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Während ich zugange war, den Anfang der Geschichte auszubauen, kam mir die "geniale" Idee, dass ich doch das erste Kapitel auch mal wieder ein bisschen umschreiben könnte. Gesagt, getan. Und jetzt habe ich den Salat, denn 40+ Kapitel darf ich nun an diese Änderung anpassen. Es war keine große Änderung, die den Verlauf der Geschichte verändert, aber es wäre ziemlich seltsam, wenn ein auffälliges Ereignis aus Kapitel 1 nie wieder Erwähnung findet.

Des Weiteren habe ich lange überlegt, ob ich eine gewisse Szene schreiben soll. Dann habe ich sie geschrieben, und Tage später kam mir beim Zubettgehen in den Sinn, dass ich sie doch lieber streichen sollte, weil die eher langweilig und meine Geschichte schon so lang ist.

Und natürlich sind mir noch Hunderte von weiteren Ideen eingefallen, die es nötig machen, wieder ein paar Szenen umzuschreiben.

Wird dieser Roman je fertig?

Ich habe mir vorgenommen, zumindest die Kapitel für Band 1 dieses Jahr fertigzustellen und an meine Testleser zu schicken. Mal schauen, ob es klappt.

In den letzten Monaten hatte ich so viel um die Ohren (und habe es immer noch), sodass ich kaum dazu kam, an meinem Roman weiterzuschreiben. Oder sagen wir besser: Mir fehlte meist die Motivation. Lustigerweise meistens genau dann, wenn es eigentlich darum geht, eine Szene zu schreiben, auf die ich mich sehr lange gefreut habe. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich die Szene in meinem Kopf schon gefühlt tausendmal durchgespielt habe.

Jedenfalls habe ich mir im September wieder fest vorgenommen, an dem Roman weiterzuarbeiten, und habe das auch gemacht. Den gesamten Anfang der Geschichte habe ich ausgebaut, um Taras Motivation näher zu beleuchten. Die vorherige Version begann ja quasi mitten in der Handlung, ohne dass man je erfahren hat, wie sie konkret darauf kam, ihren Rachefeldzug in dieser Weise durchzuführen. Dieses Problem(?) habe ich nun weitgehend behoben. Mit fehlt noch ein Kapitel am Anfang, dann ist der erweiterte Anfang fertig.

Und so wächst meine Geschichte und wächst, und ich frage mich immer, ob das ganze Geschreibsel denn wichtig ist und ob ich etwas wegkürzen könnte. Immerhin umfasst das unfertige Manuskript bereits über eine Million Zeichen inkl. Leerzeichen. Das ist schon ein kleiner Stressfaktor, muss ich gestehen, denn ursprünglich hatte ich die Geschichte auf ca. 300.000 oder so angelegt. Das war 2018 oder so. Inzwischen kann ich nicht einmal mehr absehen, wie viele Bände die Geschichte umfassen wird, obwohl ich bis ins letzte Detail weiß, was alles in der Geschichte vorkommt und noch passieren soll.

Im Moment spiele ich mit dem Gedanken, die Geschichte als eine Art Fortsetzungsroman zu veröffentlichen, der zwar in x Bänden abgeschlossen ist, aber dessen Einzelbände eben keine abgeschlossene Geschichte beinhalten. Das würde zumindest etwas Stress aus der Angelegenheit nehmen.

Und noch mehr neue Ideen. Wie üblich zu Unzeiten. Leider sind das Ideen, die der Handlung noch einmal eine zusätzliche Nuance geben. Wenn ich sie wieder verwerfen würde, würde der Geschichte meines Erachtens etwas fehlen. Jetzt überlege ich, ob ich den geplanten Handlungsverlauf im letzten Sechstel des Romans neu strukturiere, um wenigstens das Ende ein bisschen kürzer zu machen.

Als ein Buch kann ich das auf keinen Fall veröffentlichen, denn dazu sind es schon jetzt viel zu viele Zeichen. Selbst drei Bände sehen inzwischen schon kritisch aus, wenn ich keine Ziegelsteine veröffentlichen will. Zwar bin ich aktuell eher an Ebook interessiert als an einer Printausgabe, aber die Option für letzteres möchte ich mir trotzdem offenhalten für den Fall, dass diese doch notwendig wird.

Alles nicht so einfach, zumal ich schon wieder Ideen für vier neue Geschichten habe, die nicht zu "Die Rächerin" gehören.

Letztlich sage ich mir aber: Lieber zu viele Ideen als gar keine. An Inspiration mangelt es mir jedenfalls nicht. Bloß an Zeit, und manchmal auch an Motivation.

Ursprünglich hatte ich vor vielen Jahren am Anfang das Kapitel mit der Handlung unmittelbar nach dem Tod von Taras Vater herausgelöscht. Der Grund dafür war einfach, dass ich keine Lust hatte, das Kapitel auszubauen. Da es sich eh wie eine halbe Zusammenfassung las, erschien mir die Kürzung am sinnvollsten zu sein.

Vor einigen Tagen kam ich dann auf die Idee, dass ich das Kapitel vielleicht doch brauche. Daher schreibe ich das gerade.

Und so wird der Roman eben immer länger und länger. Ich fürchte, das wird ein Dreiteiler.

Gestern bin ich endlich wieder dazu gekommen, an "Die Rächerin" (Arbeitstitel) weiterzuwerkeln. Und heute ist es mir sogar mal gelungen, fast 30k Zeichen rauszulöschen. Ich bin stolz auf mich, denn normalerweise kommen mit jeder Überarbeitung meistens mehrere Tausend Zeichen hinzu. Zugegebenermaßen habe ich ein bisschen getrickst, denn ich habe das entsprechende Kapitel nur kurz überflogen, ohne mich mit dem Inhalt auseinanderzusetzen. Ich habe es einfach markiert und alles großzügig weggelöscht. Was genau drinstand? Ich hoffe, nichts Wichtiges.

Vor zwei Jahren habe ich festgestellt, dass der Ablauf einer bestimmten Stelle zu unnötig lang/kompliziert ist für meinen Geschmack, und beschlossen, die Chose zu vereinfachen. Gestern habe ich die Stelle bei der Überarbeitung erreicht. Ich schreib's einfach neu. Das geht schneller.

Inzwischen befürchte ich, dass er Roman ein Dreiteiler wird. Egal, wie viel ich kürze oder zusammenfasse: Jede Überarbeitung endet damit, dass der Text mehr Zeichen hat als vorher. In den letzten Monaten gab es vielleicht einen Tag, wo ich mal 1000 Zeichen weniger hatte als vorher.

Das liegt vor allem daran, dass ich in der Rohfassung durch einige Szene färmlich durchgehetzt bin und sie jetzt ein wenig ausarbeite. Es sind auch mehr Infos dazugekommen, die beim Miträtseln helfen sollen. Vorher bin ich mit den Hinweisen deutlich sparsamer umgegangen.

Manchmal habe ich das Gefühl, dass der Roman für dieses Genre viel zu komplex ist. Ich möchte nicht das Wort "vielschichtig" benutzen, weil das irgendwie pseudointellektuell klingt, doch das trifft es eigentlich recht gut.

Meine Geschichte ist eine unromantische Liebesgeschichte, was bedeutet, dass es keine Liebeserklärungen oder romantisch gemeinte Geschenke gibt. Wann genau sich Liebe entwickelt, ob sich überhaupt Liebe entwickelt, wissen weder die Protagonisten noch ich. Die Entwicklung der Beziehung ist ein schleichender Prozess, basierend auf gemeinsamen Erlebnissen und Informationen. Gerade bei letzterem ist es schwierig zu definieren, ob es sich um Liebe oder Abhängigkeit handelt und wo da die Grenze zu ziehen ist. Im Roman wird diese Problematik nicht explizit angesprochen, aber sie schwebt eben über allem.

Ich muss gestehen, dass es mir egal ist, wie Leser meine Geschichte empfinden, solange diese unterhält. Wenn jemand irgendetwas in dem Roman romantisch findet, ist das völlig in Ordnung für mich. Oder wenn jemand meint, dass ein bestimmter Moment verdeutlicht, dass die Protagonisten einander lieben oder der eine den anderen. Warum nicht? Ich habe nicht vor, Erklärbär zu spielen, daher ist es mir wichtig, dass die Geschichte auch funktioniert, wenn jemand die geschilderten Situationen anders interpretiert als von mir beabsichtigt.

Unterhält meine Geschichte noch? Das ist es, was mir ein wenig Kopfzerbrechen bereitet.

In den letzten Tagen habe ich mich wahnsinnig aufgeregt, als ich die Kritik eines Testlesers zu einem meiner Kapitel las, das ich gerade überarbeite. Nein, nicht über den Testleser habe ich mich geärgert, und auch nicht über das konstruktive Feedback, sondern über die Tara, die er sich anscheinend wünscht: ständig am Rumkreischen, ständig am Rumheulen, strunzdumm mit einem Anflug von pseudo-intellektueller Aufmüpfigkeit, aber Dhovan steht natürlich voll auf sie.

"Meine" Tara ist quasi das Gegenteil davon, zumindest in meiner Vorstellung. Hunderttausende von Zeichen habe ich getippt, aber der Testleser hat trotzdem eine völlig andere Vorstellung! Schreit das nach einer weiteren Überarbeitung meines Romans, damit auch jeder Tara genau so versteht, wie ich das möchte? Ich glaube, das geht gar nicht.

Dumme Leute sind nicht in der Lage, sich Wissen anzueignen und es anzuwenden. Tara beispielsweise ist durchaus lernfähig, doch sie macht viele Fehler im Leben, weil sie über zu wenig Wissen verfügt, um die Lage richtig einzuschätzen. Wenig zu wissen impliziert nicht automatisch Dummheit. Hin und wieder irrational zu handeln macht einen Menschen in meinen Augen auch nicht grundsätzlich dumm. Viele gute Entscheidungen werden ja erst im Nachhinein als dumm bewertet, wenn die Konsequenzen nicht den erwarteten entsprechen.

Wie auch immer, Dhovan mag jedenfalls keine dummen Menschen.

"Meine" Tara soll auch keine Heulsuse sein, deren Leben sich allein um ihre Gefühlswelt dreht. Sie möchte ihren Platz in der Welt finden, etwas aus sich machen und auf eigenen Beinen stehen. Dabei wird sie nicht nur mit den Grenzen ihrer eigenen Fähigkeiten konfrontiert, sondern auch mit den Grenzen, die ihr ihre Umwelt setzt. So scheitert sie mit ihren Plänen nicht nur einmal, aber sie lernt aus ihren Fehlern und gibt nicht auf.

Bin mal gespannt, was der Testleser sagen wird, wenn er feststellt, dass ich viele seiner Ideen in Bezug auf Tara nicht umgesetzt habe. Vielleicht merkt er es auch gar nicht, weil ich einfach das Kapitel zu 80% neu geschrieben habe.

Nach dem Schock vor einigen Wochen bin ich gerade voll motiviert und fleißig. Jeden Tag arbeite ich abends ein paar Stunden an meinem Roman, wobei ich mich primär auf die Überarbeitung der bislang 33 Kapitel konzentriere. Ich habe ein paar Kapitel in zwei Kapitel aufgeteilt, weil sie zu lang wurden; es ist also kein neues Kapitel hinzugekommen, das die Geschichte fortführt.

Mein Hauptproblem, von dem ich schon seit einigen Jahren weiß, hat sich in den Kapiteln, die ich in den letzten Tagen überarbeitet habe, einmal wieder deutlich gezeigt. Zumindest ich habe gemerkt, dass ich regelrecht durch die Geschichte gehetzt bin und fast gar keine Beschreibungen gebracht habe. Mit Blick auf die fast 900.000 Zeichen glaubt man das gar nicht, aber die Geschichte ist tatsächlich relativ kompakt erzählt. Nun, jetzt nicht mehr ganz so kompakt, da ich die Beschreibungen etwas ausgebaut habe.

Ich bin wirklich gespannt, ob sich meine ganze Mühe am Ende lohnt oder ob ich nicht doch schlampiger hätte arbeiten sollen, weil es eh keiner liest.

Kapitel 7 schockiert mich. Nicht etwa, weil es so spannend geschrieben wäre, sondern weil es eigentlich schon überarbeitet war. Und vorhin, beim erneuten Durchlesen nach fast zwei Jahren, stellte ich fest, dass versehentlich ein paar alte Passagen dringeblieben sind, die ich eigentlich hatte löschen wollen. Das ist wirklich nervig, wenn sich Dinge widersprechen oder Figuren zweimal das Gleiche sagen. Mich schockiert, wie ich das Offensichtliche damals übersehen konnte.
Interessanterweise sind die Widersprüche den Testlesern gar nicht aufgefallen. Vielleicht bin ich aber auch nur zu selbstkritisch und sehe Widerprüche, die andere nicht als solche empfinden.
Jedenfalls gingen mir diese Widersprüche so auf den Keks, dass ich einen guten Teil des Kapitels einfach neu geschrieben habe. Geht schneller, als an allen Ecken und Enden herumzudoktorn. Inhaltlich ist das Kapitel allerdings gleich geblieben. Lediglich die Ausarbeitung ist leicht verändert worden. Bin jetzt deutlich zufriedener als noch vor ein paar Stunden. Etwas verbessern zu können, motiviert mich ungemein. Ich bin schon sehr gespannt, was meine Testleser zur finalen Version meines Romans sagen werden. Die wird zwar dieses Jahr noch nicht fertig, aber hoffentlich 2022 oder 2023.

Und wisst ihr, was mich noch schockiert? Das Cover. Ich kriege die Krise, wenn ich nur daran denke. Vermutlich muss ich doch jemanden dafür beauftragen, weil mein Hang zur Selbstkritik mich schon seit Jahren keine Bilder mehr fertigstellen lässt. Alles bleibt eine ewige Baustelle, aber mein Roman braucht definitiv ein Cover. Also is' nix mit ewige Baustelle.

Ich fasse es nicht! Da öffne ich eine Datei einer meiner Testleserinnen, um ihre Kritik noch einmal für die Überarbeitung eines Kapitels durchzulesen, und was sehen meine Augen da? Die ist von 2019. Verdammte zwei Jahre schlummert diese Datei schon auf meiner Festplatte, darauf wartend, dass ich endlich in die Pötte komme. Mann, ist das peinlich. Ich war überzeugt davon, die Datei "erst" letztes Jahr bekommen zu haben.

Natürlich hatte ich sie mir damals durchgelesen, aber bei inzwischen 30+ Kapiteln, kann ich schlecht an allen gleichzeitig arbeiten, wenn ich nicht den Überblick verlieren will.

Jetzt fragen sich vielleicht manche, die dieses Geschreibsel hier lesen, ob ich nicht längst im Chaos untergegangen bin. Nein, davon bin ich zum Glück weit entfernt. Es mag sich um ein Großprojekt handeln, aber ich gehe strukturiert an die Sache heran und arbeite mich Zeichen für Zeichen vor. Dieses Buch schreibe ich noch in diesem Leben zuende.

Die einzige Sorge, die ich habe, ist, dass meine Lieblingstestleser nicht den gleichen langen Atem haben wie ich und das Interesse an meiner Geschichte verlieren. Und da ist die große Frage: Werkele ich an den neuen Kapiteln und lasse die bisherigen Kritiken noch länger unangetastet oder sollte ich nicht erst mal den Stapel abarbeiten?

Zwei Jahre! Unfassbar!