Ihr habt zehn Sekunden, um den folgenden Satz zu verstehen UND zu genießen:
"In Anbetracht der Tatsache, dass sich der Mantelumhängung unter Berücksichtigung der gesellschaftsrechtlich im angelsächsischen Recht sehr speziellen Umstände im hier vorliegenden Einzelfall aller Wahrscheinlichkeit nach am besten durch einen Asset Deal wird verwirklichen lassen, ist die Legal Due Diligence insbesondere im Hinblick auf die... mehr anzeigen
Ihr habt zehn Sekunden, um den folgenden Satz zu verstehen UND zu genießen:
"In Anbetracht der Tatsache, dass sich der Mantelumhängung unter Berücksichtigung der gesellschaftsrechtlich im angelsächsischen Recht sehr speziellen Umstände im hier vorliegenden Einzelfall aller Wahrscheinlichkeit nach am besten durch einen Asset Deal wird verwirklichen lassen, ist die Legal Due Diligence insbesondere im Hinblick auf die unterschiedlichen gesellschaftsrechtlichen Ordnungen zu erstellen."
Und?!
Verstanden?
Genossen?
...
Wie ... habt ihr nicht?!
Na ja, zur Sicherheit habe ich euch schon mal mit 'nem Abschiedsgruß willkommen geheißen *zwinker*
Jetzt im Ernst und ohne Schnörkel.
Was mir hierbei durch den Kopf geht:
Wenn ich den Leser erreichen will, ist es nicht verkehrt, so zu schreiben, dass ihm der Text schmeckt. Und natürlich zugleich zur Geschichte passt.
Es geht mir hierbei um die richtige Wortwahl, das korrekte Register.
Und die bzw. das kann sehr schwierig werden, wenn der Autor in seinem Buch Protagonisten hat, die nicht seiner Generation oder seinem Kulturkreis entsprechen.
Denn: Jungs reden anders als Mädels, Männer anders als Frauen, Anwälte anders als Ärzte und Bayern anders als Hamburger.
Und damit meine ich nicht den Dialekt, sondern den SOZIOLEKT.
Und hier die Frage, die ich mir so oft stelle:
Woher weiß ich als Autor, wie Verbrecher ticken und sprechen (ja, ich schreibe an einem Krimi).
Woher weiß ich als Autor (und Frau), wie ein homosexueller Mann spricht, denkt und fühlt?
Anders gefragt:
Wie vermeide ich beim Schreiben, ein Opfer meiner eigenen Wunschvorstellung zu werden?
P.S. Wer nie in den Highlands war und nie privat dort untergekommen ist, der wird keine Ahnung haben, was eine Elektrodusche ist, oder? Die gibt es hier (= D, CH, A, IT) nämlich nicht ...
Ich finde Figuren, die komplett einem bestimmten Stereotyp entsprechen, langweilig, weil total vorhersehbar. Auf mich wirken sie sehr einfallslos, und im miesesten Fall unterstelle ich dem Autor, dass er eigentlich überhaupt keine Ahnung hat, was die Mentalität der eigenen... mehr anzeigen
Ich finde Figuren, die komplett einem bestimmten Stereotyp entsprechen, langweilig, weil total vorhersehbar. Auf mich wirken sie sehr einfallslos, und im miesesten Fall unterstelle ich dem Autor, dass er eigentlich überhaupt keine Ahnung hat, was die Mentalität der eigenen Figuren überhaupt ausmacht.
Ein bisschen mehr Recherche wäre da wohl wünschenswert.
Ich habe aber keine Probleme damit, einer Figur Kleinsteigenschaften oder Vorlieben anzuhängen, die in der breiten Masse mit bestimmten Typen assoziiert werden. Da wiederum habe ich als Leserin nämlich immer sehr schnell das Gefühl, mit einer Figur "warm" zu werden, sie in den bestehenden Rahmen einfügen zu können.
Ich finde es nämlich auf der anderen Seite auch etwas sehr konstruiert, wenn ein Charakter auf Biegen und Brechen so gar nichts mit einer bestimmten Gruppe zu tun haben soll, aus der er stammt (und halte das ebenfalls für unrealistisch).
Vielen Dank für deinen Beitrag! Du zeigst wunderbar auf, was viele Leser denken, ohne sich bewusst zu sein, warum sie beim Lesen plötzlich aus dem Text geworfen werden.