Der kleine Mann
Über dem Gebälk, an welchem früher zwei abgerauhte Schaukeln an rostigen Eisenketten hingen, sind heute zwei dicke Hanfstricke gewickelt, relativ kurz und mit jeweils einer engen Schlaufen am Ende, an welchen der 13-jährige William Scott und der 16-jährige Johnny Oswald baumeln. 20 Zentimeter zwischen ihrem Genick und dem Balken, 5 Zentimeter zwischen ihren Zehenspitzen und dem Boden. Ein kleiner Mann mit Zylinder und Frack klettert seitlich an einer teilweise zerbrochenen Leiter auf das Gebälk und kappt die Stricke. Schwer fallen die Körper zu Boden und der kleine Mann lädt sie auf seinen Wagen und fährt Richtung Stadt. Staub steigt auf.
Der Riese
Der Wagen rollt über schweren Kies bis vor das Haus des Lords. Der kleine Mann mit Frack und Zylinder entlädt die schmalen Körper und rollt sie auf einem Handwagen in den hölzernen Verschlag neben dem steinernen Anwesen. Er hängt den Jüngeren, William, an einen schweren Eisenhacken und den Älteren, Johnny, hievt er auf den groben, aus massivem Stein gehauenen Tisch. Er wischt sich eine schweißige Perle von der Stirn und greift in seine graue Fracktasche. Er zieht eine kleine silberne Flasche heraus und nimmt einen schnellen Schluck. Plötzlich durchfährt den Verschlag ein schweres Beben. Der kleine Mann wird zum Riesen.
Lord Gelvin
Der Riese reißt den Corpus des Jungen am steinernen Altar mit seinen dämonischen Händen entzwei. Die Innereien verteilen sich im Raum. Der Zylinderriese blickt und entdeckt das Herz des Jungen, die Lebensquelle des armen Johnny Oswalds. Mit gierigem Blick stürzt er sich darauf und verschlingt es. Er murmelt dabei die Worte 'Cono birobariu Saltum' und zeichnet eine weite Geste in den hölzernen Verschlag. Ein Dröhnen dringt durch die Luft und ein dichte Welle aus Rauch und Nebel flüchtet radial durch das alte Anwesen, wirbelt dabei Staub, Kies und Laub auf. Aus dem sinkenden Dunst erscheint dem toten William Lord Gelvin.
Tag der Veröffentlichung: 06.02.2010
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