Es ist ein kalter Wintertag im Dezember, es schneit schon seit Tagen, und die Kinder des kleinen Dorfes Mülliwü krabbeln langsam aus ihren warmen Betten. Mona stellt sich ans Fenster und sieht den tanzenden Schneeflocken nach. Die Häuser waren erleuchtet und an den Haustüren hängen Kränze die mit bunten Bändern und roten Kugeln geschmückt sind. Nur noch ein paar Tage, dann ist Weihnachten. Was wusste Mona von Weihnachten? In der Schule hatten sie darüber gesprochen. Da wurde ein Kind geboren, in einem Stall. Mona hatte im Sommer Geburtstag, da war es schön warm, aber das arme Christkind muss schrecklich gefroren haben.
Mona schaut wieder aus dem Fenster. Da unten hat Herr Hoffmann gerade sein Auto vom Schnee befreit, und jetzt versucht er seinen Wagen zu starten. Er steigt wieder aus, hebt die Motorhaube an, und sieht hinein. Mona hört das Herr Hoffmann mit Frau Schneider aus der Nachbarschaft spricht. Es müssen die Zündkerzen sein, ja ja die Zündkerzen. Er versucht erneut den Wagen zu starten aber der will einfach nicht. Herr Hoffmann zieht seinen Hut etwas tiefer ins Gesicht und geht wieder ins Haus.
Heute ist Schulfrei, und die Kinder von Mülliwü kommen langsam aus ihren Häusern. Willi hat wieder nur Blödsinn im Kopf. Er scheucht die armen Vögel auf, die fliegen wild durcheinander, dabei wollten sie doch nur ihr Frühstück holen. Frau Reuter legt immer frisches Vogelfutter in das Vogelhaus, und die Vögel wissen das ganz genau.
Der kleine Jens liegt im Schnee und hat großen Spaß daran einen Adlerabdruck in den Schnee zu zaubern. Milli steht daneben, und trägt einen Schneeanzug, eine gelbe Mütze und einen gelben Schal.
Zisch, da kommt Christian mit seinem Schlitten den Anhang hinunter gebraust. Fast hätte er die kleine Sofia umgefahren. Elke baut schon einen Schneemann, direkt neben dem Hauseingang von den Müllers. Augen, Mund und Knöpfe sind aus Kohlen, eine Möhre als Nase, ein alter Hut, und fertig ist der vergängliche Freund.
Die alten Bäume auf dem Platz tragen kein einziges Blatt mehr, dass ist schade findet Mona, im Sommer rauschen die Blätter im Wind und spenden Schatten, und man kann herrlich darunter sitzen und spielen.
Zisch, da kommt Christian erneut mit seinem Schlitten den Anhang hinunter. Jetzt hat sich Dasty, der Hund von Frau Cremer so erschreckt, dass er laut bellt, und dem Christian an seiner Hose zerrt.
Die alte Kirchturmuhr schlägt, gleich beginnt die heilige Messe. Mona zieht ihren dicken Wintermantel und den Schal und die Mütze an, und dann geht sie mit ihrer Oma in die Kirche. Sie wollen beten, beten für Menschen denen es nicht so gut geht. Der Pastor erinnert an die vielen Kinder die keine Spielsachen haben, keinen Schlitten und kein Dach über dem Kopf., und oft auch hungern müssen.
Er erinnert an die vielen alten Menschen, die in den Altenheimen, und die die keine Angehörigen mehr haben, und er erinnert an die kranken Menschen.
Mona geht nachdenklich nach Hause. Dann kommt ihr eine Idee, sie trommelt die Kinder von Mülliwü zusammen. Sie beschließen die alten Menschen in dem Altenheim zu besuchen. Christian spielt Blockflöte und Milli hat eine wunderbare Stimme, sie wird Weihnachtslieder singen. Es gibt in dem kleinen Ort eine Straße, da leben arme Menschen. Mona und die Kinder spenden jeder ein Spielzeug für die Kinder die keine besitzen, und Oma spendet große Christstollen, und stickt warme Socken.
Am Weihnachtsmorgen treffen sich die Kinder von Mülliwü auf dem Dorfplatz. Christian hat seinen Schlitten dabei, und die vielen Geschenke werden darauf sicher transportiert. Gemeinsam, und singend laufen die Kinder los.
Trostlos ist es in dieser Straße, kein Baum, keine schönen Häuser, kaputte Fenster und zerbrochene Treppenstufen sind kein schöner Anblick. Hinter den Fenstern bewegen sich die Gardinen. Fremde kommen selten in diese Ecke. Hinter einer Fensterscheibe steht ein kleiner Junge, er zittert und weint. Die Kinder bleiben bewegt stehen und holen ein Paket vom Schlitten. Jens geht zur Haustüre und legt das Paket dort ab, dann ziehen sie weiter.
Das Altenheim für Arme liegt am Ende er Straße. Mona fürchtet sich etwas, hinter den Fenstern sitzen die alten Menschen und sehen mit starrem Blick auf die Kinder. Da müssen wir jetzt rein sagt Mona mit aufgeregter Stimme. Und die Kinder gehen auf das Haus zu. Die Türe knarrt und die Fliesen im Flur sind gesprungen. Eine Aufseherin kommt ihnen entgegen, und fragt was sie denn überhaupt hier zu suchen hätten. Milli schluckt, und fasst sich ein Herz. Wir wollen für die alten Leute singen und Blockflöte spielen. Ja, und Geschenke haben wir ach dabei ergänzt Christian ganz mutig.
So ein Blödsinn antwortet die Aufseherin im harschen Ton, die merken doch nichts mehr, stieren nur in der Gegend herum, aber bitte, tut was ihr nicht lassen könnt. Ihr werdet schon sehen was euch da blüht.
Die Kinder lassen sich nicht davon abhalten den alten Menschen eine Freude zu machen. An jede Türe klopfen sie und singen ihre Weihnachtslieder, und schenken den alten Menschen die warmen Socken die Oma gestrickt hat. Sie packen die Stollen aus, und Christian spielt auf seiner Blockflöte.
Die alten Menschen sind gerührt, sie stieren nicht mehr mit leeren Augen , nein, die Augen strahlen, und sie erzählen Geschichten, Weihnachtsgeschichten aus ihrer Kindheit. Die Kinder beschließen die alten Menschen jetzt regelmäßig zu besuchen, und als sie das Haus verlassen, stehen die alten Menschen hinter den Fenstern und winken den Kindern fröhlich zu.
Auch der kleine Junge hat nun sein Paket ausgepackt, er weint nicht mehr, er stahlt die Kinder an, und sieht glücklich aus. Viele Kinder in dieser Straße bekommen ihr Weihnachtspäckchen, und plötzlich ist die Straße nicht mehr so schrecklich wie sie mal war. Diese Kinder werden in Zukunft keine Außenseiter mehr sein, alle Kinder dieser Stadt werden bald alle zusammen spielen.
Es wird dunkel, und es ist der 24. Dezember, in den Häusern brennen die Kerzen, es gibt Geschenke und gutes Essen, und alle wissen das es nicht selbstverständlich ist. Alle in dem kleinen Dorf Mülliwü sind seltsam berührt. Nächstenliebe gibt mehr als alle Geschenke, dass wussten sie jetzt.
Die Glocken der alten Dorfkirche läuten zur Christmette, und die Menschen von Mülliwü machen sich auf den Weg. Das große Tor der Kirche steht weit offen, und die Orgel spielt das Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“. Und zur großen Überraschung stehen plötzlich die alten Menschen aus dem Altenheim, und die armen Menschen mit ihren Kindern vor der Kirche. Sie reichen den Menschen von Mülliwü die Hand, und gehen gemeinsam in die Kirche.
Für alle Menschen in dem kleinen Dorf war es ein ganz besonderes Weihnachtsfest, sie hatten begriffen um was es im Leben geht. Es war als würde der Wind in dieser Nacht ein Lied der Nächstenliebe singen.
Alles ist gut.
Ein besinnliches Weihnachtsfest!