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Ich ging durch die Strassen meiner Stadt, stets darauf gefasst, dass es hinter einer Hausecke hervorspringt. Es war dunkel und der Mond war das einzige Licht. Jahre sind vergangen seit ich mich in diese Tageszeit verliebt hatte. Jahre des Stillen Suchens nach ihm. Es das meine Schwester des Lebens und mich meiner Freiheit beraubt hatte. Nun war ich verdammt zu sein wie es. Kalt im Herzen. Eine Mörderin eben. Der Wind war kühl, doch mir machte es nichts aus. Zu sehr war ich darauf bedacht ihm endlich gegenüberzustehen. In jener Nacht hatte ich keine Chance, nun aber hatte ich seine Waffen. Plötzlich hörte ich ein Flügelrauschen und mir war klar, dass es es war. So leise wie ich konnte verwandelte auch ich mich in ein Geschöpf der Nacht. Mein langer schwarzblauer Mantel, der sich eben noch sanft im Wind gekräuselt hatte, wurde zu meinen Flügeln und mein Körper zum Mechanismus des Fluges. Von weitem hörte ich es kommen, Flügelschlag für Flügelschlag. Mein Herz pochte und die Angst von damals war wieder allgegenwärtig. Doch dieses Mal war es anders. Nicht ich war das Opfer, ich war der Jäger. Ich dürstete nach Rache für meine Schwester und für mein verlorenes Leben, ein Leben in Gefangenschaft meines Wesens. Es war nun ganz nah und ich konnte seine verstohlenen Augen sehen. Ich machte mich zum Sturzflug bereit und schon raste ich auf es zu, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken. Der Aufprall der folgte traf sowohl es wie mich. Einen Augenblick lang segelte mein Körper auf den Boden zu, bis die Kontrolle über den Körper wiedererlangt hatte. Es schrie voller Wut und Schmerz. Ich liess mich Richtung Boden gleiten und es tat es mir nach. Wie auf ein stilles Kommando verwandelten wir uns beide zurück, in die Gestalt meiner Gefangenschaft. Als es sah wer ich war, huschte ein verschmitztes Grinsen über sein Gesicht. In meiner Wut griff ich an. Doch die Attacke war viel zu unbedacht und es wich mühelos aus. Wieder griff ich an, dieses Mal jedoch täuschte ich zuerst die andere Faust an, bevor ich mit der anderen zuschlug. Aber auch diesen Angriff sah es voraus. Dann plötzlich griff es an, mit einer Geschicktheit, wie sie von Jahren der Perfektionierung kommt. Wie durch ein Wunder konnte ich seine Attacke parieren und zum Gegenhieb ansetzen. Genau wie ich, war auch es überrascht von der Wucht meines Angriffes. Ich wollte von seinem taumeln profitieren und wusste es blieb mir nur diese eine Chance. Ich holte mein Messer hervor und schnitt ihm die Kehle durch. Blut spritzte und meine Lippen bebten bei der Versuchung. Dem Drang konnte ich nur Dank dem Ekel den ich ihm gegenüber empfand widerstehen. Ich sah ein letztes Mal in sein Gesicht, doch was ich das sah war nicht das, was ich erwartet hatte. Es war ein Lächeln, zwar nur ganz klein doch es war da. Erst als ich die Stadt hinter mir gelassen hatte und im alten Haus Zuflucht gesucht hatte, wurde mir klar was es bedeutete. Es war viel zu einfach gewesen ihn zu töten, es war fast so als hätte er es so gewollt. Und das Lächeln auf seinem Gesicht war die Erleichterung endlich befreit zu werden.
Ich nahm mein Messer und stiess es mir voller Wucht in die Brust. Ich hatte beschlossen, dass zu schaffen was er nicht geschafft hatte. Sich selbst zu befreien von der Gefangenschaft.
Der Gefangenschaft als Vampir.

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Tag der Veröffentlichung: 16.10.2009

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