BookRix

Eigentlich fängt deine Parabel nicht gerade vielversprechend an. Das Zitat von Oskar Wild finde ich so ziemlich unpassend zu dem Thema. Ich war innerlich versucht, das Ganze mit einem Zitat von Oliver Kalkhofe abzuwatschen. Doch nur einen Wimpernschlag später verwarf ich das ganz schnell, da das erstens, sich nicht gehört und zweitens, ich weiß, wie man sich als Autor fühlt, wenn man so abgestraft wird. Also gab ich dem Buch eine Chance, die Immanuel Silverstone nicht verwarf. Zwei Punkte möchte ich zunächst einmal schnell abhaken:
GM: Ja, auch in diesem Buch gibt es noch Fehler. Aber es sind so wenige, dass man es in Bookrix-Verhältnissen als absolut fehlerfrei bezeichnen kann. (*****)
Duktus: Am Stil gibt es ebenso wenig auszusetzten. I. Silverstone schreibt sehr philosophisch, gewählt, ja fast lyrisch. Für meinen Geschmack ein bisschen zu geschwülstig. Wenn man bedenkt, dass der Junge erst 16 ist, so ist es schon fast eine Sensation, wie reif er schon schreiben kann. (****)
Inhaltlich lehnt er sich stark an die Werke von Nietzsche und Szandor LaVey an. Den Satanspriester verulkte er unzureichend als LeFay.
Die Geschichte unterteilt sich in drei Teilen. Der erste Teil handelt davon, wie ein Wanderer dem Leben im Wald das in der Stadt vorzieht. Doch dort, seinen Frieden suchend, wird er sobald vom gehörnten Wesen bedrängt. Wenig später wird er vom Tier verschlungen.
Im zweiten Teil stellt der Kriegsherr sein Heer auf und drillt sie dazu, die Reihen fest zu schließen. Doch bald muss er eingestehen, dass dies ein sinnloses Unterfangen ist, was zum Scheitern verdammt ist.
Im dritten Teil kommt es zur großen Schlacht zwischen der Katholischen Liga und dem Großen Tier und seiner infernalen Gefolgschaft. Der Kampf ist stark an der in der Offenbarung darstellte Apokalypse angelehnt.
Vielfach kommt hier die allgemeine gesellschaftliche Zerrissenheit zur Geltung. Es werden Glaubensmuster dargestellt, die aufeinanderprallen.
Den christlichen Denkmustern nach zerfällt die Gesellschaft moralisch sowie ethisch, wenn sie die alten monotheistischen Religionen ablehnt (Gott ist tot). Das ist aus meiner Sicht heraus kompletter Unfug, da in weiten Teilen der als christlich genannten Moral und Lebenskultur schon VOR der Etablierung des Christentums gelebt wurde. In fast allen Kulturen der Welt gibt es zum Beispiel ein Ehebund zwischen Mann und Frau. Das wurde nicht von den Christen eingeführt. In allen Kulturen der Welt werden Morde, Lügen und Diebstahl geächtet. Warum? Weil der Mensch nun mal in einer Gesellschaft lebt und ohne solche Regeln eine soziale Gemeinschaft unmöglich macht. Es sind nicht selten ganz einfache gesellschaftliche Regeln, die in der Bibel zu lesen sind, die nicht erst mit dem Christentum eingeführt wurden. Wenn also der Christentum noch stärker aus unserer Gesellschaft verdrängt wird, was absehbar ist, wird mit ihm nicht etwas die moralisch empfindenden Zivilisation verschwinden, sondern eher gestärkt werden.
Wer über den Satanismus schreiben will, oder vielmehr über den Neosatanismus (Wie? Gibt es denn jetzt Scheiße in verschiedenen Geschmacksrichtungen?), dem sei gesagt, dass es nicht reicht, wenn man einmal die Satanische Bibel durchliest. Denn dann wirst du auch erkennen, dass die Church Of Satan zu eine leeren Hülse verkommen ist, wo nur noch das Wort des verstorbenen Leaders LaVey etwas wert ist. Hierzu kann ich ein Interview mit der Tochter Zeena LaVeys sehr empfehlen, dass sie letztes Jahr in Berlin gegeben hat. Sie war für eine kurze Zeit lang so etwas wie die mediale Sprecherin der COS, das Aushängeschild der Sekte also. Sie hat viele interessante Dinge über ihre verkorksten Kindheit und die letzten Jahre ihres Vaters preisgegeben, was man so nie erwartet hätte. Sie sagte unteranderem, dass die Sekte schon zu Zeiten, als sie Sprecherin war, nichts weiter als eine leere Hülse war. Ihre Mutter wollte eigentlich nur das Leben einer realen Amdasfamily leben, doch ihr Vater hat sich mit der Sekte total verrannt. Öffentliche Angriffe, bis hin zu Morddrohungen (siehe Halsabschneider…) waren in ihren Leben an der Tagesordnung. Alle Aggression zwischen den beiden Lagern geht von fundamentalistischen christlichen Gruppen aus.

Lieber Alestor, Buch heute früh mit kleinen Nachdenkpause in einem Rutsch gelesen. Eine Mail habe ich dir zusätzlich geschickt.
LG
S.

Huhu.. bei so einer interessanten PN kann man ja gar nicht anders, als die Parabel zu lesen!
Also hier wie immer zuerst das Korrekturgelese:
SEITE 1
-"Weil wissen kann ich es nicht" -> oder ist der Satz absichtlich so, um die einfache Sprache des Wanderers zu verdeutlichen?
-du schreibst "Gesetzt" statt "Gesetz"... kleiner Tippfehler.

SEITE 2
-Du springst zwischen Geschlechtern hin und her. Es ist von "der Gestalt" die Rede, doch du schreibst plötzlich "mit ihm" (statt "mit ihr")
-"setzt dich" statt "setz dich"

SEITE 3
-Du schreibst einmal "das" statt "dass"

SEITE 4
-"kennst [du] keine Moral?" - das "du" fehlt.

SEITE 5
-der erste Satz auf der Seite klingt etwas holprig. Lies am besten selbst noch mal drüber.
-"Staats-Gott, Gerichts-Gott". Da das Bindungs-s hier bereits die Bindungsfunktion übernimmt, ist kein Bindestrich mehr nötig.

SEITE 6
-"Dachte...." ich würde ans Satzende noch ein "nach" setzen, sodass er nachdachte.
-du schreibst "anderes". Hier muss es groß geschrieben werden.
-ganz unten fehlt ein Komma hinter "Einsamen"

Verzeihung für die Pingeligkeit..

Inhaltlich und stilistisch gibt es, wie bei dir eigentlich immer, wenig auszusetzen. War kurz und prägnant, dabei sehr aussagekräftig und kurzweilig. Ich habe es gern gelesen und bin sicher, dass es einige zum Nachdenken anregen könnte. Solides Werk, macht Spaß, es zu lesen!

Beste Grüße

Ich gebe dir durchaus recht, wenn du den christlichen Gott meinst. Ja, so wie er nicht mehr wahrgenommen wird, seine Vertreter auf Erden der Lächerlichkeit preisgegeben und verschiedenster Verbrechen bezichtigt werden, wie langsam aber sicher alle christlichen Traditonen verschwinden, Kirchen in großer Zahl schließen, die Kirchenaustritte zu nehmen, ja da ist Gott ist tot.
Völlig anders das Verhalten der Menschen, die dem Islam angehören:
Da wird mit allen kriegerischen Mitteln der Islam verteidigt, der Islam und seine Gesetzgebung, die Scharia, als Regierungsform, die möglichst weltweite Verbreitung finden soll, jede vermeintliche Verunglimpfung ruft wüste Demos hervor, Moscheen werden zu tausenden in christlichen Ländern gebaut und jede Form, demokratische Ansätze in einem muslimischen Land zu etablieren, hat noch nirgendwo Fuß gefasst.

Gott ist nur da tot, wo es den Menschen zu gut geht!

In und nach Kriegen in unseren Breiten, da waren die Kirchen voll, da "lernte die Not beten".

So war es in allen menschlichen Gottesvorstellungen. Sie wurden verehrt, gefürchtet und nicht nur bei primitiven Völkern. Der Götterglaube fand in den Hochkulturen - Perser, Ägypter, Griechen und Römer - größte Beachtung. Der Alltag und die Feste wurden vom Glauben an die Götter bestimmt.
Auch wenn wir nicht in der Lage sind, die Existenz Gottes und unser Leben nach dem Tod zu beweisen, so denke ich, dass der Menschen an ein vollkommenes Wesen glauben will und sein Leben auf Erden nicht mit dem Tod zu ende sein soll.

Ich teile meine Ansicht mit einem schriftkundigen jüdischen Gelehrten, Pinkas Lapide:
"Da wir nicht ein Nichts sind
werden wir auch nicht in ein Nichts fallen."

Deine Legend, die ich noch nicht kannte, hat mir sehr gut gefallen, wenn gleich das Ende weitere, interessante Diskussionspunkte zwischen den beiden abrupt endete.

Herzliche Grüße an dich
Annelie