Ich verstehe Dich (und mit Dir sicher Millionen anderer Bürger) mit Deiner Sicht der Dinge. So war es, daran ist nicht zu deuteln.
Sicher überdenke ich noch einmal meine Ausführungen und Formulierungen. Denn eigentlich dachte ich, dass ich durch meine Retorik den Leser bisher dahin geführt habe, dass so etwas wie Verständnis für mein Anliegen, mein Denken und meine Argumentation aufkommt. Mir geht es nicht darum, die Gebrechen... mehr anzeigen
Ich verstehe Dich (und mit Dir sicher Millionen anderer Bürger) mit Deiner Sicht der Dinge. So war es, daran ist nicht zu deuteln.
Sicher überdenke ich noch einmal meine Ausführungen und Formulierungen. Denn eigentlich dachte ich, dass ich durch meine Retorik den Leser bisher dahin geführt habe, dass so etwas wie Verständnis für mein Anliegen, mein Denken und meine Argumentation aufkommt. Mir geht es nicht darum, die Gebrechen und Verbrechen des bisherigen Sozialismus gesund zu beten. Auch kann ich keinen Beitrag zur historischen Entscheidung über den ‚Ost- und Westkonflikt‘ leisten, obwohl dieses Thema überhaupt erst einmal, unabhängig vom Feindbilddenken, richtig behandelt werden muß. ehe man es, wie du es möchtest, zu den Akten legt. Es geht in meinem Buch einzig um die Spurensuche nach Veränderungs- und nach erhaltungswürdigen. Was ist aus den Sozialismusansätzen wert, auf eine Zukunftsübernahme überprüft zu werden? Dabei muß auch ich schon sehr wohlwollend die Geschichte betrachten, denn unsere Erlebnisse und Erkenntnisse aus dieser Zeit, beeinflußt noch durch 20 Jahre Nachkriegshetze, lassen da kaum etwas nützliches erkennen. Und doch war da einiges Wertvolles.
Was Dir – mit Verlaub gesagt – nicht so gelingt, ist das Auseinhalterhalten von Ursache und Wirkung bzw. von grundauf einer nicht tragbaren und von einer fehlgeleiteten, fehlgesteuerten, unbeherrschten Konzeption. Dir fällt es sehr schwer, wissenschaftlich, objektiv über die finsteren Zeiten der DDR nachzudenken. Du leidest noch heute unter den Dogmen und psychischen Belastungen. Das ist verständlich, aber eben nicht objektiv. Auch ich werde es bestimmt nicht sein. Da gebe ich Dir recht. Aber ich bemühe mich mit dem ‚Helikopterblick‘ (Dank für dieses zeitweise verliehenes Prädikat).
Meine zeitweise ‚Terminologie der SED‘ ist ein Vorwurf, den ich nicht entkräften kann und will. Ich kann es wahrscheinlich nicht anders. Aber es ist doch aussagekräftig und verständlich, so hoffe ich, auch wenn es alte Erinnerungen weckt.
Schwiegig ist das Thema Stalin. Natürlich hast Du uneingeschränkt recht. Aber nun hat es den Unmensch nun einmal gegeben und seine widersprüchliche Lebensleistung. Ich verwende ihn in diesem Buch zwei Mal. Immer jedoch nicht als Vorbild sondern als eine Abart des Menschseins, die ich (an späterer ausführlicher Stelle) als etwas Krankhaftes ansehe, vor der sich die Menschheit schützen muß. Auch wenn damit angeblich etwas Nützliches verbunden ist, müssen wir uns vor solchen Führern, Herrschern, Despoten, Diktatoren rechtzeitig und mit aller Konsequenz schützen. Derartige Charaktere und Erkrankungen der Persönlichkeitsmerkmale hat es immer in der Geschichte der Menschheit gegeben und wird es immer geben. Die Evolution, so bringe ich es auf einen Punkt, hat auch dafür gesorgt. Nur dürfen diese Menschen keine Macht erhalten! Es geht hier nicht um Stalin, sondern um den Typus solcher Scheusale. Der Kalte Krieg hat uns diesen Erbarmungslosen als Symbol für den Kommunismus, für alles Böse dieser Welt auf einen Sockel gestellt. Da gehören noch viele andere hin. Das Symbol soll davon ablenken. Wir müssen deshalb darüber nachdenken, war Stalin ein Einzelfall der Geschichte, wie ihn nur der Kommunismus zuwege bringt oder ist er ein Teil der menschlichen Spezis. Dann gibt es ihn auch Heute. Hitler wird oft mit Stalin verglichen, doch war Hitler kein Kommunist sondern das Produkt des Imperialismus, der ihn förderte und unterstützte. Wer noch? Wo beginnt so eine Entgleisung der menschlichen Psyche? Der Vietnamkrieg? Der Irakkrieg? Kein Vergleich mit Stalin, aber wo beginnt so etwas? Das sind so meine Gedanken.
Auf jeden Fall und nachmals Dank für deine Worte. Sie sind ehrtlich und nützlich, nachdenkenswert und ganz im sinne meines Buches. Es grüßt dich herzlich adolfkurt / Jürgen