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Von Ehre und Unehre zweier Brüder



I. Der Ritter


Es war nun dereinst ein Mann viel gelobet,
Von Harnischen schwer und Schilde beschützt,
Dem hatte sein Schwert schon vieles genützt,
Wenn rasend im Kampfe sein Herz ihm tobet.

Begab es sich nun, dass von eigener Klinge,
Der eigene Bruder röchelnd zerbrach,
Als tobend, in Wut, er selbst ihn durchstach,
Sich niemals erholte all dieser Dinge.

Sein Kämpfen ward müde,
Die Minne zu prüde,
Sein Herze tobet nie mehr.

Dem Bruder geschworen,
Wenn sein Leben verloren,
Er selber sich stürze ins Meer.

Noch lange sich wiegen, sah man die Wellen,
Doch vom Mann, viel gelobet, blieb nichts zu erzählen.


II. Der Zecher


Es war nun dereinst der Bruder ein Zecher,
Mit Schurkischen viel und Wirten bekannt,
Dem hatte sein Zechen nichts andres zur Hand,
Als rasender Kopf und stets leerer Becher.

Begab es sich nun, dass von freundlichem Dolche,
Sein wertvollster Becher ist schellend zerbrochen,
Als grimmig, aus Wut, sein Herz ward durchstochen,
Vom eigenen Bruder, dem edelsten Strolche.

Sein Becher zerschlagen,
Drin’s Herze getragen,
Nie einen Schluck trank er mehr.

Der Bruder geschworen,
Wenn sein Leben verloren,
Er selbst sich ersäufe im Meer.

Das Tosen der Wellen war noch lange zu hören,
Doch dem Bruder, dem Zecher, blieb nichts mehr zu leeren.

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Tag der Veröffentlichung: 07.09.2009

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