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Interview mit Gittarina

Interview mit Gittarina

 

 

Heute bin ich vollkommen aufgeregt ...! Denn ich darf Gittarina besuchen. Ja! Genau die! Endlich habe ich ihr Haus erreicht und drücke zögernd den Klingelknopf ...

 

Ja, hallo Cora, freue mich doch schon auf Deinen Besuch ... komm rauf und mache es Dir gemütlich. Will’ste Kaffee, Tee oder lieber was anderes?

 

 

Sprachlos nehme ich die liebe Gitta erst mal in den Arm und freue mich volle Kanne! Du ahnst gar nicht, wie sehr ich mich auf unser Interview gefreut habe! Die Wohnung ist total gemütlich und einen schönen Balkon gibt es auch! Gerne nehme ich einen Kaffee und werde von Naila, ihrer Katze, erst einmal von oben bis unten abgecheckt. Natürlich weiß ich, wie tierlieb Gitta ist und Naila genießt das auch ...!

Alles scheint perfekt. Ob es das ist, frage ich gleich mal nach …

Sind Katzen deine Lieblingstiere? Oder welches findest du am besten?

 

 

So richtig Lieblingstier? Weiß ich gar nicht, hatte ab dem 5. Lebensjahr immer einen Hund – die Frage nach einer Katze stellte sich gar nicht erst, weil meine Mutter absolut keine Katzen mochte. Ich habe mit etwa 7 Jahren eine Minimieze im Garten gefunden und war stolz wie Oskar – am nächsten Tag war sie weg ... ich habe zwar nachgefragt – aber keine plausible Erklärung bekommen.

 

 

Wie schrecklich! Da hat man immer Hoffnung, Skepsis und Ungewissheit in einem …! Wie bist du denn zu Naila gekommen?

 

 

Vor Naila gab es schon einige zuvor – die erste hatte mein Sohn draußen gefunden und mitgebracht, das war Stiefelchen – ein Grautier mit ganz dunklen Pfoten. Sie verschwand nach unserem Umzug von Sindelfingen nach Bad Mergentheim einfach so ... es gefiel ihr hier wohl nicht! Danach gab es auch weiterhin immer Miezemaus‘ aus dem Tierheim. Am längsten hatten wir Sheila, eine vornehme Perserin, die anfangs vor Stolz kaum laufen konnte – und nach und nach zu einer ganz normalen Streunerin wurde. Sie musste natürlich auch irgendwann abdanken – und nun ist Naila auch schon wieder fast 8 Jahre da. Wir, meine Freundin und ich, hoffen, dass sie noch ein Weilchen bleiben wird.

 

 

Das wünsche ich Euch! Nach meinem Empfinden bist du ein BookRix Urgestein, ohne das ein freundliches Miteinander in der Community und natürlich vor allem in deiner Biogruppe gar nicht möglich wäre. (Für alle, die mich jetzt nicht sehen: Ich meine das sehr positiv und mit einem breiten Grinsen)

Wie lange bist du tatsächlich dabei und wie bist du zu BookRix gekommen?

 

 

Da muss ich etwas ausholen – das hat nämlich wirklich eine Vorgeschichte:

Ich habe erst sehr spät studiert – die Ehe war erledigt – und um nebenbei noch ein paar Kröten zu verdienen, habe ich Rezensionen en masse geschrieben – im Stuttgarter Raum gibt es wahrlich genug Theater-, Musik-, Kunst- und sonstige Veranstaltungen – damit habe ich mir die Nächte um die Ohren geschlagen.

Das war wohl so eine Art Training für mich. Irgendwann meinte meine Tochter, die schon immer tolle Schreibideen und schon einiges veröffentlicht hatte: „Mom, nun schreib doch endlich mal Deine Geschichten auf – bevor Du abkratzt oder keinen Bock mehr hast!“ Da war ich Anfang 40 und hatte die erste Ca-Op (Krebs OP) hinter mir.

Eigentlich habe ich sie ja immer dazu ermuntert – nun drehte sie den Spieß um, allerdings nur mit mäßigem Erfolg, ich war noch nicht soweit.

 

 

Hast du denn vor BookRix schon Bücher geschrieben? In einem anderen Forum oder für einen Verlag?

 

 

Nein, Bücher nicht, nur Rezensionen und Kolumnen für die Zeitungen im Stuttgarter Raum.  Das änderte sich erst mit meinem Umzug nach Bad Mergentheim und meiner Tätigkeit als Psychologin in einer der hiesigen Kliniken. Durch Zufall geriet ich in ein Frauenforum und freundete mich mit Angela und Geli an. Geli war dann zuerst auch bei BookRix, holte meine Tochter Katja und mich dann im Januar 2011 dazu und ich animierte dann Angela und noch einige wenige aus diesem Frauenforum. In erster Linie ging es mir damals aber noch um meine Tochter Katja, um ihr halt ein Forum zu schaffen, in dem sie ihre Werke vorstellen konnte und ein Feedback zu ihrer Schreibe bekommen konnte. Für meine ersten – vorsichtigen – Versuche, hier Fuß zu fassen, veröffentlichte ich zunächst einige meiner Kolumnen, die ganz gut ankamen. Und in der damaligen Biogruppe habe ich mich auf Anhieb sehr wohlgefühlt und dort auch bei den themenbezogenen Wettbewerben mitgemacht.

 

 

Und damit fing die Schreiberei erst richtig an. So etwa ein Jahr später übernahm ich die Biogruppe und je nach Thema ergänze ich dann auch meine Vita. Da durch die jeweilige Themenvorgabe auch jeweils andere Zeiten und Geschehnisse gefragt sind, wird es nicht langweilig, denn meine Erinnerungen einfach so nach und nach runter zu schreiben ... ich glaube, dazu hätte ich keine Lust und käme auch nicht weit.

Ab und zu ging ich mal ‚fremd‘ und schrieb auch zu anderen Themen, aber das waren stets Ausnahmen. Ich bin keine Erzählerin und mit meiner Fantasie ist es auch nicht so dolle – also für andere Genres tauge ich nicht.

Habe mich durchaus schon mal an kleine Verse gewagt ... die waren dann aber so kurz und bündig, die würden jeden Schüler freuen, der sie auswendig aufsagen müsste. Oder Kurzgeschichten – ab und zu klappt es, aber mehr als selten. Spaß machen mir allerdings Drabbles, die finde ich reizvoll, weil es auf eine Pointe ankommt, die auch wirklich sitzen muss.

 

 

Das stimmt. Deine Drabbles sind richtig klasse und bereiten dem Leser, neben deinen sehr interessanten Geschichten, viel Freude. Ein bewegtes Leben, von dem wir nach und nach erfahren.

„Die Eltern prägen einen Menschen“, heißt es. Ist da für dich etwas dran? Ich weiß, dass deine Beziehung zur Mutter nicht einfach war und dein Vater sich nicht zuständig fühlte. Du hast ein Foto von ihm auf deiner Facebook Seite und er sieht toll aus …! Gibt es eigentlich auch eine Geschichte über ihn? Über deine Mutter habe ich auf jeden Fall schon mal eine gelesen.

 

 

Ja, Cora – die gibt es ... insgesamt sind es mindestens drei und in meinen Büchern über meinen in groben Zügen erzählten Lebensweg kommt er natürlich auch vor. Er war sehr wichtig für mich, hatte bei mir – da meistens abwesend – natürlich eine gehobene Sonderstellung ...

 

Das ist nur mal ein Buch über ihn ... er ist leider auch recht früh verstorben, wie auch meine Mutter ... https://www.bookrix.de/_ebook-gitta-rina-filou-am-fluegel/

Filou am Flügel von gitta rina

In memoriam an meinen Vater, der die wichtigste Bezugsperson in meiner Kindheit war. Er war ein wunderbarer Vater, aber nie und nimmer ein treuer und braver Ehemann, das erschwerte so manches.

 

Die Zeit mit ihm, auch hinter den Kulissen, war sicher spannend. Hast du da auch besondere Bekanntschaften knüpfen können? Damit meine ich nicht nur Männer ,-) oder war dir diese Szene wegen ihrer Oberflächlichkeit zu suspekt?

 

 

Ja natürlich – ich war ja meist in den Sommerferien bei ihm, egal wo er gerade wohnte (Berlin, Hamburg, Frankfurt) und habe mit ihm auch eine ganze Weile zusammen in Köln gewohnt. In diesen Zeiten bin ich natürlich vielen Musikern, Komponisten und Künstlern begegnet. Interessant war für mich, was so aus den Anfängen mancher Stars und Sternchen unter seiner Obhut geworden ist. Nur ein paar kleine Beispiele: bei Esther und Abi Ofarim war ich bei ihrer allerersten Vorstellung in Köln dabei, ebenso beim zunächst gescheiterten Versuch von Howard Carpendale – bei der ersten Kölner Hitparade für Karnevalisten gewann die Bläck Fööss-Gruppe. Mit Conni Froboess war ich in Berlin schon als Kind befreundet – und mein Vater hätte auch mich gerne mit ihr singend vermarktet – aber er sah ein, dass ich einfach keine verkaufsfähige Singstimme habe. Im Laufe der Jahre kamen da einige Typen zusammen – allerdings leben davon nur noch die wenigsten – Heinz Erhardt – den mochte ich sehr – Freddy fand ich eingebildet und doof usw. – ich denke, die meisten der alten Künstler von damals kennst Du vermutlich gar nicht mehr.

 

 

Ich vielleicht nicht, aber unsere Leser. Daher frage ich gerne noch mal nach. Wann hat man schon mal die Gelegenheit über das deutsche Showbusiness, der damals noch fast in den Kinderschuhen steckte, etwas zu erfahren? Gibt es dazu auch eine Geschichte von dir?

 

 

Die meisten Begegnungen sind eingebettet in meine allererste Serie, die ich über meine diversen Zeiten geschrieben habe – nur über Conni Froboess habe ich eine kleine Geschichte erzählt, weil wir öfter – in Berlin – zusammen waren und sie nur ein paar Tage älter ist als ich ...

 https://www.bookrix.de/_ebook-gitta-rina-pack-die-badehose-ein/

Pack die Badehose ein! von gitta rina

Im August 1951 traf ich in Berlin die „Kleine Cornelia“ im Funkhaus des Rias Berlin. Sie war bereits mit knapp 8 Jahren ein kleiner Star, da das Lied „Pack die Badehose ein“ über Nacht zu einem bekannten Hit wurde. Später wurde sie als Conny zu einem Teenie-Idol, sang und spielte in einigen Filmen mit und ist bis heute eine gefeierte Theaterschauspielerin, vor allem auf Münchner Bühnen. 

 

 

Wie schön! Dann bekommen wir deine Bio ja doch noch zusammen :-) Natürlich interessiert uns alle brennend, für wen du als Teenager geschwärmt hast. Für einen „von denen“ oder jemanden aus der Schule oder Nachbarschaft?

 

 

Geschwärmt habe ich als Teenager eher für Filmschauspieler – da ich kein Schlagerfan war, sondern klassische Musik schon als Kind geliebt habe – vermutlich weil mein Vater ja auch Pianist war und meine Mutter sich darüber ärgerte, dass ich mir immer Klassikschallplatten wünschte – die ich mir auch heimlich vom Taschengeld kaufte. Und die Komponisten waren ja nun leider mausetot und die Interpreten zu alt. Aber dann kamen ja Filme mit tollen Schauspielern – Karin Baal und Horst Buchholz „aus dem Film „Die Halbstarken“ klebten lange als Poster an der Wand. Als Elvis Presley 1958 nach Deutschland kam, spielten ja alle Mädchen verrückt – aber ich mochte ihn nicht – es war nicht meine Musik. Es änderte sich später allerdings. Da ich ab dem 7. Lebensjahr Ballettunterricht hatte, war da auch nix zum anhimmeln, das änderte sich erst mit 14 Jahren in der normalen Tanzschule – da verknallte ich mich in meinen Partner, mit dem ich einige Preise bei Stadtmeisterschaften ertanzte.

Daneben gab es noch einen Favoriten in der Parallelklasse, dem ich aber mit 17 wieder den Laufpass gab. Der war mir zu eifersüchtig – und Eifersucht oder Kontrolle über mich, in welcher Art auch immer, ertrage ich nicht – da bin ich weg.

Mit knapp 18 lernte ich dann meinen zukünftigen Mann in Berlin kennen.

 

 

Aber, soweit ich weiß, hielt die Ehe leider nicht. Warst du einmal verheiratet oder hast du es öfter probiert? Und … natürlich für alle Herren der Schöpfung wichtig zu wissen: Was zeichnet den idealen Partner für dich aus? Welche Eigenschaften muss er haben? Eifersucht ganz sicher nicht …

 

 

Neeee – wer bei mir eifersüchtig ist – die oder der hat gaaanz schlechte Karten. Ich tauge nicht für reine Zweisamkeit, das geht immer mal ne Weile gut, aber sobald mich jemand voll vereinnahmen will, nehme ich Reißaus. Nein, die Ehe hielt nicht, die zweite auch nicht. Mit meinem ersten Mann habe ich aber noch viel Kontakt und unser gemeinsamer Sohn auch. Katjas Vater war schlichtweg zu attraktiv, um sich mit einer Frau zu begnügen – ist aber leider früh verstorben – Partner und Partnerinnen als Begleiter bei meinen diversen Hobbys wie Theater, verschiedene Städte besuchen, Reisen usw. – das ist super und macht mehr Spaß, als allein rumzudüsen – und da ist es wurscht, ob Mann oder Frau – wenn die Chemie stimmt, super. Jetzt bin ich seit Jahren häuslicher, als mir lieb ist – und bin froh, eine Partnerin zu haben, die auch MS hat, weil sie eben ähnlich gepolt ist. Allerdings geht das Zusammenleben nur, weil wir nicht zusammenleben, sondern jede ihre eigene Wohnung im Haus hat.

 

 

Eifersucht ist leider nicht nur ein Thema zu Hause, sondern auch bei BookRix. Du bist in der Vergangenheit ein „Opfer“ solcher Eifersucht geworden und es liegt mir fern, das wieder hochzuholen – dennoch fragt man sich immer wieder, woran das liegt. Gerade beim Voting fühlen sich viele getroffen, wenn man nach Geschmack abstimmt und nicht nach Freundschaft. Jeder fühlt sich in seinem Können oder in der Gunst gekränkt. Gibt es einen Rat, wie man souverän und fair bleiben kann, ohne jemanden zu verletzen?

 

 

Ein „Opfer“ solcher Eifersucht bin ich schon mehrmals geworden, allerdings nicht so heftig wie im letzten Jahr. Und das allgemein, nicht nur bei BX.

Auch in der Klinik war es leider unvermeidbar, dass sich die Patientinnen in die Haare kriegten, wenn sie sich um die größere innigere Nähe zu mir kloppten. Ich bin halt keine Analytikerin und ich nehme halt alle wie selbstverständlich in den Arm, gebe ihnen Halt und Nähe und bin da ... und das wird leider immer wieder falsch verstanden. Es hat natürlich auch was mit Freundschaft zu tun, aber nicht als Solodarstellung – und ohne, dass ich das als ausgenutzt empfinden muss. Da einen Rat zu geben, ist wahrlich nicht einfach, denn sobald man sich mit einer Person mehr beschäftigt, ihr näher und näher kommt, ihr sich mehr widmet als anderen, ist man schon in Gefahr, vereinnahmt zu werden.

Aber das kennst Du und sicher auch andere ... es ist so schade, weil ich mich regelrecht ausbremsen muss, um nicht wieder falsche Hoffnungen zu schüren – das ist anstrengend, finde ich.

 

 

Vielleicht liegt es auch daran, dass du in der Bio-Gruppe eine Art Heimat für viele geschaffen hast. Für jeden hast du ein offenes Ohr und Zuspruch übrig. Auch wird zum Geburtstag gratuliert und Alltägliches besprochen. Das ist schon was Besonderes und erfordert eine gewisse Kontinuität. Hut ab, dass dir das so gelingt! Viele andere Gruppen haben das versucht und sind heute gar nicht mehr aktiv. Wie motivierst du dich? Oder ist es einfach „Herzblut“ was die Bio Quasselecke beständig gemacht hat?

 

 

Natürlich ist die Biogruppe anders gelagert, als zum Beispiel eine KG-Gruppe. Man erzählt und schreibt nichts Erdachtes und Erfundenes, sondern Gelebtes und Erlebtes ... da sehe ich schon mal einen gewaltigen Unterschied zu den meisten anderen Gruppen.

Und wenn jemand von sich oder über sich schreibt, bekommt man doch auch als ganz normale/r Leser/in einen anderen Bezug zu diesen Menschen. Und wenn ich diese biografischen Texte lese, ist es für mich nicht nur ein Text, eine Geschichte, die halt irgendjemand mal so schreibt, weil ihr/ihm das gerade mal so eingefallen ist – sondern eine lebendige Aussage eines Menschen über was auch immer.

Eigentlich liegt es doch nahe, dass alle Mitglieder dieser Biogruppe, die die Geschichten der anderen lesen und selber schreiben – eine viel engere Beziehung zu den Mitgliedern haben, als z. B. in der Gruppe für Kurzgeschichten etc. – denke ich mal. Auch in der Quasselgruppe werden oft sehr persönliche Befindlichkeiten und Empfindungen geteilt – das schafft eine sehr persönliche Nähe. Nicht nur zu mir, sondern auch unter den Mitgliedern dort.

 

Du hast das Voting angesprochen – das ist und bleibt eine mir fast unerklärliche Sache – wie kann jemand so dumm sein (entschuldige), Freundschaft oder Zuneigung gleichzusetzen, mit der Maßgabe, Geschichten oder Gedichte oder was auch immer von befreundeten Menschen automatisch super toll und einzigartig zu finden und voll des Lobes ist?! Ungeachtet jeglicher Schwächen oder Themen, für die man sich nicht interessiert. Da wird schlichtweg etwas total verwechselt ... wenn ich einen Menschen mag, heißt das doch nicht automatisch, dass ich alles bejubeln muss, was dieser Mensch macht. Wenn der Krimis schreibt oder Schweinehaxen liebt – ist das doch ihre/seine Sache und hat nichts mit der Freundschaft zu tun. Das sind zwei Paar Stiefel – aber das scheinen die meisten einfach nicht zu begreifen ... und das ist sooo schade. Und daran gehen leider die meisten Freundschaften kaputt.

 

 

Dem kann ich nur zustimmen. Auch ich empfinde es oft als schade, wenn jemand sich gekränkt fühlt, weil man ihn/sie nicht gewählt hat. Viele bewerten das persönlich und fühlen sich in ihrer Ehre gekränkt oder gar gemobbt, wenn einem die Schreibweise eines anderen besser gefällt. Dass ein Wettbewerb vor allem dem Spaß und dem Miteinander dienen soll, wird oft gar nicht gesehen.

Du setzt dich sehr für das Miteinander ein. Erstellst beständig Anthologien, die stets einem guten Zweck dienen. Ist der Verkauf entsprechend oder manchmal auch enttäuschend?

 

 

Ein brisantes Thema – aber ich hole mir erst mal eine Zigarette .... Die Anthologien sollen eigentlich auch ein Dankeschön an die Autoren sein, die sich wirklich Mühe machen, tolle Beiträge zu schreiben – um damit auch eine schöne Erinnerung an die eigene Vergangenheit in ihrem Bücherregal zu haben. Der Erlös geht als Spende an einen Verein – aber der Verkaufserlös an sich ist eher ernüchternd. Ich weiß von einigen, die regelmäßig die Bücher kaufen, aber das sind wirklich die wenigsten, leider. Wenn ich bedenke, wofür so alles Geld ausgegeben wird ... ist es erschreckend wenig. Am Anfang war das noch anders – da war das neu und spannend: meine Geschichten in einem richtig gedruckten Buch – wow. Das Interesse ist inzwischen wohl eher erloschen. Die eigenen Geschichten im Buch zu wissen – wunderbar, das reicht offensichtlich! Schade drum – aber das hindert mich nicht daran, weiterzumachen – denn ich weiß von einigen, dass sie sich wirklich freuen, wenn wieder ein Buch rauskommt – und ich weiß ebenso, dass sich die unermüdliche Leiterin der Arca Tierrettung, Fabiana, die auch bei BookRix ist, über jeden Cent freut. http://arca-fabiana.de/

 

 

Edle Gedanken von einer gestandenen Frau, die die Menschen mit ihren Vorzügen und Fehlern kennt. Nun ist es kein Geheimnis, dass du nicht ganz gesund bist. Du machst aus deiner MS-Erkrankung kein Drama, obwohl es das eigentlich für jeden Betroffenen ist. Man hört dich niemals klagen, selten, dass dir etwas schwerfällt. Nach der Diagnose und ihren Folgen so positiv zu bleiben ist mehr als bemerkenswert. Wie schafft man das? Gibt es einen Rat von dir für Menschen, die eine ähnliche oder andere schlimme Krankheit haben, nicht zu verzweifeln?

 

 

Einen Rat zu geben ist schwierig, Cora – denn jeder Mensch ist anders leidensfähig – und es kommt ja auf so einige Faktoren an: Die meisten Menschen werden ja schon im jugendlichen Alter mit der MS „beglückt“ – und die Formen, die Auswirkungen sind so unter schiedlich wie das Wetter im April. Da werden Träume, Hoffnungen und ganze Lebenserwartungen mit einem Schlag zerstört – auch wenn es heute wunderbare Mittel und Wege gibt, das Biest MS im Zaume zu halten. Mich hat es erst um die 50 erwischt – und ist anfangs mit der Medikation (5 Jahre zusätzlich Chemo) recht mild verlaufen. Jetzt hat es mich im Griff, okay – aber, und das rate ich natürlich auch jedem anderen Betroffenen, wenn man sich ein Hobby sucht, das einen ausfüllt und befriedigt, kommt man besser damit zurecht. Ich habe unglaubliches Glück gehabt und in den Jahren zuvor so viele schöne Dinge gemacht, viel gereist und erlebt – und jetzt fülle ich meine Zeit hier mit der Gruppenarbeit und dem Schreiben – und kann in mir ruhen und trotzdem eine Menge tun.

 

 

Heute gilt deine Leidenschaft dem Schreiben. Womit hast du früher am liebsten deine Zeit verbracht? Was waren deine größten Hobbys?

 

 

Als Kind konnte ich mich eigentlich sehr gut austoben und vieles versuchen, da wurden mir selten Steine in den Weg gelegt. Mein Großvater animierte mich zum Briefmarkensammeln und -tauschen, aber wichtiger war mir das Lesen von Büchern – zum Glück entsprach das wohl auch dem Geschmack meiner Mutter, die mir ständig Nachschub ermöglichte. Unter anderem habe ich den Bücherschrank meines Großvaters systematisch geplündert – und so um die 60 Bücher von Karl May lesen können und nebenbei massenhaft medizinische Wälzer verschlungen. Durch die Freundschaft meiner Mutter mit einer Tanzschullehrerin war ich ab dem 7. Lebensjahr in der Ballettschule – sollte mit 10 Jahren in Dortmund auf eine professionelle Ballettschule – wurde aber wegen mangelnden Könnens gleich als untalentierte Hupfdohle abgelehnt. Boah – fand ich das gemein. Also blieb mein „Talent“ in der Provinz stecken. Später beim Unterricht im Paartanzen konnte ich im Umkreis bei den Stadtmeisterschaften auch einige Preise ertanzen – leider verunglückte mein Tanzpartner tödlich mit 18 auf seinem Motorrad – es gab damals noch keinerlei Helmpflicht und genau das wurde ihm zum Verhängnis. Meine heimliche Liebe galt aber der klassischen Musik und dem Klavier – das allerdings konnte ich nur heimlich ausüben – denn meine Mutter sah rot, wenn sie davon was mitbekam! Warum? Mein leiblicher Vater war Pianist ... also war Klassik tabu – Wenn ich mir vom Taschengeld eine neue Platte kaufte – musste ich ordentlich sparen, weil ich mir dann zwei 45er kaufte: eine mit dem aktuellen Schlagerkram und eine richtige mit Klassik. Die hörte ich dann immer nachts, wenn sie ausgegangen waren. Tagebuch habe ich bewusst nie geschrieben, die Angst, sie würde es finden und lesen, war viel zu groß.

 

 

Tanzen ist eine tolle Sache. Ich bewundere immer die Paare, die das richtig beherrschen. Dass deine Karriere mit dem Tod deines Tanzpartners einknickte oder gar endete, kann ich mir gut vorstellen. Man ist nach dem Verlust zu erschüttert und der Partner ist meist nicht ersetzbar.

Hast du über diese Zeit auch eine biografische Geschichte verfasst?

 

Nein, ein einzelnes Buch nicht – nur halt im Ganzen mal erwähnt.

 

 

Liebe Gitta, alle sind immer sehr gespannt auf unseren Quickie ;-) Weißt du, was das ist?

 

 

Das ... was ich unter dem Begriff Quickie kenne, ist es sicher nicht ... also raus mit der Sprache... grins*

 

 

Quizshows sind ja nicht nur im Fernsehen beliebt ;-) Es folgen zehn Fragen, die intuitiv beantwortet werden sollen :-)

 

1) Bei Männern achtest du zuerst auf:

  1. a) den Body
  2. b) das Gesicht
  3. c) die Fingernägel

 

 

Auf das Gesicht bzw. noch genauer zuerst auf die Augen – zu denen bekomme ich immer den ersten Bezug. Der Rest ist nicht so wichtig.

Bei Frauen aber auch.

 

 

2) Beende den Satz:

Der schönste Tag meines Lebens war bislang ...

 

 

Der 6. Dezember 1996 – ich feierte meinen 51. Geburtstag auf der Hohensalzburg bei einem wunderschönen Konzert – und hatte am Tag zuvor meinen mir schwersten Gang zu meinem Geburtsort heil überstanden und fühlte am Tag danach eine unglaubliche Leichtigkeit und Freiheit. So ein befreites und glückliches Gefühl hatte ich noch nie zuvor. (Mein aktuelles Buch handelt zufällig davon:

Panik oder Phobie? von gitta rina

https://www.bookrix.de/_ebook-gitta-rina-panik-oder-phobie/

Es muss Anfang des Jahres 1950 gewesen sein, also war ich gerade 6 Jahre alt – meine Mutter und ich waren erst vor ein oder zwei Monaten von Berlin nach Werne in NRW gekommen, um in Zukunft alle zusammen im Hause ihres Vaters, meines Großvaters Hans zu wohnen. Wir steuerten am Marktplatz das alte Rathausgebäude an und ich denke, es waren noch irgendwelche Formalitäten zu erledigen. Mir gefiel die große schwere Eingangstür mit den vielen geschnitzten Figuren aus Holz, wollte sie mir wohl gerne in Ruhe anschauen, aber sie hatte dafür keinen Blick oder keine Zeit und zog mich schnell hinter sich her.  Wir betraten also einen großen Vorraum, eher einem Saal ähnelnd, und nach wenigen Schritten riss ich mich von der Hand meiner Mutter los und rannte wieder zurück. 

 

 

Passt doch hervorragend :-)

Natürlich fehlt …

3) Die größte Enttäuschung deines Lebens ...

 

Hm, schwierig ... da kann ich keinen Superlativ bieten, denn eine Enttäuschung, die mich sehr schmerzt, erlebe ich oft und immer dann, wenn Menschen eifersüchtig sind, weil ich nicht einzig und allein nur für diese eine Person da bin – mich mit Vorwürfen überhäufen, mir das Leben zur Hölle machen und ich die Notbremse ziehen muss.

Ich bin nicht für eine einzige Person gemacht, das verbietet schon mein Beruf und vor allem auch mein Wesen.

 

 

4) Welche Person, egal ob lebendig oder tot, würdest du gerne treffen?

 

Ich würde gerne Lilo, meine Mutter noch einmal treffen, um ihr mitzuteilen, dass ich heute ihr Verhalten besser verstehen kann und bedaure, dass sie so früh hat gehen müssen.

Wenn ich einen Schriftsteller treffen könnte, wäre es Curt Goetz, denn seinen Humor finde ich einfach genial und der ihm so wichtige Aufgabe, der Mikrobe der menschlichen Dummheit auf die Spur zu kommen, hätte ich mich zu gerne angeschlossen ...

 

 

5) Gibt es ein Lebensmotto oder einen Leitsatz für dich?

 

Ganz klar: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“

(Antoine de Saint-Exupéry in „Der kleine Prinz“)

 

 

6) Wenn du einen Wunsch frei hättest, welcher wäre das?

 

Dass meine beiden Kinder gesund bleiben, weiterhin Freude am Leben haben und um Himmelswillen die Rechten niemals zur stärksten Partei werden!

 

 

7) Welche Eigenschaften machen einen Menschen in deinen Augen wertvoll? Hast du ein Vorbild?

 

Wenn ein Mensch es schaffen würde, sich selbst und anderen gegenüber ehrlich zu sein und trotz aller Versuchungen zu bleiben, sich nicht besser oder schlechter machen muss, um besondere Aufmerksamkeit zu erreichen – das wäre klasse und auch mein Ziel. Habe ich ein Vorbild? Bis jetzt noch nicht.

 

 

Kann nur ein Tier sein ;-) Mit welchem fühlst du dich verbunden – oder für welches hegst du eine besondere Sympathie?

 

Stimmt, ein Tier verstellt sich nicht und ist so, wie es ist. Welchem fühle ich mich verbunden, ein Hund ist mir zu domestiziert, ein Wolf zu wenig ... mein erster Gedanke ist eine Katze – ja, eine ganz normale Katze, keine Rassekatze!

 

 

Ich dachte schon eine Schwalbe, die genau weiß, wohin sie gehört und doch frei und ungebrochen ihrer Wege zieht …) Damit wären wir bei der nächsten Frage:

8) In welchem Land (außerhalb von Deutschland) würdest du gerne leben? Zumindest für eine Weile?

 

 

Das weiß eine normale Katze auch – zumindest erlebe ich sie so ...

Ein Land ... ja, südlicher als Deutschland, eine Insel, nicht zu groß und nicht zu klein – Teneriffa zum Beispiel

 

 

9) Was war das schönste Kompliment, das du jemals erhalten hast? Und womit kann man heute dein Herz gewinnen?

 

„Du bist sooo echt!“ – das war nicht als Kompliment gedacht, aber für mich war es das Schönste, was mir jemand sagen konnte! Mein Herz? Gewinnen? Das ist vergeben – an meine Tochter Katja! Ich bewundere sie, denn ich wüsste nicht, wie ich mit dieser so kompakten Behinderung fertig geworden wäre und sie bewältigt ihren Alltag und ihr bisheriges Leben bravourös und ist außerdem noch fähig, anderen körperlich normal gebauten Menschen zu helfen, mit ihrem Leben klarzukommen ....

 

 

„Echt zu sein“, ist ein großes Kompliment. Persönlich empfinde ich das Leben, die zwischenmenschlichen Beziehungen oft als Seiltanz. Bei jedem Disput gibt es immer die Kehrseite der Medaille, und Wahrheit ist oft eine Frage der Sichtweise und der Empfindung, sogar der Tagesform, des Moments. Oft werden Sachen weggelassen oder beschönigt.

Wenn man vor allem biographisch schreibt und authentisch bleiben möchte, dann gilt es ja, all diese Dinge zu umfassen. Man möchte und darf beteiligte Personen ja nicht in Mitleidenschaft ziehen.

Wäre es nicht einfacher und vermutlich gar ertragreicher, wenn man aus dem Erlebten keine Biografien, sondern Kurzgeschichten macht?

 

 

Ertragreicher wäre es sicherlich, aber darum geht es mir nicht. Es gibt eigentlich nur zwei Gründe, warum ich schreibe: 1. mir selber so manche Ungereimtheit in meinen Ängsten und meinem Verhalten auf die Spur zu kommen. Denken kann man viel – aber schriftlich verlangt es vorher genauer Recherche und Überprüfung, was was verursacht hat.

2. meinen Kindern und nächsten Freunden Fragen zu beantworten und vielleicht dadurch verständlicher zu werden – und auch ihnen die Möglichkeit zu geben ... siehe Punkt 1.

 

Mir fehlt noch die letzte Frage ,-)

10) Wenn du heute nach all den Jahren Bilanz ziehst, wie würdest du dein Leben und dich selbst beschreiben?

 

 

Bilanz;

Ich habe sehr lange gebraucht, um das Leben wirklich lieben zu lernen.

Nun scheint es mir fast zu kurz, um all das noch zu verwirklichen, was ich gerne noch schaffen würde. Auch weil ich zu viele Jahre mit dem konventionellen Dasein verplempert habe.

Andrerseits ist mir aber auch klar, dass ich mir ohne diese Erfahrungen vermutlich irgendwann genau das herkömmliche Paket ‚Kinder, Küche, Kirche‘ sehnlichst gewünscht hätte.

Mein Fazit: Was es ist

 

Es ist Unsinn, sagt die Vernunft.

Es ist, was es ist, sagt die Liebe.

Es ist Unglück, sagt die Berechnung.

Es ist nichts als Schmerz, sagt die Angst.

Es ist aussichtslos, sagt die Einsicht.

Es ist, was es ist, sagt die Liebe.

Es ist lächerlich, sagt der Stolz.

Es ist leichtsinnig, sagt die Vorsicht.

Es ist unmöglich, sagt die Erfahrung.

Es ist, was es ist – sagt die Liebe.

(Erich Fried)

 

Das ist doch ein wunderschönes Ende eines tollen Tages!

Ich bedanke mich ganz herzlich und verabschiede mich von einer sehr sympathischen und liebenswerten Frau, von der ich hoffe, noch ganz viel zu hören und natürlich auch zu lesen!

Eure Cora

 

 

Wer mehr von Gittarina erfahren möchte:

 

Gittarinas Profil bei BookRix:

https://www.bookrix.de/-gittarina/

 

Gittas Autorenseite bei Amazon:

http://goo.gl/u4P0zk

 

 

Impressum

Texte: Autorenpresse der KG-Gruppe
Bildmaterialien: Sweder van Renzin
Cover: Gitta Rübsaat
Lektorat: Phil Humor
Tag der Veröffentlichung: 11.08.2019

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