Wären die Natives nicht dazu gezwungen gewesen, so ziemlich Alles, was von weißer Seite über sie in die Welt gesetzt wurde, als Wahrheitsverdrehung und Lüge von sich zu weisen, hätten sie Karl Mays Winnetou kurzerhand vereinnahmt. Seht her, so waren wir wirklich: Aufrichtig, gerecht, um Frieden bemüht und tapfer. Und keine halbnackten Wilden, Mordbrenner und und und. Sie hätten Winnetou zu IHREM Helden gemacht.
Gut, ein... mehr anzeigen
Wären die Natives nicht dazu gezwungen gewesen, so ziemlich Alles, was von weißer Seite über sie in die Welt gesetzt wurde, als Wahrheitsverdrehung und Lüge von sich zu weisen, hätten sie Karl Mays Winnetou kurzerhand vereinnahmt. Seht her, so waren wir wirklich: Aufrichtig, gerecht, um Frieden bemüht und tapfer. Und keine halbnackten Wilden, Mordbrenner und und und. Sie hätten Winnetou zu IHREM Helden gemacht.
Gut, ein klassischer Prärieindianer tritt als Apache auf, Blutsbrüderschaft kennen wir nicht, die Blauröcke kommen viel zu gut weg und der durchschnittliche Weiße wird als übler Bandit dargestellt, die wenigen Ausnahmen guter weißer Leute als Allgemeinheit... was soll's, das ist zu verschmerzen. Verräterische Indianer gab es tatsächlich, auch wenn's die in Wahrheit mit der Armee hielten, aber nun, ist ja nur eine frei erfundene Geschichte aus Übersee. Entscheidend ist ihr strahlender Held, den schnappen wir uns. Da stimmt zwar Verschiedenes nicht so ganz, fest steht aber, dass dieser Winnetou unseren großen Anführern sehr viel näher kommt als Alles, was die Amerikaner über sie behaupten.
Die gedemütigten und nahezu ausgerotteten Stämme haben eine Gelegenheit verpasst, das Bild über die Menschen ihrer Völker gerade zu rücken, die darin enthaltenen Ungenauigkeiten hätten sich bei genauer Betrachtung locker korrigieren lassen. Zum Zeitpunkt von Karl Mays Romanen konnten die Meisten der überlebenden Natives lesen und schreiben, vor Allem ihre Kinder. Seht her, da gibt es ein Buch von einem Mann jenseits des Großen Wassers, in dem Einer von uns der Gute ist und der edle Held. Denn genau das waren eure Väter, wir haben sie noch gekannt.
Aber dazu waren sie nach Allem schlicht und ergreifend nicht mehr imstande, es war ihnen einfach nicht mehr möglich. Vielleicht würde es ihnen ganz gut tun, sich das einzugestehen und es quasi nachzuholen, auch wenn es heute keinen rechten Sinn mehr macht.
Karl May war für einen europäischen Schriftsteller seiner Zeit sehr gewissenhaft die weitgehend unbekannte Welt der Indianer betreffend und zog alle Quellen zu Rate, die einem Literaten damals zur Verfügung standen. So lebten zum Beispiel die Kiowa-Apache in der südlichen Prärie, wie ihre nomadisierenden Nachbarn waren sie Büffeljäger. Auch das Gebiet der Jicarilla zog sich bis über den Arkansas hinaus ins große Grasland hinein, sie wohnten in Tipis wie die Kiowa-Apache, die ansonsten üblichen Wikiups waren für ihre Umwelt und Lebensweise ungeeignet. Es existieren denn auch überlieferte Büffelgesänge dieser Apache Gruppen.
Des Weiteren gibt es indianische Abhandlungen über Winnetou, bis auf die gänzlich unbekannte Sitte der Blutsbruderschaft hält das Meiste ihrer Prüfung stand. Der Mescalero Häuptling sei lediglich am Oberlauf des Missouri anzusiedeln, gleich oberhalb der Jagdgründe der Kiowa-Apache und Osage, so weit daneben liegt seine örtliche und kulturelle Zuordnung also gar nicht. Seine detailliert beschriebene Gewandung ist identisch mit der der ebendort angestammten Völker.
Dafür hat sich Manitou aus dem Nordosten eingeschlichen, seinerzeit allerdings auch wissenschaftlich die allgemein gebräuchliche Bezeichnung für „Großer Geist“. Ansonsten hatten sie nichts Wesentliches zu beanstanden.
Karl Mays Winnetou Trilogie weckte in Europa das Interesse an Indianern im Allgemeinen. Ohne sein Werk würden wir vermutlich nicht einmal von der Existenz der Mescalero wissen und die Apache nur aus dem Zerrbild amerikanischer Westernfilme kennen. In Deutschland würde sich heute kaum Jemand mehr für die Natives und ihre Geschichte interessieren.
https://www.youtube.com/watch?v=vbDPiF-B9Sw
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