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Leseprobe

Die Atlantis Protokolle

gesammelt von Oma Rocca

 

Mappe 2

Isch!

Oder erwischt auf dem falschen Fuss?

Aus dem Henoch von Jimi Wunderlich

 

Die Rubriken:

A = Jahwe, Satan & Yog Sothoth

B = Isch

C = Toth durch die irdische Zeit

D = Das Atlantis Institut und die Menschen

E = Die Tokker

F = Die Aufgestiegene

G = Sauris & Salis


A. Der verrückte Weg nach Hause

Jahwe hatte ganz schön einen geladen. Seine letzte Sause war Ewigkeiten her. Wie lange hatten sie eigentlich gezockt? Blöd, wenn man alle Zeiten auf einmal sieht. Dadurch ist man praktisch nicht in der Lage herauszufinden, wieviel Zeit real vergangen war. Alle Zeiten waren immer vergangen und standen immer bevor – gleichzeitig.

Diese Zeiten, die können selbst einen Gott verrückt machen, erst recht einen Möchtegerngott. Hinzu kam, dass sich alle Räume mit der Zeit ausdehnten, sich jedoch niemals zusammenzogen. Es schien, als ob er das Zentrum des Raumes war. Und sogar aller Zeiten? Oder wuchsen Räume und Zeiten aus ihm heraus? Auf solche verrückten Gedanken kam Jahwe immer, wenn er mal etwas über den Durst getrunken hatte. Doch das war mal wieder notwendig gewesen und mit Satan und Yog Sothoth konnte er so viel Spass haben. Kritisch wurde es immer erst hinterher. Wenn er sich seinen Weg nach Hause denken musste. Nie verlief der so, wie Jahwe ihn sich ausdachte.

War diese Bar ‚Bra‘ auf dem Hinweg zum Pub bereits hier? Lag die normalerweise nicht ganz woanders? Und der Haufen Streusand vor ihrer Tür? Irgendwie kommt ihm das bekannt vor, wie schon mal gehört. Da hätten sie nicht so weit laufen müssen, bis zu ihrem Pub. Diese Bar wieder mal auszuchecken, könnte den Spass erhöhen. Wenn Jahwe doch einmal für ein paar Sekunden geradeaus denken könnte. Fällt schwer mit dem Kopf voller Nektar. Da dreht sich einem die Birne. Huuhh, wo kommen all diese Birnen auf einmal her? Ist ziemlich glitschig über reife Birnen laufen zu müssen, und dies bergauf. Warum ging er diesen Weg? Gab es vielleicht einen anderen? Jahwe sollte sich besser konzentrieren. Betrunken sich einen Weg auszudenken war die Hölle. Also mehr das Ding für Satan. Dessen Kosmos bestand nur aus Feuer. Keine normalen Universen drin oder so. Satan hatte einen der besten Jobs. Er musste nur dafür sorgen, dass sein Kosmos ständig lichterloh brannte. Auf immer und ewig. Was soll dieses Feuer dort vorne? Jahwe konnte sich nicht erinnern, dass es vorhin hier gebrannt hatte, nicht einmal vor wenigen Sekunden. War es einer seiner brennenden Rauschgedanken? Wo blieb das Löschwasser? Und schon rauschte es den Berg runter und riss Jahwe von den Füssen.

Nun musste er sich ein zweites Mal diesen Berg hinauf kämpfen. Wieso war dieser Berg immer nur hier, wenn er getrunken hatte? Nüchtern dachte Jahwe nie an Berge. So etwas brauchte er nicht im normalen Leben. Mit klarem Kopf waren selbst die Wege kürzer. Woran dies wohl lag? Waren betrunkene Gedankengänge länger als die nüchternen? Oder konnte er sich nicht konzentrieren? Und deshalb waren seine trunkenen Wege deutlich besser ausgeschmückt? So in der Art von der Bundes-Lade zur Schoko-Lade, und von Karamel zur Kara Mel. Der hatte Isch gerade eines der jungen Alle übergeholfen. Ob dies eine Beförderung war?

Jahwe war vollkommen zufrieden mit seinem Kosmos, ein All würde er nicht haben wollen. Viel zu viel, auf das er aufpassen müsste. Diese Zeit würde beim Zocken fehlen. Auf der anderen Seite könnte er Satan einen seiner Kosmen zuteilen. Dessen ruhigen Zeiten wären dann vorbei. Oder Yog Sothoth endlich mit etwas beschäftigen. Dem hatte Isch das Nichts übertragen. Yog Sothoth hatte ständig nichts zu tun. Dabei jammerte Isch immer, dass ihm Leute fehlten. Yog Sothoth könnte mit etwas beauftragt werden, und nicht nur mit dem Nichts. Doch der behauptete, dass er den umfangreichsten Job von allen hätte. Überall gäbe es Nichts. Weil Alle waren unendlich, und das Nichts ging über Alle hinaus.

Jetzt hatte Jahwe zu lange über Nichts nachgedacht. Der Weg war weg. Er schwebte im Nichts. War dies das Nirvana? Von dem Shiva immer redete. Keiner von ihnen hatte dies bisher hinbekommen. Nur Shiva, und der sagte, wenn man ihn fragte, dass man an nichts denken sollte, um sein persönliches Nirvana zu finden. Jetzt verstand Jahwe. Nicht an nichts denken, sondern an Nichts denken! Aber warum hatte selbst Yog Sothoth Probleme mit dem Nirvana? Jahwe war es jetzt einfach so passiert. Er wollte nach Hause und auf einmal entschwebte er im Nirvana. Oder war er nur sturzbetrunken? Und das hier ist gar nicht das Nirvana? Schwebte er auf Wolke Sieben? Nee, jetzt schwebt er auf einer Wolke. Nochmal an Nichts denken, und die Wolke ist weg. Kein Weg da. Und da ist er wieder und der Berg ebenfalls. Oben steht sein Haus. Kann das nicht mal umgedreht sein? Jetzt steht Jahwe auf dem Berg. Das ist schlimmer, bemerkt er. Betrunken heil den Berg runterkommen. Dafür benötigt er ausreichend Laternenpfähle. Da sind sie. Nun nur noch von einem Pfahl zum nächsten. Wird nicht einfach...

Irgendwie kann er die Spur nicht halten. Die Pfähle stehen jedoch alle in einer Reihe. Er sollte zurück ins Nirvana und eine Weile ausruhen. Ausnüchtern wäre der bessere Begriff. An Nichts denken. Klappt nicht mehr. Dabei gibt es viel mehr Nichts als Etwas. Überall um ihn herum ist hauptsächlich Nichts. Dennoch bleiben der Berg und die Laternen.

Wo ist das Nichts, wenn man es braucht? Shiva schafft das ohne Probleme. Warum er nicht? Nichts hinzubekommen, kann doch nicht so schwer sein. Scheint es aber. Vor wenigen Minuten hatte es funktioniert. Als er nicht ins Nirvana wollte. Jetzt will er und das Nirvana ist nicht mehr dort, wo er es gerne hätte.

Dann setzt er sich halt und prüft nach, ob seine Lider Löcher haben. In dem Moment fällt ihm ein, gesungen hatte er lange nicht mehr. Ein Stimmtest könnte Spass machen. Nur was singen? Nun hat er einmal Lust zum Singen und ihm fallen keine Lieder ein. Die Rübe ist total leer. Es würde ihn eh keiner hören. In seinem Kosmos war er meist alleine unterwegs. Erst recht, wenn er einen sitzen hatte. Wen denn? Wen hatte er sitzen? Er sass ganz alleine hier...

Die Laternen verlöschten eine nach der anderen. Dunkelheit breitete sich aus. Verheerend wenn man betrunken ist. Man verliert jegliche Orientierung, und alles beginnt zu schaukeln. Das kann übel ausgehen. Es werde Licht. Da gab es einmal einen, der hatte genau diese letzten Worte ausgesprochen – erinnerte sich Jahwe. Wahrscheinlich hatte der kurz vorher noch etwas getrunken...

Wenn er ein Bett hier hätte, könnte Jahwe einen Fuss raushalten. Dies hilft ein wenig gegen die Schaukelei, wusste er von früher. Doch Betten brauchten sie hier nicht. Er hatte nicht einmal eines in seinem Haus. Dies war ihm ziemlich schnell aufgefallen – sie hatten nach dem Aufstieg keinen Bedarf mehr an Schlaf. Manchmal war ein Bett zwar für andere nette Dinge nütze – nur dafür hatte er keine Zeit gehabt, bisher. Immer war er mit irgendetwas beschäftigt. Auch begegnet er den Anderen viel zu selten. Es gab zwar ausreichend Auswahl, nur das Interesse war nicht wirklich da. Satan und Yog Sothoth, ja – aber nur zum Zocken. Manchmal traf er noch Isch oder Shiva. Das war es schon. Dass es eine Kara Mel gab, wusste er nur wegen ihres lustigen Namens. Karamel hatte er früher geliebt. Gab es nach dem Aufstieg ebenfalls nicht mehr.

Warum fallen ihm jetzt all die Dinge ein, die er seit dem Aufstieg vermisste? Sie hatten doch ein schönes und ewiges Leben. Jeder passte auf seinen Kosmos, oder All auf – das war es. Mehr war nicht zu tun. So richtig gelangweilt hatte er sich nie - in der gesamten Zeit. Und jetzt, trunkig unten angekommen, fielen ihm viele Sachen ein, die es nicht mehr gab. Er war doch nicht etwa deprimiert? Weshalb? Ihm ging es gut, um nicht zu sagen blendend. Dennoch fehlte ihm so Einiges, wie er gerade festgestellt hatte...

Er öffnete seine Augen. Seine Lider hatten keine Löcher. Da sah er Yog Sothoth von Weitem. Eigentlich sah er nur dessen Augen. War gruselig. Die schwebte im Nichts. War dies wieder sein Nirvana? Warum dann Yog Sothoths Augen? Okay, er war für das Nichts verantwortlich. Aber musste der ihm beim Ausruhen zusehen? Dies war sicher nicht sein Job. Darüber hinaus müsste Yog Sothoth mindestens genauso trunkig sein, wie er selbst. Jetzt zwinkerte der ihm sogar zu. Was sollte dies? Was meinte das? Jahwe schloss seine Augen wieder. Yog Sothoth musste er jetzt nicht sehen. Das Schweben im Nichts war angenehm. Nur etwas schauklig, und jetzt auch schaurig - wegen der Augen von Yog Sothoth. Vergiss ihn!

Vielleicht sollte er einmal Verbindung zu Kara Mel aufnehmen? Nur wie? Wo konnten er sie treffen? Zu sich nach Hause konnte er sie schlecht einladen, und saufen wollte er nicht mit ihr. Diese Bar ‚Bra‘ mit dem Streusand vor der Tür erschien ihm ebenfalls nicht richtig. Für sie sollte er sich etwas Neues einfallen lassen. Falls sie ihn überhaupt treffen wollte. Vorher musste er sie jedoch irgendwie erreichen, um sich zu verabreden. Eine Art Alle umspannendes Telefonnetz hatte er bisher nicht entdeckt und nicht davon gehört. Schon klingelte es in seinem Nirvana. Nur wo? Es klingelte und klingelte und Jahwe sah nichts. Da war nur Nichts um ihn herum. Nur Nirvana. Das Klingeln jedoch nervte mit der Zeit. Es hörte und hörte nicht auf. Vielleicht sollte er seine Augen wieder öffnen. Ein Telefon sah er trotzdem nicht, auch nichts, was hätte klingeln können. Er sah nur Nichts. Also rief er einfach ‚Ja‘ in das Nichts.

Und erhielt eine Antwort: ‚Kara Mel, wer ruft da an?‘

Also so funktionierte das. Ohne Leitungen und Hörer und so. Einfach miteinander reden. Man denkt an den Anderen und hat ihn sofort an der Strippe. Oder was?

‚Hier ist Jahwe. Wollte mal hören wie es dir so geht, im neuen Job.‘

‚Na wie schon – auch nicht anders als vorher. Immer nur zuschauen und stricken.‘

‚Du strickst?‘

‚Was denn sonst? Du nicht?‘

‚Und wo schaust du zu?‘

‚Yog Sothoth sagt, du hättest den Trick mit dem Nirvana raus?‘

‚Wo schaust du zu?‘

‚Erst erkläre mir den Trick mit dem Nirvana, danach erzähle ich dir, wo ich zuschaue.‘

‚An Nichts denken! Also wo schaust du zu?‘

‚Zuerst, wie ist der Trick?‘

‚An Nichts denken!‘

‚Was soll das?‘

‚So kommst du ins Nirvana.‘

‚Kapiere ich nicht.‘

‚Ich auch nicht, aber es funktioniert.‘

‚Ihr seid alle bekloppt. Yog Sothoth meldet sich ständig, weil er an mir lecken will. Du sagst mir, ich soll nicht denken.‘

‚Nein, nicht nicht denken. An Nichts denken!‘

‚Das ist mir zu blöd.‘

‚Aber es funktioniert.‘

‚Ach, halt die Klappe!‘

Und legte auf.

Weiber! Jahwe verstand es doch auch nicht. Aber es funktionierte. Wieso wollten immer alle alles ganz genau wissen? Nun gut, bei der braucht er sich nicht mehr melden. Mit der kann er zumindest nicht wirklich reden. Die ist ihm zu schnell genervt. Es gibt sicher andere Frauen, die ihm mehr liegen. Muss er nicht heute klären. Nach Hause wollte er. Muss aber nicht. Im Nirvana rumschweben ist viel angenehmer...


D. Tarot, oder Nicht-Tarot, das ist hier die Frage

Toth mag keine Karten, schon gar nicht Tarot. Er ist nicht aus Ägypten und zu jung, um einer der Alten zu sein, eigentlich. Er stammt nicht aus Atlantis, er war nicht einmal auf der Erde geboren, sondern in einem der frühen Computerspiele. In Tethris, dem Tokkerplaneten. Wirklich im Planeten. Die Tokker lieben die Natur und deshalb bauen sie ihre Städte in die Tiefe anstatt in die Höhe - wie alle anderen Zivilisationen. Ihr gesamtes Leben spielt sich in den Tiefen ab. Lediglich zu besonderen Anlässen begeben sich die Tokker auf die Oberfläche, um sich an der ursprünglichen Natur ihres Planeten zu erfreuen. Eigenartige Leutchen. Mit den Menschen verwandt, und doch keine Menschen...

Toth ist ein Mensch. Seine Vorfahren stammten von der Erde, genauer aus dem ehemaligen Russland. Weshalb sie wohl nach Tethris gingen. Dieser Name klang ihnen vertrauter als all die anderen Namen der Welten drum herum. Mit der Zeit gewöhnten sie sich an das Leben in Tethris. Toth nicht, weshalb er später zurück zur Erde ging, um am Atlantis Institut zu arbeiten und Inanna kennenlernte. Jetzt, drei Monate nach ihrer Rückkehr von einem wilden Ritt durch die Zeiten, war er endlich mit ihr zusammengezogen. Im Augenblick stand sie vor ihm und reichte ihm ein Kartenspiel, eine Tarot-Version. Ob er sich erinnern könne? Da war mal was, ist ein paar hundert Jahre her, er wollte ein Spiel des Lebens entwickeln. Ob es dieses sei, wollte sie wissen.

In diesem Moment bekam er wieder einen dieser nervigen Flashbacks. Er sah sich in einem dunklen Zimmer sitzen, bei Kerzenlicht, irgendwo im Nordosten Afrikas. Draussen war es bullig heiss und trocken. Toth dachte über ein Spiel nach, mit dem man die verschiedenen Möglichkeiten, die sich in einem Moment boten, auf ihre Wahrscheinlichkeiten hin ausprobieren konnte. Er hatte damals begonnen, ein solches Spiel zu entwickeln, konnte sich aber beim besten Willen nicht erinnern, ob es ihm gelungen war. Es sollte ein Kartenspiel werden, für mehrere Mitspieler. Die Version in Inannas Hand war nicht als Kartenspiel konzipiert. Man zog eine bestimmte Anzahl Karten und legte sie vor sich auf den Tisch. Anschliessend schlug man in einem Buch nach, was diese Konstellation für die eigene Zukunft bedeuten könnte. Das war nicht, was Toth damals vorhatte...

Etwas blitze in seinem Gehirn auf. Hatte er sich nicht einige Jahrhunderte später ein weiteres Mal mit diesem Spiel beschäftigt? Als dieser Bekloppte, der es unbedingt neu erschaffen wollte und keine Ahnung von der eigentlichen Bedeutung hatte. In einer sogenannten Alten Schrift hätte der etwas darüber gelesen. Das Spiel an sich war bereits in Vergessenheit geraten, doch dieser Typ hatte die Idee, es neu zu erschaffen. Dabei hatte er diese Alte Schrift heftigst mistverstanden. Er machte daraus etwas Neues. Etwas, was Toth nie wollte. Jetzt war es keine Entscheidungshilfe mehr, sondern eher eine Richtlinie, wie man was in Zukunft tun sollte – was obendrein möglichst von einer zweiten Person hineininterpretiert werden sollte. Die paar Deutungshinweise im Begleitbuch für die Karten waren lediglich Richtlinien, die zweite Person sollte diese Empfehlungen auf die betroffene Person anwenden. Dabei durfte diese durchaus von diesen Vorschlägen abweichen... Gerade diese falsche Version hatte sich nun durchgesetzt. Okay, die Leute in Atlantis benutzten es hauptsächlich zum Spass und nicht für das, was dieser Typ damals vorhatte. Jedoch auch nicht für das, was sich Toth damals gedacht hatte.

Woher wusste Inanna, dass er sich einmal mit einem Spiel diesen Namens beschäftigt hatte? Er konnte sich nicht erinnern, dass sie in einer dieser zwei Zeiten bei ihm war. Egal. Nachdem sie diese drei Zokker zu einem der wohl schrägsten Zeitmomente überhaupt getroffen hatten, diese drei äusserst unangenehmen Leute, mochte er keine Karten mehr. Diese Drei schienen nichts anderes im Kopf zu haben als ihre Karten, und es ging bei ihrem Spiel um verrückte Einsätze, nicht unbedingt um Geld. Da hatten andere Dingen auf dem Tisch gelegen. Etwa ein altes Hemd, welches seinem Hemd heute verdächtig ähnlich sah. Ein Paar Schuhe, wie man sie in Atlantis trug. Alles war extrem seltsam gewesen an dieser Situation.

Z. B. war einer der Pförtner des Institutes dort gewesen, und nach ihrer Rückkehr von ihrer Zeitreise konnte der sich an nichts erinnern. Er hatte nichts von alldem mitbekommen. Die gesamte Zeit hatte er in seinem Häuschen am Eingang zum Institutsgelände gesessen und auf die Pyramide aufgepasst, damit die niemand aus Versehen einsteckte und mit nach Hause nahm – was hätte er sonst tun sollen? Dieser Moment war der absurdeste auf ihrem gesamten Trip. Weil einerseits konnten sich ausser ihm und Inanna niemand an diesen Augenblick erinnern. Keiner von den Anderen. Zwei aus zweiundvierzig. Andererseits schien ihm, dass dieses Erlebnis ihrer Rückkehr unmittelbar vorausging. Dies musste eine Bedeutung haben. Wer war mit ihnen dort? Welche Rolle spielte dieser angebliche Pförtner? Es wäre sicher gut, mit diesem Typen zu reden...

Genau dies liess Toth keine Ruhe. Selbst Poseidon, Isis und die meisten der Anderen gaben nicht nach. Allen war irgendwie bewusst, dass es ein Schlüsselereignis gewesen sein muss. Obwohl keiner von ihnen dabei war.

Und: Laut ihren Berechnungen hätten sie nie auf eine Zeitreise gehen dürfen. Zeit spielte in den vorgegebenen Formeln keine Rolle. Trotzdem musste es eine Verbindung zur Zeit geben. Ansonsten hätte das Experiment einen anderen Verlauf genommen. Lagen dem Experiment etwa Dinge zu Grunde aus einer unbekannten, neuen Physik? In diesem Fall würde viel Arbeit auf sie zukommen, Kopfarbeit. Hatte das Experiment das Tor aufgestossen in andere Dimensionen, die mit der Zeit verbunden sind? Das war, was sie vorgehabt hatten – nur war man davon ausgegangen, dass diese Dimensionen reine Raumdimensionen sind, und nichts mit der Zeit zu tun hatten. Dies war seit Jahrhunderten, seit Newton und Einstein die Basis der Physik. Ein weiterer Hinweis auf eine neue Physik. Vielleicht hätten sie als Erstes die zu erwartenden Dimensionen näher prüfen sollen.

Auf Grund der alten Schrift, die sie zu diesem Experiment geführt hatte, war man deshalb von reinen Raumdimensionen ausgegangen. Dies zu überprüfen, wäre der Job der Theoretiker gewesen. Toth war Techniker und Praktiker, kein Denker. Diese Physiker hätten an so etwas denken müssen. Dieses Buch war geschrieben worden, als die Menschheit noch keine Ahnung von der Zeit und ihren eventuellen Dimensionen haben konnte. Die Zeit – als physikalische Grösse – wurde seit Newton nicht mehr mit dem Universum in Verbindung gebracht. Sie wurde nur als Illusion betrachtet. Diese Schrift sollte angeblich viel, viel älter sein. Dass es mehrere Zeitdimensionen geben könnte, die eventuell sogar einen eigenen Raum bildeten, ist eine verdammt junge Idee, und bewiesen ist diese Idee bisher nicht. Nur Wenige glauben daran. Eventuell könnten die Ergebnisse des Experimentes diesen Beweis liefern. Und wieder: Alles läuft auf eine neue Physik hinaus. Dies schien den Anderen inzwischen ebenfalls bewusst zu werden.

Der Druck, ihre Berechnungen neu zu prüfen, war nicht mehr so gross wie direkt nach ihrer Rückkehr. Auf der anderen Seite hatte keiner von ihnen einen blassen Schimmer, auf was diese neue Physik hinauslaufen könnte. Niemand traute sich, diesen Gedanken laut auszusprechen. Derjenige welcher könnte sich eine Blösse geben. Zeigen, dass man nicht so klug war, wie man tat. Sollten sie anfangen, völlig neu zu denken? Waren gar alle Dimensionen Zeitdimensionen? Und erst die Zeit erschuf den Raum? Ist etwa ohne die Zeit kein Raum möglich? Die Geschwindigkeit des Lichtes ist eine Konstante, zumindest in ihrem Universum. Man könnte sozusagen jede Entfernung dadurch messen, wie lange das Licht brauchte, um diese zurückzulegen. Selbst die Grösse seiner Wohnung. Nur macht dies keinen wirklichen Sinn. Eine Fusslänge klingt sinnvoller als 10-9 Sekunden. Wenn man jedoch z.B. einen Meter darüber definiert, wie lange das Licht benötigt, um diese Entfernung zurückzulegen, käme man zwar technisch in Bedrängnis, falls man dies mit einer Stoppuhr ausmessen wollte – aber alle Entfernungen in den physikalischen Formeln wären Zeitspannen und nicht wie bisher eine Entfernung, im universalem Maassstabe. So würde jede der Dimensionen zu einer Zeitdimension - inklusive der bekannten Raumdimensionen. Dazu müsste nur jedes Mal eine Richtung mit angeben, wie bei den Raumdimensionen. Falls es wirklich so ist, würde sich vieles einfach erklären lassen. Anderes, was bisher gut funktionierte, könnte wiederum eventuell unmöglich werden. Oder nicht? Dies liesse sich sicher prüfen. Toth konnte es sich leisten, diesen Gedanken während des nächsten Meetings laut auszusprechen. Er war weder Physiker noch Theoretiker und konnte das Recht beanspruchen, sich zu irren, ohne gleich als Depp da zu stehen. Wird sicher lustig. Alle werden ihn wahrscheinlich für verrückt erklären, und falls sich sein Gedanke später als der richtige erweist, wird sich niemand mehr daran erinnern, dass er derjenige war welcher...

Egal, Inanna wird trotzdem nur mit ihm das Tarot ausprobieren, und vieles mehr. Dafür kann er spielend auf Lob verzichten, dafür dass er vielleicht die Sicht auf das Universum und alles drum herum entscheidend veränderte. Erstaunlich, wozu diese Frau fähig ist. Er war stolz auf ihre Verbindung, stolzer auf jeden Fall als auf neue Ideen zur Physik. Wozu brauchte er irgendwelche Ehrungen für cleveres Nachdenken, wenn er mit einer Frau wie Inanna zusammenleben durfte?

Er überlegte, wie er sich das mit dem Tarot-Spiel gedacht hatte. Die Karten einfach auszulegen und danach zu interpretieren war ihm zu doof. Er erinnerte sich, dass dies nichts mit seiner ursprünglichen Idee gemeinsam hatte. Erst in einem echten Spiel würde sich zeigen, was man selbst erreichen konnte. Da wirkten äussere Einflüsse, die man selbst nicht beeinflussen konnte. Wie im richtigen Leben. Er war sich nicht sicher, ob eventuell mehr Mitspieler notwendig waren als lediglich zwei. Das Leben ist vielfältiger, es ist nicht nur zweiseitig, schwarz und weiss. Da wirkten unterschiedliche Mächte auf einen. Einige davon waren für einen, andere gegen, und man musste sich durchsetzen. Um dies in einem Spiel darzustellen, müsste es mehr als einen Gegenspieler geben. Es war ebenfalls möglich, dass er daran gedacht hatte, Würfel oder so einzusetzen. Ein Würfel würde einen Zufallsmoment mit ins Spiel bringen, wie im richtigen Leben. Auf der anderen Seite war es nach dem Mischen bereits dem Zufall überlassen, wer welche Karten bekam. Das gesamte Leben ist zufallsgesteuert. Genau dies wollte er mit dem Spiel darstellen. Echte Freunde und Feinde hatte man gewöhnlich nicht so viele. Zufälle passierten jeden Tag. War nicht sogar das Leben an sich ein Zufall? Oder hatte das Experiment nachgewiesen, dass die gesamte Geschichte in irgendeiner Weise vorherbestimmt war? Und dies obendrein nachträglich?

Er sollte endlich einmal aufhören mit dem Mischen und die Karten austeilen. Inanna verzog zwar keine Miene und wartete geduldig. Irgendwie sollten sie anfangen mit dem Spiel, ihm würde schon alles wieder einfallen...


B. Isch relaxed

Isch lehnte sich genüsslich in seinem Angelstuhl zurück und warf die Rute aus. In dem Teich hinter seinem Haus gab es keine Fische, hatte es nie gegeben. Als er sein Grundstück erdachte, sind ihm Fische nicht durch den Kopf geschwommen. Doch selbst ohne Aussicht auf Erfolg beruhigte ihn das Angeln. Obendrein erheiterten ihn die Gedanken von einigen der Einwohner des Weltraumes. Wenn diese so vor sich hin philosophierten und glaubten, dass ihr Universum den gesamten Weltraum ausfüllte. Sie dachten sich zwar manchmal übergeordnete Strukturen aus, Multiversen und so, doch dass es viel mehr als dies gab, unendlich mehr, auf diese Idee war bisher niemand gekommen - auch nicht, dass lediglich die Zeit die Grösse der Räume bestimmen könnte. Darauf war selbst Isch nie gekommen. Dieser Typ, Toth oder wie er sich nannte, erheiterte und erstaunte ihn immer wieder.

Isch war froh darüber, dass Toth bisher nicht erkannt hatte, dass Isch es war, der mit ihm und seiner Inanna bei Jahwe auf der Matte gestanden hatte. Bis heute hat dieser Toth keine Ahnung, wer ihm seine Gedanken ins Ohr flüsterte. Dennoch war Toth in der Lage, eigene Schlüsse zu ziehen – die manchmal selbst Isch irritierten. Wie etwa der Gedanke, dass der gesamte Raum lediglich aus Zeiten bestand. Total verrückte Idee, die jedoch etwas für sich hatte. Was Isch wiederum dazu bewegte, einmal selbst darüber nachzudenken. Keine der ihm bekannten Zivilisationen war bisher darauf gekommen. Sollte dieser Toth etwa in der Lage sein, diese sogenannten Menschen auf höhere Ebenen zu führen? Tod dem Toth!

Dafür hatte Isch sie nicht von Jahwe erschaffen lassen, um dieses total abgefahrenen Experiment durchführen zu können. Jahwe hatte die Idee gehabt, eine Zivilisation zu kreieren, die sich sozusagen rückwirkend in ihrer Vergangenheit selbst erschafft. Als kleiner Spass unter Aufgestiegenen. Diese konnten mit der Zeit spielen – und wollten wissen, ob Nicht-Aufgestiegene dies ebenfalls begreifen können. Doch Jahwe mit seinem Sieb in der Rübe hatte sehr schnell vergessen und ihr Experiment anscheinend nicht weiter beobachtet. Auch Satan, Shiva und all die Anderen verloren bald die Geduld. Lediglich Yog Sothoth wartete wohl geduldig auf die Durchführung des menschlichen Atlantis-Experimentes. Irgendwie musste er gewusst haben, falls zusätzlich einer der Aufgestiegenen da einsteigt, könnte dies zu seiner Befreiung aus dem Turm führen. Sein Erinnerungsvermögen war erstaunlich. Da sollte Isch einmal etwas unternehmen.

Jahwe hatte ihn in eine Singularität gesperrt. Laut dem Verständnis der Aufgestiegenen existierten diese ausserhalb von Zeit und jeden Raumes. Existierten Singularitäten etwa in Dimensionen, die selbst Aufgestiegene nicht erkannten? Damit würde alles viel verrückter werden. Hiesse dies doch, dass es höhere Räume oder gar höhere Zeiten geben müsste. Höhere als die, in denen sie existierten. Oder: Es war alles wie gewohnt und für Yog Sothoth war einfach keine Zeit vergangen, in der er hätte vergessen können. Dies erschien Isch wahrscheinlicher. Dass Yog Sothoth nicht warten musste. Wie auch? Für ihn war es weniger als ein Planckscher Augenblick bis die Beiden mit Isch bei ihm aufschlugen, und ihn wieder aus dem Turm herausholten.

Aahh, also keine höheren Dimensionen. Isch fühlte sich gleich deutlich besser. Hätte er sich doch fast vom Toth in die Irre leiten lassen. Nie war Isch einem Wesen begegnet, welches ihn so irritierte, und Toth war keiner der Aufgestiegenen. Der war nur irgendein Einwohner irgendeines Universums. Einer von einer der unendlich unendlich vielen Zivilisationen. Toth war bedeutungslos...

Isch sollte sich wieder zurücklehnen und seine Pose betrachten. Diese würde weiter so tun, als ob sie kein Wässerchen trübte. Weil sie niemand bewegte. Kein Fisch. Kein Garnichts. Auch kein Windhauch. Alles war wie immer. Isch konnte sich endlich entspannen. So etwas von entspannen, dass er fast durch den Stoff seines Angelstuhls verflossen wäre und sich mit dem Wasser seines Teiches vereinigt hätte. Die Angel fiel ihm aus der Hand. Angestrengt nachzudenken war ähnlich schwierig, wie alles zu vergessen.

Irgendwann musste er sich mal um Fische für seinen Teich kümmern. Damit er einen Grund bekam, aufmerksam zu bleiben. Bis zu einem bestimmten Grade. Auf Alle aufzupassen konnte auf Dauer ziemlich ermüdend sein. Zumal sich Alle vermehrten wie die Karnickel. Es war unendlich viel Platz vorhanden, den sie sich nehmen konnten. Es fehlten Isch nur unendlich viele Aufgestiegene, die auf Alle aufpassen konnten. Aufgestiegene vermehrten sich nicht wirklich. Denen standen alle Zeiten und alle Räume zur Verfügung. Es gab keinen wirklichen Grund, sich mit irgendetwas zu beeilen. Ausser das Isch Vertreter für seine Kosmen und Alle brauchte. Er wollte nicht alles alleine machen. Sich selbst musste er nicht beweisen, dass er unaufmerksam war. Das wusste er. Seinen Vertretern rieb er dies gerne immer wieder aufs Neue unter die Nase, um sich über sie lustig machen zu dürfen. Hin und wieder brauchte Isch etwas zum Lächeln. Einer musste ja den Einwohnern der Universen Tipps geben, wie sie ihrem engen Universum entfliehen und die gesamte Vielfalt des Raumes erkennen können. Deshalb gab er ihnen Hinweise, wie sie seine Leute austricksen konnten. Nur so konnte er den Bedarf an Vertretern decken.

Er hat nie einen von denen bestraft, falls es in deren Kosmos zum Aufstieg kam. Die anderen Aufgestiegenen hänselten die Unaufmerksamen schon ausreichend. Gemobbt wurde überall. Da musste Isch nicht nachhelfen. Er war gar nicht in der Lage, die Deliquenten abzusetzen, da er keinen Ersatz für sie hatte. Dazu müssten sehr viele aufsteigen, unendlich viele – weil so viele Kosmen, Alle gab es. Einer solchen Menge konnte selbst Isch nicht den Weg zum Aufstieg frei räumen. Wie bereits gedacht: Kosmen und Alle vermehrten sich wie die Karnickel, Aufgestiegene dagegen schienen in Abstinenz zu leben.

Hatte es je Nachwuchs unter den Aufgestiegenen gegeben? Gab es überhaupt Pärchen unter ihnen? Irgendwie war da eine Lücke in Ischs Gedächtnis. An so etwas kann er sich nicht erinnern. Er weiss nicht einmal, ob er nach seinem Aufstieg geschlafen hatte. Das war wie lange her? Alle Zeiten des Raumes auf einen Blick zu übersehen hatte manchmal Nachteile. Offensichtlich war Schlafen eines der ersten Dinge, die sie nach dem Aufstieg wegliessen. In seiner bescheidenen Hütte am Teich gab es viele nutzlose Dinge. Ein Bett war nicht dabei. Zumindest hatte er bisher keines gesehen. Er hatte auch keinen der Anderen je im Schlaf übergerascht. Immer sahen sie ziemlich beschäftigt aus, wenn er bei ihnen reinschaute. Meist mit ziemlich sinnlosen Dingen. Wie etwa Angeln in einem leeren Teich. Oder Zocken um Socken. Nur bei Shiva war er sich nicht hundertprozentig sicher. Der mit seinem Nirvana.

Der hatte sich eine Ecke in seinem Kosmos völlig leer geräumt, und schwebte dort praktisch im Nichts. Dachte angeblich intensiv nach. Prüfen konnte keiner, ob er wirklich nachdachte oder nur schlief. Dabei war Shiva der Einzige, den Isch nie austricksen konnte. In dessen All gab es keine Aufsteiger. Diese armen Tröpfe. Sie konnten dem Schicksal ihrer Kosmen und Universen nicht entkommen. Isch würde gerne helfen, doch Shiva fand stets heraus, dass Isch etwas vorhatte und verhinderte es. Es war also mehr als nur wahrscheinlich, dass Shiva in seinem Nirvana wirklich nachdachte und dabei die Augen auf seinem All hatte. Isch könnte ihm weitere Aufgaben geben – damit Shiva eventuell einmal ausreichend abgelenkt sein würde. Doch die Chancen standen gut, dass dies nach hinten losgehen könnte – und Isch bekäme am Ende noch weniger Vertreternachwuchs als er bisher hatte. Aus Shiva wurde er nicht schlau. War er ein Strebertyp? Oder nur so gelangweilt, dass er angespannt auf jede noch so kleine Regung in seinem All wartete? Oder war gar sein Nirvana nichts anderes als ein riesiges, sein All umspannendes Spinnennetz, welches jede falsche Bewegung darin an ihn weiterleitete? So wie das Chaosnetz mit seinen Schicksalsfäden im gesamten Weltraum. Oder nutze Shiva dies gar illegal für seinen Job?

Das Chaosnetz hatte eine andere Aufgabe. Es verband alle Alle durch Zeiten und Räume und sollte einen Zufallsmoment zwischen den Allen, Kosmen und Universen schaffen. Niemand konnte voraussehen, was passierte, wenn man an einem der Fäden zog. Manches Mal geschah absolut nichts, ein anderes Mal stürzten Alle zusammen...

Da hatte Isch eine Idee: Das Chaosnetz ist ein Netz, und wurden nicht Fische mit Netzen gefangen? Er sollte einmal kräftig am Chaosnetz rütteln. Vielleicht fiel ein Fisch heraus, direkt in seinen Teich. Dieser würde hoffentlich nicht gleich an seine Angel gehen – und so wäre Isch wenigstens gezwungen, seiner Rute ein Mindestmaass an Aufmerksamkeit zu widmen. Dagegen spricht, dass bei seinem Talent sicher eine Menge Dinge aus dem Netz fallen würden, alles, nur keine Fische. Wahrscheinlich würde seine kleine Ecke hier so kräftig durchgeschüttelt, dass er sich ein neues Haus mit Teich ausdenken müsste. Dies wäre zwar seine Chance, dann an Fische zu denken – nur müsste dies einfacher gehen...

Sein kleines Grundstück hier kann er jederzeit umdenken. Falls er sich einmal voll konzentrieren könnte. Da ist der Haken. Das Ergebnis wird anders ausfallen, als er denkt zu denken. Isch hatte es nie geschafft, wirklich nur an das zu denken, was er wollte. Immer waren da andere, ungewollte Gedanken. Auf einmal stände ein Hochhaus an Stelle seiner kleinen Hütte, oder Fussbälle würden im Teich schwimmen und wieder kein Fisch. Alles schon vorgekommen. Isch kannte sich. Wenn er angestrengt nachdachte, kam ihm Vieles in den Kopf, woran er ewig nicht gedacht hatte. Er will über das Angeln nachdenken und ihm fällt ein, dass er gerne mal wieder Fussball spielen würde. Sport ist Mord, und da ist die Leiche, in seinem Teiche. Das hätte nicht passieren dürfen. Wie wird er die wieder los? Bevor einer der Anderen auftaucht. Sähe ziemlich dumm für ihn aus. Ein Schwan wäre viel besser gewesen. War der schon vorher da? Und er hatte lediglich geglaubt, der ist ein Leiche? Aber gut so, ein Schwan ist angenehmer als eine Leiche im Teiche...


C. Die Suche beginnt

Merlin sass in seinem Turmlabor und dachte an die Zukunft. Die ferne Zukunft. An seine Gegenwart als Toth, und an die Worte von Artus während des gestrigen Abends. Dieser hatte wieder einmal vom Heiligen Gral gefaselt. Den sollten seine Ritter finden. Dies war dennoch nicht das, was Merlin so befremdlich vorkam. Darüber hatte Artus schon öfter geredet. Dieses Mal hatte er erzählt, was der Gral angeblich konnte: Er sollte Kranke heilen, alle sättigen und – vor allem – ein ewiges Leben verleihen. Genau dies war – kurz gefasst - die Aufgabe des Institutes auf Atlantis. Alle arbeiteten fieberhaft an solchen Geräten, Verfahren und so. Dieser Gral würde also nicht bis zu ihrer Rückkehr gefunden werden. Okay, hier wurden die Menschen im Durchschnitt knappe vierzig, vielleicht fünfzig Jahre alt. In seiner eigentlichen Zeit waren hundertdreissig Jahre die Regel. Viele Krankheiten hatte man bis dahin besiegen können, auch den Hunger überwunden. Nur war dazu Arbeit nötig. Es gab zwar Geräte, welche Essen aus Luft und einer Handvoll Dreck erschufen – wie es der Gral angeblich konnte. Doch gegen Krankheiten musste man wieder aktiv etwas unternehmen, und ewig lebte niemand. Ausser vielleicht Toth und seine Mitreisenden. Immerhin waren sie faktisch bereits seit Jahrmillionen unterwegs. Bestand da etwa ein Zusammenhang?

Von diesem Gral hatte Toth immer wieder gehört. Selbst in der Steinzeit redete man über einen Gegenstand, der ihm glich. Der schien ein ewiger Traum der Menschheit zu sein. Immer wurde er irgendeinem höheren Wesen zugeschrieben. Welches ihn angeblich auf der Erde hinterlegt hätte. Lediglich seine Bezeichnung änderte sich mit den Zeiten, und sein Aussehen. Mal war es eine Art Jungbrunnen, mal ein Kelch. Jedoch in keiner der anderen Zeiten wurde so intensiv nach ihm gesucht wie von Artus und seinen Rittern. Selten war er mehr als eine Geschichte, die man sich erzählte, eine Art Wunschtraum. Artus wollte ihn um jeden Preis.

Wer war Artus also wirklich? Die meisten seiner Ritter kannte Merlin vom Experiment. Ebenfalls einige andere am Hofe, und ein paar, die mit ihm zu tun hatten. Doch Artus schien Artus zu sein, und nicht aus Atlantis. Oder hatte man ihr Experiment später wiederholt? Und Artus war aus einer dieser späteren Reisegruppen? Wusste er mehr als sie? Irgendetwas war so gar nicht richtig hier. Vor allem die Aussage Artus‘, dass er diesen Auftrag von seinem Gott erhalten hatte. Dieser hätte ihm ein Bild des Grals gezeigt. Wer war

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: 2018, Jimi Wunderlich, Die Wunderlich(e) Edition
Lektorat: 2018, Jimi Wunderlich, Die Wunderlich(e) Edition
Tag der Veröffentlichung: 14.03.2018
ISBN: 978-3-7438-6184-8

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Stephen Hawking!

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