Lieber Annie als Nessie

Keine Chance für schottische Tristesse Von:
Lieber Annie als Nessie
Dominique Bergmann, der Name war Marianne schon beim ein­checken aufgefallen. Es ließ ihr keine Ruhe, sie wollte sie fragen, auch wenn es ihr leicht un­angenehm war. „Ja, sie sind Ärztin, nicht wahr? Ich war mal vor vielen Jah­ren mit meinem Sohn bei ihnen in Behandlung. Dass sie es sein könnten, habe ich auch schon am Flughafen vermutet. Ich hätte sie bestimmt noch darauf ange­sprochen.“ antwortete Frau Bergmann. Dass sie beide aus Münster kamen, er­zeugte ein angenehmes, vertrautes Empfinden von Gemeinsamkeit, und nach wenigen Minuten der Information über ihre jeweiligen persönlichen Iden­titäten, war man sich einig, dass man füreinander Marianne und Dominique war. Cale­donian Canal und Schottland waren schnell vergessen. Wie in einer Kneipe in Münster saß man spannend und lachend erzählend bei dem eigent­lich unge­nießbaren, teuren Wein, den der Allroundportier bis spät in die Nacht immer wieder nachschenken musste. „Ich glaube, ich werde gleich den ersten Tag nicht überstehen, Annie. Aber du wirst mich dann sicher auffangen, oder kannst du nur Kinder?“ begrüßte Domi­nique Marianne scherzhaft zum Frühstück. Seit der Nacht war Marianne für Do­minique zu Annie geworden. Beide waren sich einig, dass Marianne ein schrecklicher Name sei. Marianne hatte hatte sich vorgestellt, den leicht melancholischen Touch der Berge mit tiefhängenden Nebelschwaden und die dunklen Wasser der Lochs einsam wandernd erfassen zu wollen. Dazu kam es allerdings überhaupt nicht. Lachend und sich angeregt unterhaltend bewältigten Dominique und Marianne die Tagesetappen. Was sie gemeinsam redeten und das Verhalten der jeweils Anderen bildeten den Schwerpunkt ihrer Betrachtungen. Die leichte schottische Tristesse hatte keine Chance sich ihnen zu vermitteln. Hexen waren die Frauen, die sich bei Shakespeare nachts in Schottland getroffen hatten. Ob Annie und Dominique auch dazu gehörten? Denn was hier am Caledonian Canal zusammen geschweißt war, ließ sich zu Hause nicht wieder lösen. Wer wollte so etwas denn auch. Die beiden liebten ihr neues, durch die Freundschaft tiefgreifend verändertes Leben.

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