Frank sass bei einem Mokka und einer Nussschnecke im Café um die Ecke. Auf dem Tisch vor ihm lagen sein Hausschlüssel, sein Gelbeutel und zwei Umschläge. Zum Henker, er hatte wieder mal den Briefkastenschlüssel zu Hause auf der Ablage im Korridor vergessen. Deshalb hatte er die Post mit zwei Fingern und unter Ächzen aus dem Schlitz des Briefkastens klauben müssen. Jetzt schmerzten ihn die Finger.
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Frank sass bei einem Mokka und einer Nussschnecke im Café um die Ecke. Auf dem Tisch vor ihm lagen sein Hausschlüssel, sein Gelbeutel und zwei Umschläge. Zum Henker, er hatte wieder mal den Briefkastenschlüssel zu Hause auf der Ablage im Korridor vergessen. Deshalb hatte er die Post mit zwei Fingern und unter Ächzen aus dem Schlitz des Briefkastens klauben müssen. Jetzt schmerzten ihn die Finger.
Frank betrachtete die beiden Umschläge. Einer enthielt die Rechnung für die Reparatur des tropfenden Wasserhahns in der Küche. Wird wohl wieder einmal eine sauteure Angelegenheit sein, dachte er, während er einen Schluck Mokka trank. Er seufzte, schob die Rechnung beiseite und biss in die Nussschnecke.
Der andere Umschlag sah wesentlich interessanter aus. Er war braun und ziemlich dick. Vermutlich war er innen wattiert. Und zweifellos enthielt irgend einen Gegenstand. Frank betrachtete den Umschlag von beiden Seiten. Auf der Vorderseite stand seine Adresse. Mit blauem Kugelschreiber und von Hand geschrieben. Sein Vorname war abgekürzt: F. Hasselböck. Frank hasste es, wenn jemand seinen Namen abkürzte. Schliesslich hiess er ja nicht F., sondern Frank. Und ausserdem hiess er nicht Hasselböck, sondern Haselböck, mit einem verdammten «s» und nicht mit zwei.
Er betrachtete die Rückseite des Umschlags. Kein Absender. Nichts. Stirnrunzelnd griff er nach dem Silbermesser und schlitzte den Umschlag auf. Zuerst sah er nur Luftpolsterfolie. Er zog die Folie auseinander. Ganz unten entdeckte er einen Gegenstand. Er drehte den Umschlag und schüttelte ihn. Ein klobiger Schlüssel fiel auf die Nussschnecke. Angewidert nahm Frank das Metallstück von der Schnecke und befreite es mit einer Serviette vom Zucker und der klebrigen Nussmasse.
Ausser dem Schlüssel war nichts im Umschlag gewesen. Kein Brief, kein Zettel mit irgend einer Notiz drauf, die ihn darüber aufgeklärt hätte, was es mit dem Schlüssel für eine Bewandtnis hatte. Frank betrachtete den Schlüssel. Auf dem Griff war eine Nummer eingraviert: 142. Und etwas weiter unten: Nord-Bahnhof. Aha, das muss der Schlüssel zu einem Schliessfach am Nord-Bahnhof sein, schlussfolgerte Frank. Aber weshalb sollte ihm jemand einen Schlüssel zu einem Schliessfach schicken, fragte er sich. Gedankenverloren trank er seinen Mokka aus. Er war kalt…