Besser gut geklaut als schlecht erfunden, sagt das Sprichwort. Hier freilich wird vom Autor nicht nur gut erfunden; es wird auch reichlich geklaut - nicht die Geschichten, versteht sich, sondern in den Geschichten selber.
Worum geht es in den 13 Short Storys? In "Revanche für Wien" landet ein Gauner-Pärchen ihren großen Coup während des Fussball-EM-Finales 2012. Um "die Juwelen von Galkando" geht es in einem halb-legendären... mehr anzeigen
Besser gut geklaut als schlecht erfunden, sagt das Sprichwort. Hier freilich wird vom Autor nicht nur gut erfunden; es wird auch reichlich geklaut - nicht die Geschichten, versteht sich, sondern in den Geschichten selber.
Worum geht es in den 13 Short Storys? In "Revanche für Wien" landet ein Gauner-Pärchen ihren großen Coup während des Fussball-EM-Finales 2012. Um "die Juwelen von Galkando" geht es in einem halb-legendären Indien. "Bernardo de Barcelona" spielt dagegen in der nahen (?) Zukunft in der katalanischen Metropole, und dort hat man es auf einen raren Thunfisch (!) abgesehen. Bei den "Säulen der Gesellschaft" nimmt ein Diebeszug in einem Nobelviertel eine unerwartete Wendung. In den "Tränen der Sonne" jagt ein schwedischer Abenteurer den sagenhaften Schätzen der Inkas hinterher. In "Cirque du Courant" wird eine futuristische Zirkusvorstellung für einen groß angelegten Daten-Klau genutzt. "Oh Tannenbaum" thematisiert Christbaum-Klau in einer niedersächsischen Kleinstadt. Aus dem Rahmen fällt "Der größte aller Diebe", eine eher mystisch angehauchte kurze Parabel. Frostig wird's bei den "Erlkönigen", wo es um Auto-Prototypen auf einer Teststrecke in Finnland geht. Nochmals um Datenklau geht es im "Steuersünder-Game". "Blutgruppe 0" führt uns in (mehr oder minder) dunkle Zeiten in den 40ern und 50ern. "Agios Nikolaos" präsentiert ein was-wäre-wenn-Szenario im Bari der Gegenwart. Das Objekt der Begierde: Ein Haufen alter Knochen ... "Alles Gute" führt nach New York, in die groß-kriminelle Welt der Broker und Spekulanten. Zu sagen, dass das Ganze mit einem Knalleffekt endet, wäre eine Untertreibung!
Über die Entwichlung der Plots kommt die Figurenzeichnung tendenziell eher zu kurz. Was schade ist, denn die meisten Charaktere wirken recht lebensnah und interessant. Meine Favoritin ist natürlich Josefa, die Brokerin aus "Alles Gute". Der Autor liebt es offenbar, mit Erzählebenen und Perspektivwechseln zu spielen. Das wird manchmal etwas exzessiv, wie in "Erlkönige", wo die Erzählperspektive rasant wechselt, passend zur Auto-Verfolgungsjagd, und zusätzlich sind noch die Verse aus Goethes "Erlkönig" eingeflochten. Aber dies dient offenbar dem Plot, wehalb die Konstruktion vertretbar ist. Zwar wird überall das Thema Diebstahl variiert, aber die Geschichten entstanden offenbar unabhängig voneinander, wie die Quellenangaben verraten. Dennoch ist die Zusammenstellung geschickt komponiert; die Genres und Stile wechseln sich munter ab. Wie erwähnt, gibt es da ein paar stilistische Exzesse, welche den/ die LeserIn nötigen, ab und an zurückzublättern; das könnte man noch 'glätten'. Ansonsten: Eine sehr unterhaltsame Sammlung zu einem Thema, das heute so aktuell ist wie eh und je.
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