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Interview mit Zero Umami

 

Liebe Freunde,

heute habe ich das Vergnügen Zero Umami kennenzulernen und natürlich, ihn Euch vorzustellen. Ich sage Euch, ein sehr sympathischer Typ!

Lieber Zero, warum hältst du dein Avatar so bedeckt? Du bist kein Mann, der sich verstecken muss. Hast du schlechte Erfahrungen gemacht oder liebst du das Geheimnisvolle?

 

 

Wieso, der Avatar ist doch gar nicht bedeckt? Im Übrigen, das beste Foto, das ich von mir habe. Aber das könnte sich ja mal ändern ...

 

 

Witzbold! Ich habe schon ein besseres Foto auf FB gesehen. ;-) Aber, nun gut. Vielleicht kann ich dir ja im Laufe des Abends noch ein anderes abluchsen. Sag mal, Zero, seit wann bist du bei BookRix dabei?

 

 

Aber Cora, das auf Facebook ist mein Avatar, das Foto auf BookRix bin ich. Aber egal, ich werde sowieso immer mit mir selbst verwechselt. Bei BookRix bin ich jetzt ca. 2 Monate. Vor einigen Jahren hatte ich auch schon einmal eine kurze BookRix-Phase, aber die ist Schnee von gestern ...

 

 

Der Schnee von gestern interessiert mich brennend! Warum bist du vor Jahren weggegangen und nun wieder zu uns zurückgekehrt?

 

 

Ach, da hat es ein paar Job- und Wohnungswechsel gegeben und ich hab das Schreiben vergessen ...

 

 

Aber es lag doch damals nicht an uns, oder? Sonst wärst du ja nicht wieder da …))

Seit wann schreibst du denn überhaupt? Schon immer? Oder hat sich diese Leidenschaft erst nach und nach entwickelt?

 

 

Doch, doch, es lag an BookRix. Aber ich bin leidenschaftlicher Masochist und jetzt wieder bereit für den Schmerz! Die Idee zu schreiben hatte ich schon seit meiner Jugend und irgendwann gab es wohl einige unbefriedigende Versuche. Erst mit der relativ späten Anschaffung eines Computers habe ich es dann richtig versucht. Mit dem Computer tue ich mir leichter, weil ich einen Text ziemlich oft überschreibe. Irgendwann habe ich auch einige Anbiederungsversuche an Verlage gemacht, aber die waren eher nicht sehr angetan davon ...

 

 

BookRix sind wir ja irgendwie alle, finde ich. Da hoffe ich sehr, dass es dir diesmal besser in unserer Mitte gefällt! Auf jeden Fall bist du derzeit sehr engagiert, schreibst bei einigen WBs mit und hast den Kurzgeschichten Wettbewerb Oktober gewonnen. Insofern kann man doch von einem gelungenen Neustart sprechen. Hat sich etwas geändert, oder was motiviert dich heute zum Mitschreiben?

 

 

Ja, bin grade sehr motiviert. Die Wettbewerbe sind ein gutes Training, sich mit Ideen zu beschäftigen, die man sonst nicht hätte. Ich glaube, dass das gute Übungen sind, wirklich mal was Ausgiebigeres, „Großes“ zu schreiben und das wäre dann doch so etwas wie die Erfüllung eines Jugendtraumes ...

 

 

Ein richtiger Roman? Hast du schon eine Idee, die du ausweiten möchtest? An welchen Umfang denkst du dabei?

 

 

Gibt es falsche Romane? Dann muss ich ja aufpassen, dass ich nicht an einen solchen gerate! Also gut, dass ich noch keine spezielle Idee habe. Vermutlich wird es Science-Fiction sein, weil ich gerne einfach drauflos fabuliere. Und ziemlich umfangreich und alle Thematiken beinhaltend, die mich so interessieren. So ein richtig guter, dicker, bunter, dampfender Eintopf!

 

 

Aber keine Hausmannskost ;-) sondern gespickt mit Fernweh.

Verrätst du uns sonst etwas von dir? Du sprachst zu Anbeginn von Arbeitswechsel und Umzug. Aus welcher Region kommst du und womit verdienst du deine Brötchen?

 

 

Ist Österreich eine Region? Wenn ja, dann komme ich aus Österreich. Noch genauer eingegrenzt, also unter dem Mikroskop besehen, wäre es die Steiermark. Meine Brötchen verdiene ich damit, diese zu verkaufen, als Fahrverkäufer für eine Bäckerei.

 

 

Allerhand, dass du weißt, was Brötchen sind! Bei euch gibt es so etwas ja gar nicht…! Verrätst du uns dein Alter und vielleicht noch ein paar Hobbys außer Schreiben?

 

 

Dank dem Internet sind wir doch schon sehr gut informiert hier in der Provinz. Wie alt ich bin möchte ich dir nicht verraten, aber ich bin 54 Jahre jung. Mit Hobbys kann ich nicht dienen, ich lese gerne, höre gerne Musik und schau gern fern. Alles, was man so ohne viel Aufwand, relativ passiv, nebenbei und gleichzeitig tun und lassen kann.

 

 

Inspiriert dich die Musik beim Schreiben? Welche Musikrichtung gefällt dir am besten oder bist du gar Fan eines Musikers oder einer Gruppe?

 

 

Nein, Musik inspiriert mich nicht beim Schreiben. Am lebendigsten ist für mich der Jazz. Miles Davis, Archie Shepp und auch Ed Neumeister, ein Weltklasse-Posaunist, der einmal eine Zeitlang unser Nachbar war, ohne dass wir es wussten. Der Typ war Oscar nominiert und hat auch schon einen Grammy gewonnen, war aber sehr bescheiden und angenehm. Ein näherer Kontakt, nach der Erkenntnis, wer das ist, scheiterte leider an meinen mangelnden Englischkenntnissen. Prince mag ich sehr, weil der wirklich viel konnte. Und der hatte, nach meinem Gefühl, für jeden Song einen eigenen Sound und jetzt muss ich wieder zurücknehmen, dass Musik mich nicht inspiriert, weil ich eigentlich versuche auch jeder Geschichte einen eigenen „Sound“ zu verpassen. In letzter Zeit habe ich das Herbert Pixner Projekt für mich entdeckt: Volkstümliche Jazz-Rock-Blues-Weltmusik. Einfach sensationell! Und auch in der Klassik gibt es immer wieder unerwartete Überraschungen.

 

 

Das hört sich sehr poetisch an: „Jeder Geschichte einen Sound geben“, einen Klang, der sich in der Anordnung der Wörter und Gedanken aneinanderreiht und den Leser im Takt mitschwingen lässt. Bei Filmen vermute ich, auf Grund deiner Roman Idee, dass dir Science-Fiction am meisten zusagt. Gibt es auch noch andere Genre, in denen du dich wohlfühlst und in denen du gerne schreibst?

 

 

So eine direkte Verbindung zum Leser wäre schön. Wenn der Funke überspringen würde. Wenn das, was man ausdrücken möchte, auch so verstanden würde, wie man es gemeint hat …

Ich kenne eigentlich nicht viele gute Science-Fiction Filme. „Twelve Monkeys“ fällt mir auf die Schnelle ein. Überhaupt der frühe Terry Gilliam hat als Regisseur das geschafft, was ich einmal beim Schreiben auch erreichen möchte: Eine interessante Geschichte erzählen und als Subtext noch eine Unmenge von Anspielungen, Gags, Gefühlen, Irritationen usw. … Eigentlich alle Filme von David Fincher beeindrucken mich sehr. Und Jaques Tati auf der anderen Seite des Spektrums …

Mit dem Genre-Denken kann ich nicht so viel anfangen. Sobald ich irgendetwas zu schreiben anfange, kommt, wenn ich nicht sehr aufpasse, meine Un-Art von Science-Fiction dabei raus, weil ich einfach herum zu spinnen anfange. Ist wahrscheinlich eine Frage der Disziplin, die ich mir noch erarbeiten muss, mehr in der Realität verhaftet zu bleiben.

 

 

Du scheinst sehr selbstkritisch zu sein. Viele Autoren lassen ihren Protas und ihren Gedanken einfach „freien Lauf.“ Niemand scheint das bremsen zu können, vielleicht auch nicht bremsen zu wollen, den Gedankenfluss, die Verselbständigung der Geschichte.

Gefällt dir das nicht? Hast du darum Zero Umami als Pseudonym gewählt? Ist Geschmack nicht eine Frage des Zeitgeists?

 

Doch, ich bin ein Fan der Verselbstständigung, aber das Ergebnis sollte doch gewissen moralischen und ästhetischen Ansprüchen genügen. Es sollte noch irgendwie mit der Intention zusammenhängen, die man anfangs hatte. Um nochmals auf Musik zurückzukommen: Miles Davis hat den Jazz von einigen einengenden Regeln befreit, aber er hat immer von einer „kontrollierten Freiheit“ gesprochen. Das wäre auch meine Idealvorstellung beim Schreiben: Kontrollierte Freiheit. Zero Umami kann mehrdeutig verstanden werden. Von mir aus gesehen deute ich es als „Nichts für den breiten Geschmack“. Ein ungnädiger Leser könnte es auch als "geschmacklos“ verstehen. Hier bin ich auf die Gnade des Rezipienten angewiesen. Wie der Zeitgeist schmeckt oder was ihm schmeckt, kann ich überhaupt nicht beurteilen.

 

 

Nichts für den breiten Geschmack“, trifft aber nicht auf deinen Wettbewerbssieger und deinen flüssigen Schreibstil zu. Wenn man sich in deine Storys vertieft, wird man mitgerissen und folgt dem Geschehen gerne. Du schaffst es, problemfrei für Spannung zu sorgen, insofern bist du sehr bescheiden und stapelst mit deinem Namen eher tief. Wie bist du darauf gekommen? Warum führst du den Leser zu Anfang hinters Licht? Ich empfinde das ohnehin als schwierig, Leser für seine Werke zu gewinnen, und du säest zusätzliche Zweifel, die vollkommen unbegründet sind. Dabei hast du eine tolle FB Seite, die ganz anders wirkt. Bist du bei BX noch im Aufbau und der Gestaltung oder hältst du deine Seite mit Absicht hier lieber schlicht?

 

 

Danke, Komplimente hört man immer gern! Keine Ahnung welchen oder wie viel Geschmack ich treffe. Ich sehe das nicht als hinters Licht führen. Wenn jemand positiv überrascht wird, umso besser. Und ob die Bedeutung von „Umami“ so allgemein bekannt ist, bin ich mir auch nicht sicher. Insgesamt hat es für mich einen guten „Sound“. Auch die Seitengestaltung hat irgendwie damit zu tun. Derzeit wirkt es für mich stimmig, das kann sich aber ändern. Da denke ich eigentlich nicht viel drüber nach.

 

 

Wie würdest du dich als Mensch beschreiben? Wer und / oder was hat dich geprägt? Gibt es Vorbilder oder gar Ideale?

 

 

Beschreiben würde ich mich eher mit einem Marker, non-permanent. Farbe blau oder grün. Eher nicht mit Kugelschreiber und schon gar nicht mit Bleistift. Ich mag keine Schmerzen. Ich mag außerdem eher wenig Action, wenn ich ein Hund wäre, würde man mich als faul bezeichnen. Ich bin ziemlich humorlos und das ist jetzt wirklich ernst gemeint, sehr geprägt vom christlichen Weltbild, ohne mich aber als fundamentalistisch oder frömmelnd zu bezeichnen. Geprägt haben mich eigentlich eher Fehler oder Misserfolge, aus denen kann man am meisten lernen. Aber das muss einem erst einmal bewusst werden. Vorbilder und Ideale beziehe ich im Wesentlichen aus dem Christentum. Jeder, der es schafft, christliche Ideale umzusetzen, ist für mich ein Vorbild.

 

 

Der Glaube ist ein heiß umkämpftes Terrain. Selbst die Christen sind sich in mancherlei Hinsicht nicht einig. Daher entschuldige bitte meine Frage: An welche Werte denkst du bei christlichen Idealen? Würdest du den Papst als Vorbild bezeichnen?

 

 

Nein, ich gehöre keiner Kirche an und den Papst empfinde ich nicht als sehr christlich. Christentum verstehe ich eher, als dem Beispiel von Christus zu folgen und z.B. die Bergpredigt im Leben anzuwenden. Nächstenliebe, Feindesliebe, möglichst mit Verantwortungsbewusstsein für die Allgemeinheit und möglichst wenig Egoismus durchs Leben zu gehen. Okay, da bin ich auch noch nicht sehr gut darin, aber das sind eben meine Ideale.

 

 

Stattest du deine Protagonisten auch mit diesen hehren Idealen aus? Oder führst du sie lieber auf den Weg der Versuchung und des Scheiterns?

 

 

Ich hab noch nicht so viele Protagonisten. Aber ich glaube eher Letzteres. Vielleicht so in dem Sinne: Was ich denen antue im Scheitern, kann ich mir eventuell selbst ersparen.

 

 

Oder mit ihren Erfahrungen eigene Auswege finden und Überlegungen anstreben? Das Schreiben ist die intensive Form des Nachdenkens, hat ein kluger Mann gesagt. Stimmst du dem zu? Gibt es einen Leitspruch in deinem Leben?

 

 

Ja, könnte schon so sein. Und wenn ein kluger Mann das sagt, möchte ich dem nicht widersprechen … Leitspruch? Hm … Vielleicht: „Bis zur Unendlichkeit und noch viel weiter!“ Nein, doch nicht … Echt schwere Frage! Vielleicht ein Zitat von Rilke: „Du musst dein Ändern leben!“

 

 

Da ist was Wahres dran! Was hat sich denn bei BookRix geändert? Oder, anders gefragt, was hat dir nicht gefallen und was gefällt dir jetzt? Gibt es Dinge, die besser gemacht werden sollten und / oder hier gänzlich fehlen?

 

 

Keine Ahnung, hat sich was geändert? Da wäre mir nichts aufgefallen. Der Editor ist immer noch unflexibel wie früher, das ist schade. Bei den Wettbewerben nehmen relativ wenige Schreiber teil, auch schade. Und es wäre nicht schlecht, wenn man für jede Minute, die man auf BookRix verbringt, eine kleine Prämie bekommen würde, so ab 1 Euro aufwärts ...

 

 

:-) Na … ich bin eher froh, dass ich nicht für jede Minute, die ich bei BX verbringe, einen 1 € aufwärts zahlen muss …! Man bekommt eine Gratis-Plattform zur Verfügung gestellt, die man zum Schreiben und Plaudern nutzen kann, in der man seine Bücher veröffentlichen und bewerben kann - also, mir bedeutet das viel. Und, um auf Rilke zurückzukommen, ich denke, er würde mit mir konform gehen, wenn ich das Zitat nehme: „Alles ist so gut wie das, was man daraus macht“, meinst du nicht?

Demnach liegt es vielleicht an uns, die anderen User zum Mitmachen an den WBs zu motivieren. Was meinst du, was die Leute davon abhält, teilzunehmen? Schreiben die Wenigsten aus Spaß, sondern kommerziell?

Oder fehlen ihnen die nötigen Ideen?

Woher beziehst du deine Ideen? Aus den Vorgaben oder eher aus dem TV, Musik, Geschichte o. ä.?

 

 

Stimmt, vielleicht würde er auch noch ergänzen: „Kunst heißt, nicht wissen, dass die Welt schon ist, und eine machen.“

Bei Wettbewerben mitzumachen erfordert doch einiges an Einsatz. Man verwirklicht seine eigene Idee, muss sich mit den Ideen der anderen beschäftigen, dann soll man, und das ist für mich das Zweitallerschwierigste, über diese Ideen abstimmen, sie beurteilen und bei manchen Wettbewerben, das ist für mich wirklich das Schwerste, muss man auch kommentieren. Das alles ist schon ein Aufwand, der abschreckend erscheinen mag. Und es besteht die Gefahr, dass man selber für sein Geschreibsel eine auf den Deckel bekommt. Aber der Aufwand lohnt sich auf jeden Fall, man lernt sehr viel bei Wettbewerben. Und wie David Helfgott einmal über Wettbewerbe sagte: „Man kann nicht alle verlieren!“ Es besteht also auch die Möglichkeit, dass man mal gewinnt …

Die Ideen ergeben sich bei mir derzeit nur aus den Vorgaben und das ist ganz lustig, weil es sich dabei oft um Themen handelt, mit denen ich eigentlich nichts am Hut habe ...

 

Das Kommentieren dient ja auch dem Zweck, festzustellen, dass man die anderen Beiträge gelesen hat. Man möchte damit auch einem „Freundschaftsvoting“ vorbeugen - und jeder Autor freut sich ja auch über eine Rückmeldung, oder nicht? Natürlich fällt es allen sehr schwer, etwas zu schreiben, wenn einem der Beitrag gar nicht liegt. Aber auch Kritik hilft weiter, wenn sie gut verpackt ist. Nobody is perfect ;-) Wie gehst du mit Kritik um? Hindert sie dich am Weiterschreiben oder empfindest du sie als hilfreich?

 

 

Ach, das nehme ich mega-cool. Das perlt an mir ab wie Teer und Federn. Ich versuche herauszubekommen, wo der Kritiker wohnt und dann ... Nein, im Ernst, ich hab jetzt noch nicht so viele Kritiken bekommen. Wenn es sich um eine Geschmacksfrage handelt, ist es mir egal. Wenn es eine richtig gut fundierte, konstruktive Kritik ist, sollte die einen weiterbringen. Aber was dann die Gefühle dazu sagen weiß ich eigentlich noch gar nicht. Und wahrscheinlich wird diese Thematik erst schlagend, wenn man einmal längere Texte in Umlauf hat ...

 

 

Das kann ich nur bestätigen …! Je mehr Herzblut in einem Werk steckt, desto schwieriger erträgt man die Kritik daran …!

Lieber Zero, noch eine Frage zur Liebe: Gibt es gerade ein Herzblatt für dich oder lässt du dich mit mir auf einen Quickie ein … ;-) ?

Schweigen. (Dann erlöse ich ihn mal)

Mein Quickie besteht aus 10 Fragen, die schnell und intuitiv beantwortet werden sollen. Bist du dabei?

 

 

Wenn es unbedingt sein muss ...

 

Da sitzt man also auf dem heißen Stuhl und wartet auf die alles entscheidenden Fragen. Man knabbert an seinen Fingernägeln (die Chips sind schon längst alle …), zählt die Spinnen an der Wand (warum gibt’s hier eigentlich so viele Spinnen? Na gut, dafür gibt es weniger Stechmücken …) und wird sich seiner Vergänglichkeit bewusst (nicht nur, weil man schon längst aufs Klo müsste …).

Woher kommt man, wohin geht man? Warum muss man überhaupt so viel herumgehen? Ist das der Sinn des Lebens? Oder der Unsinn? Gibt es ein Leben nach der Geburt? Und wer hat eigentlich wirklich JFK erschossen?

 

Jetzt geht auch noch das Licht aus ... Bin ich hier etwa im Darknet?

 

Da bewegt sich etwas im Dunkel. Und diese Grabeskälte ... Es bewegt sich auf mich zu. Und dieses Keuchen ... Es kommt immer näher. Und der Pesthauch des Todes ...

 

Cora, bist du das?

 

 

 

Der Vollständigkeit halber muss ich kurz einfügen, was geschehen ist. Eigentlich wollte ich nur Kaffee holen und den Umschlag mit den versiegelten Fragen, die ich stellen muss, aber da, nun ja, da lag Phils neues Buch „Wow“ auf dem Tisch.

Den Warnhinweis mit den herumtollenden Worten habe ich nicht ernst genommen und einen kurzen Blick riskiert. Schon als ich es aufgeschlagen habe, sind all die Worte entflohen und zur Sicherheit habe ich den Notknopf gedrückt, damit diese nicht den Raum verlassen.

Erst nach einer ganzen Weile konnte ich diese wieder einfangen und ins Buch zurück stopfen (hoffe mal, dass ich da nichts durcheinandergebracht habe …) Beachtet habe ich leider nicht, dass dieser Notknopf alle Räume 24 Stunden verriegelt. Zum Glück habe ich Kaffee, Zero nicht, aber eingesperrt ist er auch.

 

Wir mussten diese Vorsichtsmaßnahme hier einbauen, damit die Protas nicht einfach abhauen können. Ich hoffe sehr, dass kein schräger Geselle aus Phils Buch fehlt und den Weg zu Zero geschafft hat. Natürlich trau ich mich nicht, das Buch noch mal aufzuschlagen, und anrufen kann ich ihn auch nicht. Der Sicherheitsmodus legt einfach alles lahm. Während ich mir so überlege, was ich machen soll, fällt mir ein, dass ich Zero eine Mitteilung von mir im Besprechungsraum an die Wand werfen kann. Ich schreibe:

Alarmstufe rot: Eventuell sind Protas aus einem Buch entwischt. Sei auf alles gefasst! Ruhig bleiben und mit ihnen reden hilft. Genre und Typ leider unbekannt. Zero wird wohl Kummer gewohnt sein, denke ich und öffne den Umschlag mit seinen Fragen. Wird zwar jetzt kein Quickie, weil wir 24 Stunden ausharren müssen, aber wir sind ja flexibel - zumindest hoffe ich das. Was, wenn er Klaustrophobie hat? Ob ich das vorab fragen soll? Mache ich mal.

 

1. Frage) Was würdest du machen, bzw. wie würdest du dich fühlen, wenn du 24 Stunden mit dir unbekannten Protas in einem Raum eingesperrt bist und nicht hinauskannst?

 

Wie, was wenn, würde? Ich tue es bereits seit geraumer Zeit, ich kämpfe um mein Leben. Entschuldige übrigens, dass ich dich mit einer Phil’schen Wort-Kreation verwechselt habe!

 

Nein, die einzig spontane und mögliche Antwort ist natürlich: Wenn ich 24 Stunden mit Protas eingesperrt wäre, würde ich ihnen Kontra geben! Cora, wie kann ich mir eigentlich sicher sein, dass nicht auch du nur ein Prota bist? Gut du wärst dann eine Protante oder ein Protein, aber wie kann ich mir sicher sein?

 

Vielleicht bin ja auch ich nur ein Prota? Ein Prota dieser sogenannten Cora. Und Cora ein Prota dieses mysteriösen Phils. Und Phil selbst ein Prota von ... Und überhaupt klingt BookRix verdächtig nach Matrix ...

 

Hilfe! Ich bin schon ganz starr, holt mich hier raus ...

 

 

Liebe Leser oder zukünftige Interviewpartner,

es tut mir natürlich leid, dass Zero jetzt dieses Unglück widerfahren ist, aber passieren kann ihm nichts.

Die Wände sind gut gepolstert, keine Stoßkanten und so, alles TÜV-geprüft. Auch die Belüftung sollte funktionieren - und wenn nicht, reicht die Luft für 24 Stunden locker aus. Außerdem hat er noch Wasser und Kekse. Sollte reichen, um den größten Hunger zu stillen. Ich habe es wesentlich besser. Im Kühlschrank steht gut temperierter Federweißer. Ich liebe dieses Zeug, kippe mir einen ordentlichen Humpen voll, und hau mir erst mal einen Flammkuchen in den Ofen. Lecker! Vielleicht noch einen gemischten Salat? Ich habe ja Zeit. Dazu noch ein, zwei Kerzen auf den Tisch und ein gutes Buch … habe ich was vergessen? Ach ja, Zero.

 

2. Frage) Welches Gemüse wärst du am liebsten?

 

Gedankensalat!

 

Da fällt mir ein, eine meiner ersten Langspielplatten, die ich käuflich erworben habe, war doch tatsächlich Brain Salad Surgery von ELP. Und der Track Karn Evil 9 handelte von einem Computer, der sich gegen seinen Schöpfer erhob. Der Mensch musste scheitern, weil er nicht perfekt war ...

 

Überhaupt, von wegen Kekse. Die hat Cora doch selber aufgefuttert, bevor sie gegangen ist ... Mir hat sie nur ein paar läppische Chips gelassen und meine Fingernägel.

 

Sitz ich hier halt bei Wasser und Not. Apropos Wasser, gibts hier eigentlich ein Klo? Oder ein ruhiges Eck?

 

 

Aber klar! Rechts hinter dir ist ein kleiner Flur. Dem folgen, dann findest du das stille Örtchen. Genau gegenüber hängt der Defibrillator, also nur, für den Fall der Fälle …! In dem Schrank darunter findest du auch Bettwäsche und ... ähm … das Sofa, auf dem du gerade sitzt, kann man ausziehen. Die Kekse waren auch echt lecker! Keine Ahnung, wer die gekauft hat. Tolle Marke, die ich mir unbedingt merken muss. Die Chips sind aber auch nicht schlecht, tröste dich! Meinen Flammkuchen habe ich restlos verspeist und vom Federweißen ist nur noch eine Flasche übrig. Die werde ich mir gleich mal zu Gemüte führen, muss ja nicht mehr fahren ...! Hat doch was für sich, hier eingesperrt zu sein, findest du nicht?

 

Frage 3) Positives Denken! Liegt dir das?

 

In der Zwischenzeit nehme ich mir die Schokotorte aus dem Kühlschrank. Sieht echt klasse aus! Und … die ist sogar für mich! „Viel Erfolg bei deinem 5. Interview!“ Ist das nicht süß? Tja, wenn Cheffe wüsste, was ich hier so anstelle …! Wie kann ich das verheimlichen? Wäre ja schön, wenn ich irgendwie aus dieser Nummer wieder rauskäme …!

Es denkt sich bestimmt besser nach der Torte, die ich großzügig anschneide. Ich sollte mir noch was für morgen früh aufheben, 24 Stunden sind eine lange Zeit. Wo ist Zero? Der kommt gar nicht wieder … muss ich mir Sorgen machen? Ach was, ist ja ein Kerl! Ich glaube, ein Stück gönne ich mir noch.

 

 

Ruhig war sie ja die Ecke, aber von wegen gut gepolstert. Na, wenigstens bin ich jetzt erleichtert. Sonst noch Fragen?

 

 

Sicher! Wir sind ja erst bei

Frage 4) (… und haben noch 22 Stunden Zeit …)

Wenn du dir eine zusätzliche Begabung aussuchen dürftest, was wäre das?

 

 

So, war noch schnell eine Runde defibrillieren, jetzt bin ich wieder voller Energie. Habe vorher Frage 3 übersehen. Die Antwort: Ja, ich stehe auf positives Denken, es sollte mir nur öfters gelingen.

Frage 4: Ich wäre so richtig gerne genial musikalisch.

Cora, warte bitte noch kurz mit der nächsten Frage! Ich hol mir nur schnell den Defibrillator und setz mich drauf, ich glaub, das bringt’s dann voll ...

 

 

Musik finde ich auch nicht schlecht ... ich könnte für musikalische Untermalung sorgen und lege eine CD von Dead can Dance in die Anlage ...

Welches Instrument würdest du denn gerne beherrschen? (Als Zusatz von Frage 4.)

 

Frage 5)

Welche Serien siehst du gerne und an welcher davon würdest du dich beim Schreiben orientieren?

 

 

Trompete.

Frage 5: House of Cards, Lost

An Lost könnte ich mich orientieren wollen.

 

 

Ich fühle mich auch ein wenig „lost“, obwohl es in unserer Küche sehr gemütlich ist. Vielleicht habe ich mich auch überfressen oder zu viel Federweißen in mich hinein gekippt. Auf jeden Fall steht die Tür offen, die eben noch verschlossen war und ein leichter Windstoß löscht zwei Kerzen. Der Alarm steht immer noch auf rot, zeigt auch keine Fehlermeldung. Mir ist ziemlich mulmig zumute, hoffe mal, dass Zero meine Unsicherheit nicht merkt und natürlich, dass bei ihm alles in Ordnung ist ...

 

Frage 6) Wenn du einen Wunsch frei hättest, welcher wäre das?

 

 

Dass du endlich diese Dead can Dance abstellst. Leg lieber was von Arvo Pärt auf, da hab ich gestern was im Radio gehört, das interessiert mich jetzt gerade brennend.

Nein, zuerst wünsche ich mir unendlich viele Wünsche und dann wünsche ich mir, dass du Dead can Dance abstellst.

 

Jetzt!

 

Jetzt?

 

 

Die CD lässt sich nicht mehr ausschalten … so sehr ich auch drücke, die Anlage reagiert nicht mehr. Ich bin nicht allein in diesem Raum, kann aber noch keine Gestalt ausmachen.

Phils Protas sind eigentlich immer ganz geschmeidig, selbst Mephisto gibt sich zu erkennen, aber hier ist es anders, unheimlich. Vielleicht ist Zero doch nicht alleine angereist und hat irgendwen mitgebracht, der dieses ganze Chaos hier verursacht hat...!

 

Frage 7) Welchem deiner Protas hast du am meisten Leid und Unrecht zugefügt? Welcher könnte sich an dir rächen wollen?

 

 

Jetzt?

Ach, bis auf ein paar Weltuntergänge hab ich noch nichts Gröberes angestellt …

Aber könntest du dich jetzt bitte ein bisschen beeilen, ich muss noch meine unendlich vielen Wünsche aufarbeiten?

 

Du hast Recht, jetzt rieche ich es auch. Und ich hoffe, dieser Gestank wird niemals Gestalt annehmen ...

 

Da fällt mir ein, Godzilla könnte noch ein Hündchen mit mir zu rupfen haben. Habe neulich launig von mir gegeben: „Wenn man tatsächlich aus Schaden klug wird, müsste Godzilla eine Intelligenzbestie sein.“ Vielleicht nimmt er mir das übel, hat mich verfolgt und sich hier eingeschlichen?

 

 

Ein Teil meiner Erinnerung fehlt. Vermutlich habe ich in der Zwischenzeit so eine Art Schock erlitten. Als ich wieder zu mir komme, sitzt Godzilla auf dem Küchentisch und futtert den Rest meiner Schokotorte. Was ist das für ein Tisch, frage ich mich - wieso hält der so einen Brocken aus? Und wieso isst dieses Urviech meinen Kuchen ganz gesittet mit einer Kuchengabel? Fragen über Fragen … dabei kann ich nur noch 3 stellen! Ich biete Godzilla den Rest von meinem Federweißen an und schenke ihm ein Glas davon ein, doch er bevorzugt die Flasche und leert sie in einem Zug.

Gutes Zeug“, murmelt er und schaut mir in die Augen. „Deine Fragen taugen nichts, ich übernehme mal Regie …!“ Ich nicke zustimmend, zeige ihm den Computer, doch er winkt ab. „Kenne ich alles schon! Komme ja nicht aus dem Urwald, sondern aus Hollywood. Da sind wir schon viel weiter als ihr hier.“

 

Frage 8) Wie hast du deine Protagonisten nach deinem eventuellen Dahinscheiden abgesichert? Gibt es ein entsprechendes Testament?

 

Ja, eine Patientenverfügung, die werden alle zusammen mit mir dem Feuer übergeben, dann zu Diamanten gepresst und anschließend in den Weltraum geschossen ...

 

 

So fiese bist du immer! Aber damit ist jetzt Schluss! Wir haben hier die volle Kontrolle! Ich, Godzilla, halte hier die Tasten in der Hand und mein Kumpel, der Weltuntergang, sitzt längst neben dir! Zu deiner Info: Ich bin zum Vorsitzenden der FFP (Gewerkschaft: Freiheit für Protagonisten) gewählt worden und fordere dich jetzt auf, uns unsere Rechte zu gewähren. Also, wir möchten: Mehr Freiheit, und eigene Kreativität, Mitsprache bei den Handlungssträngen! Außerdem brauchen wir eine bessere Pflege, Respekt und eine Gehaltserhöhung! Weiterhin möchten wir geregelte Arbeitszeiten, eine 40 Stunden Woche und mindesten 2 Tage frei.

Frage 9) Unterschreibst du die Betriebsvereinbarung?

 

Na, sag ich doch, die reinste Intelligenzbestie! Aber der Klügere gibt nach und daher unterschreibe ich das natürlich nicht. Laut Dr. Dr. Mag. Prof. Marie Freifrau Ebner von Eschenbach beherrscht damit leider die Dummheit die Welt, aber darum kann sich ja Kumpel Weltuntergang dann kümmern ...

 

 

Hallo, hallo! Ich würde gerne mal intervenieren! Mindestlohn ist heute Pflicht und eine Ehrensache, oder nicht? Ich habe erst letzte Woche 100 % auf meinen 0,00 € Job bekommen! Ich finde, du könntest etwas großzügiger sein.

 

Frage 10) Beende den Satz: Diplomatie ist ...

 

Keine Krankheit!

 

… außer man leidet am diploralen Syndrom ...

 

 

Godzilla wird richtig sauer und drückt irgendwelche Knöpfe beim Alarmsystem …

Tatsächlich! Er hat das Sicherheitssystem irgendwie ausgetrickst und alle Türen entriegelt! Er ist: Ein echtes Genie! (Natürlich bin ich unverzüglich in die Gewerkschaft eingetreten, denn solche Protas übernehmen kinderleicht das Regime - und vielleicht bringen DIE dann bald ihre Autoren mit … Wer weiß … und ich will ja vorbereitet sein ... :-)

Dem Weltuntergang habe ich zwei Flaschen Wermut in die Hand gedrückt und ihn auf später vertröstet. Godzilla schleppt Zero irgendwie mit … hm … sieht nicht so herzlich aus, aber ich hoffe, die raufen sich wieder zusammen. Zero? Viel Glück Zero!

Hab vielen Dank für das aufregende Interview!

 

 

Liebe Cora, danke für das sehr vergnügliche und äußerst kurzweilige Interview!

Ich habe es hier wirklich sehr genossen in diesem gemütlichen Ambiente und in entspannter Atmosphäre aus der Schule zu plaudern. Ich habe mich so richtig verstanden gefühlt. Danke auch dafür, dass du so liebevoll für mein leibliches Wohl gesorgt, ja mich richtiggehend verwöhnt hast. Ich werde diese einmalige Erfahrung bestimmt nie wieder vergessen und dich immer in bester Erinnerung behalten!

(Achtung! Achtung! An alle künftigen Interviewpartner von Cora! Wenn es irgendwie geht, lasst euch ja nicht auf so ein Interview mit Cora ein! Es ist die reinste Tortur. Eine geistige und körperliche Folter. Ihr werdet gefressen, durchgekaut und wieder ausgespuckt. Danach ist nichts mehr dasselbe wie zuvor! Wenn sich das Interview überhaupt nicht verhindern lässt, bringt eine Wochenration Lebensmittel, Wasser, Taschentücher und vor allem Klopapier mit! Verbandszeug und Schmerztabletten nicht vergessen! Stellt euch dumm, ihr werdet sowieso der Lächerlichkeit preisgegeben. Wenn sonst gar nichts mehr hilft, stellt euch tot, dann habt ihr vielleicht eine geringe Chance das hier zu überleben. Und bringt niemals, unter keinen Umständen, auf keinen Fall irgendwelche Protas mit!)

 

 

Zero Umami

https://www.bookrix.de/-amd0cca73d5d555/

 

Zero Umami bei Fb

https://m.facebook.com/Zero-Umami-513057882485278/

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Impressum

Texte: Autorenpresse KG-Gruppe
Cover: Phil Humor
Lektorat: Phil Humor
Tag der Veröffentlichung: 10.11.2018

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