vorhatte.
Ich dachte an meine Mutter und meine kleine Schwester. Leni war erst fünf, sie würde es nicht verstehen, sollte ich nicht mehr wiederkommen. Und sie verlor schon unseren Dad.
Eine hauchzarte Berührung an meiner Wange ließ mich aufschrecken und ungläubig starrte ich den dunklen Engel an. Nun sah ich deutlich die Traurigkeit in seiner Miene, was die unnahbare Schönheit seiner Gesichtszüge auffallend veränderte. Er wirkte nicht mehr so perfekt, sondern menschlicher und ich spürte, wie mich dieser Anblick in eine warme Decke zu hüllen schien, mir Trost spendete. Und eine wahnwitzige Idee ließ einen Funken Hoffnung in mir aufsteigen.
Möglicherweise war der Tod menschenfreundlicher, als jeder glaubte und vielleicht ... Vielleicht konnte ich den dunklen Todesboten überreden, mir mehr Zeit zu schenken. Doch wie fing ich das an?
‚Am Besten geradeheraus‘, dachte ich und platzte auch gleich damit los.
„Herr Tod, ich ... ich hätte eine Bitte. Ich, ich weiß, dass sie das vermutlich immer gefragt werden, aber ... aber ist es möglich, mir noch etwas Zeit zu gewähren? Mein Papa ... ist schon ... Ich habe eine kleine Schwester, Leni. Sie ist fünf. Sie wird es nicht verstehen. Und meine Mum, sie wird es nicht verkraften ... “
Ich schluckte, alle weiteren Worte erstarben auf meinen Lippen, als jegliche Regung im Gesicht des dunklen Engels erlosch. Urplötzlich wirkte er bedrohlich und unnahbar.
Zum ersten Mal spürte ich Angst - Todesangst. Es war töricht von mir gewesen, den leibhaftigen Tod, um Gnade zu bitten.
„Dir scheint nicht klar zu sein, welche Konsequenzen solch eine Bitte mit sich bringt. Welche Opfer nötig wären.“
Kalt und emotionslos hallten die Worte, der melodische Klang von eben verschwunden. Die Furcht in mir verstärkte sich, wurde zu einem atmenden, lebendigen Wesen in meinem Herzen, zerquetschte es genüsslich. Ich zitterte.
Dennoch hielt ich an meinem Wunsch fest. Für Leni und meine Mum. Für sie musste ich es versuchen.
„Ich tue alles! Bitte! Bitte, ich flehe Sie an, Herr Tod. Meine Mum ... es wird sie zerstören. Bitte verlangen Sie von mir, was Sie wollen. Bitte!“
Ich bettelte und flehte, wagte es sogar, den Arm des dunklen Engels zu berühren. Der Mantel fühlte sich so seidenweich an, wie er aussah und ich spürte die Gluthitze des Todesboten durch den Stoff.
‚Und ich dachte immer, der Tod sei kalt‘, schoss es mir irrational durch den Kopf.
Wie in Zeitlupe senkte der Sensenmann sein Haupt, schaute auf meine Hand und dann in mein Gesicht.
„Bitte“, quetschte ich durch meine zugeschnürte Kehle.
Meine Sicht verschwamm, unaufhaltsam bahnten sich Tränen ihren Weg. Die Züge des Todesboten wirkten weiter wie in Stein gemeißelt, so unnahbar wie zuvor, als hätte es diesen einen Moment nie gegeben.
„Junger Niko, du verstehst nicht, was du ersuchst. Dein Leben wird nicht mehr dasselbe sein. Dein Herz ist schwer geschädigt und dein Körper wird mit den Folgen konfrontiert werden. Es erwartet dich eine Existenz in Pein und Qual. Nach einer Weile wirst du permanent ans Bett gefesselt sein. Man wird versuchen, dich zu heilen, aber letztendlich gibt es keine Heilung für dich. Man kann dem Tod nicht entkommen, mein Junge, und falls ich dich in dieses Leben zurückkehren lasse, ist es nur geliehene Zeit.“
Die Augen des Sensenmanns wirkten schlagartig wieder betrübt - die einzige Regung in dem ansonsten ausdruckslosen Gesicht - und ich schöpfte Hoffnung. Wenn ich es schaffte, ihn zu rühren ...
Eine blasse Hand hob sich, ich hielt den Atem an. Behutsam streichelten sanfte Finger über meine tränennasse Wange und nun wummerte mein Herz unkontrolliert.
„Das ist mir egal, Herr Tod“, antwortete ich tapfer, obwohl mich die Angst zu verschlingen drohte.
„Meine Mum ... Sie braucht mehr Zeit. Zeit, sich daran zu gewöhnen. Ich kann, nein ich werde mit den Konsequenzen leben, die diese Entscheidung verlangt. Bitte ...“, flehte ich, ohne wirklich zu wissen, was ich da versprach.
Das sollte mir erst später bewusst werden. Hätte ich es gewusst ... Nein, die Entscheidung wäre dieselbe gewesen.
Der Tod seufzte und trat einen Schritt von mir weg, brach jeden körperlichen Kontakt ab, was ein unerträgliches Gefühl des Verlustes in mir auslöste.
„Es sei, wie du es dir erbeten hast, mein Junge, aber wisse, dass ich wiederkommen werde ... bald.“
Ohne Vorwarnung verschwand der dunkle Engel, es wurde finster um mich herum und das Nächste, an das ich mich erinnerte, war das Aufwachen im Krankenhaus. Das war vor fünf Jahren.
Fünf Jahre voller Agonie.
Nun liege ich hier in meinem Krankenbett - oder akkurater - auf meinem Totenbett und muss mich beherrschen, nicht die Hand nach der verhüllten Gestalt auszustrecken. Die Kreatur, die meine Träume beherrscht und der beinahe jeder Gedanke galt in den letzten Jahren.
Es ist, wie der dunkle Engel es prophezeite, nicht einfach gewesen. Ein paar Mal gab es die Momente, wo mein Herz mir den Dienst verweigerte. Und jedes Mal dachte ich: ‚Jetzt ist der Augenblick gekommen.‘, der Tod schenkte mir jedoch nur ein trauriges Lächeln und verschwand wieder, gewährte mir die erbetene Zeit mit meiner Familie.
Doch nun spüre ich: Das Warten ist vorbei. Heute wird er nicht ohne mich gehen. Kurz möchte ich fluchen, ihn verfluchen, aber plötzlich überfällt mich hinterrücks Hilflosigkeit, gemischt mit Bedauern und Wut.
Ich sehe in die unendlichen Tiefen der dunklen Iriden und denke an die Träume, die mich oft begleiteten, den Wunsch nach Liebe. Nicht die Liebe meiner Mutter, die alles für mich tun würde oder Lenis kindliche Zuneigung, sondern die große romantische Liebe zwischen zwei Menschen, die einander alles bedeuten. Ich war noch nie verliebt, bin nie geküsst worden, habe nie die leidenschaftliche oder zärtliche Umarmung eines Liebhabers gespürt. Mein geschwächter Zustand ließ kaum zu, dass ich mein Krankenbett verließ und die Ärzte warnten vor jeglicher Überanstrengung.
Manchmal konnte ich mich aber nicht zurückhalten, fantasierte über einen Geliebten, berührte mich selbst. Und jedes Mal, wenn ich das tat, schwebte mir das Bild des dunklen Engels vor Augen. Danach schämte ich mich, fühlte mich erbärmlich, denn wer träumt schon vom Tod als Liebhaber? Wer wagt es, von einem Kuss des Todesengels zu träumen, während man jede Nacht in dessen tödlicher Umarmung liegt, aus der es letztendlich kein Entrinnen gibt?
Aber meiner Einsamkeit war und ist es egal. Sie zerreißt mich, nimmt mir alle Hoffnung in einer eh hoffnungslosen Situation. Die meisten meiner Freunde haben ihr normales Leben weitergeführt - ohne mich. Die Einzigen, die konstant an meiner Seite blieben, sind meine Mutter und Leni. Unermüdlich, unerschütterlich ist meine Mum mein Fels in der Brandung und meine Schwester der Sonnenschein.
Doch ich spüre, wie ihre Kräfte nachlassen, wie sie immer öfter straucheln, ihre Hoffnung schwindet. Sie wollen nicht aufgeben, mich nicht aufgeben. Das darf ich nicht weiter zulassen. Ich muss ihnen die Bürde abnehmen, ehe der Kampf sie zerstört.
‚Es ist Zeit zu gehen.‘
Ich nehme einen tiefen Atemzug durch die Sauerstoffmaske und schiebe sie dann mit schwachen, bebenden Fingern hinunter. Sofort springt meine Mutter auf und versucht, sie wieder hochziehen.
„Nicht Niko. Du musst sie auflassen.“
Sanft möchte sie meine Finger von der Maske lösen, aber ich sehe sie flehend an.
„M-M-Mum, geh schlafen. Es i-ist schon s-spät. B-b-bei m-mir ist a-alles o-o-okay. B-b-bitte ... Und g-g-gib Leni e-e-einen K-K-Kuss v-v-von mir.“
Die Worte kosten mich immense Kraft, nicht nur körperlich. Ich erkenne meine eigene Stimme kaum noch, so schwach ist sie, so dünn. Ich hoffe nur, ich kann meine Mum überzeugen, zu gehen. Sie soll nicht dabei sein. Instinktiv fühle ich, sie würde es nicht ertragen.
Sie schaut mich eine Weile forschend an, ein Blick, der bis in meine Seele geht. Plötzliches Entsetzen in den blauen Iriden, die sie mir vererbt hat und ich spüre, sie weiß Bescheid. Sie blinzelt heftig, danach schiebt sie mit fahrigen Fingern die Sauerstoffmaske zurück an ihren Platz.
Tief beugt sie sich über mich, ihre bebenden Hände umfassen meine Wangen, lange sieht sie mich stumm an. Meine Augen laufen über, Angst erfasst mich. Dann scheint meine Mum ihre Entscheidung zu treffen. Ich bekomme einen letzten liebevollen Kuss auf die Stirn und sie lächelt mich an. Für einen Augenblick bin ich versucht, sie aufzuhalten, sie doch zu bitten zu bleiben. Mich nicht alleinzulassen. Aber das wäre egoistisch.
„Ich liebe dich über alles, mein Sohn. Bis morgen.“
Ihre Stimme schwankt, ebenso wie ihr Körper, als sie sich aufrichtet und ohne sich noch einmal umzusehen, den Raum verlässt. Wir wissen beide, dass wir uns nicht mehr wiedersehen werden - nicht in diesem Leben. Ich hoffe und bete, dass Leni und sie nach ihrer Trauer um mich ein glückliches, erfülltes Leben leben. Mein letzter Wunsch für sie.
Lange starre ich auf die Tür, die sich hinter meiner Mutter geschlossen hat, fühle den intensiven Blick des Todesengels auf mir, warte auf das Unvermeidliche. Doch es geschieht nichts. Er rührt sich nicht. Worauf wartet er denn noch? Er steht reglos da, mustert mich, das spüre ich. Vielleicht muss ich ja den ersten Schritt machen?
Mit großer Anstrengung drehe ich den Kopf, sehe den Tod direkt an und hebe meine Arme leicht in die Höhe. Anmutig gleitet das Wesen an meine Seite, schlägt die Kapuze seines Umhangs zurück. Die schwarzen Iriden nehmen mich wie beim ersten Mal gefangen, hypnotisieren mich.
„Hallo, junger Niko. Ich bin hier, um dich mitzunehmen.“
Die melodische Stimme streichelt mich wie die Liebkosung eines Geliebten. Warm, verführerisch, so unbeschreiblich schön, wie sie mir in Erinnerung geblieben ist. Meine Augen versuchen, jeden Eindruck zu erfassen, ich präge mir die perfekten Gesichtszüge erneut ein, aus welchem Grund weiß ich nicht. Mein Blick wandert über die hochgewachsene Gestalt und ich frage mich, wie sein Körper unter dem unförmigen Mantel aussieht. Schon irre, was für Gedanken einem durch den Kopf gehen. Ich sollte eigentlich nur Angst haben, stattdessen stelle ich mir vor, den Todesboten nackt zu sehen.
Er kommt näher und jegliche Gedanken entfliehen. Jetzt! Jetzt ist es soweit! Ich zeige mit einem zitternden Finger auf den Herzmonitor. Das monotone Piepen begleitet mich seit Jahren und stört mich nicht mehr. Aber ich will nicht, dass meine Mum alarmiert wird und zurückkommt. Der dunkle Engel scheint meine Besorgnis zu fühlen.
„Nein, mein Junge, niemand kann uns hören. Ich lasse es nicht zu“, antwortet er sanft und ebenso behutsam streift er die Maske von meinem Gesicht.
Sofort ringe ich nach Luft. Das ist jedoch Nebensache, denn plötzlich ist die Figur aus meinen romantischen Träumen so nah wie nie zuvor. Gefühle überwältigen mich, der Wunsch, dem dunklen Engel noch näherzukommen, nimmt überhand. Trotz meiner Schwäche spüre ich eine Regung in der unteren Region meines Körpers.
„I-i-ich h-h-habe auf d-dich gewartet“, bringe ich hervor.
Ich weiß, es ist grotesk, den Tod so willkommen zu heißen, wegen ihm sogar erregt zu sein. Aber mit den Träumen und Fantasien, die ich mir in den letzten Jahren erlaubte ... In jenen spielte dieses unglaubliche Geschöpf vor mir immer die Rolle meines Geliebten, meines Freundes, meines Seelengefährten. Und als nun mein Herz in meiner Brust hämmert, liegt es nicht an meiner Schwäche, sondern nur an der Anwesenheit meines Traumgeliebten. Mein dunkler Engel sieht noch genauso aus wie beim ersten Mal, als ich ihn sah.
Genauso atemberaubend. Nichts hat sich verändert. Nein, falsch, er ist noch umwerfender.
„Ich weiß.“ Seine Stimme streichelt mich weiter, weht tröstend über mich hinweg.
„Nun bin ich hier.“
„Ja“, keuche ich und das Lächeln, das ich ihm schenke, kommt aus den Tiefen meiner Seele.
„Gib mir deine Hand, Niko. Es ist Zeit, weiterzugehen“, fordert er leise und sanft.
Blasse Finger strecken sich mir entgegen und mein schwaches Herz überschlägt sich beinahe vor Aufregung bei dem Gedanken, meinen Traumgeliebten nun endlich real zu berühren. Wenn auch nur für einen Moment.
Bebend halte ich ihm meine Hand hin, aber kurz bevor er sie ergreifen kann, ziehe ich sie doch zurück. Sehnsucht überwältigt mich. Eins möchte ich wissen, ehe ich gehe.
„W-wie ist d-d-dein Name?“
Der Todesbote neigt den Kopf zur Seite und lässt seinen Arm sinken. Wenn ich seinen Gesichtsausdruck richtig deute, ist er verdutzt.
„Ist das wichtig?“
„F-f-für m-mich schon.“
Einen Moment starrt mich der dunkle Engel an, ehe er nickt und mir ein winziges Lächeln schenkt. Dieses Lächeln entzündet ein Feuer in mir und ich erwidere es strahlend.
„Mein Name ist Arian. Es war mir eine Freude, dich kennenlernen zu dürfen, Niko.“
„A-A-Arian ... ein wundervoller Name.“
Er zuckt irgendwie unbeeindruckt mit den Schultern.
„Zu meiner Zeit sehr beliebt. Mein Vater hieß ebenfalls so und ich war der Erstgeborene.“
„E-er g-g-gefällt mir.“
Ich sehe zu dem dunklen Engel, Arian, auf und lächle erneut. Jetzt habe ich endlich einen Namen für meinen Traummann, und obwohl ich zuvor nie darüber nachdachte, finde ich, Arian passt perfekt zu ihm. Es klingt elegant, gleichzeitig geheimnisvoll, eben genauso wie das undurchsichtige Geschöpf vor mir.
Arian setzt sich vorsichtig auf die Bettkante, direkt neben meine Hüfte. Seine Nähe ist überwältigend und so schön, dass mich Bedauern erfasst. Nur ein kurzer vergänglicher Moment. Bald schon werde ich ihn nie wiedersehen. Die glänzenden schwarzen Iriden mustern mich eine Weile schweigend.
„Niko, darf ich dir eine Frage stellen?“
Ich bin überrascht von der Bitte, nicke jedoch so enthusiastisch wie möglich. Ich würde alles tun, um ein wenig länger in der Nähe dieses großartigen Wesens zu verweilen.
„War es das wert? Wie du weißt, habe ich viele Jahre über dich gewacht. Ich sah dich leiden, erlebte die immer weiter voranschreitende Schwäche deines Körpers. Würdest du, noch mal vor die Wahl gestellt, um mehr Zeit bitten, wo du weißt, was dich erwartet?“
Liebkosend weht Arians Stimme über mich hinweg, gefolgt von sanften Fingern die eine widerspenstige Haarsträhne aus meiner Stirn streichen. Die simple Berührung bringt mich zum Blinzeln und Tränen quellen hinter meinen Lidern hervor, die ich instinktiv fest zusammenpresse. Gänsehaut breitet sich von dem Punkt aus, wo er mich berührt und unerträgliche Sehnsucht drückt mein Herz zusammen. Dieser Augenblick ist so unendlich schön und ich will nicht, dass er jemals endet.
„Wieso weinst du, Niko? Hast du deinen Frieden noch nicht gefunden?“
Arian hebt erneut seine Hand und wischt über die Nässe auf meiner Wange.
Ich erinnere mich, dass er das vor fünf Jahren ebenfalls tat und die Schleusen öffnen sich weiter. Mit aufgerissenen Augen beobachte ich, wie mein dunkler Engel den Finger zu seinem Mund führt, ihn über seine vollen Lippen reibt. Es ist, als ob er mich schmecken will. Anstatt es merkwürdig zu finden oder gar Angst zu haben, erwacht in mir mit dieser Geste mit aller Macht die Sehnsucht, Arians Berührung als Geliebter kennenzulernen. Zu spüren, wie seine sanften Hände mich verführen, mir Lust schenken. Mich lieben.
Was für ein idiotischer Wunsch! Ich sehe an meinem ausgemergelten Körper hinab und weiß, dass niemand bei klarem Verstand jemanden wie mich begehren könnte. Ich bin zwar relativ groß, trotz meines kaputten Herzens kamen die Wachstumsschübe regelmäßig, aber ich bin so dünn, dass ich aussehe wie ein übergroßes Streichholz. Und vermutlich auch so einfach durchzubrechen.
„D-d-doch h-habe ich. Die Z-Zeit mit meiner M-Mum und L-Leni ... war es w-w-wert. Ich ... i-ich w-wünschte nur, ich hätte einmal e-e-einen K-Kuss b-bekommen oder einen F-Freund g-g-gehabt ...“
Das Atmen fällt mir zunehmend schwerer. Mein Herz fühlt sich wie in einer Stahlfaust an und zwischen den Schmerzen und dem Ringen nach Sauerstoff ist mir klar, dass es bald so weit ist. Der Tod ist unaufhaltsam.
Meine Tränen rollen nun stetig, und obwohl ich glaubte, es akzeptiert zu haben, werde ich von tiefer Trauer geschüttelt. Ich weine um das, was nie sein wird, was ich nie erleben darf.
Arians Hand ist wieder da, tröstende Wärme legt sich auf meine Wange.
„Es tut mir leid, mein Junge. Ich besitze keine Kontrolle über die Vergangenheit. Wenn die Menschen ins Jenseits übertreten, sind sie oft erfüllt von Reue und Bedauern. Ich wünschte, ich könnte die Dinge für dich ändern, es dir erleichtern, aber das ist mir nicht gegeben.“
Ich spüre, dass mein dunkler Engel jedes Wort so meint. Dann kommt mir urplötzlich eine wahnwitzige Idee, dieselbe wie damals - oder fast. Seit meiner ersten Begegnung mit ihm vor all den Jahren las ich alles, was mir über den Tod und ihre Boten in die Finger kam. In einem stand etwas über die Möglichkeit, den Sensenmann auszutricksen, um mehr Zeit zu bekommen oder den Tod letztendlich sogar zu betrügen.
Ich weiß, dass ich letzteres nicht will. Natürlich wäre es schön, nicht sterben zu müssen, aber weiterzuleben wie bisher? Schwach und ans Bett gefesselt, jeder Atemzug eine Qual? Nein, so möchte ich nicht weiter existieren.
Doch als ich nun in die unendlichen Tiefen der dunklen Iriden blicke, weiß ich, was ich mehr als alles andere will. Ich strenge mich an, schnappe nach der kostbaren Luft und überlege fieberhaft, wie ich meinen Wunsch formulieren soll. Wie ich den Todesengel, nein, wie ich Arian, überzeugen kann. Wie ich es schaffe, meine Sehnsucht, zu stillen.
„D-d-du w-wünscht, dass i-i-ich den G-G-Geliebten hätte h-h-haben k-k-können, von d-dem i-ich immer t-t-träumte?“
Einen Moment ist es so still, dass selbst mein gequältes Ringen nach Luft in den Hintergrund tritt. Arian sieht mich lange an, die Miene völlig ausdruckslos. Schließlich nickt er und wiederholt meine Worte.
„Ich wünschte, du hättest den Geliebten haben können, von dem du immer geträumt hast.“
Nun ist Trauer in seinem Gesicht zu erkennen und wilde Hoffnung erfüllt mich. Er hat meine Worte wortwörtlich wiederholt und damit einen Wunsch laut ausgesprochen. Ich kann es schaffen ihn auszutricksen.
„D-d-das ist w-w-wundervoll, d-dass d-d-du das s-sagst. B-bedeutet d-das, d-d-du e-erfüllst m-m-meinen W-Wunsch und w-w-wirst m-mein G-Geliebter?“
Die schwarzen Augen weiten sich und Arians Kiefer scheint herunterzuklappen. Es ist beinahe komisch, dieses ernste erhabene Wesen so fassungslos zu sehen. Lächelnd schaue ich ihn an.
„Was? Ich? Ich sagte nicht, dass ich dein Geliebter sein würde, Niko!“
„D-d-du s-sagtest, d-du wünscht, i-i-ich h-hätte den G-Geliebten g-gehabt, von d-dem i-i-ich i-immer t-träumte und d-da d-d-u das b-bist, m-musst d-du meinen W-W-Wunsch erfüllen.“
Arian schüttelt heftig den Kopf.
„Das ist unmöglich, Niko. Ja, es stimmt, ich sagte, dass ich hoffte ...
„W-w-wünschte“, unterbreche ich ihn.
„Richtig, ich sagte ‚wünschte‘, dass du deinen Traumgeliebten haben könntest, aber Niko, es ist unrealisierbar. Dein Körper ist bereits zu geschwächt, das Leben verlässt ihn rapide. Dazu kommt, dass ich den Mann deiner Träume in so kurzer Zeit nicht auftreiben kann, damit ihr euch kennenlernen könnt.“
Arians Verwirrung ist so lustig, dass ich lachen würde, wenn ich könnte. Entweder hat er wirklich nicht verstanden, dass er derjenige ist oder er versucht, mich davon abzulenken. Ich sammle all meine verbliebenen Kräfte und hole tief Luft. Meine nächsten Worte werden über meinen Tod entscheiden - oder besser, mit welchen Erfahrungen ich ins Jenseits gehe. Denn ich möchte nicht sterben, ohne die Liebe kennenzulernen - mit Arian.
Also wiederhole ich meinen Wunsch.
„D-d-du b-bist es, Arian. D-d-du bist d-d-der, v-v-von d-dem ich t-träumte. D-der, den i-i-ich w-will.“
Ich schaffe es, einen Arm anzuheben und lege eine bebende Hand an Arians Wange, überrascht von der samtigen Glätte unter meinen Fingerspitzen.
„D-d-du weißt, d-d-dass n-nur d-du m-mir diesen W-W-Wunsch erfüllen k-k-kannst. W-wirst d-du?“
Zu sagen, ich bin schockiert, käme nicht annähernd an den Gefühlszustand heran, in dem ich mich gerade befinde. In all der Zeit als todbringender Bote war ich innerlich erstarrt, spürte nur Leere in mir. Kein Zorn. Keine Trauer. Es war mir unmöglich, Freude zu empfinden oder auch nur zu lächeln, um meinen Schützlingen den Übergang zu erleichtern. Ich kämpfte nicht dagegen an, die Taubheit in mir war ein willkommener Begleiter.
Selbst abrupt aus dem Leben gerissen, haderte ich sehr lange mit meinem Schicksal, fand alles, was mir passierte, vollkommen unfassbar. Ich wurde in einer Zeit geboren, die man heute das Mittelalter nennt. Tiefster christlicher Glaube, Hexenjagden, alles, das Böse war, musste vom Teufel besessen sein.
Das sagte man auch mir nach. Mein Vergehen gegen Gott war für die einfachen Leute in meiner Stadt der Grund mich zu verfolgen. Ich schaudere, als ich an den Mob zurückdenke, der mich durch die Straßen jagte. An die sengende Hitze der Flammen. Die Kühle von Nikos Hand holt mich ins Jetzt zurück.
Ich sehe auf ihn hinunter, diesen todgeweihten Jungen, der den Mut besaß, dem Tod die Stirn zu bieten und mit ihm zu handeln. Zugegeben, er war nicht der Erste. Es gab Unzählige, die um mehr Zeit flehten oder feilschten, was das Zeug hielt. Manche versuchten es auch mit Drohungen. Ich gab keinem nach. Doch der Junge vor mir führte mich in Versuchung. Als er mich bat, sein Leben zu verlängern, um noch etwas Zeit mit seiner Familie zu verbringen, dachte ich zum ersten Mal seit Ewigkeiten an meine eigene und spürte Reue. Das erste Gefühl seit Jahrhunderten war die Pein meinen Vater enttäuscht, ihn im Stich gelassen zu haben. Meine Mutter hatte ich mit der Schande alleingelassen und sie hatte sie nicht ertragen, war dem Leben entflohen.
Auf meine Schuldgefühle folgte Zorn. Wut auf den Sterblichen vor mir, der mich aus meiner Winterstarre gerissen hatte. Und so gewährte ich ihm den Wunsch nach mehr Zeit, wissend, welche Mühsal ihm bevorstand. Ich bereute es im gleichen Moment, doch ich konnte die getroffene Vereinbarung nicht rückgängig machen. Deshalb zwang ich mich, in den folgenden Jahren so oft es ging, an seiner Seite zu verharren. Die Buße für meine Rücksichtslosigkeit.
Aber je länger ich ihn beobachtete, desto bewusster wurde mir, dass es für Niko tatsächlich ein Geschenk war. Er nahm sämtliche Qualen an, lächelte, wo er eigentlich weinen oder schreien sollte, und meisterte tapfer jeden Tag, jede Stunde. Ich begann ihn zu bewundern und ertappte mich dabei mich zu fragen, was wäre wenn ... Eine Narretei, die ich erfolgreich wieder verdrängte - bis jetzt.
Nikos Worte klingen in meinen Ohren, hallen in meiner Seele nach. Ich muss mich verhört haben. Es ist unmöglich, dass dieser todgeweihte junge Mann gerade das sagte, was ein Flattern in meinem Magen auslöst. Unvorstellbar.
Kein Sterblicher möchte der Geliebte des Todes sein. Niemals.
In den Köpfen der Menschen ist der Tod ein hässliches Geschöpf, ein Skelett mit Kapuzenumhang und einer Sense. Das personifizierte Böse. Sie haben dem Grauen ein Gesicht gegeben. Die Wirklichkeit ist vollkommen anders und dennoch stimmt sie genau. Wir sind Unzählige und doch einer. Wir sind Sünder und das ist unsere Buße.
Ich schaue weiter stumm auf den Jungen hinunter, sehe die Hoffnung in den Iriden, die im Augenblick, die Farbe einer tosenden See zeigen. In mir streiten sich widerstrebende Emotionen. Auf der einen Seite bin ich enttäuscht und zornig. Kann ich mich so geirrt haben? Ist dieser Mann ein gerissener Manipulator, der alles tun würde, um sich noch mehr Lebenszeit zu erschleichen - sogar mit dem Tod zu schlafen?
Die zweite Möglichkeit ist allerdings weitaus erschreckender. Was, wenn er aufrichtig ist? In all den Jahren, in denen ich ihn beobachtete, sah ich nie, dass er etwas für sich selbst forderte. Er ist ein ehrlicher Mensch, absolut selbstlos in der Liebe zu Mutter und Schwester. Auch jetzt ist die Angst, der Frau wehzutun, die ihn geboren, aufgezogen und sich aufopferungsvoll um ihn gekümmert hat, die größte Wunde in seinem Herzen. Doch darunter spüre ich Sehnsucht. Sehnsucht nach Liebe. Nicht der zwischen Mutter und Sohn oder Freunden. Nein, Niko sehnt sich nach der Geborgenheit und Wärme, die ihm nur ein Geliebter zu schenken vermag. Der ich sein soll.
Was für ein Chaos. Ein Chaos, das ich zu verantworten habe. Ich war derjenige vor fünf Jahren, der aus Zorn handelte. Aber es war nicht nur Wut. Ich sah in die blaugrauen Iriden und war verloren. Noch ein Teenager, ein Kind und so tapfer. Uneigennützig bat er um mehr Zeit und ich gewährte sie ihm gedankenlos. Nun kann ich jedoch nicht so grausam sein. Oder doch?
Niko bittet zum ersten Mal um etwas für sich selbst und mir ist bewusst, ich sollte, ich muss ihm diese Bitte verweigern. Die Ablehnung liegt mir bereits auf der Zunge, die Worte weigern sich allerdings sehr beharrlich, einen Weg nach draußen zu finden. Und ich werde sie auch nicht herauszwingen, denn ich bin manchmal ebenfalls schwach. Ich kann und will dem Jungen seinen letzten Wunsch nicht verwehren. Es ist von Grund auf falsch, das ist mir klar und meine Strafe, sollte man es erfahren ...
Zudem muss ich zugeben, dass ich nicht ganz uneigennützig bin. Der Gedanke, Zeit mit Niko zu verbringen, spricht mich an. Sich mit ihm zu vereinigen, ihm Lust zu schenken würde mir gleichermaßen gefallen. Eine willkommene Abwechslung, eine Pause von der Verdammnis meiner Aufgabe. Ich beklage mich nie über meine Pflichten. Sie mögen nicht einfach sein, aber ich bin dazu bestimmt worden und es steht mir nicht zu, etwas zu kritisieren. Doch einen kleinen Urlaub - den habe ich mir verdient.
Nikos Hand an meiner Wange zittert und seine hoffnungsvolle Miene verwandelt sich in Resignation und Angst. Ich bin zwar immer noch ein wenig zornig, das ist allerdings mein Problem. Ich kann nicht zulassen, dass dieser Junge, der bereits so viel durchstehen musste in seinem kurzen Leben, auch nur für einen Moment die Hoffnung verliert.
Ich lehne mich leicht vor, schmiege meine Wange in Nikos weiche, kalte Hand und gebe ihm ein, wie ich hoffe, entspanntes Lächeln. Es ist so ungewohnt, Emotionen zu zeigen, aber es fühlt sich auch gut an. Mir ist bewusst, dass es gefährlich ist. Ich darf keine Gefühle für den Jungen entwickeln, das wäre fatal. Ich erfülle nur seinen letzten Wunsch, schenke ihm ein wenig Glück, ehe ich ihn ins Jenseits geleite.
„In Ordnung, Niko, ich gewähre dir deine Bitte. Doch beachte meine Warnung: Während deine Seele bei mir verweilt, wird dein Körper ins Koma fallen und für drei Tage überleben. Nach dem Ablauf dieses Zeitraums musst du ins Jenseits übertreten. Das sind die Bedingungen. Einverstanden?“
Ich beobachte, wie Niko von innen heraus erstrahlt. Ein glückstrahlendes Lächeln zieht die zerrissenen Lippen in die Höhe und die Augen verlieren ihre Verzweiflung, funkeln vor Freude. Ein keuchendes Lachen entweicht seinem abgezehrten Leib.
„J-ja! I-i-ich w-werde a-a-alles tun, w-was notwendig ist, um m-mit d-d-dir z-zusammen zu sein und d-dich ins J-Jenseits zu b-b-begleiten, w-wenn m-mein s-sterbliches L-Leben v-vorbei ist.“
Nikos Stimme ist kaum zu verstehen, die Worte unter Qualen hervorgebracht. Ich ziehe die Sauerstoffmaske zurück über Mund und Nase und lege dann beide Hände an die Schläfen des Jungen.
„Schließ deine Augen und entspann dich.“
Ich versuche, so sanft und beruhigend wie möglich zu klingen, weiß aber nicht, ob es funktioniert. Zu lange fühlte ich schon keine menschlichen Emotionen mehr, habe verlernt, wie es geht.
„Ich möchte, dass du dir einen Ort ausmalst, wo du gerne hinmöchtest, wo du uns beide zusammen siehst. Kannst du das für mich tun, Süßer?“
Das Kosewort fließt mir leicht über die Lippen, kommt tief aus meiner verkrüppelten Seele. Nie habe ich jemanden so genannt, weder vor noch nach meinem Ableben. Aber jetzt fühlt es sich gut an, passend, und wenn ich die geröteten Wangen und das strahlende Lächeln richtig deute, gefällt es Niko ebenfalls.
Konzentriert schließe ich meine Augen, umfasse mit meinem Bewusstsein Nikos Aura und schlüpfe hinein. Umhüllt von einer behaglichen Wärme, die ein Prickeln in mir auslöst, sehe ich ihn an einem verlassenen Strand stehen und auf die schäumende Brandung einer unruhigen See schauen. Hinter ihm eine einfache, gemütlich wirkende Holzhütte mit rotem Dach. Ich muss unwillkürlich lächeln. Kein Schloss für den jungen Niko, nein, das käme ihm vermutlich nie in den Sinn. Hoffentlich hat er sich aber fließendes Wasser und Strom vorgestellt, denn wer glaubt, das Mittelalter sei romantisch gewesen ... der hat es nie erlebt.
Rasch intoniere ich die nötigen Worte, und ehe mein Schützling seinen nächsten Atemzug nimmt, sind wir dort. Drei Tage. Für drei Tage ist dieser Ort nun unser Refugium. Ich werde dafür sorgen, dass sein Kummer der letzten Jahre von ihm abfällt und er befreit in die nächste Existenz eintreten kann.
Eine angenehm warme, salzig riechende Brise streicht über mich. Halbvergessene Kindheitserinnerungen steigen bei dem Geruch in mir auf. Das Lächeln auf meinem Gesicht scheint festgetackert, seit Arian meinen Wunsch erfüllt hat. Ich atme befreit ein, genieße die frische klare Luft, das Gefühl draußen zu sein. Es erscheint mir wie ein Traum, hier zu stehen, mit einem Körper, der sich gesund und stark anfühlt. Ein weiterer tiefer Atemzug, ohne dass ich kämpfen muss und eine einzelne Träne rollt meine Wange hinab.
Meine nackten Zehen graben sich in den warmen Sand und das fühlt sich so herrlich an, dass ich laut auflache. Es ist egal, dass es nur ein Traum ist. Nur ein Zwischenstopp. All meine Wünsche und Fantasien der letzten Jahre kommen nicht an dieses Paradies heran, das mich jetzt umgibt. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten möchte ich rennen, spielen, tanzen oder einfach auch nur spazieren gehen, ohne mir um die Konsequenzen einer solchen Aktion Sorgen machen zu müssen. So lange war ich ans Bett gefesselt, das plötzliche Gefühl von Freiheit ist überwältigend und ich seufze glücklich, als ich den Kopf in den Nacken lege. Kurz blinzle ich in die Sonne, meine Lider klappen zu und ich sauge die wohltuende Wärme in mich auf.
Dann reicht das nicht mehr und ich schaue nach vorne, beobachte die Wellen, die sanft und beständig einen Teil des Strandes für sich beanspruchen. Ein warmer Körper schmiegt sich von hinten an mich, starke Arme umfassen meine Taille und ziehen mich an eine breite Brust. Glücklich seufzend sinke ich in die behagliche Geborgenheit. In diesem Augenblick weiß ich, dass alles was ich ertragen habe, es wert war. Jede Sekunde meines Lebens hat mich hierher geführt - in die liebevolle Umarmung Arians.
Kurz überfällt mich das schlechte Gewissen. Meine Mum und Leni - sie haben es nicht verdient, zu leiden. Aber auch für sie war es ein ständiger Kampf und vielleicht wird es nun leichter für sie. Mit der Zeit bestimmt.
„Es ist traumhaft hier, Niko. Ich liebe es.“
Die melodiöse Stimme, die ich so oft in meinen Träumen vernahm, wispert die Worte direkt in mein Ohr und ich bebe.
„Wie fühlst du dich?“
Feuchtwarmer Atem weht über meinen Nacken, erweckt Gänsehaut und meine Gefühle steigen in bis dato unbekannte Sphären. Kein Traum reicht an die Wirklichkeit heran.
„Wundervoll. Ich kann ehrlich sagen, dass ich mich noch nie besser gefühlt habe als jetzt, Arian.“
‚Und das verdanke ich nur dir‘, füge ich in Gedanken hinzu.
Laut traue ich mich nicht dazu. Noch nicht. Ich will nichts riskieren, was meine Zeit mit diesem eindrucksvollen Mann vorzeitig beenden könnte. Ihm zu eröffnen, dass ich für ewig mit ihm zusammen sein will, würde ihn garantiert in die Flucht schlagen und unsere Abmachung wäre nichtig. Das darf nicht passieren. Ich habe zwar noch keinen Plan, wie ich es anstellen soll, doch mir wird etwas einfallen. Es muss.
„Mhm. Das freut mich sehr, Süßer. Und ich möchte, dass es dir noch besser geht, was mir hoffentlich auch gelingen wird.“
Arians Stimme wird tiefer, rauer, sendet ein Prickeln durch mich hindurch. Die starken Arme umfassen mich fester.
Ein Schaudern erfasst meinen Leib und ich spüre Hitze in meine Wangen steigen, die nichts mit der Außentemperatur zu tun hat. Die Implikation hinter den Worten meines dunklen Engels erfüllt mich gleichermaßen mit Sehnsucht und Sorge. Ich sehne mich danach von Arian geliebt zu werden, zugleich fürchte ich mich auch. Körperliche Intimität war mir bisher so fern wie eine Reise zum Mars, und obwohl ich mir nichts mehr wünsche, fühle ich mich plötzlich beklommen und schüchtern. Muss ich den ersten Schritt machen oder warten, bis Arian mich verführt? Und wenn ich es wage, was kommt dann? Wie initiiere ich es?
Drehe ich mich in seinen Armen um und küsse ihn einfach? Würde mein künftiger Geliebter das erwarten? Oder soll ich lieber passiv bleiben und darauf vertrauen, dass Arian ...
„Es tut mir leid, mein Süßer. Ich wollte dir nicht zu nahetreten. Ich will, dass du weißt, dass du nichts tun musst, was du nicht möchtest. Das hier ist dein Wunsch, alles geschieht nach deinem Ermessen. Kein Zwang. Wir tun nur das, was du magst.“
Arians Worte sind nur ein gewisperter Hauch, doch sie legen einen schützenden Umhang um mich, erfüllen mich mit Wärme und Geborgenheit. Die Unsicherheit fliegt davon.
‚Jetzt oder nie‘, schießt es mir durch den Kopf.
Behutsam löse ich mich aus der angenehmen Umarmung, drehe mich um und schaue zu dem Todesboten auf, der mich vielleicht um eine Handbreit überragt. Ich trete einen Schritt zurück und betrachte ihn fassungslos. Die Veränderung ist unglaublich und dennoch besteht kein Zweifel, dass es mein dunkler Engel ist, der vor mir steht.
Er trägt nur abgeschnittene Jeansshorts, die einen fitten, athletischen Körper betonen, dessen goldener Hautton in der versinkenden Sonne glänzt. Die nachtschwarzen Locken wehen in der frischen Brise, umspielen die scharf geschnittenen, eleganten Züge, die ich so bewundere. Die schwarzen Iriden scheinen von innen heraus zu funkeln, als Arian mir zuzwinkert. Einen Augenblick bin ich einfach nur fassungslos. Nichts an diesem jungen Mann, der vor mir steht, erinnert daran, dass er der Todesengel ist. Er sieht aus wie ... ein normaler Mensch.
Ihn so zu sehen, so entspannt und zufrieden, lässt ganze Schmetterlingsschwärme in meinen Eingeweiden herumflattern und mein Herz droht mir aus der Brust zu springen - und diesmal vor Glück. Der unnahbare, kalte Todesbote ist verschwunden. An seiner Stelle steht der attraktivste Mann, den ich jemals sah.
Arian ist und wird immer mein Traummann sein.
Das umwerfende Erscheinungsbild meines dunklen Engels erinnert mich unvermittelt an meine eigene erbärmliche Erscheinung. Seit Jahren schon ans Bett gefesselt, weiß ich, wie ausgemergelt ich bin. Ständige Appetitlosigkeit lässt mich wie ein langes Elend aussehen und meine Haut hat durch mangelnden Sonnenschein eine ungesunde grauweiße Färbung, ganz abgesehen von allen anderen Unzulänglichkeiten. Die Haare kurz geschoren, weil das für die Pflege leichter war und ...
„Was ist los, Niko? Gefällt dir nicht, was du siehst? Bin ich nicht das, was du dir wünschst?“
Arian wirkt nervös, als er an seinem gut gebauten Körper hinabsieht und mich dann besorgt anschaut. Geschockt starre ich ihn stumm an. Wie kann dieser schöne Mann nur für einen Moment denken, dass er ...
„Äh, Arian, du scherzt oder? Hast du dich mal in einem Spiegel angeschaut? Okay, dumme Frage, vermutlich niemals, du brauchst wahrscheinlich keinen, aber ... Ich finde dich einfach nur wunderschön“, ende ich leise, versuche mich an einem Lächeln, obwohl meine Nervosität mich beinahe auffrisst.
Arian sieht mich mit einem Ausdruck an, der mir zeigt, dass er nicht verstehen kann, wieso ich so etwas sagen sollte.
„Ich ... ich bin nicht schön, Süßer. Ich bin ... ein Geschöpf des Todes mit einer schwierigen Aufgabe. An mir gibt es nichts Besonderes.“
Mein dunkler Engel kommt zögernd auf mich zu.
„Du hingegen ... Nikolaus Sommer, du bist einfach atemberaubend.“
Ich schnaube ungläubig und schaue spöttisch an mir herunter, nur um geschockt nach Luft zu ringen. Kein ausgemergelter Leib, keine ungesunde fahle Haut. Verwirrt fasse ich mich an. Ich bin immer noch schlank, jedoch beileibe kein Strich in der Gegend mehr und ich kann sogar Muskeln erkennen. Komisch, ich hatte doch eben in den Sand geschaut, da ist es mir gar nicht aufgefallen. Na ja, kein Wunder. Mein Aussehen interessierte mich schon seit ewigen Zeiten nicht die Bohne. Wozu auch. Aber jetzt?
Ich sehe gesund und fit aus, meine Haut ebenso goldgetönt wie Arians und ich schlucke plötzlich an einem Monsterkloß, der sich in meiner Kehle festsetzt. Tränen rollen über meine Wangen und ich schaue auf, direkt in das lächelnde Gesicht meines dunklen Engels.
„Was ... Wie ist das möglich, Arian? Bin das wirklich ich?“
Meine Hände streichen über glatte, weiche Haut, die von der Sonne erwärmt wird und nichts mehr gemein hat mit der dünnen rissigen papiergleichen Hülle, die immer kalt gewesen ist. Das kann nicht echt sein! Das ist bestimmt nur eine Illusion! Spontan fasse ich mir an den Kopf und greife in dichte Locken. Ungläubig ziehe ich daran. Meine Haare!
Arian greift nach mir, umfasst meine rastlosen Finger.
„Ja, das bist wirklich du. So hättest du ausgesehen, wenn du niemals krank geworden wärest.“
Also tatsächlich ein Traum, aber was für einer. Ein sagenhaftes Geschenk, welches ich meinem dunklen Engel verdanke. Ich drücke Arians Hand, mein Herz quillt über vor Dankbarkeit.
„Es ist ... es ist unfassbar. Ich stehe hier mit dir, gesund und ... Ich danke dir, Arian.“
Ich verdränge den Gedanken, dass es nur eine Illusion für eine begrenzte Zeit ist. Aber wenn ich es richtig anstelle, wird es vielleicht Realität. Hoffnung sprießt in mir. Mein Todesengel, der einsame Reaper, der mir so ein wundervolles Geschenk gemacht hat, verdient ebenso eins. Und dieses Geschenk werde ich sein.
„Es ist kein Dank nötig, Niko. Es ist eine Freude für mich, dich so entspannt und glücklich zu sehen.“
Behutsam zieht Arian mich an seinen warmen Leib, beugt sich hinab und drückt weiche Lippen auf die meinen.
Zwei, drei Herzschläge lang stehe ich festgefroren, spüre die sanften, zärtlichen Küsse bis tief in meine Seele. Ich kann nicht fassen, dass Arian mich küsst, er es überhaupt will. Mein Herz nimmt Reißaus, springt auf und ab, und nachdem ich meine Überraschung abgeschüttelt habe, fange ich an, das Gefühl seines Mundes auf meinem zu genießen. Meine Hände entwickeln ein Eigenleben, berühren die glatte Brust, fühlen das regelmäßige kräftige Pochen des Herzens, ehe sie über die Rippen streicheln und ein Zuhause auf dem muskulösen Rücken finden. Fest ziehe ich Arian an mich, bis unsere Körper beinahe miteinander verschmelzen. Millionen Nerven erwachen zum Leben, es prickelt von Kopf bis Fuß und ich erschauere.
Ein raues Stöhnen erreicht meine Ohren und mein dunkler Engel erwidert die Umarmung heftig. Ich streiche mit den Händen über starke Muskeln, schwelge in dem Gefühl der im Kontrast dazu weichen Haut unter meinen Fingerspitzen. Mein Glied erwacht zum ersten Mal seit Ewigkeiten zum Leben, es schwillt beinahe schmerzhaft an und drückt unangenehm gegen den Reißverschluss der Jeans, die ich trage. Doch ich heiße die Unbequemlichkeit willkommen. Aufgrund meiner Schmerzen und den zahlreichen Medikamenten war eine Erektion in den letzten Jahren eigentlich unmöglich, aber manchmal, wenn ich an den Reaper dachte, wurde ich steif. Erfüllung fand ich jedoch nie. Ob sich das nun ändert?
Ich genieße die Intensität und Aufregung, die mir durch diesen wundervollen Mann geschenkt wird., will am liebsten in ihn hineinkriechen.
Arian beendet unseren Kuss, sieht mich an und ich stürze geradewegs in die funkelnden schwarzen Iriden.
„Öffne deinen Mund für mich, Süßer. Ich möchte dich schmecken.“
Arians Stimme klingt rauer als sonst, abgehackt, als hätte er sich nicht mehr ganz unter Kontrolle.
Dieses Wissen beflügelt mich und gibt mir den Mut, mich auf die Zehenspitzen zu stellen, meine Lippen kurz auf seine zu drücken, ehe ich mit meiner Zungenspitze über das weiche Fleisch gleite. Arian öffnet den Mund leicht, seine Zunge stupst meine an, ehe sie tief in meine Mundhöhle eindringt. Der Geschmack des anderen Mannes explodiert in mir, das Gefühl meines ersten richtigen Kusses ist überwältigend.
Mein Reaper schürt die Intensität, verschlingt mich leidenschaftlich und ich stöhne vor Wonne. Jeder Zungenschlag fährt ohne Umwege direkt in meinen erregten Schaft, steigert meine Lust, bis ich kaum noch einen klaren Gedanken fassen kann. Der Drang nach mehr Kontakt, egal welchen, schüttelt meinen ausgehungerten Leib und ich reibe meinen Unterleib ruhelos an Arians Oberschenkel, genieße die Reibung an meinem Glied.
Arian keucht in meinen Mund und ich fliege zu den Sternen, als er sein Becken gegen meines rollt, mich zu einem sinnlichen Tanz verführt. Atemlos lösen wir unsere Lippen, einen Moment schauen wir uns nur an, dann beugt er den Kopf, setzt zarte Küsse auf meine Wange, mein Kinn, meinen Hals. Gänsehaut folgt den Liebkosungen und breitet sich aus, als er an meiner Kehle knabbert und saugt. Längst kann ich nicht mehr still sein und stöhne meine Lust laut hinaus.
„Mhm, da ist aber jemand sehr empfindlich hier“, gedämpft vibriert Arians Stimme an meiner Haut, löst ein heftiges Prickeln aus und schickt Schauer über meinen Rücken.
„Scheint so. I-ich ... ich ... oh, Arian. Das ist so ... Du bist so wundervoll. Hör nicht auf. Bitte hör niemals auf.“
Ich keuche atemlos, suche nach Halt und fasse in die weichen Locken, die das attraktive Gesicht meines dunklen Engels einrahmen. Ich liebe das seidige Gefühl und lasse die Strähnen entzückt durch meine Finger gleiten.
„Muss dich ... Ich will dich spüren, Süßer“, atmet Arian in mein Ohr, beißt sanft in die Muschel.
Die gehauchten Worte entflammen mich noch mehr und ich drücke mich bebend dichter an den Körper meines Geliebten. Heiß-kalte Wellen schlagen über mir zusammen und ich spüre, wie sich alles in mir zusammenzieht. Verzweifelt dränge ich das Bedürfnis zurück, möchte nicht in meiner Jeans kommen, will nicht, dass es so schnell vorbei ist.
„Komm, mein Süßer. Ich muss deine bloße Haut an meiner fühlen.“
Arians Hände gleiten über meinen Rücken, umfassen meinen Po und heben mich anscheinend mühelos hoch. Ich schlinge meine Beine instinktiv um Arians Hüften und halte mich an seinen Schultern fest. Die Position bringt meinen Unterleib, mein steifes Glied in direkten Kontakt mit der Beule in Arians Jeansshorts und keuchend reibe ich mich daran. Mit geschlossenen Augen lecke ich über seine Kehle, berausche mich an der leicht salzig schmeckenden Haut. Ich achte nicht darauf, wo er mit mir hingeht, vertraue ihm, dass er mich nicht fallen lässt. Ich schwelge in den unzähligen Emotionen, die auf mich niederprasseln, gefangen in einer Begierde, die mein ganzes Sein verschlingt.
Ich bin im Paradies, kein Zweifel. Diese berauschenden Gefühle sind der Wahnsinn. Niemals darf es enden.
Niemals.
Als die Welt um mich herum schwankt, erkenne ich überrascht, dass wir bereits in der Hütte sind. Arian hat mich durch gläserne Schiebetüren direkt ins Schlafzimmer getragen und aufs Bett gelegt. Behaglich drücke ich mich in die weiche Unterlage und genieße das Gewicht Arians auf mir, der zwischen meine geöffneten Beine sinkt.
Ich sehe in das Gesicht meines Engels und ersticke bald an meinen Gefühlen für diesen unglaublichen Mann. Die dunklen Iriden glitzern verheißungsvoll, die goldene Haut schimmert feucht. Die schwarzen Locken sind durch mein Herumwühlen vollkommen zerzaust, verleihen ihm ein unbeschwertes, jungenhaftes Aussehen. Die weichen Lippen sind rot und geschwollen von unseren Küssen, und als Arian mein unwillkürliches Lächeln strahlend erwidert, knackt die Schale um mein Herz und bricht auf. Mit völliger Klarheit erkenne ich, dass mein dunkler Engel nicht nur mein Traummann ist, das Produkt meiner Fantasien, sondern der Mann, den ich unerklärlicherweise liebe.
Vollkommen verrückt? Ja!
Doch für mich ist es Magie. Ein Wunder. Es ist ein Geschenk, welches ich nicht zurückweisen werde und auch gar nicht könnte. Das verkümmerte Organ in meiner Brust öffnet sich, Arians Strahlen dringt hinein, erfüllt mich bis in den hintersten Winkel mit Wärme und Licht. Ich liebe zum ersten Mal einen anderen Menschen, der kein Familienmitglied ist und dieses Gefühl ist einfach unbeschreiblich!
Ich lege meine Hände auf die breiten Schultern, fahre mit ihnen hoch in den Nacken, kraule die seidigen Strähnen dort und ziehe Arians Kopf zu mir herunter. Meine Lippen drücken sich sachte auf seine. Arian erwidert meinen zärtlichen Kuss und geht dann dazu über, Liebkosungen auf mein gesamtes Gesicht zu verteilen.
„Du bist so unglaublich schön. Eine reine Seele und ich liebe, wie du mich ansiehst“, wispert er zwischen betörenden Schmetterlingsküssen, die er auf meine Wangen, meine Stirn, meine Lider regnen lässt.
Glück sprudelt in mir hoch, ich ahne, dass mein Grinsen leicht schwachsinnig aussehen muss, als ich erkenne, dass Arian ganz und gar nicht unbeteiligt ist. Es ist nicht nur ein Deal, den er erfüllt, eine Abmachung, die ihm seine Ehre gebietet einzuhalten. Er spürt die Leidenschaft, die zwischen uns lodert ebenfalls und ist ihr ebenso ausgeliefert wie ich. Der Drang zu singen und zu tanzen überkommt mich aus dem Nichts, aber zugunsten erneuter Küsse und dem unbeschreiblichen Gefühl von Arians Körper dicht an meinem, verzichte ich darauf.
Unsere Küsse scheinen endlos weiter zu gehen, sie fließen ineinander, verschmelzen miteinander und jeder steigert sich zu noch größerer Hingabe und Leidenschaft. Bald umschlingen wir uns mit Armen und Beinen, können dem anderen nicht nah genug kommen, sind fiebrig vor Verlangen. Keuchend küssen wir uns, reiben uns aneinander mit einer Begierde, die uns atemlos zurücklässt.
„Niko“, flüstert Arian an meiner Ohrmuschel.
„Ich will dich überall berühren und küssen, möchte alles von dir sehen, aber ich will dich nicht unter Druck setzen. Wenn du noch nicht bereit bist ...“
Mir ist klar, dass wir hier ein Tempo vorlegen, das an Lichtgeschwindigkeit grenzt, doch es ist mir egal. In meinem Hinterkopf tickt eine Uhr, die Zeiger bewegen sich unaufhaltsam weiter. Unsere gemeinsame Zeit ist limitiert und ich will jede einzelne Sekunde auskosten, alles erleben. In diesen drei Tagen werde ich Arian für ein ganzes Leben lieben müssen, damit er mich nie wieder vergisst.
Und bereit ist für eine Existenz mit mir zusammen. Für immer.
„Bitte Arian. Ich will dich auch.“
Mein dunkler Engel tupft hauchzarte Küsse auf meine Brust, pustet warme Luft über meine Brustwarzen, die sich erwartungsvoll verhärten. Ein Fingernagel kratzt sachte über einen festen Knubbel und die feuchte Hitze seines Mundes senkt sich auf den anderen. Ich schreie auf, seine Liebkosungen züngeln wie Flammen über meine Haut. Dachte ich vorhin noch, meine Erregung könne nicht weiter steigen, belehrt mich Arian nun eines Besseren, hebt mich auf die nächste Ebene und ich verglühe in der Glut seiner Leidenschaft.
Aufbäumend versuche ich, meinem dunklen Engel näherzukommen, kralle die Hände in die seidigen Locken, mein einziger Anker im wogenden Meer der Begierde. Mein Geliebter liebkost meine Nippel, bis ich glaube, es keine Sekunde mehr auszuhalten. Ich will schon gegen diese süße Folter protestieren, als Arians Finger eine Flammenspur von meinem Brustkorb über meinen Bauch bis zum Bund meiner Shorts ziehen. Mein Herz springt mir fast aus der Brust, pocht schmerzhaft und plötzlich drückt seine Handfläche fest auf meine pulsierende Erektion. Ich bäume mich hilflos stöhnend auf. Arian folgt der Beule mit den Fingerspitzen, zieht kleine Kreise und reibt mit seiner Hand kräftig genug, um mich beinahe zerspringen zu lassen.
Unzählige neue Emotionen stürmen auf mich ein, überwältigend und großartig. Es geschah äußerst selten, dass ich fähig war, mir einen runterzuholen oder mich einfach nur anzufassen. Doch diese stümperhaften Versuche sind im Vergleich zu dem hier nur ein lauer Abklatsch von wahrer Begierde gewesen. Arians Hand an meinem schmerzhaft angeschwollenen Glied treibt mein Verlangen geradewegs in die Stratosphäre.
„Oh Gott, Arian, ich kann nicht ... Ich bin so nah dran“, keuche ich atemlos.
Mein dunkler Engel rutscht tiefer, sein Gesicht nun nah an der Beule in meinen Shorts.
„Mhm, dann sollten wir etwas dagegen unternehmen“, raunt er und geschickte Finger machen kurzen Prozess mit Knopf und Reißverschluss meiner Hose, legen meinen Penis frei.
Ich keuche erschrocken, als Arian mit festem Griff meinen Schaft an der Wurzel umfasst und eine freche Zungenspitze über meine feucht glänzende Eichel gleitet.
„Du schmeckst köstlich, mein Süßer“, murmelt er und seine unglaublich weiche Zunge streicht die Länge meiner Erektion entlang, badet meine Hoden in nasser Hitze. Mein Leib krampft, mir ist heiß und kalt zugleich, als er die prallen Bälle nacheinander in den Mund saugt.
„Oh bitte. Arian, nicht mehr. Ich kann nicht. Es ist einfach ... Das fühlt sich unsagbar toll an, ich kann mich nicht zurückhalten“, presse ich hervor, halb verrückt vor Verlangen.
„Doch du kannst, Süßer. Nur noch ein kleines Weilchen länger. Ich möchte, dass du in meinem Mund kommst.“
Arians heißer Atem weht über meine schmerzenden Hoden. Allein diese Worte schubsen mich fast die Klippe hinunter, aber mein dunkler Engel drückt unbarmherzig an der Wurzel mein Glied zusammen und ich liege zitternd und keuchend vor ihm, überlasse mich ihm.
Die teuflische Zunge leckt wieder über die gesamte Länge meines Schaftes, ehe weiche Lippen sich über die Eichel stülpen und sanft saugen. Feuerwerk explodiert hinter meinen zusammengepressten Lidern, weißglühende Hitze rast in Wellen über mich hinweg. Instinktiv bäume ich mich auf, stoße in die feuchte heiße Mundhöhle und keuche erstickt.
Arians Kopf bewegt sich in meinem Rhythmus, er saugt jetzt stärker, seine Zunge flattert über meinen Schaft und schreiend verliere ich mich in der Ekstase, die mein dunkler Engel mir schenkt. Besinnungslos vor Lust winde ich mich auf dem Bett, versuche ihn noch zu warnen, doch es kommt nur ein heiseres Krächzen über meine Lippen. Heißer Samen spritzt in Arians wartenden Mund und mich schüttelt es wie im Fieberkrampf. Er schluckt alles hinunter, lässt mein Glied aus seinem Mund gleiten, leckt mich sanft sauber. Ich schaue in schwarze Iriden, glänzend vor Leidenschaft, sehe die roten geschwollenen Lippen und verliere mich in der überirdischen Schönheit meines Geliebten.
Von einem unsichtbaren Magneten angezogen streichen meine Finger durch die zerzausten seidigen Locken und ich lächle vorsichtig, plötzlich unerklärlich schüchtern. Sanft liebkosen Arians Hände meine Hüften und meinen Bauch. Worte wirbeln in meinem Verstand herum, so viel liegt mir auf der Zunge, doch ich entscheide mich nur für: „Das war unglaublich.“
Mein dunkler Engel lächelt zärtlich und rutscht dann an meinem angenehm erschöpften, sehr befriedigten Körper nach oben. Sein Gesicht schwebt dicht über meinem. Ich komme ihm entgegen, presse die Lippen auf seine, unsere Zungen spielen miteinander und ich schmecke mich selbst. Gleichzeitig spüre ich Arians harten Schaft an meiner Hüfte.
„Bitte. Fass mich an“, wispert Arian an meinem Mund.
„Ich ... Darf ich? Ich möchte ...“
Meine Hände gleiten über Arians schweißbedeckte Schultern. Mein Geliebter lächelt und nickt.
„Leg dich auf den Rücken, Arian. Ich will dich dabei ansehen, deinen glorreichen Körper bewundern.“
Ich schubse ihn sanft und drücke, bis mein dunkler Engel ausgebreitet vor mir liegt. Ich lege mich auf die Seite, eine Hand streichelt über die festen Muskeln von Brust und Bauch.
Arians athletischer Leib schimmert in der untergehenden Sonne. In meinem kurzen Leben habe ich noch keinen so perfekt modellierten Körper gesehen. Granite Härte unter samtweicher Haut, die meine Fingerspitzen zum Kribbeln bringt. Mein Blick fällt auf die Beule, die gegen Arians Shorts drängt und ich lecke mir erwartungsvoll die Lippen. Die glänzende Spitze lugt vorwitzig heraus und ich kann nicht widerstehen.
Ich rutsche auf der Matratze hinunter, um den Anblick aus der Nähe zu bewundern. Zögernd strecke ich meinen Zeigefinger aus, gleite über den kleinen Schlitz, aus dem Lusttropfen perlen. Ich führe den feuchten Finger an meinen Mund, lecke darüber. Es schmeckt leicht salzig und irgendwie sauber und ich will mehr.
Begleitet von glühenden Iriden, die unablässig meinen Bewegungen folgen und einem Stöhnen, das mir ohne Umwege zwischen die Beine fährt, beuge ich mich hinab und koste nun direkt mit der Zunge von der Quelle. Derweil versuche ich mit zitternden Händen die Knöpfe von Arians Jeansshorts zu öffnen, lecke über jedes Stückchen seidenglatter Haut über Stahl, das ich entblöße.
Arian hebt sein Becken an und ich ziehe die Hose hinunter, kann es kaum erwarten, alles von meinem dunklen Engel zu sehen. Die warme, goldene Haut leuchtet im Schein der letzten Sonnenstrahlen und mein Herz flattert wie ein eingesperrter Vogel. Womit habe ich diesen Traum nur verdient?
Ich schiebe Arians Beine auseinander und rücke dazwischen. Das steife Glied liegt auf seinem Bauch, die rot glänzende Spitze zieht mich magisch an, ebenso die schwarzen Locken, die sein Geschlecht einrahmen. Meine Hände streicheln über die Innenseite von Arians Oberschenkeln und zarter Flaum kitzelt meine Fingerkuppen. Behutsam massiere ich die schweren Hoden, lehne mich herunter und gleite noch scheu mit der Zungenspitze über die zuckende Erektion. Der Geschmack ist unglaublich. Ich umfasse den Schaft an der Wurzel und führe ihn zu meinem Mund.
Meine Nase füllt sich mit dem Duft dieses wunderbaren Mannes und meine Geschmacksknospen explodieren, als ich gierig von ihm koste. Eifrig versuche ich, die Beschaffenheit seiner beeindruckenden Männlichkeit mit der flachen Zunge zu erkunden. Es reicht nicht annähernd und mit der Hoffnung, nichts falsch zu machen, öffne ich den Mund und stülpe ihn über die Eichel. Vorsichtig sauge ich versuchsweise.
„Oh Herr im Himmel! Niko! Das ist ... du fühlst dich unglaublich an.“
Arians heiseres Keuchen umhüllt mich wie eine wärmende Decke, löst ein intensives Prickeln auf meiner Haut aus und meine Erregung flammt erneut heftig auf. Starke, sanfte Hände umfassen mein Gesicht, lange Finger streichen durch meine Haare.
Mein Herz fliegt zu den Sternen bei Arians Lob und ich schwöre, alles zu tun, um diesem Mann Liebe und Leidenschaft zu schenken. Enthusiastisch sauge ich härter und hebe dann meinen Kopf, um meinen dunklen Engel anzusehen. Tiefschwarze Seen, in denen ich ertrinke, betrachten mich mit einer Begierde, die mich wie ein Fieber ergreift. Die Augen fest auf ihn gerichtet, beuge ich mich hinab und nehme den Schaft tief auf - und muss prompt würgen, als er an meinen Gaumen stößt. Hustend komme ich wieder hoch.
‚Gott, wie peinlich.‘
Ich schlucke heftig und will es erneut versuchen, doch Arians Hände halten mich zurück.
„Bleib ganz locker, Süßer. Dein Mund fühlt sich großartig an. Nimm nur soviel, wie du kannst, okay. Kein Druck.“
Die schwarzen Iriden sind wie Flammen, die über meine Haut züngeln, ich spüre Arians Leidenschaft in meinen Zellen, als sei es meine eigene und entspanne mich. Es gibt kein richtig oder falsch. Es gibt nur uns beide und unser Verlangen nacheinander.
Couragiert stülpe ich meine Lippen erneut über den steifen Schaft und finde bald einen langsamen, etwas unbeholfenen Rhythmus, wobei ich versuche, nicht zu tief zu gehen. Ich stöhne von dem unbeschreiblichen Gefühl der samtigen Härte, die über meine Zunge gleitet, und höre Arians Keuchen als Echo meiner eigenen Begierde. Vorsichtig führen Hände meinen Kopf, helfen mir einen schnelleren Takt aufzunehmen und mit ihnen steigt meine Entschlossenheit, meinem Geliebten den besten Orgasmus seines Lebens - na ja, seiner Existenz - zu schenken.
Instinktiv greife ich mit der freien Hand hinunter und massiere den prallen Hodensack, während ich weiter sauge und lecke, berauscht von dem immer lauter und verzweifelter werdenden Stöhnen Arians.
„Niko, ich komme. Hör auf“, keucht er und versucht mich wegzuschieben, doch ich denke gar nicht daran.
Stöhnend lutsche ich härter, ziehe mich an die Spitze zurück. Unter mir fühle ich Arians Oberschenkel zittern und er explodiert mit einem Schrei. Ein heißer Strahl ergießt sich in meinen Mund und eilig versuche ich, alles hinunterzuschlucken. Es gelingt mir nicht ganz und Arians Sperma tropft aus meinen Mundwinkeln und rinnt mein Kinn hinunter.
Ich löse meine Lippen von dem erschlaffenden Glied, gebe einen sanften Kuss auf die Spitze, dabei spüre ich den brennenden Blick meines dunklen Engels. Hochschauend versinke ich in den schwarzen Iriden, schmecke unwillkürlich Arians Aroma nach und wische mir mit dem Finger übers Kinn. Ich bringe die Feuchtigkeit zu meinem Mund und lecke ihn sauber. Nie hätte ich gedacht, das zu mögen oder es überhaupt jemals zu können. Und mir ist sehr wohl bewusst, dass es in der Realität auch niemals dazu kommen würde. Aber wir sind nicht in der Wirklichkeit. Ich brauche mir keine Sorgen über Krankheiten oder andere weltliche Dinge zu machen. Ich bin im Grunde ja schon tot.
Diese Erkenntnis versetzt meiner Erregung einen empfindlichen Dämpfer und mein Höhenflug endet recht unsanft, als mir wieder bewusst wird, dass das hier nicht für die Ewigkeit ist. Arians Stimme reißt mich von dem Abgrund weg, der sich gerade vor mir auftut.
„Einfach unglaublich. Das war Wahnsinn, du bist der Wahnsinn. Oh Mann, Niko, bist du sicher, dass du das noch nie gemacht hast?“
Ich sehe hoch in das lächelnde Gesicht meines dunklen Engels und dränge meine Ängste und meine Traurigkeit rigoros in die hinterste Ecke meines Bewusstseins. Ich werde uns die wenige Zeit, die uns bleibt, nicht mit Trübsal blasen vermiesen. Also grinse ich und nicke.
„Du weißt doch, dass es so ist. Aber ... aber ich habe sehr oft darüber nachgedacht und davon geträumt ... immer mit dir.“
Einen Augenblick sieht Arian so verblüfft aus, dass in mir urplötzlich ein Kichern hochkriecht. Und als ein sinnliches Lächeln die vollen Lippen verzieht, halte ich den Atem an.
„Vielleicht solltest du mich dann markieren“, raunt er mir zu.
Meine Erregung, eben noch begraben unter meiner Trauer, kehrt mit der tosenden Kraft eines Tornados zurück. Mein Glied richtet sich steil auf, pulsiert schmerzhaft und wie in Trance gehe ich auf die Knie. Ich rutsche zwischen Arians gespreizten Schenkeln höher, umfasse meinen Schaft und reibe beinahe verzweifelt auf und ab.
„Ja, genauso. Gib’s mir, Süßer. Lass mich sehen und fühlen, wie sehr du mich begehrst“, keucht Arian, die schwarzen Iriden zwei leuchtende Flammen, die bis in meine Seele reichen und dort einen Flächenbrand entzünden.
Härter und schneller massiere ich mich und stöhne, als mein Reaper eine Hand um meine Hoden schließt, sie mit einem festen Griff knetet.
„Oh ja! Oh Gott, Arian. Du bist mein! MEIN ...“, explodiere ich mit einem Knurren.
Mein Samen schießt hervor, zeichnet meinen Geliebten auf der Brust, seinem Bauch, seinem Geschlecht. Egal wie, aber ich bin entschlossen, diesen Mann für immer zu behalten. Ich kann ihn nicht aufgeben. Unmöglich.
Arian stöhnt, reibt die Spuren meiner Lust in seine Haut und nimmt dann einen Finger hoch zu seinem Mund. Wie festgefroren beobachte ich die geschwollenen Lippen, die sich öffnen und die Kuppe umschließen. Er leckt und saugt ihn sauber und ich schüttle mich voll Verlangen.
„Mhm. Du schmeckst wirklich köstlich, mein Süßer. Das war echt heiß. Dich so zu sehen, so bestimmend, du bist fantastisch.“
Mein dunkler Engel breitet seine Arme in einer wortlosen Einladung aus. Ich lege mich auf den starken Leib meines Geliebten, genieße das Gefühl unserer verschwitzten, aneinanderklebenden Körper. Arians Miene strahlt eine Zufriedenheit aus, die mich stolz macht. Ich drücke ihm einen schnellen Kuss auf die Lippen.
„Das ist erst der Anfang, Arian“, wispere ich.
„Ich kann sehr stur und fordernd sein, wenn ich etwas möchte. Und im Moment bist du das Einzige, das ich will.“
Müdigkeit legt sich wie eine Decke um mich, meine Lider werden schwer, und obwohl ich nicht einschlafen mag, keine Sekunde meiner Zeit mit Arian verschwendet sein soll, sinkt mein Kopf auf dessen Schulter. Innerhalb von wenigen Herzschlägen bin ich im Reich der Träume, wo ich meinen dunklen Engel treffe und eine strahlende Zukunft vor uns liegt.
Ich lausche dem leisen Schnarchen meines sterblichen Geliebten und lächle zufrieden. Ich hatte für mich keine großen Erwartungen, als ich Niko seinen Wunsch erfüllte, wollte ihm diese geborgene Zeit nur so schön wie möglich gestalten. Nun fühle ich mich wie in einem Strudel, hin- und hergerissen zwischen dem, was richtig ist und was ich mir ersehne. Etwas, das nicht sein kann, es einfach nicht darf.
Überwältigt von Nikos Leidenschaft befinde ich mich nun in einer schier ausweglosen Lage und bin dennoch außerstande, es zu bereuen. Der Enthusiasmus, mit dem sich Niko in die Erforschung seiner Sexualität stürzt, ist berauschend und seine Begeisterung ansteckend. Ich bewundere ihn dafür. Er hat in seinem jungen Leben kaum Gutes erfahren, viel Schmerz erdulden müssen, aber er ist nicht gebrochen oder wütend auf sein Schicksal. Nein, er spielt mit vollem Einsatz, genießt sein Geschenk und ahnt nicht, wie sehr er mich betört. Wie sehr er mich in Versuchung führt, jegliche Regeln zu missachten.
Ich hätte seinem Wunsch niemals entsprechen dürfen. Nicht nur meinetwegen.
Sein warmer Atem weht über meinen Hals und ich ziehe ihn dichter an mich. Bald, viel zu bald, werde ich dieses Paradies enden lassen, dass wir zusammen erschaffen haben und dafür Sorge tragen, dass mein junger Geliebter zu seiner Bestimmung geführt wird - seiner Belohnung. Es gibt selten so reine Seelen wie Nikos. Er denkt immer an andere zuerst, stellt ihre Wünsche und Bedürfnisse über die eigenen. Ein selbstloser Mensch, der sich den Eintritt in den Himmel redlich verdient hat.
Über die Jahre, als ich ihn beobachtete, sah ich, wie er andere wie seine Mutter tröstete, obwohl er selbst diesen Trost dringend gebraucht hätte. Mehr als einmal verwünschte ich meinen seelen- und gefühllosen Zustand, wollte ihn in die Arme ziehen, ihm Wärme und Geborgenheit spenden. Aber ich tat es nicht. Nicht nur, weil es mir schlicht unmöglich schien, sondern es auch verboten ist. Ebenso wie das, was ich nun hier tue. Wir haben zwar die Befugnis, Wünsche zu erfüllen oder eine verlängerte Lebenszeit zu gewähren, wenn wir die Seele für würdig erachten, doch uns selbst belohnen? Eine Sünde, die schwer bestraft wird.
Ich seufze. Noch ist meine Abwesenheit unbemerkt geblieben. Auch wir Todesboten dürfen ab und zu eine Auszeit nehmen. Sollte jedoch jemand herausfinden, dass ich diesen ‚Urlaub‘ mit dem Menschen verbringe, den ich eigentlich ins Jenseits geleiten soll, dann wird buchstäblich die Hölle losbrechen. Aber über die Konsequenzen meines Handelns zerbreche ich mir momentan nicht den Kopf. Wenn die Zeit gekommen ist werde ich jede Strafe für mein Handeln akzeptieren. Doch bis dahin ...
Es ist viel zu schön, hier zu liegen und diesen wundervollen jungen Mann in meinen Armen zu spüren. Zärtlich gleiten meine Hände über den glatten Rücken. Wie feinste gesponnene Seide fühlt sich seine Haut unter meinen Fingerspitzen an und ich schwelge in der Berührung eines lebendigen Wesens nach so vielen Jahrhunderten. Es gab sexuelle Begegnungen in meiner Existenz als Reaper, aber nur mit meinesgleichen und das zählt nicht. Denn sie sind alle ebenso tot und seelenlos wie ich.
Niko murmelt undeutlich im Schlaf, kuschelt sich dichter an mich und ich schlinge beide Arme um ihn, halte ihn mit meinem ganzen Wesen fest. Das Gefühl eines warmen Körpers, eines Geliebten, eines Freundes, ist das, was ich in meiner Existenz am meisten vermisse. Nicht, dass ich vor meinem Tod einen liebenden Partner hatte. Schnelle, heimliche Treffen gab es zuhauf, doch niemals eine liebevolle Umarmung, in der ich Geborgenheit fand. Ich hatte damals wirklich großes Glück, nie erwischt worden zu sein. Letztendlich war es die Sünde eines anderen, die mein Leben beendete.
Ich schaudere, wie immer, sobald ich an die Umstände meines Ablebens denke. Ich wurde tatsächlich verbrannt - wenn auch nicht aufgrund meiner Neigung zum eigenen Geschlecht. Energisch schiebe ich die hässlichen Erinnerungen fort und konzentriere mich auf das Hier und Jetzt.
Was ebenfalls nicht einfach ist. Denn das Gefühl von Trauer und Reue, was mich bei dem Gedanken erfasst, Niko in zweieinhalb Tagen gehen zu lassen, zerquetscht ein Herz, von dem ich dachte, es sei so tot wie ich selbst. Über die Jahre entwickelte ich Bewunderung und Respekt für diesen außergewöhnlichen jungen Mann. Niko weckt Emotionen in mir, die lange verschüttet waren, wenn sie überhaupt jemals existierten. Seine freigebige, selbstlose Natur und die beeindruckende innere Stärke entfachen in mir ein Sehnen nach etwas, von dem ich weiß, dass es niemals sein kann. Egal, wie sehr ich den Jungen mag und ihm alles schenken will, was er sich wünscht. Er ist zu etwas anderem bestimmt, sein Altruismus muss belohnt werden und nicht bestraft, indem er meine dunkle Existenz teilt. Denn das wäre der einzige Weg. Niko müsste sich entscheiden, ebenfalls ein Reaper zu werden. Doch das kann ich nicht zulassen. Daran würde er zerbrechen.
Aber noch liegt der Abschied in der Zukunft. Noch gehört der wunderbare junge Mann für ein paar Tage mir. Ich schließe meine Augen, erinnere mich an das Bild von Niko, als er über mir kniete und mich mit seiner Essenz markierte. Mein Geschlecht erwacht zum Leben.
‚Später.‘
Zuerst muss sich mein Geliebter ein wenig ausruhen. In den letzten Jahren gab es kaum eine friedliche Nacht für ihn, immer war es ein Kampf, den er manchmal nur sehr knapp gewann. Dennoch kann ich mich der Gefühle nicht erwehren, die mich überrollen bei der Erinnerung, wie besitzergreifend er war, als er mich für sich beanspruchte. Oh, wie gerne würde ich ihm vollkommen gehören.
Hier, in dem von mir erschaffenen Paradies wirkt Niko, als sei er nie krank gewesen. Der dichte, lockige Haarschopf leuchtet in verschiedenen Farben, ein bunter Reigen, der zu Nikos Persönlichkeit passt. Nichts erinnert mehr an den fast kahlgeschorenen Kopf während seiner Krankheit. Ebenso seine Haut, die jetzt golden schimmert anstatt der vorherigen Blässe und Fahlheit. Die Statur ist die eines Ausdauerathleten mit langen Gliedmaßen und schlanken Muskeln. Der ausgemergelte Leib von vorher ist Geschichte.
Doch obwohl Nikos Körper für mich von beispielloser Grazie ist und er vermutlich als Model Karriere machen könnte würde er leben, ist es nicht das, was mich am meisten fasziniert. Schönheit ist vergänglich, verbirgt oft den hässlichen Kern einer Person.
Nicht so bei Niko. Seine Seele ist rein. Und was mich letztendlich vollkommen in den Bann zieht ist das strahlende Lächeln, das er mir schenkt, sobald er mich ansieht.
Und seine Augen. Wirkten sie während seiner Krankheit dunkel und sturmumtost, sind sie jetzt von einem funkelnden Azurblau mit faszinierenden Sprenkeln in Grau. Und ihr Ausdruck. In ihnen ist alles zu erkennen, was Niko fühlt und niemals traf die Aussage, dass die Augen das Fenster zur Seele seien, mehr zu.
Er ist eine frische Brise für meine müde Existenz, für mein Herz, das fest hinter unüberwindbaren Mauern eingeschlossen ist - und für die nächsten Tage ist er Mein. Mein, um mit ihm zu lachen, mein, um Liebe zu machen, mein, mich mit ihm zu unterhalten und an ihm zu erfreuen. Mein zu ... lieben. Es ist beängstigend, so zu empfinden.
Doch genau das werde ich tun. Ihn lieben und ihm eine unvergessliche Zeit schenken. Ich werde nicht darüber grübeln, was kommt, wenn unsere Zeit abgelaufen ist. Nein, ich habe vor, jede Sekunde mit diesem wundervollen Mann genießen, der vertrauensvoll in meinen Armen schläft. Die ernsten Konsequenzen - sowohl für mein erstarrtes Herz als auch wegen der Übertretung der Regeln - schiebe ich weit von mir. Das ist nicht das Hier und Jetzt.
Nikos Magen knurrt und ich unterdrücke ein Lachen. Offensichtlich hat mein junger Geliebter nicht nur einen gesunden sexuellen Appetit, den ich in den nächsten Tagen zu stillen gedenke. Ich werfe einen Blick durch die Terrassentüren. Die Nacht ist hereingebrochen, eine fahle Mondsichel gibt nur wenig Licht. Das Branden der Wellen ist momentan das einzige Geräusch, welches von der Außenwelt hereindringt. Es ist friedlich und ich könnte ewig so liegen bleiben.
Niko rührt sich in meinen Armen und seine Lider flattern. Verhangene Augen blinzeln zu mir auf. Der Körper an meinem wird kurz steif, dann hebt mein Geliebter den Kopf und strahlt mich an.
„Du bist hier. Es war kein Traum.“
Er schenkt mir einen zärtlichen Kuss, ein sanftes Schmusen unserer Lippen, ehe er den Kopf wieder auf meine Schulter sinken lässt. Weich und entspannt kuschelt er sich an mich. Zart küsse ich ihn auf die Schläfe.
„Ich bin hier“, wispere ich in die Dunkelheit.
Ein vorwitziger Finger zieht Kreise um meinen Nippel und meine Atmung stockt.
„Ja, das bist du.“
Wie glücklich er klingt. Meine Brustwarze verhärtet sich unter Nikos Liebkosungen - und es ist nicht der einzige Körperteil. Doch ich schiebe meine aufkeimende Erregung beiseite. Zuerst braucht mein Geliebter Nahrung für den Magen, ehe wir uns wieder dem Liebesspiel zuwenden.
„Hungrig, Süßer?“
Das Kosewort, das ich von Anfang an für ihn benutzte, fühlt sich so richtig an, dass ich nicht wage, darüber nachzudenken, wie sehr es mir gefällt, ihn so zu nennen. Und wie schwer es mir fallen wird, ihn loszulassen, wenn die Zeit gekommen ist.
Niko kichert und drückt einen Schmatzer auf meinen Hals, ehe er an der Haut knabbert.
„Ausgehungert, um ehrlich zu sein. Glaubst du, dass wir hier etwas finden? Ich nehme an, der Kühlschrank ist leer?“
„Das ist kein Problem. Ich kann dir alles besorgen, wonach es dich verlangt. Worauf hast du Appetit?“
„Alles? Im Ernst?“
„Ja.“
Niko stützt sich auf einen Ellbogen und ein scheues Lächeln hebt seine Mundwinkel.
„Das klingt jetzt vermutlich verrückt, aber ich lechze bereits ewig nach etwas von McDonalds.“
„McDonalds?“
Ich grinse. Ja, das passt. Ohne den Unfall wäre er wahrscheinlich Stammgast bei der Fastfoodkette gewesen.
„Oh ja. Ich habe schon ewig keinen BigMac mehr gegessen. Oh, und Pommes. Eine große Portion, getränkt in Ketchup“, aufgeregt schaut er mich an.
„Ich weiß, das hört sich lächerlich an, doch in den letzten Jahren musste ich so viel Gemüse und Obst vertilgen, immer nur gesunde Kost, dass ich dachte, ich mutiere bald selbst zu Grünzeug.“
Ich verstehe, warum Niko diesen Wunsch äußert. Es geht nicht nur um ungesundes Fast Food. In ein solches Restaurant zu gehen verbindet er wahrscheinlich mit glücklichen Erinnerungen an vergangene Tage vor dem Unfall. Zeit, die er mit Freunden oder seiner Familie verbrachte - vor dem Tod seines Vaters. Es ist nur natürlich, dass er sich nach etwas sehnt, was für ihn mit Glück verbunden ist.
Ich zwinkere ihm zu und konzentriere mich, bis ich die Menükarte von McDonalds visualisiert hab und ehe Niko auch nur blinzeln kann, türmt sich ein wahrer Berg an Essen auf unserem Bett.
„Du meine Güte! Arian ...“
Mein Geliebter quietscht vor Freude, setzt sich auf und in den Schneidersitz. Emsig zieht er die Behälter in die Mitte der Matratze.
„Oh mein Gott. Chicken McNuggets und jeder Burger, den es auf der Karte gibt. Und Pommes ... Oh Mann, Arian, das ist unglaublich.“
Niko grapscht nach einer Fritte, schiebt sie sich in den Mund und stöhnt vor Vergnügen, als er kaut.
Ich lache über seine Begeisterung, setze mich ebenfalls auf, nehme mir von den Fritten und probiere. Ja, ich muss zugeben, es schmeckt ganz lecker.
„Hast du schon mal was von McDonalds oder so gegessen, Arian?“, fragt mich mein schmatzender Geliebter.
Er hat den BicMac ausgepackt und bietet ihn mir an.
„Nein. Ich muss nicht essen. Ich kann es, wenn ich möchte, aber mein Körper benötigt keine Nahrung, deshalb verzichte ich meistens darauf. Es macht keinen Sinn, etwas aus dem irdischen Leben in meine Existenz zu bringen.“
Trotzdem öffne ich die Packung mit den Chicken Nuggets und reiße das Soßenpäckchen auf. Ich tunke das Hähnchenstück in die Soße und beiße hinein.
‚Wirklich sehr lecker. Daran kann man sich gewöhnen‘, denke ich und genau das ist der Grund, warum ich normalerweise auf Essen und andere weltliche Genüsse verzichte.
Es verdeutlicht einem nur, was man hatte und verloren hat.
„Wenn du isst, was zauberst du dir denn dann herbei?“ Erstaunt sehe ich Niko an, der mich erwartungsvoll ansieht.
„Hm, ab und zu genieße ich eine gute Flasche Rotwein und Wildschweinbraten.“
„Wildschweinbraten?“, will mein Geliebter neugierig wissen, während er einen stattlichen Bissen von seinem Burger nimmt. Ich grinse.
„Ja. Zu meiner Zeit - ich wurde im 13. Jahrhundert geboren - galt Wildschwein als große Delikatesse. Sie zu erlegen erforderte einiges an Geschick und war zumeist den Adligen vorbehalten, denen die Forste gehörten.“
Mit riesigen Augen sieht er mich an.
„Dann warst du ein Edelmann, Arian?“
Ich verneine lachend, obwohl mir bei der Erinnerung eher zum Heulen zumute ist. Doch damit möchte ich Niko nicht belasten.
„Mitnichten. Ich war nur ein einfacher Schmied, ebenso wie mein Vater und mein jüngerer Bruder. Aber unser Lehnsherr war ein sehr großzügiger Mann und mein Vater durfte ihn oft auf der Jagd begleiten - und behalten, was er erlegte. Ein Wildschwein ernährte unsere Familie mehrere Wochen. Und deshalb verbinde ich mit Wildschweinbraten angenehme Erinnerungen - sowie du mit Fast Food.“
Kauend nickt mein Geliebter und stopft sich weitere Fritten in den bereits übervollen Mund. Ihm zuzusehen, wie er sein Essen genießt, beglückt mich.
„Dann essen wir morgen Wildschwein“, nuschelt er undeutlich, ehe er nach einem Becher Cola greift und den Strohhalm zwischen seine Lippen schiebt.
Überrascht von dem Vorschlag starre ich ihn an. Warum würde Niko sich etwas wünschen, das ich mag, wenn es doch um ihn geht? Um seine Wünsche und Bedürfnisse?
„Das ist sehr nett von dir, Süßer, aber willst du nicht etwas essen, was dir schmeckt? Du hast bestimmt noch einige Lieblingsgerichte mehr.“
Niko schenkt mir ein strahlendes Lächeln.
„Was ich wirklich möchte, ist Zeit mit dir verbringen. Was wir essen, ist mir schnuppe.“
Zum ersten Mal in meiner Existenz als Reaper bin ich vollkommen sprachlos und ein behagliches Kribbeln überzieht meine Haut. Mein Herz flattert aufgeregt. Dieser wundervolle Mann will nicht nur mit mir zusammen sein, er möchte mich auch glücklich machen. Eine Emotion, zu lange unterdrückt und vergessen, schnürt mir die Kehle zu. Ich räuspere mich verlegen und erwidere das unbeschwerte Lächeln meines Gegenübers zögernd.
„Danke Süßer. Deine Aufmerksamkeit ehrt mich. Ich muss zugeben, dass ich nicht genau weiß, wie ich damit umgehen soll, außer dir von ganzem Herzen dafür zu danken. Du bist ein wunderbarer Mann.“
Niko lehnt sich vor.
„Ich finde dich auch absolut wundervoll“, wispert er, die weichen Lippen nur einen Hauch von meinen entfernt, sodass ich seinen Atem spüre. Der Drang ihn zu küssen überwältigt mich fast. Ich kann das Stöhnen nicht aufhalten, das aus mir herausbricht, ehe ich ihm zuraune: „Du solltest besser aufessen, mein Süßer. Du wirst jeder Menge Energie bedürfen, für das, was ich für dich geplant habe.“
Ein schelmisches Funkeln blitzt in den blauen Iriden und seine Wangen röten sich.
„Äh, ich denke, dann tust du es mir besser gleich, Arian. Denn ich glaube, du wirst ebenso viel Standvermögen wie ich brauchen.“
Er kichert, setzt sich zurück und mampft eine weitere Fritte.
Und als ich ihn beobachte, wie er das Essen, das für ihn wie ein Festmahl ist, genießt, bin ich zum ersten Mal seit meiner Berufung zum Reaper zufrieden.
Texte: Dani Merati
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Cover: Dani Merati
Tag der Veröffentlichung: 27.05.2019
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