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„O Eros, der du in des Mädchens weichen Wangen lauerst.“

So lautet ein Vers in Sophokles‘ „Antigone“. Und da frage ich mich, ob Eros nicht auch in anderen Körperteilen dieses Mädchens lauert, dem ich unverhofft gegenübersitze, etwa in ihrer feuerroten Löwenmähne. Oder auch in ihren verführerischen Schenkeln. Die sind gewiss nicht weniger weich als ihre Wangen, aber leider (fast) ständig von ihrem Kleid verhüllt. Das müssen sie nämlich. Sonst wird dessen Trägerin gleich als unmoralisches Geschöpf gebrandmarkt.  (Die Geschichte spielt nämlich im ausgehenden Mittelalter, sprich, in den 1960er Jahren.)

Und o Jubel, o Freud, dieses Mädchen erweist sich wirklich als „unmoralisches“ Geschöpf und bereitet mir damit viel Freude. (Und ich ihr.)

Wäre da nicht das Problem, dass sie mit meiner (platonischen) Freundin liiert ist. Und diese Liaison ist alles andere als platonisch.

(Auszug aus dem Roman „Die Liebe liebt das Wandern“, leicht überarbeitet.)