Ein kurzer Blick nach Zardankin und dann einer hierher läßt mich folgern, daß Du zwar über die lobenswerte Besessenheit verfügst, ein komplettes eigenes Land mit hohem Detaillierungsgrad zu entwerfen, aber dabei die Geschichten, die in diesem Land spielen, als nachrangig erachtest. Beide Texte sind an historischen bzw. geographischen Eckpunkten aufgehängt und erhalten damit eine gewisse Glaubwürdigkeit, aber das macht sie... mehr anzeigen
Ein kurzer Blick nach Zardankin und dann einer hierher läßt mich folgern, daß Du zwar über die lobenswerte Besessenheit verfügst, ein komplettes eigenes Land mit hohem Detaillierungsgrad zu entwerfen, aber dabei die Geschichten, die in diesem Land spielen, als nachrangig erachtest. Beide Texte sind an historischen bzw. geographischen Eckpunkten aufgehängt und erhalten damit eine gewisse Glaubwürdigkeit, aber das macht sie noch nicht interessant.
Während Zardankin eine neutrale Beschreibung darstellt, die im Wesentlichen einer Geschichtslektion entspricht, kommt meines Erachtens dabei die Gesellschaft, die Kultur und das Flair der Stadt zu kurz. Ist es tatsächlich die schmutzigste Stadt, hat dies merkliche Auswirkungen auf die Bevölkerung (Ansehen, Arbeitssituation, Hintergründe, Maßnahmen etc.) und verdient mehr Ausarbeitung.
Die vorliegende Geschichte soll jedoch nicht nur die Reiseroute schildern, sondern etwas die Menschen und ihr Abenteuer erzählen. Dabei kommen mir die Figuren zu flach, die Beschreibungen zu knapp und die Dialoge zu banal vor. Man hätte die Story stimmungsvoller und dramatischer schreiben können. Angesichts des Endes ist auch gar nicht ersichtlich, wie der literarische Autor überhaupt zu diesen Daten gekommen sein will.
Mein Eindruck ist also, daß Dein Schwerpunkt zu sehr in der Erarbeitung der Landes liegt. Das Land soll aber den Geschichten dienen, nicht umgekehrt. Selbst bei Tolkien, der sich um Landesbeschreibungen maßgeblich hervorgetan hat, steht die Geschichte im Vordergrund. Das sollte auch bei Dir gelten. Nur wenige Leser lesen Reiseführer wie einen Roman.
Und stellenweise wirkt mir das Wissen des Autors um die Details zu betont. Gut, daß Du jedes Detail kennst, es läßt sich aber auch durchaus dezenter unterbringen. Im Wesentlichen soll es ja um eine gute Geschichte gehen, und dabei sind die Figuren üblicherweise wichtiger als der Landeshintergrund. Dieser stellt nur ein Element unter vielen dar.
Also: es ist löblich, "sein" Land gut zu kennen, und nun ist es an der Zeit, den anderen Elementen denselben Einsatz, dieselbe Sorgfalt und Liebe zum Detail zu widmen, die Du beim Landesentwurf aufgewendet hast.